Hall ihr,
ich mache mir seit einiger Zeit viele Gedanken um meine Tochter. Sie ist gerade 16 geworden.
Ein nettes, freundliches, stilles Mädchen. Meinem Mann, ihren Brüdern und mir gegenüber normal
aufmüpfig und frech. Sie scheint sich wohl zu fühlen und zufrieden zu sein.
Es ist so, dass sich ihr Sozialverhalten/ ihr soziales Leben massiv verändert hat als sie von der
Grund- in die Realschule wechselte.
Früher war sie Hansdampf in allen Gassen, immer draußen, immer am Spielplatz, hat in der
Siedlung einfach bei den Nachbarn geklingelt um ihre Freundinnen zu sehen oder mit ihnen
irgendwas zu spielen. Oder umgekehrt, es hat jemand geklingelt oder sie haben sich
sowieso draußen getroffen. Sie war aufgeweckt und aktiv.
Vereins- und freizeitmäßig war sie nicht interessiert. Ich muss zugeben, dass ich ihr einiges angeboten
habe was ich früher gerne gemacht hätte und nicht durfte oder es einfach keine Gelegenheit dazu gab.
Als sie Kleinkind war, war ich mit ihr beim Kinderturnen und im Musikgarten, hat ihr immer Spaß gemacht.
Vom Kinderturnen ging es dann in Handball über, da wollte sie dann einfach nicht mehr. Der Kampf um
den Ball usw. war ihr wohl alles zu aggressiv. Von ihrem Bruder hat sie zu Weihnachten mal eine Klavierstunde
geschenkt bekommen, er wollte ihr Interesse wecken und sie hätte das natürlich weiter machen können. Wollte
sie nicht.
Mit dem Wechsel in die andere Schule (gleicher Ort, überwiegend die gleichen Kinder) hat sie sich irgendwie verändert. Vielleicht ist das auch die Pubertät, darum wollte ich mal nachfragen, was ihr davon haltet.
Sie hat komplett den Anschluss verloren. Sie hat mit keinem Mädel mehr etwas zu tun und mit den Jungs auch nicht.
War es früher ganz normal, dass sie auf Geburtstagen eingeladen war, auch bei Jungs, da hat sie keinen Unterschied gemacht und ist gerne hin. Ihr letzter Geburtstag, den sie mit Freunden feiern wollte war ihr 11. Da waren alle da, es war eine schöne Feier, echt witzig mit Verkleiden und pipapo.......
Und dann war es aus. Die Mädels haben sich weiterentwickelt, sind jedes Wochenende unterwegs, ich bekomme das durch eine andere Mutter mit. Die gehen halt schon so richtig weg (was geht in unserer Kleinstadt) veranstalten private Partys und hängen im Sommer am See rum. So ganz normal halt, was man mit 15/16 halt so macht, dachte ich und gebe zu, dass ich da auch an die Zeit denke in der ich so alt war. Wir waren auch nur unterwegs.
Meine Tochter ist nur zu Hause. Viel im Zimmer. Malt, klebt, bastelt. Zelebriert ihre Tagebucheinträge, liest unheimlich viel, bemüht sich sehr in der Schule klar zu kommen (sie ist von den Noten her nicht besonders gut) und schaut Krimi-Serien. Wenn wir am Wochenende nichts vorhaben und ihr Bruder ist auch zu Hause, machen wir auch mal ein Karten-/Brettspiel, da macht sie gerne mit, geht dann aber auch ziemlich zeitig ins Bett.
Sie kennt ein Mädchen, das ist ihre Freundin, sie sehen sich aber nur, wenn ich mit der Mutter dieses Mädchens was ausmache, sie wohnen ca. 40 km weg. Heißt, sie sehen sich alle zwei/ drei Wochen mal. Mit ihr bequatscht sie wohl vieles.
Nicht falsch verstehen, ich liebe mein Kind über alles, so wie sie ist, mache mir nur Gedanken, dass diese, eigentlich aufregende, interessante Zeit einfach an ihr vorübergeht. Sie hat so wenig soziale Kontakte. In der Schule hat sie ihre Klassenkameradinnen, versteht sich mit ihnen, gilt es ein Referat vorzubereiten o. ä. trifft sie sich auch mit ihnen, aber sie würde niemals freiwillig privat was ausmachen und umgekehrt wird sie auch nicht gefragt.
Ihren 16 Geburtstag haben wir "in Familie" gefeiert, also ehrlich, das hat mir für sie irgendwie total leid getan.
