Strenge Erziehung und veraltete Ansichten

Hallo zusammen,

mir ist gerade mal wieder, sei es in der Verwandtschaft, angeheirateten Verwandtschaft, Bekanntenkreis, aufgefallen, dass leider doch noch sehr viele Eltern veraltete Ansichten haben und einen sehr strengen Erziehungsstil pflegen, um es kurzum beschreiben zu können.

Einige Beispiele hierfür wären, der Teller muss komplett leer gegessen werden, ggf. Unter Androhung von Strafen oder im schlimmsten Falle, das Essen wird dem Kind reingestopft, was ich als Misshandlung empfinde, anschreien beim Essen, wenn Kindern mal etwas runter fällt oder sie etwas verschütten.

Kind fällt hin und weint, Aussage der Eltern ist nicht schlimm, stell dich nicht so an, du Weichei etc.

Beim Trotzanfall, die Aussage, lass das Kind liegen, es muss lernen, damit klar zu kommen oder Kind verletzt sich, weil es nicht gehört hat, bist du selbst dran Schuld, hättest du mal auf die Mama gehört etc. Ich finde, ein weinendes Kind, was sich verletzt hat, gehört immer auf den Arm.

Natürlich gehören Grenzen setzen und Konsequenzen ziehen und durchsetzen zu einer Erziehung dazu und meine Große, inzwischen 2.5 Jahre alt, testet sich auch gut aus, und ich lasse ihr mit Sicherheit nicht alles durchgehen, aber alles in einem, denke ich, es sind Kinder und so manch ein Satz verletzt ihre Seele und sie können sich noch nicht dagegen wehren.

Was denkt ihr?

Ich musste das mal loswerden.

Lg Fleur mit Großer Maus (2.5) und little Baby (7 Wochen)

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Ich zitiere mal meine Oma:

"Ich hatte 5 Kinder, keines war wie das andere, jedes musste man anders behandeln".

Es kommt wirklich ganz aufs Kind an. Unser Kind ist absolut keine Dramaqueen und wenn er gefallen ist und mal weint weiß man einfach dass was ernstes ist. Ich kenne aber auch Kinder die sich durch die dauernd fürsorgenden Mütter geradezu ermuntert fühlen wegen jedem Scheiß loszuweinen, kaum unterhält sich Mama mal mit jemandem stolpert es über seine eigene Füße weint los und zack hats alle Aufmerksamkeit die es wollte. Oder heult einfach so weil es denkt dass ihm ein Pups quersitzt nur weils gerade nicht im Mittelpunkt steht. Gerade in der Schule merkt man dass viele Kinder heute zu sehr bzw falsch verstanden bedürfnisorientiert erzogen wurden. Sie sind teils nicht fähig sich in eine Gemeinschaft einzubinden weil ihre kleinen Egos so sehr gewohnt sind der Nabel der Welt zu sein und immer alles beachtet und betüttelt wurde dass ihnen wichtige sozial-emotionale Skills fehlen.
Du siehst Momentaufnahmen, hast keine Ahnung was die Familie vorher vielleicht schon anders versucht hat was vielleicht nicht geklappt hat. Bei uns wurden die Trotzanfälle erst besser als ich aufgehört habe mich wegen jedem Trotzanfall zu meinem Kind zu knien und es pädagogisch wertvoll durchbegleiten zu wollen. Ich habe es in meine Augen nur darin bestätigt dass es richtig liegt mit seinem Gefühl. Oft war es so, dass wenn ich einfach weitergegangen bin die Krokodilstränen schnell wieder weggewischt wurden und er hinterhersprang als sei nix gewesen. Aber das gilt für mein Kind.

Und bevor Du andere Erziehungen verurteilst warte doch erst mal ab wie die Ergebnisse Deiner Erziehung in 10 oder 20 Jahren gelungen sind und wie sie im Leben zurechtkommen. Ich finde es immer extrem anmaßend mit einem 2,5 jährigen Kind andere Erziehungsstile abzuwerten. Du hast ne Vorstellung wie es werden soll, aber keine Ahnung ob das was du tust auch dahin führt.

