Ist Schreibschrift in Hessen Grundschule Pflicht?

Ich habe eine Frage an vielleicht hier vertrete Grundschullehrer.

Mein Kind Klasse 3 schreibt am nächsten Freitag ein Diktat. Bisher war die Anwendung der Schreibschrift nicht verpflichtend. Die Kinder haben einen Lehrgang (Arbeitsheft) für die Schreibschrift in 2. Halbjahr der 2. Klasse gemacht. Vor den Ferien wurde nicht mitgeteilt, daß nun ausschließlich diese Schriftart verwendet werden soll. Wir hätten sonst in den Ferien etwas die Verbindungen der einzelnen Buchstaben geübt. Nunja. Im kommenden Diktat wird dann eben alles benotet. Mein Kind hat beispielsweise Schwierigkeiten bei der Verbindung der Buchstaben ro oder ri oder rn. Das sieht dann aus wie m usw. Das Diktat, also der Text sitzt Fehlerfrei... aber nun befürchte ich, dass meinem Kind damit die Note schlechter ausfällt.

Im Klassenverband gibt es Kinder, die den Schreibschrift Lehrgang abgebrochen haben. Diese dürfen weiterhin in Druckschrift schreiben.

Ich empfinde das als nicht sonderlich gerecht. Oder sehe ich das falsch?

Grundsätzlich bin ich dafür, daß natürlich auch die Schreibschrift geübt und natürlich dann auch angewendet wird. Ich hätte mir nur eher gewünscht, zu wissen, dass es nun auch direkt benotet wird.

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Ach man übt nur noch das was benotet wird? Schreibschrift ist sehr wichtig für die Entwicklung eines Kindes und die Pläne zu deren Abschaffung unter Pädagogen ein ziemlicher Aufreger. Es fördert die Feinmotorik und die Entwicklung des Gehirnes. Es ist extrem umstritten dass in manchen Bundesländern die Schreibschrift verschwindet, wieder eine Einsparungsmassnahme mehr auf Kosten der Förderung unserer Kinder. Und dann stellen sich viele die Frage und wundern sich warum Kinder heute so oft Ergotherapie brauchen. Und gerade das nicht verbinden können ist ein Hinweis darauf dass dein Kind da auch entwicklungstechnisch ein wenig Förderbedarf hätte und schon allein deswegen solltet ihr es üben. Ganz einfach um das zu lernen was es lernen müssten um seine Synapsen zu trainieren. Und nein wenn eure Lehrerin es vermittelt hat ist es nicht unfair. Unfair wäre es wenn die abgebrochenen Klassen jetzt genauso hart benotet werden würden. Man sollte sich auch im Bildungswesen nach oben orientieren.

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Das ist so ähnlich wie die Frage ob es schlimm ist wenn ein Kind nie krabbelt. Das zieht sich dann auch oft durch die gesamte Entwicklung durch wenn man keine ergänzenden Übungen macht und es ploppen immer wieder sachen auf die Probleme machen.

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1. Meine Tochter ist nie gekrabbelt. Sie ist mittlerweile Gymnasiastin mit fantastischen Noten, engagiertem, freundlichen Auftreten, hervorragendem Sozialverhalten, schlank und sportlich.
Ich weiß selbst gar nicht, wie ich an so ein Kind gekommen bin ;-)
Die jüngere Tochter ist ausgiebig gekrabbelt und hat viel mehr Probleme...

2. Die TE ärgert sich offenbar nicht darüber, dass Schreibschrift unterrichtet wurde. Im Gegenteil, ihre Tochter hat durchgehalten und alle Buchstaben gelernt. Sie weiß sogar genau, wo die Tochter noch Probleme hat.
Ihr stößt lediglich sauer auf, dass das, was bisher als Lehrgang unterrichtet und (vermutlich wie fast überall) noch nicht mal abgefragt wurde, jetzt benotet werden soll.
Das würde mich auch ärgern - erst Recht, wenn es nur bei denen benotet wird, die wirklich Schreibschrift schreiben.

