Mein gelassener Mann und unsere vierzehnjährige Tochter

Guten Morgen,

ich hatte gestern schon einen Beitrag verfasst: Unsere vierzehnjährige Tochter hat Silvester bei einem Jungen verbracht, obwohl abgesprochen war, dass sie bei einer Freundin schläft.

Ich habe sie gestern Abend darauf angesprochen. Ich war ganz ruhig und habe mir vorher zurechtgelegt, was ich sagen möchte, weil sie aktuell viel als Angriff interpretiert.

Ich meinte dann: “Ich weiß, dass du bei X geschlafen hast. An sich finde ich das nicht schlimm. Ich finde es nur wichtig, dass du uns Bescheid sagst.”

Sie hat sich dann aufgeregt, ich sei ein Kontrollfreak und das ginge mich nichts an.

Und mein Mann saß daneben und hat ihr bestätigend zugenickt. Danke.

Als ich ihn anschließend darauf angesprochen habe, meinte er, sie habe schon recht und wir müssten ihr einfach vertrauen.

Generell spielt er immer den gelassenen und begeisterten Papa. Das erinnert mich ein wenig an die Trotzphase, als er jedes Mal nachgegeben hat, als sie gequengelt hat und wir dann wie Good Cop / Bad Cop waren.

Es hat sich dann reguliert. Wir hatten beide ein sehr gutes Verhältnis zu unserer Tochter. Aber seit einem halben Jahr haben wir wieder diese alte Rollenverteilung.

Im letzten Jahr hat unsere Tochter all ihre Hobbys (Querflöte, Leichtathletik, Schwimmen) nacheinander aufgegeben. Sie hat dann zwei Nebenjobs angefangen und beide innerhalb kürzester Zeit wieder gekündigt.

Auf Rückfragen meinerseits, keine Kritik, sondern einfach nur “Bist du sicher?”, “Warum denn?”, “Möchtest du es dir nicht noch mal überlegen?” reagiert sie allergisch.

Sie hat dann ihre Querflöte weit unter Marktpreis spontan verkauft. Und als ich mich darüber aufgeregt habe, sagte mein Mann nur vor unserer Tochter: “Ist ja nicht schlimm. Sie braucht sie halt nicht mehr.”

Es fühlt sich gerade so an, als seien die beiden befreundet und ich die böse Hexe. Dabei empfinde ich mich nicht mal als besonders streng. Im Vergleich zu meinem Mann bin ich es wohl schon.

Er steckt ihr auch ständig Geld zu, wenn sie mit dem Taschengeld nicht hinkommt. Ich finde das sehr unpädagogisch. Wenn ich ihm sage, dass sie so nicht lernen wird, mit Geld umzugehen, erwidert er, das würde sie schon noch zu gegebener Zeit.

Muss ich das wirklich alles so hinnehmen? Sollte ich einfach gelassener werden?

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Ich halte deinen Mann für zu locker. Bei einer Vierzehnjährigen muss man wissen, wo sie schläft. Das ist nicht ok und dann könnte sie halt nirgends schlafen bis das Vertrauen nicht wieder da ist. Das hat nichts mit Kontrollfreak zu tun, ihr seit ihre Eltern und tragt die Verantwortung.
Ich habe auch Querflöte gespielt. Meine Eltern haben sie mir bezahlt. Sie war sehr teuer und da würde ich definitiv ein Problem damit haben, wenn sie sie einfach wieder verkauft.
Zum Grundsätzlichen: Es ist überhaupt nicht gut, wenn ihr als Eltern nicht auf der gleichen Seite steht (vor dem Kind, hinterher kann man sich darüber unterhalten). Sie wird euch gegeneinander ausspielen. Für mich klingt es so als wäre dein Mann lieber ihr Kumpel und nicht ihr Vater. Aber er ist nunmal der Vater und da macht man sich auch mal unbeliebt.
Ich käme damit nicht klar und du solltest dringend mit deinem Mann sprechen, dass es so nicht geht. Ihr müsst euch auf Regeln verständigen und auch festhalten, dass keiner dem anderen vor dem Kind in den Rücken fällt.
Meine Mutter war weniger streng als mein Vater. Vor mir hat sie aber nichts gesagt. Hinterher hat sie das erst mit ihm besprochen. Mein Mann und ich machen es genauso (unser Sohn ist noch in der Trotzphase).

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Oh man: "Ihr seid..." natürlich 🤦‍♀️

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“Es ist überhaupt nicht gut, wenn ihr als Eltern nicht auf der gleichen Seite steht (vor dem Kind, hinterher kann man sich darüber unterhalten). Sie wird euch gegeneinander ausspielen. Für mich klingt es so als wäre dein Mann lieber ihr Kumpel und nicht ihr Vater.”

Danke. Ich sehe das genau so. Mein Mann leider nicht. Er versteht nicht, warum er meine Linie fahren soll. Eine gemeinsame Linie würde laut ihm auf meine Linie hinauslaufen.

