Du schaffst das schon

Hallo,

mich triggert dieser Satz: Du schaffst das schon. Immer, wenn das jemand zu mir sagt, v.a. aus der Familie, fühle ich mich nicht ernst genommen. Irgendwie herabgewürdigt. Ich erzähle meine ängste und sorgen, weil sie mich ja beschäftigen und ich fürchte, etwas nicht zu schaffen. Und dann die Antwort: du schaffst das schon. Ja, und wenn nicht?
Ich finde die Antwort drückt Desinteresse und Gleichgültigkeit aus.
Vielleicht bin ich empfindlich, aber ich habe mich wegen genau diesem Satz zurück gezogen. Dann erzähle ich halt nicht, was mich beschäftigt. Dann werde ich auch nicht abgebügelt.

Ich weiß, dass der Satz vermutlich Mut machen soll, aber würde man dann nicht sagen: ich glaube an dich. Kann ich dir helfen? Wie es auch ausgeht, du kannst auf mich zählen? Es gibt doch so viele Möglichkeiten außer "du schaffst das schon"

Ich habe meine negativen Gefühle dazu bei den Personen, die mir nahe stehen und wichtig sind, schon angesprochen. Aber es ändert sich nichts. Es wird mit "so ist das doch nicht gemeint" abgetan.

Ich weiß nicht ... Bin ich zu dünnhäutig? Zu empfindlich?

Danke fürs lesen.

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Naja, was soll man dazu auch sonst sagen?
Wenn du das oft sagst würde ich eher genervt sein denn es gibt Menschen die immer Jammern.

Wenn man Hilfe braucht sollte man einfach fragen.

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Es wirkt auf mich schon empfindlich oder eben so, als ob ihr denselben Sachen unterschiedliche Bedeutungen beimesst. Vielleicht bist du ja auch überdurchschnittlich besorgt oder gestresst, sodass dein Gegenüber wirklich desinteressiert ist, weil es so häufig vorkommt?
Was sind es denn für Situationen?

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"Du schaffst das schon" heißt übersetzt, "lass mich in Ruhe damit, ich will nichts mehr davon hören".
Ob deine Familie generell unempathisch ist oder genervt, weil du sehr häufig an dir zweifelst, kann dir hier niemand beantworten.

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Mich triggert diese Aussage nicht, aber ich weiß, was du meinst. Das klingt oft wie "Ach, jetzt stell dich nicht so an, du schaffst das schon, bist ja schon groß." Fertig, Haken dran, Thema erledigt für das Gegenüber.

Dabei ist es für dich vermutlich etwas, das dich sehr belastet oder beschäftigt und so ist die Kluft zwischen dem, was du fühlst und der banalen Reaktion darauf so groß, dass es dich wütend macht, einfach weil du den Eindruck hast, dass dein Gesprächspartner gar nicht kapiert, wie groß die Aufgabe/das Problem für dich ist, sondern dir einfach bloß eine unpersönliche Universal-Floskel hinwirft.

Da gibt es in meinem Augen nur zwei Auswege:
1. Du versuchst unmittelbar in der jeweiligen Situation zu erklären, wie belastend die Aufgabe für dich ist, sodass der andere besser verstehen kann, dass es dir ganz schön schwerfällt.

2. Du reflektierst, ob du jetzt aus einer Mücke einen Elefanten machst oder deine Sorgen wirklich begründet sind.

Es kommt ja auch immer darauf an, mit wem man darüber redet. Manche Menschen sind einfach oberflächlicher als andere. Die würde ich dann hinsichtlich ernsterer Themen vermutlich nicht mehr so oft aufsuchen.

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Danke, genau so fühle ich das. Und wenn das von meiner Mutter kommt verletzt es mich einfach, irgendwie bleibt man ja doch immer Kind und die Eltern sind ein wichtiger Ansprechpartner. Ich habe für mich beschlossen, sie nicht mehr zu fragen, und trotzdem macht es mich traurig.
Danke für deine Antwort!

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Wie oft hast du denn Sorgen, Nöte oder Ängste? Überdimensional oft, oder wieso kann man dir das so oft sagen? Außer meiner Schwester kenne ich zB niemanden, der vor allem Sorge hat und jammert. Meist (immer?) bei banalen Dingen. Dann sag ich auch lieber „du schaffst das schon“, weil sie es einfach immer schafft.

Gibt es denn dann Dinge die du wirklich nicht schaffst?