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Hallo,

Wir leben in Hessen. Meine Tochter ist jetzt in der 4. Klasse und bisher wurde noch gar nicht mit Schreibschrift begonnen. Die Kinder schreiben in Druckschrift. Es kommt allerdings auf die Schule an, ein Ort weiter müssen die Kinder noch Schreibschrift lernen. Das scheinen die Schulen selbst entscheiden zu dürfen.

LG
Sunny

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Hallo,
Ich bin Lehrerin in einer Gs. Ab Ende 2. Klasse ist Schreibschrift Pflicht. Aber bei einem Diktat will ich das doch auf keinen Fall mitbenoten. Die schlechte Diktatnote reicht schon den meisten.
Es ist zwar Pflicht, aber ich benote das nie. Im Test schreibe ich drunter: „bitte Schreibschrift benutzen“. Klappt dann auch meist.
Und so Ende 4. Klasse ist es mir dann völlig egal, wie die schreiben. Bis dahin entwickeln sie ihre eigene Schriftart und das finde ich toll. In der weiterführenden Schule interessiert es eh niemanden.

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So ganz stimmt das nicht. Wir wohnen zwar nicht in Hessen sondern in RLP aber meine Tochter ist gerade an die weiterführende Schule gekommen. Schreibschrift wurde wenn ich mich recht erinnere, sogar schon im 2. HJ der 1. Klasse (spätestens aber in der 2. Kl) unterrichtet und die Kinder mussten ab da Schreibschrift schreiben. Jetzt auf der weiterführenden Schule wird erwartet/verlangt, dass die Kinder Schreibschrift schreiben. Bei einem Kind in ihrer neuen Klasse wurde Schreibschrift kaum unterrichtet. Das Mädchen schreibt ausschließlich in Druckschrift. Das größte Problem dieses Kindes ist aber, dass es das (in Schreibschrift) Geschriebene an der Tafel nicht lesen kann. Es mag vielleicht egal sein, ob das Kind in Schreibschrift schreiben kann aber es ist nicht egal, dass es das Tafelbild nicht lesen kann, weil es Schreibschrift weder schreiben noch lesen kann. Insofern: Bitte nicht einfach sagen, es sei auf der weiterführenden Schule egal. Denn das ist es definitiv nicht. Denn es ist nun mal so... wenn man Schreibschrift nicht schreiben kann, dann kann man es in aller Regel auch nicht lesen und das kann Probleme nach sich ziehen.

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Den meisten weiterführenden Schulen ist es egal.
Meine Kinder können alle Schreibschrift lesen und schreiben. Von daher ist es auch egal, ob die nächste Schule es will oder nicht.

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Bei uns ist die Schreibschrift mittlerweile abgeschafft worden. Ich weiss aus meiner eigenen Schulzeit, wie absurd die Benotung da zeitweise war, ein guter Aufsatz mit unschönem Schriftbild war nicht mehr wert als eine unstrukturierte grammatisch katastrophale Textwüste in schöner Schrift, Linkshänder hatten generell verloren.

Ich bin nun 15 Jahre im Berufsleben, keiner hat je mein Schriftbild lesen müssen, jeder schreibt am PC, und in der Praxis ist es sehr viel wichtiger, sich präzise schriftlich ausdrücken zu können, als ein schönes Schriftbild zu haben. Seit Corona sind noch viel mehr Abläufe verschriftlicht worden. Ich verstehe grundsätzlich das Argument schon, dass das Erlernen der Schreibschrift die kognitiven Fähigkeiten von Kindern fördert und damit Dinge trainiert werden, die mit dem aktuellen Lehrplan sonst verloren gehen. Mich würde diesbezüglich interessieren, ob es anstatt das Erlernen der Schreibschrift nicht andere Wege gäbe, das gleiche zu erreichen, z.B. mit Handarbeits- und Werkunterricht, Kochunterricht, Kunstunterricht oder anderem, was die Feinmotorik fördert. Halt irgendwas, was für die Praxis relevanter ist als Schreibschrift.