Eine befreundete Erzieherin sagt immer "Erziehung heißt die Fehler auszubügeln die man im Vorjahr gemacht hat". Da gibts kein richtig und kein falsch und selbt oder gerade gelernte Pädagogen versteifen sich nicht auf ihre eingebildete richtige Art sondern schauen eben ob de Methode hilfreich war oder ob sie es mal anders versuchen.

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Sehr tolle Antwort 👍🏻

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Und bevor Du andere Erziehungen verurteilst warte doch erst mal ab wie die Ergebnisse Deiner Erziehung in 10 oder 20 Jahren gelungen sind und wie sie im Leben zurechtkommen. 

DANKE !!! 10 Zustimmungsherzchen extra!
LG Moni

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Huhu, viele Punkte sehe ich auch negativ, die du angebracht hast.

Bei uns muss natürlich nicht aufgegessen werden, aber, wenn satt dann satt, dann auch nichts anderes. Es sei denn nach dem Probieren wird gleich gesagt dass das Essen nicht gemocht wird.
Wenn ein Kind sich verletzt wird es hier natürlich getröstet.

Aaaaaber, auch ich hab schon mal meine kleine "Trotzmaus" im Supermarkt auf dem Boden kreischen lassen.

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Grundsätzlich versuche ich derartige Erziehungsansätze auch zu vermeiden. Aber es gibt ja nicht nur schwarz und weiß.
Mein Sohn ist 5 und ja, wenn er zum 3. Mal den Becher umkippt weil er Quatsch macht, dann schimpfe ich auch. Oder wenn etwas noch extra angebissen wird und es dann heißt, "oh, bin satt". Dann bitte ich auch dieses Stück noch aufzuessen oder es gibt es eben zur nächsten Mahlzeit.
Ebenso braucht die 3 jährige Drama Queen nicht immer eine Bühne für Ihre Schauspielerei. Da höre ich schon am Weinen ob es mehr Show, oder echter Schmerz ist. Dementsprechend wird eben auch anders reagiert.

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Ja, natürlich, das meinte ich ja auch mit natürlich muss man erziehen und Grenzen setzen. Und ich glaube, jede Mama kennt es, auch mal zu schimpfen.

Mir ging es primär darum, dass einige Leute, das "strengsein" mit Strafen und Zwingen als Erziehungsansatz zu sehen.

Am schlimmsten finde ich den Satz, ich haue dir den Hintern, wenn du nicht hörst.

Neulich erst wieder gehört.

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Ok, solche Sätze fallen in meinem Bekanntenkreis nicht. (Zumindest nicht in meiner Gegenwart).
Was soll das auch bringen?
Was sagen denn die Eltern wenn man was dazu sagt?

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Schwierig! Ich finde oft, dass man nicht wirklich mitreden kann was man tun würde, wenn…manches weiß man erst wie man es regelt, wenn man in der Situation ist, oder das Kind auch in dem Alter oder oder oder.

Und es gibt ja nun nicht nur schwarz und weiß, streng und weichspülmodus.

Einige deiner Beispiele finde ich auch grenzwertig. Ich kenne aber niemanden, der sein Kind zum Teller aufessen zwingt oder auf den Po haut oder so.

Anderes ist situationsbedingt. Heult ein Kind bei einem Mini Sturz direkt wie eine Sirene, ist das ja oft, weil Mama sofort Tamtam macht oder panischer reagiert. Da hilft ein „ist doch nicht so schlimm“ mehr als ein totales drauf eingehen. Manche Kinder neigen zum Drama, wo es unnötig ist. Ich traue es Eltern daraus zu zu erkennen, ob man sich wirklich verletzt hat, oder nicht.

Warum muss man auf einen Trotzanfall reagieren? Bei manchen Kindern macht man es doch schlimmer damit, wenn man drauf eingeht.

Ich finde, es gibt auf beiden Seiten richtig und falsch. Und ich habe eher das Gefühl, dass viele heute zu sehr betüddeln und im weichspülmodus erziehen.

