Schlechte Zeiten

Wie geht ihr damit um wenn in Serie nur Sch.......passiert?
Letztes Jahr hat sich mein Patenkind das Leben genommen, mit 14!!.
Dann hat sich im Herbst der Freund meiner Tochter ebenfalls umgebracht, 18 war der.
Meine Tochter trauert sehr und ist mittlerweile auch depressiv.
Meine Freundin hatte sich 2017 den Traum eines kleinen Restaurants erfüllt, jetzt ist sie insolvent, ein Haufen Schulden ist ihr geblieben.
Mein Partner ist schon wieder arbeitslos, bekommt auch nur befristete Verträge und ich selbst arbeite im Lebensmittel Einzelhandel, bin mit 50 auch kaputt obwohl ich nur noch 30 Stunden mache.
Meine Mutter ist 80 und hatte einen Schlaganfall, musste ins Heim und durch Corona darf nur eine Person am Tag zu ihr ,für eine Stunde, letztensywar dort mal wieder ein Ausbruch und wir durften drei Wochen gar nicht hin.
Ich finde das alles so schlimm gerade..
Nur Schlechte Nachrichten und Pech.
Wie kann ich damit klar kommen ohne auch depressiv zu werden?

1

Oh je, ja solche Phasen sind wirklich hart!

Ich denke, ein Allheilmittel gibt es da nicht, da muss jeder für sich einen Weg finden.

Mir hilft in vielen Situationen Galgenhumor und Zynismus um nicht verrückt zu werden, An anderen Stellen pures Durchbeißen. Wo es geht, ein bisschen Gelassenheit zulassen....

Als Tipp kann ich Dir geben, die Dinge nicht in Summe zu betrachten sondern jedes für sich abzuwägen und zu relativieren, Jeder Riesenhaufen besteht aus vielen Einzelsteinchen.

Ach so und: Trauer zuzulassen, auch nach Monaten und Jahren,

Manchmal hilft drüber reden - mit den "richtigen" Menschen.
Kleine schöne Augenblicke als Kostbarkeiten sehen.
Sich bewusst machen, was gut läuft, auch wenn es nichtig scheint, eventuell das auch aufschreiben!
Zu wissen, es geht anderen auch gerade mies, man ist nicht allein in dem ganzen Elend.
und das Mantra "esistnureinephase" (auch dann, wenn sie gefühlt schon ewig dauert!)

Es ist auch keine Schande, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen!

2

Bis zu einem gewissen Grad habe ich für solche Phasen Strategien für mich entwickelt. Kleine Wohltaten im Alltag. Ein heißes Bad nehmen, sehr lange spazieren laufen, ein gutes Hörbuch hören, lange ausschlafen, was halt gerade so möglich ist und war.

Wenn das nicht mehr wirkt oder ich merke, dass ich nicht weinen kann, aber weinen möchte, suche ich mir Hilfe. Ich bevorzuge Verhaltenstherapien, weil ich meine inneren "Fallstricke" therapeutisch schon aufgearbeitet habe und es darum geht, wie ich mit der erneuten Belastung gut umgehen kann. Psychoanalyse kann sehr hilfreich sein, es ist jedoch enorm langwierig und es stellt sich die Frage, ob das in deinem Fall notwendig ist.

Leider sind die Wartelisten sehr lange. Derzeit warte ich auch auf einen frei werdenden Platz.
Wenn du das deiner Tochter vorlebst, kann sie vielleicht deinem Beispiel folgen. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass meine Eltern eine positvere Einstellung zu Therapien hatten. Sie haben mir lange das Gefühl gegeben, ein Versager zu sein, weil ich als Jugendliche Hilfe brauchte. Sie selbst lehnen bis heute jede Hilfe in dieser Hinsicht kategorisch ab.