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Ich finde es geht dich sehr wohl was an, wo deine 14jährige Tochter die Nacht verbringt!
Meine Tochter dürfte nach so einem Spruch erstmal überhaupt nicht mehr wo anders übernachten.

Wenn dein Mann denkt, dass er der coole Papa ist und du die böse, dann halte dich doch mal komplett raus… Lass ihn doch alles machen und entscheiden.

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Danke für deine Antwort. Würde ich mich komplett raushalten, würde einfach alles abgenickt werden und das geht ja auch nicht.

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Ich würde auch wissen wollen wo unsere Tochter in dem Alter schläft, das hat nichts mit Kontrollzwang zu tun.

Ich sehe es ehrlich gesagt so dass dein Mann da der coole Freund sein will und Du als Respektsperson.
Warum nicht ihr beide als Eltern, die an einer gegenseitigen respektvollen Beziehung interessiert sind?
Klar müssen regeln aufgestellt werden, aber wenn ich da von oben herab um Respekt schreie bringt es niemandem was.

Und wenn ich lese wie immer noch von der Trotzphase geredet und diese als solche verstanden wird wundert mich der Umgang im Teenageralter nicht.
Wenn ich davon ausgehe, dass ein Kleinkind manipulieren kann, dann wundert es mich nicht, dass man im Teenageralter mit voller Stränge das Kind zurecht biegen will und es dann - oh Wunder - nicht funktioniert.

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Warum findest du, dass ich von oben herab mit ihr umgehe? Natürlich bin ich an einer respektvollen Beziehung zu unserer Tochter interessiert.

Das Beispiel mit der Trotzphase (Ich hätte auch “die Phase im Kleinkindalter, als unsere Tochter gelegentlich Wutausbrüche hatte, weil sie noch nicht in der Lage war, mit ihren Emotionen umzugehen” schreiben können), habe ich angeführt, um einen Einblick in die bisherige Beziehung zu geben.

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“ Wenn ich davon ausgehe, dass ein Kleinkind manipulieren kann, dann wundert es mich nicht, dass man im Teenageralter mit voller Stränge das Kind zurecht biegen will” - Wie kommst du darauf?

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Dein Mann will scheinbar keine Konflikte mit seiner Tochter austragen. Das ist aber wichtig wenn man erwachsen wird.
Zudem fällt er dabei noch dir in den Rücken.... das würde ich nicht akzeptieren wollen und wäre auch hier ein echtes Problem.

Eine 14 jährige sollte meiner Meinung nach noch nicht über Nacht bei einem Jungen bleiben, den keiner von euch offensichtlich kennt. Dein Mann sollte euer Kind besser beschützen vor falschen Entscheidungen und nicht in einer Komplizenrolle verfallen.

Du hast also Recht in allem was du sagst

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Danke für deine Antwort. Ich hätte nicht mal ein Problem damit, wenn sie bei einem Jungen übernachtet. Dass wir ihn nicht kennen, finde ich nicht toll, ist aber auch kein Ausschlusskriterium. Doch ich möchte wenigstens wissen, wo unsere Tochter steckt.

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Guten Morgen.

Meine Kinder sind noch klein...
Doch ich würde an deiner Stelle nicht anders handeln. Du klingst für mich auch nicht streng.
Und ich finde es schrecklich von deinem Mann sich als den Guten hinzustellen.

Meine Mama war auch immer sehr locker. Aber als meine Schwester so eine Übernachtungssache wie deine Tochter abgezogen hat war sie bitter böse.
Nicht weil sie bei einem Jungen geschlafen hat sondern weil sie meine Mutter angelogen hat.
Hätte sie ihr gesagt :"Mama,ich schlaf heute beim Fritz,der wohnt da und da." wäre es gut gewesen.
So wie bei dir auch,so wie das klingt.
Es geht einfach ums Vertrauen.

Und auch das mit dem Taschengeld finde ich nicht gut. Wenn es mal knapp wird ok... Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber für gewöhnlich würde ich schon erwarten das mein 14-Jähriges Kind sich sein Geld auch was einteilen kann.
Das teure Instrument verschachern geht auch gar nicht.

Ich würde da ein ernstes Wort mit meinem Mann reden. Er ist ihr Vater und nicht ihr Kumpel.

LG

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Danke!

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Ich habe keine wirkliche Lösung, da dein Mann sehr uneinsichtig zu sein scheint. Er will nichts ändern und ist lieber der Kumpel eurer Tochter als auch mal einen Konflikt auszutragen. Ich verstehe, dass dich das stört.

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Dankeschön

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Es wird Zeit, dass du und dein Mann ein Gespräch führt. Ansonsten wird euch die Tochter gegeneinander auspielen, was jetzt auch passiert. Und wenn meine 14jährige auf die Tatsache, dass sie nicht Bescheid sagt, wo ist ist und mich als Kontrollfreak bezeichnet, hätte das Gör links und rechts eine gefangen.