Sie hatte auch irgendwie keine Lust auf diesen Geburtstag...... das macht mich so traurig.
Ich habe mehrmals versucht sie dezent darauf anzusprechen, da reagiert sie aber immer ziemlich genervt. Ich weiß einfach nicht ob sie wirklich zufrieden und glücklich ist mit der Situation oder ob sie traurig darüber ist, dass sie eigentlich keine Freunde hat und in keiner Clique ist...... ich lasse sie einfach in Ruhe, im Moment ist sie gerade eh im Schul-Tunnel-Blick, geht ja um den Abschluss.
Wollte einfach mal fragen, ob jemand das auch so kennt und wie man damit umgeht..... ich mache mir einfach langsam ein bisschen Sorgen.
Wäre um ein paar Meinungen / Rückmeldung dankbar.
Viele Grüße
Muss ich mir Sorgen machen?
Hallo,
meine beiden Söhne sind genauso. Mein Großer wird jetzt 18, den letzten Geburtstag gefeiert hat er mit 7. Er geht aber jedes Jahr mit einem Freund ins Kino. Feier möchte er nicht (egal was, wir hätten alles mitgemacht bzw. möglich gemacht). Es ist ihm zuviel.
Der jüngere ist 12, er hat das letzte Mal mit 6 gefeiert. Möchte er nicht. Er hat Freunde, trifft sich vielleicht einmal im Monat mit einem oder einer von ihnen. Meistens kommen die Freunde dann zu uns und sie verbringen den Nachmittag zusammen. Er wird aber oft auf Geburtstage eingeladen und geht dann auch hin und es gefällt ihm. Zum nächsten Geburtstag lädt er jetzt mal zum Escape-Room ein, das fand er toll und ist für ihn auch machbar.
Ich kann das verstehen, ich feiere auch keinen Geburtstag und gehe nicht zu Partys oder ähnlichem (das letzte Mal mit 16). Mir ist das zu laut, zu viele Menschen, die meisten davon interessieren mich nicht wirklich. Da bleibe ich lieber mit meiner Familie zuhause. Oder treff mich mit einer Freundin in Ruhe. Selbst Familienfeiern mit der weiteren Familie meide ich wenn möglich. Trotzdem bin ich sozial engagiert und glücklich und zufrieden. Was andere von mir halten ist mir schon immer ziemlich schnuppe, ich lasse ja auch jeden, wie er ist.
Unsere 8jährige ist eine Feier-Maus. Jeder Geburtstag wird auf dem Pferdehof zelebriert und sie ist überall eingeladen und umso mehr umso besser. Sie hat allerdings andere Gene als mein Mann und ich, daher gehe ich tatsächlich davon aus, dass es eine Charaktersache ist.
Solange es ihr gut geht und ihr in Kontakt mit ihr seid würde ich mir da keine Sorgen machen.
Liebe Grüße
Faza
Es gibt einfach Menschen, die introvertiert sind und gerne ihre Ruhe haben, auch schon in jungen Jahren.
ich war genauso. Solange sie zufrieden mit ihrem Leben ist würde ich mir keine Gedanken machen. Sie hat ja scheinbar Interesse an einigen Dingen, nur eben nicht den Dingen, denen du früher zugetan warst ;)
Auch was Freundschaften angeht - wahrscheinlich sind da die richtigen leute nicht mit dabei. Ich war immer nur genervt von den anderen "pubertären" Mädels und Jungs, die saufen und Party machen wollte. Das war und ich nie meine Welt gewesen. Trotzdem war ich sehr zufrieden. Über die Jahre habe ich dann einige wenige Freundschaften aufgebaut, die ähnlich gestrickt sind wie ich und mir viel bedeuten. Mit der Mehrheit der Menschen kann ich bis heute wenig anfangen
Meine Tochter (wird im Herbst 15) ist genau so.
Aber was solls. Die Hauptsache ist doch, dass sie glücklich sind - und das sind sie scheinbar, oder?
Ich hatte solche Phasen, meine Schwester auch. Ab und zu waren wir aber auch feiern. Insgesamt fand unsere Mutter aber auch, dass wir zu viel zu Hause waren, Zuviel am pc und zu wenig draußen in der „realen“ Welt.
Wir waren aber auch gut in der Schule und solang das alles so war und wir glücklich, war’s ok :)
Ich würde mich also nicht zu sehr sorgen.
Ich glaube das größte Problem hierbei ist, dass viele Menschen, du eingeschlossen, glauben, man kann nur glücklich mit vielen sozialen Kontakten und permanenter Bespaßung außer Haus sein.
