Schlechte Freundin? Familienbande?

Es ist mir sehr schwer gefallen, einen Titel zu formulieren, aber mich beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, ob ich eine schlechte Freundin (geworden) bin. Oder anders gefragt: Wie andere das so machen mit den sozialen Kontakten zu Familie und Freunden? Ich fühle mich zunehmend gehetzt und habe das Gefühl, niemanden gerecht werden zu können...

Ich bin Mitte 30 und habe mit meinem Mann 2 kleine Kinder (2 und 5). Wir sind vor einigen Jahren in seine Heimatstadt gezogen. Meine große Familie habe ich "zurückgelassen" in 300km Entfernung - ebenso wie meine 4 besten Freundinnen in allen Himmelsrichtungen...

Ich hatte eigentlich nie wirklich viele enge Freunde, aber viele nette Bekanntschaften und Kollegen (kein privater Kontakt aber im Job freundschaftlich). Diese Freunde kommen aus verschiedenen "Ecken", also die Freundschaften sind in verschiedenen Lebensphasen entstanden (Schule, Studium, erster Job). In unserem neuen Wohnort hat sich noch keine enge Freundschaft ergeben, jedoch nette Bekanntschaften - durch die Kinder im gleichen Alter sehen wir uns ca. einmal wöchentlich. Mit meinen engen Freunden bleibt oft nur telefonieren, wir sehen uns ca. alle 2-4 Monate. Ich schaffe einfach nicht häufiger. Die Freunde kennen sich untereinander nicht, daher gibt es keine gemeinsamen Treffen. Dann ist da ja auch noch meine Familie. Ich habe eine innige Beziehung zu meinen Eltern und Großeltern, meinem Bruder und meiner Tante (4 Haushalte). Wir sehen uns sehr regelmäßig, alle 2-4 Wochen. Meist dann auch übers Wochenende oder ein paar Tage. Nicht immer alle zusammen, eher abwechselnd - am häufigsten meine Eltern.

Ich bin dadurch gefühlt ständig unterwegs oder habe Besuch. Nichts funktioniert spontan, alle Treffen werden meist langfristig geplant. Aber es bleibt so wenig Zeit für den Einzelnen. Da bei meiner Familie auch die Kinder versorgt und glücklich sind, bin ich häufig dort. Ich brauche die Ruhe und "Heimat" aber auch dringend...

Nun hat mir eine Freundin die Freundschaft gekündigt (ja, richtig drastischer Kontaktabbruch), weil ich zu wenig Zeit habe. Ich wäre zwar im Notfall immer da, die geplanten Treffen sind schön aber dazwischen fehlt die Freundschaft. Das ist natürlich wahr: Ich würde im Notfall immer sofort losfahren, wenn meine Freunde Probleme ("Not") haben, aber zwischendurch müssen Telefonate reichen bis zum nächsten Treffen.
Tatsächlich ist der Kontaktabbruch gerade fast eine Erleichterung, da ich einer Person weniger gerecht werden muss. Ich trauere der Freundschaft dennoch hinterher und habe die Befürchtung, dass auch meine anderen Freunde / Familie das als zu wenig empfinden könnte, was ich gebe...

Daher würde ich einfach mal gern hören, wie oft ihr Familie und Freunde seht? Wie und wie oft verbringt ihr wertvolle Zeit miteinander?

2

Hallo

Do sieht die Realität mit Familie halt leoftr aus. Ich finde dieses offizielle Freundschaft kündigen total albern.
In der Phase zum Beispiel mit Baby, wenn bestimmte Freunde (noch) keine Kinder haben ist halt vieles nicht kompatibel. Aber die Zeiten ändern sich auch wieder. Kinder werden größer, Job entspannter etc.
Ich denke so eine Phase sollte eine Freundschaft u vor allem eine erwachsene gestandene Person aushalten.
Ich habe wirklich sehr gute Freundinnen (seit der Schulzeit ) die ich teilweise nur 1-2 mal im Jahr sehe, weil es eben bei uns 3 nicht anders möglich ist. Wenn was ansteht, stehen wir natürlich immer parat! Haben aber alle Verständnis für die Lebensumstände .
Es ist halt nicht mehr wie in Schul-/ Studienzeiten wo man tun u lassen kann wir es einem passt, weil man keine Rücksicht nehmen muss.

1

Ich lebe schon lange im Ausland, so sehe ich meinen Vater einmal im Jahr (jetzt wegen corona seit über 2 Jahren nicht) und Freunde von früher nur wenn wir mal zu Besuch in Deutschland sind.
Man kann sich nicht zerreißen, ich lebe hier und konzentriere mich auf Leute und Leben hier.

3

Also zunächst finde ich es höchst befremdlich, dass in dem Alter eine Freundschaft offiziell gekündigt wird, weil zu wenig Zeit ist, das scheint mir kindisch. Da sagt man höchstens „voll schade, dass wir uns so selten sehen“, aber eine Freundschaft kündigen?

