Hallo liebe Community. Ich möchte gerne mal meine Gefühle hier loswerden und eventuell Meinungen hören. Es ist sehr schwierig, die gesamte Problematik hier zu schildern, das würde den Rahmen sprengen, deshalb versuche ich es zusammenzufassen.
Ich habe seit ich denken kann ein sehr ambivalentes Verhältnis zu meinen Eltern. Einerseits war da viel Zuneigung von beiden Seiten, andererseits sehr wenig und nur oberflächliche Kommunikation (über Probleme wurde nie gesprochen, Kritik ist nicht erlaubt). Seit meiner Jugend basiert das Verhältnis nur noch auf Mitleid und Schuldgefühlen. Ich verbringe Zeit mit ihnen, weil sie mir zu verstehen geben, dass sie sonst alleine und traurig sind. Wenn ich dann Zeit mit ihnen verbringe, werde ich schnell genervt, da sie beide sehr destruktiv sind, ständig miteinander streiten und sehr auf ihre Probleme fixiert sind. Dann hab ich wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich genervt war, und dann verbringe ich wieder Zeit mit ihnen. Meinem Bruder geht es genau gleich, es ist wirklich sehr anstrengend mit ihnen Zeit zu verbringen und auch ihm werden von ihnen immer Schuldgefühle auferlegt.
Sie bringen absolut keinen Mehrwert für mein Leben, keinerlei Unterstützung. Sie interessieren sich nicht wirklich für meine Probleme, bombardieren mich aber tagtäglich mit ihren Problemen. Und das obwohl ich meinem Vater bereits gesagt hab, dass ich dafür keine psychischen Ressourcen habe, da ich selbst Sorgen habe (auch das würde hier den Rahmen sprengen, sind psychische Probleme).
Nun jedenfalls wurde es mittlerweile so schlimm, dass ich mir seit zwei Jahren nur noch wünsche, sie würden nicht mehr existieren, oder ich würde nicht mehr existieren.
Nun hatten wir am Wochenende einen Streit. Und ich überlege, ob ich den Kontakt zu ihnen komplett abbrechen soll. Von meiner Seite aus betrachtet, würde es mir sehr helfen, wenn sie nicht mehr Teil meines Lebens wären. Für sie wäre das jedoch schrecklich, da sie sehr auf den Kontakt mit mir angewiesen sind (haben selbst früher aktiv ein anderes soziales Umfeld abgebaut und kein neues aufgebaut, haben also nur ihre Kinder)
Ich weiss, dass es für mich befreiend wäre, mit ihnen keinen Kontakt mehr zu haben. Jedoch fressen mich die Schuldgefühle auf. Und ich frage mich, wie ich das aushalten soll, mir mein restliches Leben vorzustellen, wie sie weinen und traurig sind, weil ihre Tochter (und somit auch Enkeltochter, 10M) aus ihrem Leben verschwunden ist. Andererseits denke ich dann wieder, dass ich ihnen ja nichts schuldig bin, ich habe mir ja nicht ausgesucht, ihre Tochter zu sein und würde von meiner Tochter auch nicht verlangen, dass sie mit mir nur aus Mitleid Kontakt unterhält.
Kontaktabbruch mit Eltern?
Hallo Smummy,
der Kontakt zu deinen Eltern zieht dich herunter und macht dich krank. Du hast deine eigenen Probleme und vielleicht hängen deine eigenen Probleme auch mit deinen Eltern zusammen.
Das wichtigste beim helfen ist der Selbstschutz und dabei ist es egal wem man helfen möchte oder sollte. Zieht dich die Hilfe herunter oder macht dich sogar krank, dann solltest du diese Hilfe einstellen. Das wichtigste was du hast ist deine Gesundheit und die ist gefährdet wenn du den Kontakt wie gewohnt aufrecht erhältst.
Schütze bitte deine Gesundheit und wenn du das Gefühl hast das der Kontakt dir nicht gut tut, dann brich ihn ab. Du solltest deshalb auch kein schlechtes Gewissen haben und dir auch kein schlechtes Gewissen einreden lassen
Viele Grüße
blaue-Rose
Vielen Dank für deine Antwort. Mir kein schlechtes Gewissen deswegen zu machen, fällt mir leider sehr schwer. Trotzdem ist es auf längere Sicht wahrscheinlich besser.
Liebe Grüsse
Es ist sehr schwer kein schlechtes Gewissen zu bekommen oder dem schlechten Gewissen keinen Raum zu geben. Sollte es zu einem Kontaktabbruch kommen werden die ersten Tage bestimmt unerträglich für dich sein. Deine Eltern werden genau wissen wie sie Druck auf dich ausüben können. Sie werden ihre Tränen laufen lassen um dich umzustimmen. Darüber solltest du aber stehen. Nach einiger Zeit wirst du den Kontaktabbruch annehmen können und irgendwann kommt der Punkt an dem du merkst das es der richtige Schritt war.
