Ich habe mich erst kürzlich mit einem Freund über das "gewöhnungsbedürftige" Verhalten seiner Eltern unterhalten und da hat er festgestellt, dass das nur seine Familie darf. Freunden würde er das nicht durchgehen lassen.
Und mir fällt das seit dem auch auf. Ich lasse gerade meiner Mutter mehr durchgehen, als FreundInnen, aufdringliche Fragen und "nerviges" Verhalten betreffend. Meine Verwandten, gerade meine Eltern und Geschwister dürfen irgendwie häufiger in meine Privatsphäre eindringen, als FreundInnen.Ich habe aber da immer noch das Gefühl, sie sind ja meine Familie, die kann ich mir nicht aussuchen, also muss ich damit leben.
Wie ist das bei euch? Dürfen die auch mehr als andere? Und wann ist bei euch Schluß? (Bei mir sind das Themen wie Homophobie und Rassismus.)
Lasst ihr euren Verwandten mehr durchgehen
Sagen wirs mal ganz krass: Wie mein Schwager sich häufig verhält und was er uns an den Kopf knallt (auch Beleidigungen usw.), wäre er nicht Familie hätten wir ihn komplett aus unserem Leben gestrichen und mit ihm kein Wort mehr gewechselt.
Manchmal hab ich das Gefühl, er weiß das und würde sich Freunden gegenüber auch niemals so verhalten.
Den Zahn würde ich ihm aber ziehen - Egal, ob verwandt oder nicht.
Dass du dich nicht von ihm beleidigen lässt, muss doch auch deine Schwester/Schwägerin verstehen. Oder nicht?
Ehrlich gesagt NEIN. Sie ist sauer auf uns, weil wir den Kontakt mit ihnen auf Familienfeiern begrenzt haben.
Es gibt leider immer wieder "Gründe" warum er sich so verhält. Beruflicher und privater Stress in unterschiedlichen Konstellationen. Dafür sollen wir Verständnis zeigen.
Aber alles Verständnis hat auch seine Grenzen.
Hi,
ja, man lässt Verwandten viel mehr durch gehen..........
Es ist ja nur noch die Schwester da, der Bruder verunglückte vor genau 24 Jahren tödlich.
Meine Mutter, mit 3 Schwägerinnen gestraft, sagte auch immer, "sei froh das Du ne Schwester hast, Schwägerinnen sind schlimm"..................
Meine Schwester war schon immer "anstrengend".
Aber wenn ihre "guten Freunde" wüßten, wie sie mit der Familie umspringt, wüsste ich gerne, wie die das sehen.
Ich habe mich distanziert, nach dem ich vor Weihnachten 2019 erfuhr, das wir, Weihnachten überhaupt NIE
geplant waren............und ich entschuldigte mich noch, das wir die letzten Weihnachten, immer alles zwischen Tür und Angel machten.
Seitdem nur das nötigste, wegen den Eltern.
Von einer Freundin, die erst Kollegin, dann Freundin, dann Trauzeugin - gegenseitig, habe ich mich März 2009 getrennt. Oktober 1990 bis März 2009 habe ich viel geschluckt......aber irgendwann ist es gut. Irgendwann kann man nicht mehr, und will man auch nicht mehr.
Weihnachten 2019, da ging dann mir alles durch den Kopf. Jedes Hintenrum, einfach alles..............das hat man ausgehalten weil es die Schwester war. Seit dem 26.8.98, das einzige Geschwisterteil...............aber auf sie, hätte ich die meiste Zeit gut verzichtet. Und das war auch in der Nacht mein erster Gedanke, warum Olli, nicht sie?
Gruß
Es tut mir so leid. Man liest aus jedem Wort die Trauer um deinen Bruder und das was wäre wenn. Er ist nicht vergessen, solang du so liebevoll an ihn denkst.
Ja, das kenne ich nur zu gut!
Besonders mit meinem Vater, der ist impulsiv und provoziert gerne, hat generell einen sehr eigenen Kopf und gilt auch in unserer Familie als irgendwie speziell. Was ich mir da schon alles an Vorwürfen anhören musste, ist unfassbar, ganz zu schweigen davon, dass er ziemlich rücksichtslos sein kann und ich meine Grenzen immer wieder neu stecken muss, Bedürfnisse werden auch gerne mal ignoriert, bis ich heule. Es hat zu teilweise sehr heftigen Streits zwischen uns geführt. Jede andere Person hätte ich schon längst aus meinem Leben gekickt, aber es ist mein Papa und im Grunde unseres Herzens haben wir uns unendlich lieb. Auf der anderen Seite tun wir beide auch super viel füreinander und sind immer da, komme was wolle. Das Negative wiegt sich also mit positivem auf. Er hat mir übrigens auch schon vorgehalten, dass ich mich nur bei ihm so verhalten würde und bei Freunden sicher höflicher wäre - ich habe dazu nur entgegnet, dass ich bei jeder anderen Person einfach schon längst weg wäre, statt mich weiter mit ihr auseinander zu setzen - und da ist glaube ich der springende Punkt: Familie lässt man nicht einfach so ziehen, wirft man nicht einfach so weg, das heißt man setzt sich miteinander auseinander. Man diskutiert, streitet, kritisiert, setzt Grenzen - kurz: Man trägt Konflikte aus, bestenfalls um sie für allemal zu beseitigen. Das kann total haarig und unschön werden, ist aber dann doch auch einfach Beziehungsarbeit.