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Das Problem ist, dass unsere Gespräche nicht ergiebig sind und mein Mann darauf beharrt, ich müsse gelassener werden und er würde keine gemeinsame Linie fahren, weil das dann nur meine Linie wäre.

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Echt, du würdest dein "Gör" schlagen, wenn es nicht so läuft, wie du das möchtest?
Ist sicherlich optimal für die weitere Beziehung!

Manchmal frag ich mich echt.....

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Bei einem 14 jährigen Kind stehen die Eltern in der Verantwortung. Es ist ihre gesetzliche Pflicht zu wissen wo das Kind übernachtet.
Eine 14 jährige ist NICHT in dem Umfang geschäftsfähig, dass sie ohne elterliche Zustimmung ein teures Musikinstrument verkaufen darf.

Dein Mann ist nicht "gelassen", er kommt seiner elterlichen Pflicht nicht nach!

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Sehe ich auch so.

Dieser Vater stiehlt sich aus seiner Verantwortung und macht es sich supereinfach.
Das ist kein erwachsenes Verhalten.

Und gerade für Töchter ist es wichtig, Väter zu haben, die einen klaren Standpunkt beziehen und Ansagen machen.

Die brauchen keinen weiteren Kumpel, der auch Freund sein möchte.

Vater zu sein, bedeutet eben auch sich, wenn es sein muss, unbeliebt zu machen und derjenige so sein, der klare Grenzen setzt. Der Tochter, deren Freunde.

Er kann sich zwar anders positionieren als Du, andere Meinung haben, vertreten.

Aber grundsätzlich sollte er seiner Tochter als erwachsene Orientierung und verantwortungsvoller, zugewandter Vater zur Seite stehen.

Und das tut er aktuell so ja nicht wirklich. Er geht den bequemsten Weg, wo er sich nicht wirklich einbringen muss und die negativen Konsequenzen das Kind alleine tragen lässt.

Grundsätzlich hätte er ja schon erkennen können, dass das Kind sich selbst finanziell schädigt, wenn sie heute ihr Instrument billigst verscherbelt und müsste das so zum Ausdruck bringen.

grundsätzlich müsste ihm klar sein, seine 14jährige Tochter könnte aktuell ja auch schon vergewaltigt vor ihm stehen und jetzt über Abtreibung als Folge dieser Nacht bei jenem Jungen nachdenken müssen.

Ist halt riskant 14jährige so voll umfänglich alles alleine entscheiden zu lassen. Hat öfter mal negative Konsequenzen und sie können manche Risiken eben auch noch nicht wirklich überblicken und treffen pubertäre, unreife Entscheidungen.

Eine 14jährige braucht halt noch Eltern, die die Verantwortung übernehmen und ihr deutlich machen, was problematisch ist und wie man sich besser entscheiden könnte.

Gerade weil diese 14jährige momentan alles mögliche inkonsequent bzw. eben zu irhem Nachteil regelt, kann er als Vater sich nicht aus der Verantwortung nehmen. Nicht alle miesen Erfahrungen und mäglichen Fehlerwollen am eigenen Leib gemacht werden, um dann zu wissen, das war negativ und ist dumm gelaufen.

Väter sollten ihre Töchter vor Schaden bewahren und vor der eigenen Naivität schützen. Das ist wichtig und seine Aufgabe als Vater. Der soll er sich stellen!

Manchmal klappt das nicht, Aber, noch ist sie 14 udn muss weder alles dürfen noch alles dürfen noch alles alleine entscheiden. Noch sitzt ihr als Eltern am längeren Hebel und seid in der Pflicht.

In ein paar Jahren ist sie wirklich erwachsen. Dann könnt ihr nur noch beraten und sie darf eigenverantwortlich ihr Ding voll durchziehen. Aber aktuell ist es noch nicht so weit und aktuell habt ihr noch Erziehungsauftrag! Er auch, nicht nur Du! Und deswegen ist er als Vater eben auch noch mehr gefordert und sollte sich daher mehr und anders einbringen, als er es aktuell tut!

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Ich finde 'an einem Strang ziehen' prinzipiell gut, allerdings muss man - wenn man schon aus der Vergangenheit weiss, dass der Partner oft eine andere Sichtweise hat - vorher klären, welcher Strang das ist. Du hast Dir zwar zurecht gelegt, was Du Deiner Tochter sagen wolltest, aber hast Du das mit Deinem Mann besprochen? Welche Probleme Du darin siehst, wenn Deine Tochter falsche Angaben zu ihrem nächtlichem Aufenthaltsort macht, was Deine Bedenken und Ängste sind?

Grüsse
BiDi

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Ja, aber er war dagegen, es überhaupt anzusprechen. Ich hätte wahrscheinlich einfach alleine mit ihr reden sollen. Aber vielleicht hätte das auch keinen Unterschied gemacht.