Schwierig ist es, diese Aussage zu bewerten, weil ja jeder seine Erfahrungen damit teilt. Und ich sage solch eine Satz (genervt) zu jemandem, der immer jammert.

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Ich stelle dir einfach ein paar Rückfragen, die du nicht mir beantworten sollst, sondern vllt dir selbst:

-Neigst du zu Pessimismus? Hast su wirklich Dinge schon nicht geschafft oder hat die Vergangenheit vllt schon mehrfach gezeigt, dass du dir sehr viele Gedanken und Sorgen machst und dann hast du es im Endeffekt aber doch „geschafft“

- Was ist an „Ich glaub an dich“ weniger eine Floskel

- Was würdest du dir stattdessen wünschen als Reaktion? Vllt aufrichtiges Mitgefühl, die _
Ausarbeitung einer Lösung, ein Hilfsangebot?

- Reflektiere dich mal selbst: Gehörst du zu den Menschen, die immer alles negativ sehen und dauernd jammern? Man kann auch nicht erwarten, dass alle immerzu mit Freude als Seelenmülleimer her halten. Selbst wenn es dich selbst sehr belastet, kannst du nicht von deiner Familie erwarten, dass du das alles abladen kannst. Dann müsstest du dir vllt anderweitig Hilfe suchen

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Wenn es eine Freundin zu mir sagt, die mich aktiv unterstützt, ehrlich zu hört und mitanpackt, wenn ich sie darum bitte (umgekehrt ebenso), dann glaube ich es ihr. Also dass sie es so meint und wirklich an mich glaubt.

Bei anderen, die nie mitanpacken (auch wenn sie aktiv darum gebeten werden), genervt sind, wenn jemand Hilfe braucht, generell nur wissen wollen, was sie ausdrücklich fragen und sonst nichts wissen wollen (man könnte ja auf Idee kommen, aktiv um Hilfe zu bitten)
dann denk ich mir meinen Teil. Ich frage nicht mehr um Hilfe an, erwarte nichts und erzähle auch nichts mehr, was mir wichtig ist. Oberflächlichkeiten sind ok. Mehr erzähle ich nicht, mehr wollen sie auch nicht wissen.

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Hallo warum,
tatsächlich ist dieser blöde Spruch etwas, was ich mir selbst sehr oft sage. Du schaffst das schon. Weil ich z.B. weiß, dass ich unter Druck sehr, sehr gut arbeite und zu Hochform aufflaufe - Erschöpfung danach natürlich vorprogrammiert. Weil ich weiß, das ich auf Ressourcen zurükgreifen kann, vor allem eigene Erfahrung. Ich sehe keinen Unerschied zwischen "du schaffst das schon" und "ich glaube an dich".
Es ist mir aber auch schon vorgekommen, dass ich ich mir in freundschaftlichen Beziehungen wirklich Zeit genommen habe, zusammen aufgedröselt, Lösungen gesucht und alles, aber auch alles wurde abgelent, nur um am übernächsten Tag das gleiche Gespräch wieder zu beginnen. Dann ist "du schaffst das schon" eine Geste der Hilflosigkeit.
Wenn du Unterstützung möchtest, dann formuliere das deutlich. Käme auf so eine Anfrage ein "du schaffst das schon" würde ich ganz bösartig nachfragen, ob das jetzt eine Absage bedeutet.
Falls das an deinem Ansinnen vorbei geht - sorry. Ich arbeite in einer kleinen Selbstständigkeit, das bedeutet selbst und ständig. Ich schaff das schon meistens.

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Naja es kommt auf den Kontext an. "Du schaffst das schon, du hast wochenlang dafür gelernt, du kannst alle Fragen beantworten, mach dir keine Sorgen!" Das finde ich nicht einfach so daher gesagt. Wenn die Person dann aber weiter und weiter jammert und gar nicht auf die beruhigenden Worte eingeht nervt das irgendwann nur noch.

Bei deinem Text hört es sich so an, als kämst du öfter in diese Situation wo du offenbar beschwichtigende Worte brauchst. Da wäre es evtl. von Vorteil noch zu wissen, um was für Situationen es sich genau handelt. Geht es um Krankheiten für die du nichts kannst und vor denen du Angst hast, ist deine Sorge natürlich berechtigt. Geht es um Prüfungen oder irgendwelche Aufgaben bei der Arbeit, naja das geht dann mMn Richtung Jammern..