Mann überlegt Kontaktabbruch zu Familie

Die Eltern meines Mannes sind seit ich sie kenne problematisch.
Er hatte in den letzten 15 Jahren mehrfach krasse Aussetzer, angefangen von abhauen (keiner wusste, wo er war), meinen Mann schlecht machen (er wollte der Welt „mal erzählen, wie mein Sohn in Wahrheit so drauf ist“), fürchterliche Briefe schreiben, bis hin zu die Mutter im Zimmer einsperren oder sie auch schubsen. Letzteres jetzt „erst“ beim
Letzten Mal.
Wir vermuten einerseits eine Beziehungsproblematik, andererseits aber auch Manisch-Depressivität und Evtl auch Alzheimer. Wir haben mit Ärzten, der Polizei, Psychiatern gesprochen, so lange keine Fremd- oder Eigengefährdung vorliegt, kann man nichts machen. Er selbst findet sich natürlich absolut gesund und ist komplett beratungsresistent.
Das grosse Problem ist natürlich auch die Co-Abhängige Mutter sowie die Schwester meines Mannes, die in der Mutter das Opfer sieht und im
Vater den bösen Täter, aber immer gute Miene zum bösen Spiel macht. Nachdem es nun wieder Monatelang eskaliert war, die Mutter zeitweise bei uns lebte und uns die Ohren volljammerte, hatte der Vater natürlich prompt einen Herzinfarkt und der ganze Jammer geht von vorne los. Mutti ist wieder zurück bei Vati, Schwester kümmert sich um Papi und mein Mann darf rennen. Und er will nicht mehr.
Er überlegt ernsthaft, den totalen Kontaktabbruch. Die Schwester sendet rührende Fotos und drängt auf heile Familie, die Mutter meldet sich vor Angst schon gar nicht mehr (sie weiss natürlich, dass mein Mann ihr Zurückkrebsen total daneben findet) und mein Mann antwortet mit Schweigen.
Es ist alles so super schwierig und verworren. Tatsache ist aber, wir können nicht mehr. Es ist so nervenaufreibend immer für diese lebensunfähigen Eltern gerade stehen zu müssen, die ihre ganze Scheisse auf uns Abladen. Und es ändert sich Mh einfach nichts. Wenn mein Mann versucht mit ihnen zu reden, dann heult die Mutter und der Vater schreit rum und ist kurz davor handgreiflich zu werden.
Ich fühle mich schlecht dabei, wirklich den Kontakt abzubrechen, da es wahrscheinlich auch die Schwester beträfe, aber eine andere Lösung sehe ich nicht. Jetzt wieder an Familienfesten die Zähne zusammenzubeissen ist ehrlich über unseren Kräften.
Ich weiss nicht, was ich will von euch. Ich musste es mir mal ansatzweise von der Seele schreiben. Danke fürs Lesen.

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Alles tanzt rund um die zwei Herrschaften und ihr Schauspiel.
Und wer denkt an euch? Keiner von denen…
Spür mal hin wie es wäre nicht mehr ans nächste Treffen denken zu müssen. Was spürst du? Leichtigkeit. Erleichterung. Freude wahrscheinlich. Du musst dich dafür nicht schlecht fühlen. Im Gegenteil. Es zeigt dass ihr für euch nach einer Lösung suchen müsst.

Kontakt zur Familie bricht man nie leichtfertig ab, aber grundsätzlich viel zu spät. Aus so einer Erfahrung raus gesprochen mein Rat an dich als Partnerin. Wenn dein Mann sagt „Schluss!“. Dann frag nicht „bist du sicher? Was wenn? Sollen wir ihnen nicht doch noch mal?“ sondern zieh mit. Bedingungslos und ohne Zweifel. Er ist im lead. Wenn er „reif ist“ sei Stütze und kein Bremsklotz. Er hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und du trägst sie bitte mit und zweifelst ihn nicht an.
Trust me… 😉