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Finde ich sehr interessant was du da beobachtest und bin ein wenig überrascht, dass es da so viele Beispiele in deinem Umfeld gibt. Ich persönlich beobachte in meinem Umfeld eher das komplette Gegenteil, also eine total lasche Erziehung. Aktuellstes Beispiel war vor paar Wochen, Kaffee trinken mit einer befreundeten Mama. Während mein 2jähriger im Hochstuhl saß und seinen Kakao getrunken hat, ist ihre 2jährige auf den Tisch geklettert, hat beinahe ihre Füße in meine Kaffeetasse getunkt und von der Mama kam ein mildes Lächeln und "es sei schon ok, zuhause darf sie das auch" 😨
Damit will ich auf keinen Fall sagen, dass die Erziehungsmethoden, die du beschreibst, angemessen sind! Nur dass ich das persönlich noch bei keinen Eltern der jüngeren Generation gesehen habe.

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So ähnlich geht es mir auch.
Begegnet sind mir durchaus in meiner Generation welche mit o.g. Erziehungsweise (was die TE beschrieben hat). Allerdings wie in deinem Beispiel deutlich seltener; sehr viel häufiger die "wir lassen alles durchgehen / meine dürfen das, sie sind ja gesund" Variante. Kontakt besteht zu beiden Extremen nicht. Bei den Beispielen der TE habe ich was gesagt; beim anderen extrem ist es meinen Nerven zu anstrengend, daher kein Kontakt.

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Geht mir ganz genauso.
Einerseits habe ich beschlossen, dass ich das Verhalten anderer Eltern nicht mehr bewerten will - man steckt ja nie drin, sieht nur den Moment.
Aber was du schilderst, lässt halt schlicht und ergreifend schwarze Pädagogik durchscheinen. Fast alle Familien sind dadurch mehr oder weniger geprägt.

Nur ein Beispiel aus meiner Familie (und da gibt's noch viel mehr...)

Ich: Oma, du wurdest doch als Kleinkind auch auf so eine Kur geschickt. Aktuell liest man viel darüber, dass dort viele Kinder misshandelt wurden, wie war das bei dir?

Oma: oh ja, da war ich. Da musste ich immer so einen ekligen Haferschleim essen... Mir war immer schlecht. Aber ich musste oft den ganzen Tag vor meinem Teller sitzen bis er leer war.

Ich: 😱😥 Oma, das war ja furchtbar, ihr armen!

Oma: ach was, da hat man noch nicht so ein Gewese gemacht wie heut. Sind ja alle verhätschelt! Ihr und eure anti-autoritäre Erziehung!

🤷

Traumata! Und es kommt eben durch, wenn man sich nicht damit auseinander setzt.

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Eins will ich noch anmerken, was mir in der letzten Zeit dazu durch den Kopf ging.
Und zwar habe ich die Hoffnung, dass sich bald die letzten gegen solche Erziehungsmethoden aussprechen und den Kindern nicht mehr Drama, Tyrannei und Narzissmus unterstellen seitdem endlich diesem unsäglichen Kinderpsychiater Winterhoff das Handwerk gelegt wurde! Man muss sich nur mal die Bewertungen auf Amadings durchlesen....
All diese Leute schameisich jetzt hoffentlich in Grund und Boden

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schämen! Da kommt die Wut durch🙈

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Nun ja ich bin auch ehr der Freund von strenger Erziehung, ich habe es bei meinem Sohn ähnlich gemacht wie ich es aus meiner Kindheit kannte, am Anfang strenge Regeln die mit der Zeit weniger wurden. Mein Sohn wusste immer was Sache war, es gab kein ständiges hin und her. Aber es gab natürlich keine Schläge, auch wurde er nicht zum Essen gezwungen. Wir sind scheinbar sehr gut damit gefahren, er ist jetzt 17 und ein netter Kerl der ein sehr innige Verhältnis zu uns hat, so falsch kann es also nicht gewesen sein. Ein Kind braucht in meinen Augen Regeln die sich nicht ständig ändern, ein Kind muss aber nicht 24/7 Mutti am Allerwertesten kleben, ich bin auch nicht sein Freund, sondern die Mutter, bei manchen Sachen hatte er Mitspracherecht, bei anderen habe ich entschieden und da wurde auch nicht diskutiert. Wenn etwas schief lief, gab es eine klare, kurze Ansage, wenn das nicht hält gab es eine Konzequenz. Wie gesagt wir sind bei unserem damit gut gefahren.

