Kann ich meiner Familie so viel zumuten?

Hallo Zusammen!

Nachdem ich ein Jahr in Österreich in Karenz war, bin ich nach Deutschland zu meinem Mann gezogen und habe meine Arbeit zurück gelassen. Alles was ich bisher gelernt habe, war sehr auf meine Heimat spezialisiert und deshalb stehe ich nun vor der Entscheidung, welchem Beruf ich in Zukunft nachgehen möchte.

Für mich ist eigentlich klar, dass ich nochmals eine Ausbildung starte, da mir sonst nur Stellen offen stehen, die mich nicht erfüllen würden. Nun möchte ich mich gerne auf eine bestimmte Ausbildungsstelle im medizinischen Bereich bewerben, welche jedoch in der Nachbarstadt liegt. Die tgl Arbeitszeiten sind ca. 0800-1800, mal mehr, mal weniger. Also alles in allem, mit Arbeitsweg, wäre ich an 4-5 Tagen pro Woche 12h außer Haus. Im Endeffekt, würde ich meinen Sohn, der bei Ausbildungsbeginn 2,5 Jahre alt wäre, ins Bett bringen und das war's auch schon. Ja, wir haben auch noch ein Familienbett, aber so wirklich kann man das nicht als Familienzeit benennen, denke ich.

Mein Mann unterstützt mich definitiv, aber es wäre auch für ihn eine riesen Belastung. Er arbeitet auch Vollzeit+, wäre weiterhin Hauptverdiener, müsste den Alltag stämmen, kochen, Termine wahrnehmen, darauf achten, dass der kleine Mann nicht ewig in der Kita bleibt usw.
Dazu kommt noch, dass er regelmäßig Dienstreisen macht, da müsste ich dann vermutlich die komplette Verwandtschaft kirre machen.

Eigentlich ruft alles in mir, dass ich da egoistisch sein sollte aber ich weiß nicht, ob ich das vorallem meinem Kind, aber auch meinem Mann zumuten kann.

Danke fürs Lesen schönen Abend

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Die Frage wäre, empfindest du es deiner Verantwortung als Elternteil gerecht, wenn du dein Kind nur zur Bett bringst?

Du kommst gerade aus der Karenz und bist die Hauptbezugsperson von eurem Kind und jetzt bist du unter der Woche fast garnicht mehr da…

Ich habe nun nach einem Jahr Elternzeit mit dem Arbeiten begonnen. Bei meinem Job kann ich die Zeit gut einteilen, dass ich nachmittags Schluss mache und Abends wieder weiterarbeite. Insgesamt komme ich damit auf 5 Stunden Familienzeit (1 Stunde in der Früh, 4 Stunden nachmittags und abends). So viel Zeit wollte ich meinem Kind und meiner Familie geben. Denn ich möchte, dass mein Kind mit Mutter aufwächst.

Mein Vater hatte früher so gearbeitet wie du überlegst. Also unter der Woche hatte ich ihn morgens gesehen, abends nur kurz. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich mit einem Vater aufgewachsen bin gerade als Kind. Später in der Schule war es anders, da bin ich später ins Bett und es war mehr Familienzeit.

Ich würde es an deiner Stelle ehrlich gesagt nach Alternativen schauen, denn eine Stelle, wo ich mein Kind nicht mehr sehe wäre keine Option für mich.

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Ich habe unten allen geantwortet. Danke für deine Antwort!

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Ich finde das extrem straff funktioniert meiner Meinung nach mit deinen Arbeitszeiten + Mann in Vollzeit nur wenn ihr neben der Kita verlässlich fest jemanden anstellt ( Haushaltshilfe , Au Pair ) und am besten zusätzlich noch eine Oma oder Verwandschaft habt auf die ihr zurück greifen könnt .

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Danke für deine Antwort. Unten steht meine für alle.