2

Du hast völlig recht, man wartet viel zu lange. Wir haben auch jedes Mal wieder eingelenkt, obwohl wir schon lange nicht mehr können.
Mich stösst seine hilflose Mutter, die immer nur leidet und selbst keinen Finger rührt und dieser übergriffige, eifersüchtige Vater nur noch ab. Mein Mann ist „nicht sein Sohn“ und er selbst ja der lustigste Mann der Welt, und wenn er jünger wäre, dann wäre ich nicht vor ihm sicher.. so ungefähr. Es ist schrecklich.
Aber wir sind selbst in dieser Spirale gefangen und ausser Schweigen und uns entziehen können wir nicht viel machen. Es ist natürlich jetzt, wo der Vater grad den Infarkt überstanden hat besonders „herzlos“, aber bis zu dem Moment brannte die Hölle zwischen den Eltern und jetzt soll wortlos, ohne ein Gespräch alles wieder gut sein? Es ist nicht zum aushalten.
Ich fürchte, wir beide müssen selbst noch in eine Therapie. Und die Schwester wird uns endlos Vorwürfe machen, dass wir die Eltern „im Stich lassen“, Dass die Eltern sie und meinen Mann seit immer im Stich lassen, merkt sie gar nicht.

4

Ich bin mir auch sicher, seine Schwester wird ihn massiv bearbeiten. Das ist Teil der Dynamik in solchen Familien. Wer ausschert wird wieder eingefangen und zurück in die missbräuchliche Situation bugsiert. Sekten arbeiten ähnlich. Vorwürfe, unter den Teppich kehren, gaslighting (wenn dir das nichts sagt unbedingt googeln). Es ist eher die Regel denn die Ausnahme dass man mit dem den man rausschneidet einen Grossteil der Familie entfernen muss. Ihr könnt es ohne probieren.
Die Schwester braucht klare Grenzen. „Ich möchte das nicht mehr. Bitte respektiere meine Entscheidung und bring das Thema nicht mehr zur Sprache.“ Meine Einschätzung ist dass sie so übergriffig wird bzw. bleibt ihr alle drei auf allen Kanälen werdet blocken müssen. Aber wenn sie Teil des Problems ist muss sie mit weg.

Es liest sich fürchterlich. Ich denke man kann aus der kurzen Zusammenfassung die du gegeben hast schon klar herauslesen dass ihr das absolut richtige tut.
Ich wünsch dir gute Nerven bis dahin.

3

Hallo!

Ich kenne so eine Situation. Das ist SCHRECKLICH.
Ihr könnt ihnen weder helfen, noch irgendetwas lösen,nicht den Eltern, nicht der Schwester.
Das ist so eine ungesunde Symbiose, das wird sich, ohne "Katastrophe", nicht ändern.

Wäre es denn möglich, den Kontakt zu den Eltern zu beenden, aber für die Schwester eine Tür auf zu lassen?

Andere Möglichkeit wäre es den Kontakt auf das absolute minimum zu reduzieren. Das funktioniert aber leider nicht immer, weil man zu schnell wieder im Sog drin ist.

Eine Therapie ist sicher nicht so einfach möglich (aber vielleicht wirklich nötig), aber ihr könntet mal einen Termin bei einer Familienberatungsstelle vereinbaren. Die können euch vielleicht noch andere Ansätze oder Anlaufstellen geben.

Bei uns hat tatsächlich nur der komplette Kontaktabbruch ein Erlösung gebracht, auch wenn wir dadurch einen wichtigen Menschen mitverloren haben, alles andere hat nur zum selben Ausgangspunkt geführt.
Die Situation und die dazugehörigen Menschen haben es fast geschafft uns zu zerstören. Aber nur fast.

Viel Kraft!

5

Man kann den Kontakt auch wortlos abbrechen. Nicht reagieren, nicht hinkommen.
Ich hatte auch mit meiner Mutter Phasen, wo ich einfach nicht angerufen habe, nicht ans Telefon gegangen bin und auf keine Nachricht reagiert habe, weil ich nicht mehr konnte.
Oft ist es auch so, wenn man selbst den Kontakt extrem einschränkt, dass die anderen sich gar nicht mehr melden, ohne ein klärendes Gespräch.
Haltet nur so viel Kontakt, wie ihr könnt und wenn ihr eben nicht könnt, dann gibt es eben keinen Kontakt.
Ich habe das derzeit mit meiner Oma (meine Mutter ist tot) und kann es einfach nicht mehr. Ich reagiere nicht mehr auf Nachrichten, ich gehe nicht ans Telefon und sehen tun wir uns auch nicht, wobei es sehr hilfreich ist, dass wir 3h weg wohnen.
Wenn nachfragen kommen, warum man sich nicht meldet, dann sollte man das sachlich erklären und einfach sagen, du kannst dich wieder melden, wenn das das und das irgendwie in Ordnung gebracht ist.

