Guten Morgen zusammen,
ich habe mich gestern echt geärgert und wüsste gerne, ob ich überreagiere oder wie ihr mit der Situation umgehen würdet.
Ich habe eine Cousine, mit der ich nie wirklich Kontakt hatte. Sie ist die Tochter des Halbbruders meines Papas. Sie wohnt 700 km weg und wir sehen uns eigentlich nur bei runden Geburtstagen meiner Oma und seit es WhatsApp gibt, gratulieren wir uns per WhatsApp zum Geburtstag. Ich wüsste nicht, dass ich schon einmal mit ihr telefoniert hätte.
Die einzige, die noch mehr Kontakt hat außer meiner Oma, ist meine Schwägerin. Die beiden kennen sich aber noch von früher und haben Kinder im gleichen Alter.
Meine Cousine ist nun im Frühjahr an Krebs erkrankt. Sie hatte vor einigen Wochen eine OP und Bestrahlungen, nun sieht es eigentlich wieder gut aus (wobei ich weiß, dass das bei Krebs nichts heißen muss).
Ich hab das nur durch meine Oma mitbekommen und hab über sie öfter Genesungswünsche ausrichten lassen.
Gestern nun ging mich meine Oma im Telefonat furchtbar an, dass ich meine Cousine in der ganzen Zeit nicht einmal angerufen hätte. Meine Cousine hat sich darüber bei meiner Oma beschwert und die hat es dann an mir ausgelassen. Ich habe dann noch mit meiner Schwägerin gestern darüber gesprochen und auch sie meinte, dass meine Cousine mich als empathielos bezeichnet hat.
Ich hatte das ehrlich gesagt nicht am Schirm. Ich hatte im Frühjahr eine Endometriose OP und momentan befinden wir uns in der Kinderwunschbehandlung und haben die erste IVF hinter uns. Ich hatte einfach soviel anderes im Kopf. Meine Schwägerin und meine Oma wissen das, meine Oma meinte aber, dass ich das ja wohl nicht mit den Problemen meiner Schwägerin vergleichen kann, die viel kränker ist.
Ich war wie vor der Kopf gestoßen. Das ist doch kein Wettstreit, wem es schlechter geht! Ich habe oft an meine Cousine gedacht, aber einfach nicht darüber nachgedacht, anzurufen.
Meine Oma und meine Schwägerin meinen nun, ich solle sie anrufen und mich entschuldigen, dass ich mich jetzt erst melde. Ich komme mir aber so doof vor. Wir haben sonst kaum drei Sätze gewechselt. Was würdet ihr tun?
Umgang mit Krankheit entfernter Familienmitglieder
Warum hast du ihr nicht mal gute Besserung über Whats app geschickt.
Weil ich schlicht und ergreifend nicht darüber nachgedacht habe und einfach Grüße über meine Oma ausrichten lies. Davon abgesehen, habe ich auch Hemmungen, sowas über WhatsApp zu schreiben. Ich hätte es zumindest komisch gefunden, wenn mir Personen, mit denen ich nichts zu tun habe Genesungswünsche per WhatsApp schicken. Aber da tickt wahrscheinlich auch jeder anders.
Wo ist denn der Unterschied zwischen: „Alles Gute zum Geburtstag“ und „Gute Besserung“? Beides Höflichkeitsfloskeln untern Bekannten.
Angerufen hätte ich wohl auch nicht, aber über WhatsApp hätte man sich zwisxhendurch mal melden können. So garnicht machen finde ich auch sehr unhöflich muss ich sagen. Kinderwunschbehabdlung kenn ich auch, aber das wäre ja ne Sache von wenigen Minuten gewesen
Ich hätte mich auch nicht gemeldet denn ich finde es auch komisch, plötzlich Kontakt zu intensivieren "nur" weil jemand krank ist. Ja, für sie ist eine enorme Belastung, auch psychisch natürlich. Ich kenne das selbst aus der Familie. Aber man muss sich auch immer bewusst machen, dass auch andere Menschen ihr Päckchen zu tragen haben und sich das nicht ändert, weil man selbst krank ist. Das ist hart aber so ist leider das Leben. Gerade weil ihr sonst auch keinen Kontakt habt finde ich es dann auch nicht sehr nett, dass sie sich bei deiner Oma und deiner Schwägerin beschwert.
WhatsApp hätte ich auch nicht gemacht, ich bin aber allgemein kein Fan davon. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was ich jetzt machen würde. Evtl. ein wenig Gras darüber wachsen lassen und sie vielleicht in ein paar Wochen mal anschreiben oder anrufen.
In der Ausgangsposition, die du beschreibst, wäre ich mehr als irritiert, wenn man mich deswegen über Dritte angehen lässt.
Sorry, wenn sonst überhaupt kein Kontakt bestand....dann braucht man jetzt auch nicht damit anfangen.
Ich finde es, trotz der Erkrankung, ziemlich frech, das deine Cousine das nicht mit dir selber klärt. Aber wenn mir das so zugetragen würde, dann würde ich zum Hörer greifen und sie fragen, was eigentlich los ist und nicht um mich zu entschuldigen.
Auf der anderen Seite weiß ich allerdings auch, das eine Krebserkrankung gerade Freunde und engere Verwandte (wie deine Oma) emotional sehr mitnimmt, man wird manchmal auch unfair....quasi als Übersprungshandlung. Vom Erkrankten selber fange ich jetzt mal gar nicht an, das sind Grenzerfahrungen, auf die man gerne verzichten kann....trotzdem fehlt mir hier eindeutig ein Signal deiner Cousine, ein Zeichen, das sie überhaupt Interesse an Kontaktaufnahme hat. Es kann ja sein, das sie da andere Erwartungen hatte, aber du kannst nicht hellsehen.
