Ständig beleidigt

Mein Sohn, 9 Jahre, ist ständig beleidigt, worunter seine sozialen Kontakte stark leiden.

Eigentlich ist mein Sohn ein echtes Alpha-Tier. Er stellt sich nicht mit übermäßigen Verhalten in den Vordergrund, aber er zieht andere Kinder schnell in sein Bann. War schon im Kindergartenalter so.
Seit etwa 1,5 Jahre ist es so, dass er sobald etwas Gegenwind von anderer Seite kommt oder
jemand anders mal mehr im Vordergrund steht, er tierisch beleidigt spielt und sich abkapselt. Er geht dann überhaupt nicht mehr raus, findet dann plötzlich die Schule schlimm, verweigert den Sport etc.
Es ist kein ran kommen mehr, mittlerweile verbieten wir ihm Zuhause sämtlichen Kram, der es ihm in den eigenen vier Wänden gemütlich macht.
Trotzdem steigert er sich in die kleinsten Sprüche oder Situationen so hinein, dass er sämtlichen Umgang verweigert.
Es ist beinahe schon krankhaft. Leider sind es jedoch Züge, die wir auch von Personen aus der Familie kennen. Die mit ihrem Verhalten schon viel Schlechtes innerhalb der Familie und auch im Bekanntenkreis angerichtet haben. Was wir uns für unseren Sohn selbstverständlich noch wünschen.

Vielleicht habt ihr Ideen, wie wir ihn daraus holen können. Wir sind immer im Gespräch mit ihm, aber er versperrt sich bei dem Thema völlig.

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a) Warum bestraft ihr ihn, wenn er lieber alleine sein möchte? Lasst ihn alleine sein, wenn ihm das entspricht.

b) Sprecht mit ihm über Verhalten unter Menschen, nicht in Bezug auf ihn, sondern in Form von Comics, Vorlesebüchern, Filmen... Wie kann mit Gefühlen des geringen Selbstwerts umgehen, wie kann man sich selbst stärken, andere sind nicht böse, sondern genauso verletzlich wie ich... etc.

c) Dein Sohn klingt überhaupt nicht wie ein Alphatierchen, sondern wie ein sehr, sehr unsicheres Kind, das der alle dominierende und herumkommandierende Boss sein muss und sonst nicht genug an sich glauben kann, um ohne die Bewunderung und den Gehorsam der Spielgenossen und -genossinen vor sich selbt zu bestehen. Sehr geringe Selbstwirksamkeit, die sich allein aus dem Gehorsam der anderen speißt, nicht aus seinem eigenen Tun. Selbstwirksamkeit zu erleben ist zentral für Zufriedenheit. Ich würde insofern versuchen, ihn ganz viel selbst tun zu lassen und ihm das gezeigte Bemühen (weniger die Ergebnisse, also die Erfolge) dann positiv zu verdeutlichen.

d) Vielleicht ein Mannschafts- oder Kampfsport?

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Zu Punkt a) Natürlich kann man es als Bestrafung sehen, wenn wir ihm die Unterhaltungsmedien vorenthalten. Aber wir möchten einfach nicht, dass er dadurch das zurückgezogene Leben als noch angenehmer empfindet. Er darf gern das Tablet mit zu Freunden nehmen oder sich mit Freunden hier vor die Konsole setzen. Auch darf er es mal allein, einfach zum Ausspannen. Aber ihm noch mehr Rückzugsmöglichkeit bieten, möchten wir als Eltern einfach nicht. Zu Mal er eigentlich ein sehr sportbegeisterte junger Kerl ist, was durch die ständigen Trainingspausen der Pandemie schon sehr gelitten hat, vor allem der Wettkampf bei Turnieren hat ihm arg gefehlt.

Zu b) sicherlich könnten wir es mal aus einer anderen Perspektive versuchen.