Ich finde immer aktiver Kontaktabbruch, verhärtet immer die Fronten zusätzlich.
Kontakt so auf ein gesundes Maß zu reduzieren, dass man selbst nicht drunter leidet, lässt für alle einen kleinen Spalt der Tür zueinander offen.

6

Mein Mann hat 2013 den Kontakt zu seiner Herkunftsfamilie völlig abgebrochen. Er hat mir im Laufe unserer Beziehung viele Sachen erzählt, die vorgefallen sind. Darüber möchte ich aber nichts schreiben, diese Erinnerungen gehören ihm, mit mir teilt er sie nur um die Last zu mildern.

Was ich dir aber sagen möchte, ihm hat es sehr geholfen diese Zeit zu begraben. Es hat ihm Ballast von den Schultern genommen. Er wurde ein viel besserer Ehemann und Vater. Für ihn ist vorbei. Wir haben Glück, sie wohnen über 600km entfernt, spontan wird man sich nicht über den Weg laufen. Unsere Telefonnummer hat sie nicht (mehr).
Manchmal muss man die kranken Teile des Baumes beschneiden um ihn gesund weiter wachsen zu lassen.

Alles Gute.

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Letztlich muss dein Mann das ganz alleine entscheiden. In meinen Augen klingt ein Kontaktabbruch aber sinnvoll und er erkennt, dass er seine Grenzen anders nicht wahren kann.

Denn ändern wird sich nichts…

Ja, um die Schwester täte es mir auch leid. Aber sie ist ja auch erwachsen und ihres Glückes Schmied. Sie ist (noch) nicht bereit, macht beim Schauspiel noch mit. Solang könnt ihr da nichts ändern.

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Hallo!

Ich habe / hatte eine sehr ähnliche Situation. Auch bei meinen Eltern war die Situation ähnlich, jedoch ohne physische Ausmasse und weniger aggressiv, dafür aber andere Elemente. Bei einem Elternteil wurde die Demenz auch bestätigt, was die Entscheidung ja nicht gerade erleichtert.
Ich habe vor einigen Monaten den Kontakt komplett beendet.
Seid euch bewusst, dass dieser Schritt viel Kraft und Durchhaltevermögen kostet. Jedoch denke ich, dass es sich lohnt, so wie die Situation beschrieben wurde.
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Liebe Grüsse

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Danke. Es ist sehr schwer und wird sich wahrscheinlich nicht komplett durchsetzen lassen, aber den Kontakt aufs absolute Minimum werden wir sicher beschränken. Es tut gut zu hören, dass man nicht alleine ist.

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Darf ich fragen, wie alt die beiden sind? Ist die Schwester allein und wohnt noch zuhause?
Ich denk halt, es macht einen Unterschied, ob jemand mit 60 sich so benimmt oder vlt. mit 85 J.
LG

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Die beiden sind um die 70.
Die Schwester hat schon lange ihre eigene Familie, ist aber sehr nahe mit der Mutter.
Mein Mann hat schon lange weniger Kontakt, weil diese Dynamik schon seit Kindheit besteht.
( Die Schwester musste immer die Mutter trösten, sagt aber von sich, sie sei immer nur die Nr. 2 hinter meinem Mann gewesen, da er der vergötterte Prinz war. Das sei für sie aber ok (????))
Der Vater war und ist massiv eifersüchtig auf seinen Sohn, er selbst hat in seinem Leben nie die Chancen bekommen, die er meint verdient zu haben. Die Mutter…weint. Und bleibt.

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Das hört sich wirklich alles belastend an. Wahrscheinlich muss dein Mann nach seinem Empfinden handeln, egal wie der Weg weitergeht, wird es eine Zeit lang dauern und Nerven kosten.
Und dein Mann wird auch weiterhin ein Stück weit diese Last tragen müssen, so arg dies für euch ist.

Mein Vater ist mittlerweile 84 und er hat mir vor zwei Jahren zum ersten Mal davon erzählt, wie sehr er unter seinem Vater gelitten hat (der hat ähnlich getickt wie dein Schwiegervater) - was er seinem Sohn alles vorgeworfen hat - und ich hab gemerkt, wie ihn das heute noch beschäftigt, er hat dabei ein paar Tränen verdrückt - sein Vater ist vor mittlerweile 30 jahren verstorben. Es gab immer mal Kontaktabbrüche, die Oma hat immer wieder vermitteln zu versucht, das hab ich damals als Kind schon mitbekommen...