Ich war nie so und ich war ein glücklicher Teenager. Malen, zeichnen, lesen, schreiben - all das hat und macht mich noch heute glücklich. Lockdown war z.B. kein Problem.
Ich verstehe beispielsweise auch diesen Drang von vielen Neumüttern nicht, die dringend zu jeder Veranstaltung gehen müssen um Freundinnen mit Babys zu finden um dann mehrfache wöchentliche Treffen auszumachen. War nie meins, es kam und kommt mir wie Zeitverschwendung vor, aber ich verstehe das manche es zum Austausch und Wohlbefinden brauchen.
Unser ältester Sohn ist ähnlich, er hat sich sehr gewünscht, dass es beim Home-Schooling bleibt. Unsere Älteste hat viele Freunde, aber wenn sie sich mal getroffen haben, sagt sie immer, sie braucht jetzt erstmal wieder Ruhe, weil es ihr zu anstrengend ist. Unsere Kleine dagegen liebt ihre Freunde und trifft sich oft und regelmäßig mit ihnen.
Ich verstehe, dass du dir als Mutter viele schöne Momente für dein Kind wünschst, die sie noch als Erwachsene im Herzen trägt. An die sie sich liebevoll erinnern kann und nicht irgendwann zur Erkenntnis kommt, dass sie ihre Jugend in ihrem Zimmer verschwendet hat.
Wenn du aber das Gefühl hast, dein Kind ist glücklich und es sich von dir angenommen und unterstützt fühlt, ist das Wichtigste gegeben. Menschen sind nunmal unterschiedlich.
Unsere Große ist im Januar 16 geworden und ist genau so wie deine Tochter. Es hat so mit 12/13 Jahren angefangen, dass immer weniger unternommen, weniger mit Freunden getroffen... Wir haben uns auch Sorgen gemacht und viel mit ihr geredet. Sie sagt selber, dass es ihr einfach zu anstrengend ist und sie gerne alleine ist. Ihrer Freundin übernachten vielleicht mal alle drei Monate bei uns und das ihr manchmal zu viel🙈. Im Bekanntenkreis sind auch zwei Teenager die genau so sind.
Seid ihr sonst im Gespräch?
Dezent brauche ich meine auf nichts ansprechen. Da riecht sie den Braten und spürt die Lunte und geht hoch.
Allerdings
- wir sind viel im Gespräch. Kontakt im Alltag.
- bei deutlichen Veränderungen spreche ich sie zeitnah darauf an. Nicht dezent, sondern direkt. Da wir viel im Kontakt sind, weiß ich auch, wann die besten Zeitpunkte dafür sind.
Direkt nach der Schule, beim Essen oder mitten beim Lesen/Lieblingsserie ist es definitiv nicht. Es gibt durchaus gute Momente.
Wir unternehmen auch was zusammen, so dass es keine Lunte zum riechen gibt, wenn ich sie von 5 Ausflügen einmal auf etwas anspreche.
- Mit zeitnah meine ich, zeitnah. Ich warte ganz sicher keine 5 Jahre.
Da sie mehrere Bezugspersonen hat, spricht sie auch mal mit diesen. Diese fragen auch so zwischendurch mal wie es ihr geht. An Hand der Stimmung, merken sie dann auch, ob sie weiter nachfragen oder ob alles ok ist.
Wie ist es mit anderen Aktivitäten?
Hast du ihr NUR angeboten, was DU gerne gemacht hättest? oder hat sie frei wählen dürfen?
Ich MUSSTE machen, was meine Geschwister toll fanden oder andere Kinder nicht durften. Ich habe es gehasst.
Null freie Entwicklung. Sondern nur ausbaden, was andere verbockt haben.
Meiner habe ich die freie Wahl gelassen. Was ich nicht durfte oder musste, bot ich ihr AUCH an. Ebenso wie alles andere, was logistisch erreichbar war. Keine Wertungsunterschiede.
Sie durfte schnuppern und sich selbst aussuchen.
Was ICH als Kind nicht durfte, habe ich als Erwachsene SELBST gemacht. Nicht mein Kind musste das büßen, sondern ich habe es einfach für mich selbst ausprobiert. Manches war doof, anderes habe ich gerne und länger gemacht.
Das hat uns viel geholfen.
Zu den Noten und der Überlegung, dass es mit Schulwechsel kam
- was sagen ihre Lehrer?
- gibt es Schulsozialarbeiter?
- wie unterstützt ihr sie bei den Noten?