Und ja, es gibt Menschen, die gar nicht mit son eienr Erkrnaung umgehen können und dem Erkrankten aus dem Weg gehen, aber auch das ist hier ja nicht der Fall.
Kläre das mit ihr persönlich, bleib aber ehrlich und klar.
Nachtrag: Es kann auch sein, das deine Cousine das ganz anders sieht und nur Oma und Schwägerin das so empfinden....es also gar nicht stimmt, das die Worte von deiner Cousine kommen. Sie es also nur so drehen, weil sie vielleicht mal nach dir gefargt hat oä.
Noch ein Grund mehr, das in einem Telefonat zu klären.
Das habe ich tatsächlich auch schon überlegt. Aber zumindest muss sie ja irgendwie erwähnt haben, dass ich nicht angerufen habe und gerade meine Schwägerin neigt bei solchen Dingen eigentlich nicht zu Übertreibungen.
Ich hätte mich ebenso verhalten wie du, nicht aus Bosheit, aber ich halte Krankheiten für etwas sehr Persönliches und vorallem Privates und mag es nicht, wenn darüber geredet wird (aber das ist wohl sehr individuell - manche ziehen ihre Kraft aus der Kommunikation und Anteilnahme).
Als ich letztes Jahr nach der Geburt des kleinen Sohnes auf der Intensiv lag (und es anfangs nicht so aussah, als würde das noch etwas werden) und in den Wochen der Erholung die darauf folgten, haben sich genau die Personen gemeldet, mit denen immer Kontakt und Austausch besteht. Obwohl meine Mutter es an jeden in der Familie kommuniziert hat (das kann sie richtig gut), waren sämtliche Genesungswünsche nur von den "aktiven" Familienmitgliedern und ich hätte es gar nicht anders erwartet und fand es nicht schlimm.
Ich würde nichts weiter machen, außer mir (von Seiten der Oma) jegliche Einmischung zu verbitten. Du und deine Cousine habt beide diese Beziehung gestaltet und mehr als "Happy Birthday" und "Hallo" war es nun mal nicht. Sich jetzt zu beklagen halte ich für falsch und es ist nicht an dir, dich dafür zu entschuldigen.
Ich finde du verhält dich egoistisch. Zumindest eine WhatsApp hättest du schreiben können, zum Geburtstag machst du das ja auch. Weiß deine Cousine das du in Kinderwunschbehandlung bist? Das kann sie ja auch nicht riechen. Ich wäre an ihrer Stelle auch traurig, hätte jetzt aber auch keine Lust mehr auf einen mitleidigen Anruf.
„ Das kann sie ja auch nicht riechen“
Hat denn die TE von der Krankheit ihrer Cousine direkt von ihr erfahren oder nur über Dritte? Ich schätze doch mal, dass letzteres zutrifft wenn sonst bisher kein enger Kontakt bestand.
Sorry, aber es ist egoistisch zu erwarten, dass sich nun jeder entfernte Bekannte/Verwandte nach einem erkundigt wenn man krank ist. Dass das für den Kranken selbst belastend ist, ist keine Frage. Aber von der Cousine gingen doch auch nicht mehr Kontaktbestrebungen aus als von der TE?! Und nur weil sie nun krank ist, ist das kein Freifahrtschein um unbegrenzte Aufmerksamkeit zu bekommen. Außerdem ist es auch wirklich vermessen anzunehmen, man selbst sei ja doch am schlimmsten dran. Das ist doch kein Wettbewerb und jeder hat sein Päckchen zu tragen. Was wenn die TE selbst Krebs hätte? Oder ihr Mann? Woher will sich die Cousine so sicher sein, dass sie alleine gerade sämtliches Mitleid verdient?
"Was würdet ihr tun?"
Gar nichts! Du hast mit ihr entfernten sporadischen Kontakt, telefoniert sowieso nie, wieso jetzt damit anfangen? Das wäre doch, meiner Meinung nach, nur geheuchelt. Unter normalen Umständen würdest du sie ja auch nie anrufen, du hast mit ihr nichts weiter zu tun. Die Oma könnte mich mal wenn sie meint, mich deswegen angreifen zu müssen. Jeder darf doch wohl selber entscheiden, mit wem er wieviel Kontakt haben will. Ich würde besagter Cousine jetzt auch nicht mehr die obligatorischen Geburtstags-WA mehr senden nachdem sie sich über dich beschwert hat. Würde den Kontakt würde ich auslaufen lassen.
Ich sehe das wie du.
Ich war selber vor Jahren an Krebs erkrankt.
Hätte mich eine entfernte Verwandte angerufen und sich nach meinem Befinden erkundigt, hätte ich mir wahrscheinlich gedacht: "Was ruft die mich jetzt im Krankheitsfall an, wenn sie mich in gesunden Tagen auch nicht anruft. Aus Neugier????"
Gut, ne WA Nachricht wäre nicht schlecht gewesen. Aber alles andere hätte man dir womöglich negativ ausgelegt.
Dieses Neugier-Phänomen gibt es nämlich tatsächlich öfter als man denkt.
Bei manchen Leuten ist es mir damals wirklich so vorgekommen, als hätten sie nur drauf gewartet, dass man was Negatives antwortet auf ihre "Wie geht es dir?"-Frage.
Selbst Jahre später kommen oft noch Fragen wie "Hm... Und es ist tatsächlich zu keinem Rückfall mehr gekommen seitdem?"
WAS BITTE wollen diese Menschen denn hören? Ein "Nein, sorry, kann nicht damit dienen wieder an dem Scheiß erkrankt zu sein." Oder ein "Doch. Ich hab zwischenzeitlich nen weiteren Krebs dazu bekommen, aber ich will nicht, dass es jemand erfährt."