Du hast deine eigenen Probleme und auf die solltest du dich konzentrieren damit dich nicht alles noch weiter herunter zieht.
Ich wünsche dir viel Kraft um diesen schweren aber auch notwendigen Schritt durchzusetzen.
VG blaue-Rose
" Ich verbringe Zeit mit ihnen, weil sie mir zu verstehen geben, dass sie sonst alleine und traurig sind. Wenn ich dann Zeit mit ihnen verbringe, werde ich schnell genervt, da sie beide sehr destruktiv sind, ständig miteinander streiten und sehr auf ihre Probleme fixiert sind."
Klingt für mich, als ob deine Eltern nicht so viel Abwechslung in ihrem Leben haben und ihr Horizont etwas eingeschränkt wäre.
Vielleicht solltet ihr DA ansetzen.
Unternimm was mit ihnen, das sie auf andere (schönere) Gedanken und Ideen bringt.
Kannst du deinen Eltern, vielleicht auch nur deinem Vater oder deiner Mutter, je nachdem, wer dir näher steht, diesen Post zeigen?
Ich glaube, wer das liest, der versteht sofort, du bist durch den Kontakt belastet, nicht verärgert, du siehst die andere Seite, du bist im Zwiespalt, verletzt du dich oder deine Eltern...
Ich verstehe jeden, der dir sagt, brech den Kontakt ab und schau nach dir.
Ich sehe aber auch, dass du eigentlich nur wollen würdest, dass deine Eltern glücklich sind.
Ich finde das ganz großes Kino!!!
Deine Eltern haben, wo auch immer sie versagt haben, eine total empathische Tochter groß gezogen <3.
Hättest du denn zeitlich und organisatorisch (mit einem 10m alten Baby ist das sicherlich nicht easy) die Gelegenheit, da mit jemand drüber zu sprechen, der dir fachlich und aus Erfahrung raus einen guten Rat geben könnte?
Jemand, der sich das Ganze anhört, was hier zu viel zu schreiben ist?
Wir haben ganz tolle Erfahrungen gemacht mit der Caritas, es gibt aber unterschiedliche Möglichkeiten. Auch ohne Kirche im Background(wobei das bei der Caritas so ziemlich keine Rolle spielt), ein Familientherapeut, wo du dir ein Rezept holst, eine andre freiere Beratungsstelle...
Ich fände es wichtig, dass du die Last so einer Entscheidung abgeben kannst, indem du, und zwar ausführlich und von A bis Z, mit jemandem darüber sprechen kannst. Egal, was du am Ende, ganz klar für DICH (und deine kleine Tochter respektive deine Familie und euer Leben) entscheidest, es muss etwas sein, von dem du sagen kannst: "So kann ich dahinter stehen."
Ich lass dir einen lieben Drücker da <3
Bei mir war das ähnlich, auch mit meinen Großeltern.
Ich habe den Kontakt nicht abgebrochen, aber extrem reduziert. Und ich bin gegangen, wenn es mir zuviel wurde.
Mein Vorteil ist, dass ich 3h weg gewohnt habe.
Du hast wiederum den Vorteil, dass Du die Besuche kurz halten kannst.
Geh halt nicht ans Telefon, wenn sie anrufen und besuchst sie nur, wenn du dich in der Lage dazu fühlst.
Und wenn das monatelang nicht der Fall ist, dann gehst du monatelang nicht hin.
Man muss nicht den Kontakt komplett abbrechen, aber so weit reduzieren, wie es dir gut geht.
Ich hatte mit meiner Familie auch Phasen, wo ich monatelang nicht mit ihnen gesprochen habe. Man hat versucht mir ein schlechtes Gewissen zu machen, hat es manchmal auch geschafft, aber es war am Ende offensichtlich nicht so wichtig, dass man selbst mal was für den Kontakt getan hätte.
Vielleicht versuchst du erstmal den Weg und wenn es nicht reicht, dann brichst du den Kontakt ab.
Mein Onkel spricht auch immer von der mentalen Kraft seiner Mutter (meine Großmutter) und auch meiner Mutter, die mittlerweile verstorben ist. Wenn man sich dem nicht entgegen stellen kann, dann muss man sich schützen und wenn man sich eben nicht meldet.
Was passiert gerade bei meiner Großmutter? Seit Weihnachten habe ich nicht mit ihr gesprochen. Es kam ein Paket zum Geburtstag meines Sohnes und Mannes und ansonsten war es das.
Das Telefon klingelt auf beiden Seiten. Aber meist ist bei solchen selbstbezogenen Leuten gar kein ernsthaftes Interesse da.
Also letztlich badest du aus, dass sie als erwachsene Menschen es verpasst haben, ein soziales Umfeld aufzubauen.