Zu c) Mit Alphatier war jetzt nicht gemeint, dass er andere rumkommandiert. Wie schon geschrieben, er hat einfach ein gewisses Charisma, was anscheinend viele Kinder sehr anspricht. War schon in Kita, Spielgruppen und Ähnliches immer schon auffallend.
Er hat so eine everybodys Darling Art, die ihm bisher noch niemand so richtig absprechen konnte. Meiner Meinung nach, ist das auch sein Problem. Er ist dadurch einfach sehr verwöhnt, was Kontakte angeht. Einer wird schon klingeln und wenn derjenige nur etwas "Langweiliges" vor hat, dann warte ich auf den Nächsten. Natürlich ist das nicht schön und auch zum scheitern verurteilt, denn früher oder später wird er damit auf die Nase fallen. Aber andererseits bringen die Gespräche darüber auch nicht sonderlich viel. Mein Mann und ich waren beide früher nicht in einer solchen Position und sind auch nie so mit unseren Freunden umgegangen und tun es auch heute nicht so.


Zu d) Er betreibt zwei Sportarten im Verein, beides Mannschaftssport, den einen Sport seit seinem dritten Geburtstag. Wie schon geschrieben, er liebt es Leistung zu bringen und zieht für sich selbst unglaublich viel Energie daraus. Er ruht sich diesbezüglich definitiv nicht auf die Leistung seiner Mannschaft aus.

Zum Schluss, er ist auch kein Einzelkind, was die Bedürfnisse/Träume von uns Eltern verwirklichen soll.

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Er muss also extrovertiert sein (Kontakte immer erleben), weil ihr das so wollt als Eltern? Vielleicht hast du einfach ein introvertiertes Kind? Dein Text klingt bisschen so. Bitte zwingt ihn nicht. Introvertierte Grüße!

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Hat er noch nicht gemerkt, dass er damit auch Freunde vergraulen kann?

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Nein, eben nicht. Die Kinder sind immer noch so, dass sie immer wieder fragen, ob er Zeit hat oder ihn zum Fußball spielen abholen.
Auch so eine Sache, von selbst geht er so gut wie nie zu jemanden... Er lässt immer die anderen anklingeln und entscheidet dann, ob ihm die Gesellschaft angenehm ist.
Meinem Mann und mir ist das Verhalten selbst schon sehr unangenehm.

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Dann müsst ihr ihn dazu bringen, nicht ständig die "Trotzphase" raushängen zu lassen. Der Herr lässt sich bitten...
Irgendwann hat er dann den Ruf vom arroganten und verwöhnten Jungen. Man kann doch mit seinen Freunden normal umgehen.

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Hi,
ich würde das noch ein Weilchen beobachten, ob es sich noch verwächst, wenn nicht, mal einen Profi draufschauen lassen. Das sind Verhaltensweisen, die Beziehungen sehr erschweren.

vlg tina

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Vielleicht ist dein Sohn ein Einzelgänger und mag halt lieber für sich alleine sein?

Mein Sohn (12) ist auch so. Es war schwer für mich zu akzeptieren, aber alle meine Versuche, ihn für seine Freunde (die er durchaus hat) in der schulfreien Zeit zu begeistern (sei es zusammen raus gehen oder auch Konsole zu Hause) werden gnadenlos abgelehnt. Ich habe es akzeptiert. Es fing auch so in dem Alter deines Sohnes an. Blöderweise fing da auch Corona an. Ich weiß nicht, ob es damit zusammenhängt, aber denke schon. Bis dahin war er begeisterter Schwimmer im Verein, aber auch das mag er nun nicht mehr.

Tja, tatsächlich lasse ich ihn. Ich verstehe es nicht, aber ich werde es weiterhin beobachten und solange er damit glücklich ist und die Schule funktioniert, werde ich ihn auch weiterhin dahingehend in Ruhe lassen. Sollte ich aber bemerken, dass es irgendwie doch nicht mehr "richtig für ihn ist", werde ich einen Termin mit dem Kinderarzt vereinbaren und dann mal weitersehen.