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Wenn du nicht aktiv gefragt hättest, wüde ich dir bei so einer Entscheidung nicht reinreden wollen, weil ich finde, dass es viele Wege gibt, auf denen ein Familie zufrieden miteinander leben kann und das so individuell ist, das man das als Außenstehender mit anderen Sichtweisen und Lebensplänen schlecht beurteilen kann.
Aber da du nach Meinungen gefragt hast:
Wenn dein Mann selbst Vollzeit+ arbeitet, finde ich persönlich die Gesamtbelastung für die ganze Familie zu heftig. Dein Kind wird entweder sehr lange in der Kita bleiben müssen (und das ist schon auch ein echt langer, anstrengender Tag für die Kids), oder dein Mann muss irre früh aufstehen, um euren Sohn früher abzuholen und hat neben seinem Vollzeitjob dann das volle Kinderprogramm. Du bist nach so einem langen Arbeitstag dann auch völlig durch (welche Ausbildung hat einen soo langen Arbeitstag?! Kann ich mir gar nicht vorstellen....) und irgendwer muss noch einkaufen, Haushalt machen und Co.
Die Verwandschaft bei Dienstreisen und Engpässen mehr einzuspannen fände ich dagegen machbar, WENN diese das auch so wollen.

Ich würde darüber nachdenken, ob dein Mann ggf. seine Stunden zeitweise reduzieren kann oder die Ausbildung später beginnen, wenn das Kind etwas größer ist, Aber 3 Jahre Ausbildungszeit unter den von dir beschriebenen Bedingungen durchzustehen fände ich persönlich sehr grenzwertig für alle Beteiligten.

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Danke für deine Antwort. Ich habe unten allen geantwortet.

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Puuh schwierige Situation!
Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird!
Die Betreuung in den Kitas ist durch Personalmangel alles andere als zuverlässig in vielen Einrichtungen gerade!
Ich weiß ja nicht, wie weit eure Familie euch bereit ist zu unterstützen, inwieweit sie noch berufstätig sind, wie viele euch helfen könnten... Weil wenn es z.b "nur" Oma & Opa sind, die sind auch Mal krank oder vielleicht Mal im Urlaub!
Neben den meist 12 Std. Täglich, muss ja auch noch viel Stoff gelernt werden, was auch nicht zu unterschätzen ist!
Finde 12 Stunden schon etwas heftig fürs Kind & auch für dich, da sie nur 1x klein sind & du einiges verpassen wirst!
Gibt es vielleicht die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung in dem Beruf?

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Danke für deine Antwort, ich habe unten allen geantwortet.

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Da gäbe es noch 2 andere Möglichkeiten: 1.) Eine Teilzeitausbildung oder 2.) über ein Ferninstitut eine Ausbildung machen.

Bei beidem hast du noch Zeit für die Familie und kannst trotzdem deinen Wunschberuf lernen.
Bei 12 Stunden außer Haus ist wenig Zeit für die Familie.

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Andererseits könntet ihr als Entlasstung für euch im Haushalt jdm. einstellen, der sich evtl. auch um euer Kind kümmert.

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Danke für deine Antwort, ich habe unten allen geantwortet. Lg

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Danke erstmal für alle eure ausführlichen und gut durchdachten Antworten!!

Ich bin ehrlich gesagt wirklich überrascht, dass ihr euch alle einig seid, dass die Belastung für uns und vorallem für meinen Sohn, zu groß wäre. Mein Gedanke war eher, so früh wie möglich durchziehen, damit wir so früh wie möglich fertig sind und ich danach Teilzeit arbeiten kann. Ich hatte auch Antworten a la "als Mann würdest du auch nicht überlegen" erwartet.

Eigentlich ist es ja logisch, dass es für so ein junges Kind fast so ist, als würde man ihm die Mutter nehmen. Das habe ich so nicht bedacht.

Diese Ausbildung ist ausschließlich in Vollzeit und Präsenz möglich. Weil eine Dame überrascht war, dass es so lange Ausbildungszeiten gibt, das war ich erst mal auch, aber man hat dafür ab und zu einen ganzen Wochentag frei. Was aber das Fass wirklich zum überlaufen bringt, ist der lange Fahrtweg, der sich nicht weg diskutieren lässt.

Ich werde mich jetzt nochmal bewusst mit anderen Ausbildungsmöglichkeiten auseinander setzen und hoffe auf eine passende Alternative. Leider sind in meiner Stadt hier die Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Diese Ausbildung werde ich aber erst einmal nicht in Angriff nehmen, denke ich.

Liebe Grüße

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Ich will dir hier noch mal eine andere Perspektive geben. Ich bin VZ berufstätige Alleinerziehende und 8 bis 18 Uhr ist bei mir in dem Alter ungefähr hingekommen. Als sonderlich stressig habe ich es nicht empfunden. Um mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen:

Nach einem Arbeitstag bin ich nicht durch. Wenn ich abends heimkomme, dann ist innerlich der Tag nicht vorbei, sondern es beginnt die Zeit mit dem Kind. Der Tag fühlt sich einfach anders an, als wenn man den Nachmittag daheim ist und dann um 18 Uhr allmählich herunterfährt.