Es ist gleichzeitig das schöne und unschöne an Familie, dass man eben nicht sofort den Kontakt abbricht und wohl oder übel miteinander auskommen muss.
Meine persönliche Grenze wäre sicher erreicht, wenn Gewalt mit im Spiel wäre, aber auch, wenn das Negative durch nichts positives ausgeglichen wird. Und je näher ich mit jemandem verwandt bin desto mehr lasse ich den Leuten durchgehen, weil mir die Bindung und der Kontakt da wichtiger ist.
Aber: Mit durgehen meine ich aber auch nicht, dass ich alles runterschlucke und nett lächle. Wenn mich etwas verletzt hat, dann spreche ich das an. Nur bei meiner Schwiegerfamilie sag ich eher nichts, da sehe ich aber auch nur die Leute die ich mag und mit denen ich mich verbunden fühle auch als meine Familie an. Der Rest ist eben die Familie meines Mannes und meines Sohnes und ich gebe mein Bestes, dass zumindest die ein gutes Verhältnis haben können, auch wenn ich sie nicht sonderlich mag. Aber das ist ja auch bei Freunden so - wenn meine beste Freundin eine andere Freundin hat, die ich total bescheuert finde, dann ist das ja auch nicht mein Bier.
Hallo, ja, ist bei mir auch so.
Liebe Grüße
Ich weiß nicht, ob ich die Frage richtig verstehe, aber ja, ich lasse meiner Verwandtschaft mehr "durchgehen". In dem Sinne, dass ich noch nie den Kontakt zu Verwandten abgebrochen oder bewusst reduziert hätte (natürlich habe ich nicht mit allen gleich viel Kontakt, manches lässt der Alltag einfach nicht zu)...
Mein (angeheirateter) Onkel wählt AfD und ist Impfgegner usw... Ich hätte mich von so jemandem längst distanziert, wäre da nicht der Rest der Familie, die ich alle sehr gern habe. Meine Meinung sage ich ihm natürlich immer deutlich!!! Aber wir sitzen trotzdem bei Familienfeiern an einem Tisch... Freunde oder Bekannte, die solche Ansichten (z.B. rassistisch, rechtsradikal,...) haben, würde ich wohl nicht mehr kontaktieren.
Ich bin bei Familie und ganz alten Freundinnnen auch deutlich geduldiger/toleranter als bei neueren Freunden.
Da ärgere ich mich kurz und merke, wie sich ein Gefühl von "sie war schon immer so" oder "hmmm, das war jetzt wieder typisch xyz" einschleicht.
Ob das allerdings gut ist, weiß ich nicht. Eigentlich bräuchte man doch gerade Familie und alte Freunde, die auch mal deutliche Worte finden, wenn man selbst Mist baut.
Meine Grenze wäre auch bei Rassismus, Homophobie und starkem Leerdenken/Schwurblertum überschritten - da kann ich einfach nicht schweigen.
Hallo.
Meiner Erfahrung zu urteilen ja. Ich denke für viele, die was durchgehen lassen ist oft das Totschlagargument: es ist ja Familie. Nur oft steht der "Zwang" dahinter, das Verhältnis aufrecht zu erhalten und es wird dann konfliktsbehaftet und spannungsgeladen sein. Um sich hier selbst zu schützen und sich nicht über jedes Wort zu ärgern, finde ich wichtig wie man selbst damit umgeht und auch vieles gleichgültig sieht. Für mich waren es einige Jahre, bis ich heute soweit bin. Ich habe Jahre mich aufgerieben, den Kopf gemacht und mich auch verletzt gefühlt. Um nur einige Beispiele zu nennen:
- meine Mutter beurteilt oft mein Aussehen
- meine Schwägerin verspricht Sachen, hält sie nicht ein oder erzählte bereits viele Unwahrheiten (was auch als Lüge bestätigt wurde)
- mein Bruder meldete sich nur, wenn er was brauchte und sonst waren wir Luft
- meine andere Schwägerin war persönlich und übergriffig
Alles auszuführen würde den Rahmen sprengen.
Ich habe mich abgegrenzt und vieles für mich besser gemacht. Zeitweise den Kontakt abgebrochen, weil es mich belastete. Ich habe einen Weg für mich gefunden und kann sagen, dass es mir gut tut.
Meiner Meinung nach, muss man schauen was der Umgang mit den Menschen mit einem macht und sich immer fragen: Tut ed mir gut? Wo ist die Grenze?
Da spielt es keine Rolle, ob verwandt oder nicht. Sondern das eigene Wohlbefinden.
Ich dachte jetzt erst es ginge um so etwas harmloses wie unangekündigte Besuche oder Kommentare zum Erziehungsstil.
Bei Homophobie und Rassismus ist bei mir IMMER komplett dicht. Ich finde es extrem verwerflich wenn du da mit zweierlei Mass misst.
Oh nein, das tue ich nicht. Das wären nur absolute Grenzen. Diese Probleme haben wir Gott sei Dank nicht in der Familie. Ich lasse ihnen nur ständiges Eindringen in meine Privatsphäre durchgehen.