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ich hab mir deinen Post nochmal durchgelesen und glaube nun wirklich, dass er einfach mal nur Zeit und Ruhe für sich braucht.
2 Vereine, wo er auch gerne Leistung bringen will und die Schule, ja, ich glaube, da würde ich mich über freie Zeit auch einfach mal freuen :-)

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Hm, passt auf, dass er nicht das Gefühl bekommt dass er "nicht richtig" ist in euren Augen. Das kann viel kaputt machen. Gerade wenn ihr unliebsame Verwandte vor Augen habt kann das eine sehr blöde Dynamik entwickeln. Der Bub merkt sicherlich, dass ihr diesen Anteil von ihm ablehnt. Das tut einem Kind weh, denn es möchte Mama und Papa natürlich gefallen.

Sprecht mit ihm, dass sein Verhalten Freunden gegenüber nicht sehr wertschätzend ist und wenn ihr das Gefühl habt er hat es kapiert was gemeint ist, dann lasst ihn seine Erfahrungen ein Stück weit machen.

Etwas zu erleben ist eine andere Erfahrung als es nur gesagt zu bekommen. Seine Freunde können schließlich selber entscheiden, ob ihnen das passt oder nicht. Und wenn er dann mal aneckt kann man ihm da beistehen seine Schlüsse draus zu ziehen.

Solange er sich nicht völlig verkriecht, also zu seinem Sport geht und Kontakte außerhalb des Kinderzimmers hat ist das ja ok.

Medienzeit muss man in dem Alter ohnehin regelmentieren und zum Sport motivieren erachte ich auch als sinnvoll, aber gerade im zwischenmenschlichen Bereich sind zu häufige Eingriffe von den Eltern kontraproduktiv.

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genau das meinte ich, aber du hast es besser formuliert.
Man muss aufpassen, dass man seinem Kind eben nicht beibringt, dass es "falsch" ist, nur weil es halt nicht so ist wie andere.

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"Es ist beinahe schon krankhaft. "

In dem Fall würde ich mir Rat von außen holen.
Forum ist ein Anfang, allerdings würde ich da schon eher in Richtung Erziehungsberatung oder psychologische Unterstützung gehen.

Manchmal reichen schon 1-3 Termine um einen Fachblick von außen zu bekommen, Tipps von außen, um dann im Innen wieder selbst daran zu arbeiten.
Wenn das nicht reicht, dann eben mehr.

Gerade weil in der Familie schon einiges vorliegt, würde ich nicht warten, bis es sich bei ihm manifestiert.
Manchmal hilft der Blick von außen, was ihr als Eltern verändern könnt. Da reichen manchmal kleine Nuancen aus, die größeres Bewirken.
Gerade wenn ist in der Familie auch so vorkommt, kann es sein, dass ihr euch unbewusst fügt, resigniert habt etc. Dadurch können Muster weiter gegeben werden. An den erwachsenen werdet ihr nichts mehr ändern. Aber ihr könnt eure eigenen Muster besser ansehen um eurem Sohn zu helfen.

Daher würde ich mit einer Fachkraft drüber sprechen. Erst mal ohne Kind. Einfach Tipps, Situationen, Beobachtungen. Die Fachkraft kann dann auch gucken, wo eure eigenen Muster sind und wie ihr welche Weiche anders stellen könnt.

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Klingt für mich so, als sei es Teil seines Charakters. Ich kenne das aus meiner Familie, da gibt es einige ähnliche Veranlagungen. Ist mitunter tierisch anstrengend, aber ich befürchte, das gehört irgendwie zu ihm. Bin mir nicht sicher, ob ihr es nicht noch schlimmer macht, indem ihr sein Verhalten ja auch kritisiert. Manche Menschen nehmen alles sofort persönlich und regen sich nachtragend furchtbar über Kleinigkeiten auf.