Nachhilfe - wo die Chemie stimmt; Jahr wiederholen wäre ok?
Lasst ihr sie damit alleine? Macht ihr Druck? habt ihr einen Mittelweg?
Wann wurden die Noten schlechter? Erst jetzt? Guter Zeitpunkt, mal näher hinzusehen.
Schon länger? Was haben die Lehrer etc. gesagt oder andere Hilfestellen oder habt ihr es bis jetzt ignoriert?
Hallo Zahnweh,
da du soviele Fragen gestellt hast, antworte ich dir mal zu erst.
Ich / wir sind mit unserer Tochter im Gespräch.
Unsere Tochter hätte sich in Sachen Freizeitaktivität alles aussuchen dürfen was machbar gewesen wäre.
Ich habe nur angeboten weil sie von sich aus nicht kam und gefragt oder gesagt hat sie würde gerne Dies
oder Jenes machen.
Ich muss sagen, dass ich mir diese Gedanken nicht seit 5 Jahren mache, eigentlich erst seit sie so 14/15 ist.
Bin einfach davon ausgegangen dass das schon läuft und sie Freunde haben wird.
Also sie so 11/12 war hatte sie sporadisch noch Kontakte.
In der Schule war sie noch nie besonders gut. Also wie soll ich sagen, sie musste halt schon immer mehr machen. Als es in der 4. Klasse (Bayern) um den Übertritt ging, wäre es mir am liebsten gewesen dass sie die Mittelschule besucht. Davon hat uns die Lehrerin bei einem gemeinsamen Gespräch mit unserer Tochter und dann nochmal bei einem Gespräch bei dem ich alleine dort war, abgeraten.
Sie ist so eine ruhige/stille und sie würde dort untergehen und das bisschen Matheproblem bekommen wir doch in den Griff. Okay, daraufhin ging sie in die Realschule. Sie wollte das dann auch selber.
Gut, das Klassengefüge hat sich natürlich aufgelöst, die meisten sind auf das Gymnasium.
Ja und seitdem karpft sie sich ab in der Schule. Das Matheproblem haben wir bis heute nicht in den Griff bekommen, Nachhilfe angeboten, war auch 3x, mal dann wollte sie das nicht mehr, hat wohl die Chemie nicht gestimmt, sie sagte sie macht das dann lieber mit ihrem Bruder. Das hat aber auch nicht so richtig funktioniert, er hat mit ihr dann vor Schulaufgaben zwar gelernt, aber da gab es halt schon zuviele Lücken und ich bin da leider raus.
Den Druck in Sachen Schule habe ich komplett rausgenommen, mein Mann hat nie welchen aufgebaut. Sie ist jetzt in der Abschlussklasse, steht in Deutsch/Englisch/Kunst auf 2 und in Mathe auf 5. In diesen Fächern schreibt sie Abschlussprüfung. Die Lehrer sind sehr bemüht und der Mathelehrer hat zu mir gesagt er wünscht sich einfach dass sie es schafft und die Schule hinter sich lassen kann.
Das wünsche ich mir auch, wenn nicht, dann macht sie die 10. halt nochmal, aber ich glaube das wäre echt ein Graus für sie.
Ja und wenn ich sie dann gefragt habe ob sie sich nicht mal mit einer Freundin oder so treffen will, dann hat sie gesagt das sie keine Zeit und keinen Kopf dafür hat weil sie zu tun hat. Ich habe immer gefragt ob ich ihr helfen kann, wenigstens Abfragen (mehr hätte ich eh nicht gekonnt) hat sie immer verneint. Sie macht das schon hat sie immer gesagt. Ich habe sie dann auch in Ruhe gelassen. Lange Zeit waren ihre Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt, jetzt zum Schluss hin ist sie besser geworden.
Letztes Wochenende waren die Männer unterwegs, wir haben "Weiberabend" gemacht, Sushi geholt und zwei Filme angeschaut. Da ist sie glücklich habe ich den Eindruck.
Andererseits denke ich sie versteckt sich vor der Welt. Sie hat auch ein geringes Selbstbewußtsein und letzten Samstag hat sie gesagt "Mama, ich glaube die Welt ist nur für extrovertierte Menschen gemacht." Und wenn sie sowas sagt, denke ich halt doch, dass sie nicht ganz zufrieden ist mit dem was sie gerade lebt.
Viele Grüße und danke für deine Zeit
Hi,
mein Sohn hat in dem Alter damals gar keine Freunde getroffen. Er sagte immer : „ich seh die den ganzen Tag in der Schule, das reicht“
LG
Ilka