Dir tut der Kontakt richtig schlecht und trotzdem hast du das Gefühl, verantwortlich für sie zu sein. Das ist aber nicht so. Es sind erwachsene Menschen und sie sind für sich selbst verantwortlich.
So wie du für dich und deine eigene (psychische) Gesundheit verantwortlich bist.
Du musst den Kontakt ja nicht für immer abbrechen. Aber ziehs doch mal durch und warte ab, wie es dir damit geht :)
Vielen Dank für die Antwort
Du hast recht damit. Ich könnte bei Bedarf immer noch den Kontakt wiederherstellen.
Liebe Grüsse
"Ich weiss, dass es für mich befreiend wäre, mit ihnen keinen Kontakt mehr zu haben."
Das ist aus meiner Sicht die entscheidende Aussage.
So wie sich das liest, sind deine Eltern regelrechte Energievampire. Sie saugen dich regelrecht aus, haben aber null Interesse an deinen Belangen. Kurzum, Menschen, die einem nicht gut tun, sollte man meiden. Du hast nur dieses eine Leben.
Lass dir von niemandem Schuldgefühle einreden oder dich manipulieren. Wie du schreibst, können wir uns unsere Eltern nicht aussuchen. Halt dir immer vor Augen, dass deine Eltern mündige Bürger sind und die Konsequenzen für ihr Handeln selbst tragen müssen. Wenn sie z.B. meinen, keine Kontakte mehr knüpfen zu müssen, ist das deren Problem. Nicht deines. Es iist nicht deine Aufgabe, deren Animateur zu spielen. Stecke deine Energie lieber in eine liebevolle und anteilnehmende Beziehung zu deinem Kind. Das wird sich langfristig auszahlen - anders als Pflichtbesuche, die einem ja doch nur herunterziehen.
Vielen Dank für die Antwort
Du hast recht, eigentlich wären sie selbst für ihr Leben verantwortlich. Ich fand es immer schon unfair, dass ich mir immer ihre Probleme anhören musste (schon als Jugendliche) und sie sich dafür keine Freunde suchen.
Manchmal muss man nur von vielen Leuten hören, dass es ok wäre, den Kontakt abzubrechen. Ein schlechtes Gewissen werde ich trotzdem haben, jedoch fühle ich mich nun bestätigt.
Liebe Grüsse
Also ioch habe den Kontakt vor fast 19 Jahren abgebrochen und es bis heute nicht bereut. Da wären durchaus Ähnlichkeiten zu sehen zu deinen Eltern aber noch einige andere Dinge sind bei mir passiert. Es tut mir bis heute gut und ich hab den Schritt nie bereut.
Ela
Vielen Dank für deine Antwort
Beruhigt mich, zu hören, dass andere das auch gemacht haben und es nicht bereuten.
Manchmal denke ich, ich werde unendliche Schuldgefühle haben, insbesondere wenn ich mir vorstelle, wie es ist, wenn ich in 20 Jahren von ihrem Tod höre.
Zu Eltern kann ich dir dazu nichts sagen. Aber zu Grosseltern. Es kam ein Brief. An meine Mutter. Wochen nach der Beerdigung da die Adresse nicht stimmte. Da war…. nichts.
Wenn du abgeschlossen hast hast du abgeschlossen.
Ohje, der Post hätte von mir sein können....Die Beziehung ist oberflächlich und wenn man den Kontakt reduziert, wird einem Vorgeworfen, dass man sich nicht meldet.
Soziale Kontakte haben sie keine, es wird nur über andere "Freunde" und Familienmitgliedern hergezogen und es geht immer nur um ihr armes Leben und ihre Krankheiten.
Ich wünsche mir auch sehr oft, einfach den Kontakt abzubrechen. Aber ich wohne nur zwei Straßen weiter und zusätzlich bin ich von meinen Eltern abhängig, weil sie in Zukunft regelmäßig auf mein Kind aufpassen müssen, damit ich arbeiten gehen kann.
Oh ja, ich kann dich verstehen. Zusätzlich wird dann auch noch mit übermässigen Liebesbekundungen und Tränen beim Abschied ein schlechtes Gewissen gemacht, so ist es zumindest bei mir.
Da du auf deine Eltern angewiesen bist, ist es dir möglich, dich da irgendwie emotional abzugrenzen?
Liebe Grüsse
Ich treffe sie mit meiner Familie nur alle 2 Wochen an einem Sonntag und den versuche ich irgendwie zu überstehen (auch wenn ich danach auch immer genervt bin und über viele Dinge nur den Kopf schütteln kann).
Manchmal gebe ich auch doofe Sprüche zurück, weil meine Eltern meinem Kind nicht irgendwelchen Mist beibringen sollen.
Ansonsten werde ich in Zukunft auch nur das Nötigste bereden, wenn es dann mit der Krippe losgeht. Da kann ich zeitlich auch keinen Smalltalk gebrauchen.