Unsere Freunde sind auch verstreut, die besten Freunde meines Mannes wohnen 4 Autostunden weg, meine 3 Stunden. Hier im Wohnort haben wir mittlerweile ein Pool von ziemlich guten Freunden, 2 Paare, und 2-3 gute Bekannte. Unsere besten Freunde sehen wir leider nur 4-5 Mal im Jahr, klar läuft der Alltag ohne sie, aber sie sind uns jeweils heilig. Mein Mann kennt seine seit dem Kindergarten, ich meine seit der Grundschule. Das waren auch unsere Trauzeugen, auch als Erwachsene haben wir etwa 10 Jahre in derselben Stadt gewohnt, da hab ich meine Mädels mindestens einmal die Woche gesehen. Mittlerweile haben wir alle Kinder und wohnen wie gesagt in anderen Städten, also 4-5 Mal im Jahr und gut gepflegte WhatsApp-Gruppen, 1 Mal im Monat längeres Telefonat von etwa 1-2 Stunden. Wenn etwas Großes passiert, erfahren sie es als erste. Besuche immer gleich übers Wochenende mit Übernachten.
Hier im Ort mit einem Paar sehr gut befreundet, wir treffen uns fast jede Woche, grillen oder mit den Kids einen Ausflug, haben Kinder im ähnlichen Alter. Das andere Paar hat ältere Kinder, die sehen wir alle 1-2 Monate und es ist trotzdem sehr nett, ich kenne sie auch noch aus der Schule, mein Mann hat sie durch mich kennengelernt. Die guten Bekannten wie es sich ergibt.

4

Eine Freundschaft mit einem "Knall" zu beenden, ist merkwürdig.

Dass sich Freundschaften ein bisschen verlaufen mit der Entfernung, das ist doch normal. Solange man im Kontakt bleiben und ein offenes Ohr behält, kann die Freundschaft bestehen bleiben, auch wenn sie sich in der Kontakthäufigkeit verändert.

Ich denke, da steckt etwas anderes dahinter.

5

Das tut mir leid für dich, dass deine Freundin dich so behandelt. Hat sie Kinder?

Es ist doch völlig normal, dass sich das komplette Leben ändert, wenn man Kinder hat. Man kann eben nicht mehr jeden Tag so gestalten, als wäre man kinderlos.

Meist fällt es denen schwer das zu akzeptieren und respektieren, die eben keine Kinder haben.

Mach dich nicht schlechter als du bist. Du sagst ja selbst, du wärst im Notfall immer da, und das ist mir bspw. sehr wichtig in einer Freundschaft. Ich habe sehr viele Freunde würde ich behaupten, aber manchmal höre ich von denen auch wochenlang nichts bzw. die umgekehrt von mir nichts. Aber wenn man dann wieder mehr Kontakt hat ist es eben wie früher, es ist eine innige Verbindung.

Meine engsten Freunde, die für mich wie Familie sind, sehe ich meistens einmal die Woche. Mehr Zeit habe ich auch nicht, und ich hab keine Kinder. Das reicht uns aber allen.

Versuch das Abzuhaken und konzentriere dich auf die, die verständnisvoll sind und dein Leben akzeptieren. Vllt. hilft es auch, klar zu kommunizieren, dass du dich eben nicht so oft melden und treffen kannst wie du gerne wollen würdest aufgrund deines normalen Alltags mit Kindern/Familie.

Alles Gute 🍀

6

Hi,

auch ich finde das Verhalten deiner Freundin kindisch oder teeniemäßig. Vielleicht kriegt sie sich ja wieder ein.
Wir haben in unserem Freundeskreis früh geheiratet, sind oft umgezogen und haben früh unsere Kinder bekommen. Auch hier haben sich die Freundschaften sehr verändert....die ein oder andere ist eingeschlafen. Durch die vielen Umzüge blieb nur mit 2 Freundinnen von früher (Schule, Heimat) der Kontakt bestehen. Die eine sehe alle 1-2 Jahre mal und wir telefonieren 2-3 mal im Jahr. Die andere sehe ich noch halbwegs regelmäßig so 2-3 mal im Jahr und wir telefonieren auch. Aus dem Studium habe ich auch nur noch zu einer Kontakt. Aber das ist voll ok für mich. Bis vor einem Jahr waren alle 3 kinderlos. Nun haben zwei von ihnen Babys....unsere Kinder sind schon 8 und 10 Jahre alt.

Mit der Freundin aus der Jugend gab es auch immer mal Schwierigkeiten. Sie hatte bspw. als ich studiert habe, an den Heimfahrwochenenden immer mein komplettes Wochenende verplant. Da hatten wir ziemlich Streit, da ich ja auch mal Zeit mit meiner Familie verbinden wollte. Zu unserer standesamtichen Trauung war nur der engste Familienkreis eingeladen. Auch das konnte sie nicht verstehen und war ziemlich lange böse auf mich. Aber was soll ich sagen....wir haben uns beide weiterentwickelt und seit sehr vielen Jahren unterstützen wir uns gegenseitig und haben eine top Freundschaft.
Manchmal bereinigt ein Krach auch die Spannungen.

Liebe Grüße

Isabel

7

Eine meiner besten Freundinnen hatte jahrelang keine Zeit mehr, als sie Kinder bekam. Das war sehr schade.

Dennoch sind wir heute immernoch befreundet. Sie hat 4 Kinder und ich 2.

Wir treffen uns sehr selten, aber wenn, dann ist alles wie früher... echt schön.

Eine andere Freundin hat mittlerweile ein Baby. Seither haben wir uns nur 2 mal getroffen.
Aber auch hier habe ich Verständnis und freue mich schon aufs nächste Treffen.

Einige Freundschaften gingen auseinander, seit wir selbst Kinder haben. Oder teils aus anderen Gründen.

Ich finde es viel wichtiger, sich auf jemanden verlassen zu können, als sich ständig zu treffen.

Meine Freundschaften sind mir wichtiger als meine oberflächlichen Bekanntschaften, die oft mehr Zeit haben.