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Exakt genau so erziehen wir auch 👍🏼
Unsere sind 14, 4 und 1 Jahr

Ich kann mit guten Gewissen sagen dass die Kinder gut erzogen werden.
Was ich absolut nicht leiden kann ist diese ScheißEgal Haltung so nach dem Motto „meine Kinder dürfen alles“
Mit solchen Eltern bin ich nicht eng befreundet aber einige KiTA Kinder die zum spielen zu uns kommen, zeigen diesen Erziehungsstil schnell zur Vorschau.

Kinder brauchen klare Regeln und Grenzen, das mag heutzutage schon mittlerweile für manche als „veraltet“ oder „verödet“ erscheinen 🤨

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Teller aufessen müssen, Essen reinstopfen u.ä. sind immer falsch. Beim Trotzen ist es so eine Sache. Ich habe relativ leicht reden, weil unsere Tochter harmlos ist und auch nach Ansicht der Kita-Erzieherinnen eine ausserordentlich gute Selbstregulierung hat. Trotz in dem Sinn, dass sie nicht mehr erreichbar ist, hat sie fast nie. Andere Eltern machen alles gleich und haben dann z.B. direkt vor der Kita eine Riesenszene, weil sie ihrem Kind nicht direkt vor dem Essen zuhause noch einen Schokoriegel geben. Kinder haben halt einen unterschiedlichen Charakter, von dem her ist es schwierig, den eigenen Erziehungsstil mit dem anderer Eltern zu vergleichen oder es an dem festzumachen, was raus kommt.

Was ich sicher verkehrt finde, ist dem Kind die Gefühle abzusprechen oder sich sogar lustig zu machen, z.B. durch nachäffen. Die Gefühle sind aus Sicht eines Erwachsenen übertrieben, aber aus der Sicht des Kindes natürlich trotzdem echt. Abgesehen davon hat "Es ist nicht schlimm" auch noch nie einen Erwachsenen beruhigt.

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Also wir sind auch eher streng. Allerdings würden wir unseren Sohn nie schlagen oder zum Essen zwingen. Wenn er fertig ist, ist er fertig. Wenn ich aber zb einen Apfel schneide, weil er ihn unbedingt will und dann will er ihn doch nicht, mache ich ihm nichts anderes (bis zur nächsten Hauptmahlzeit). Das hat dazu geführt, dass er sich such mit 2,5 schon gut überlegt, ob und was er wirklich essen möchte.

Wir trösten immer, wenn unser Sohn weint. Er weint aber selten und nur, wenn er sich wirklich weh tut. Natürlich nehmen wir ihn dann in den Arm, pusten etc. Aber ich habe dann im Anschluss trotzdem schon gesagt:" Ich habe dir gesagt, dass das gefährlich ist. Du hättest besser auf mich gehört." Aber das hindert mich nie daran zu trösten.
Ich kenne aber Kinder, die heulen weinen immer direkt, selbst wenn sie sich nur die Hose schmutzig gemacht haben. Dass einem da schonmal ein: "Stell dich nicht so an." Über die Lippen kommt, ist auch verständlich.

Beim Trotzanfall kommt es sehr aufs Kind an. Es gibt Kinder, die drehen völlig durch, wenn man da beruhigen oder auch nur begleiten will. Ich bin für mein Kind da, lasse es nicht allein und verhindere, dass es sich selbst oder andere verletzt. Aber ansonsten warte ich ab. Denn mit ihm dann zu reden, ist sinnlos. Wenn er langsam runterkommt, biete ich ihm Trost und Unterstützung an, die er auch annimmt und wir sprechen drüber. Aber alles andere bringt bei ihm nichts.