Daher kann es deiner Tochter sogar schon helfen, wenn du selbst therapeutische Hilfe in Anspruch nimmst. Achte dabei darauf, welche Form zu dir passt. Manche sind auch nur "Berater" und haben kein Studium durchlaufen. Für mich kommt das nicht in Frage. Aber es gibt viele Menschen, denen diese Form hilft.

Es ist bedauerlich, dass Therapien nicht als das gesehen werden, was sie sind: Hilfestellungen für Menschen, die sich um sich selbst kümmern, bevor es richtig knallt.

3

In relativ kurzen Abständen habe ich 3 Familienmitglieder verloren. 2 davon waren meine Eltern.
Um nicht mit den Verstorbenen unter zu gehen, habe ich in dieser Zeit viel für mich gemacht. Mich abgelenkt, mir Gutes getan. Für mich gab es nur 2 Optionen :
1. Mit unter gehen
2.Weiterleben

Meine Entscheidung fiel auf Punkt 2.

Wenn du das Gefühl hast psychologische Hilfe oder sellischen Beistand für dich und deine Tochter zu brauchen, dann scheut euch nicht Hilfe anzunehmen oder zu suchen.
Ich mache solche Geschehnisse mit mir selbst aus. Das ist aber nicht jedermanns Sache.
Jeder geht anders mit seinem Schicksal um.
Mir hat der Gedanke "es muss weiter gehen" immer sehr gut geholfen.

4

Auf jeden Fall Hilfe in Anspruch nehmen und deine Tochter auch! Wenn du auch noch kaputt gehst hilft das niemandem, so schlimm das alles auch ist. Ich kenne Menschen, denen ähnliches passiert ist und weiß, was das für die Personen bedeutet.

Es gibt auch spezielle Hilfegruppen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben. Vielleicht kannst du da erstmal Hilfe bekommen. Drüber reden und mit anderen Betroffenen austauschen nimmt den Druck ja schon mal etwas.

5

Oh je, das tut mir sehr leid, was bei dir alles passiert.

Das mit deiner Mama verstehe ich nicht.
Hier dürfen die Bewohner im Heim unbegrenzt Besuch empfangen. Egal wie viele Personen, egal wie lange.

6

Liebe Jussa, zunächst mal möchte ich dir sagen, dass dein Kurzbericht mich sehr berührt. Ja, es ist viel, zu viel und dann verdichtet sich das förmlich zu einem unüberwindlichen Berg. Ich kann nur ahnen, was für dich alles hinter den schlimmen Ereignissen steckt. Suizid, besonders bei jungen Menschen macht sprachlos und hinteläßt Schuldgefühle. Da kann der Kopf tausenmal wissen, das dass verkehrt ist - das Herz ist eine andere Nummer. Es wäre sicher gut, wenn deine Tochter externe Hilfe bekommt. Oft können Beratungsstellen fürs Erste gute Ansprechpartner sein.
Was deine Freundin betrifft, kannst du sie vermutlich am Besten unterstützen, wenn du sie ermutigst. Eine Insolvenz ist nix Schönes, kann man aber durchstehen und dann auch wiedeer "frei" sein.
Dein Mann kämpft um Jobs, du kriechst auf dem Zahnfleisch.
Ich will jetzt auch gar nicht weiter "klug" reden, ich verstehe dich total. Dei letzten knapp zwei Jahre haben auch mich schwer gebeutelt. Wenn ich genauer hinschaue, gab es trotzdem Glücksmomente. Und die gibt es immer noch. Kommt immer ein wenig auf die Sichtweise an. Solche Sprüche, wie ich sie dir drücke habe ich in meinen persönlichen katastrophen gehaßt und doch viel später nach und nach Wahrheitstkörnchen darin entdeckt.
Tu dir gut, wo immer du kannst. Geh möglichst viel raus, hol dir Unterstützung, veilleicht auch ein Rezept für Rehasport. Oder schau nach alternativen Geschichten wie Meditation, Visionssuche...
Ich wünsch dir viel Kraft!