Haushalt - wenn man nicht daheim ist, dann fällt auch kein Haushalt an. Es kann ja niemand die Bude zumüllen. Wäsche waschen, kochen und einkaufen müssen auch Singles.

Termine - welche? Wenn das Kind nicht irgendeinen Förderbedarf hat, dann gibt es keine Termine. Ich habe auch keine regelmäßigen Termine.

Insgesamt habe ich die Kindergartenzeit als wesentlich entspannender gefunden als die Schulzeit. Und trotz langer Arbeitszeiten meinerseits habe ich sie richtig schön in Erinnerung. Ein Kindergartenkind hat noch keine Hausaufgaben, noch keine Termine (Verein, Spielverabredungen etc.) und die Schliesszeiten des Kindergartens sind kürzer als die Schulferien. Deinen Gedanke, jetzt die Ausbildung schnell durchzuziehen, finde ich nicht schlecht.

Es spielen natürlich noch einige andere Dinge mit: Qualität der Kinderbetreuung (ich war im Ausland und finde die deutschen Kindergärten nicht überzeugend), Arbeitsweg, Flexibilität in der Arbeit etc. Die kannst nur du einschätzen.

Nimm dir als “Berater” die berufstätigen Eltern mit langen Arbeitszeiten und nicht die Hausfrauen/Teilzeitkraefte. Wenn du Marathon laufen willst, dann fragst du auch nicht den Couchpotatoe um Rat. Der sagt dir nämlich, die Distanz ist vieeeel zu weit.

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Ich danke dir für deine Antwort 🙏
Zu den Arbeitszeiten kommen jeweils 1h Fahrtweg hinzu. Also 0700-1900 Uhr. Morgens schläft mein Sohn meistens noch und abends geht er um 2000 Uhr ins Bett. Davor wird dann noch ein bisschen gespielt, gelesen und bettfertig gemacht.

Alleinerziehend bin ich ja zum Glück nicht. Mein Mann kann auch mal Home Office machen und meine Schwiegermutter würde den Kleinen nach ihrer Arbeit auch abholen. Also ich denke er müsste höchstens von 0730- 1630 Uhr in der Kita sein, nach Möglichkeit natürlich kürzer. Sind trotzdem 9 Stunden aber er ist ein aufgewecktes Kind.

Im Endeffekt entscheide ich das natürlich zusammen mit meinem Mann aber ich finde es schön, dass du mir auch die andere Seite bestätigst!

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Dein Kind ist jetzt 1 Jahr? Also die Ausbildung wuerde erst in 1,5 JAhren beginnen? Was machst du in der Zwischenzeit? Kannst du in deinem Bereuch in den 1,5 Jshren ein Fernstudium o.ae. absolvieren?

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Mein Kind ist bald 1,5 und die Ausbildung beginnt am 1. September nächsten Jahres. Der kleine geht frühestens mit 2 in die Kita.

Auf die Ausbildung kann nichts angerechnet werden.

Es ging mir bei meiner Frage wirklich genau um diese spezielle (familienunfreundliche) Ausbildung, weil das ein Traumberuf von mir ist.

Ich werde mich jetzt erstmal nach allen Optionen umsehen und mich dann zusammen mit meinem Mann entscheiden.

Danke für deine Antwort!

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Wie lange dauert sie denn?

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Ich weiß nicht, ob das nur in Deutschland geht, aber vielleicht wäre eine Ausbildung in Teilzeit was für dich?

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Das ist Wahnsinn, bei den Zeiten, mach das nicht. An Arbeitsüberlastung gehen Ehen kaputt und so wie du es beschreibst ist das der freie Fall ins Messer.

Gehe in dich. Was genau reizt dich an diesem Job besonders? Gibt es das auch in anderer Form in anderen Berufen? Eine mögliche Ausbildung in Teilzeit? Eine verwandte Ausbildung machen, und nach deren Abschluss diese Ausbildung in deutlich kürzer Zeit zu machen.

Es gibt freie Arbeitsberater, die nicht am Arbeitsamt arbeiten, mit einem Beratungsschein kannst du dich da kostenfrei und eigentlich auch kompetent beraten lassen. Google mal nach Bewerberservice, Coaching etc. Bei uns bietet das die AWO, die Diakonie und die VHS an.