Hallo zusammen,
ich muss mir hier mal ein paar Sachen von der Seele schreiben. Ich habe schon oft durch das Lesen anderer Beiträge und den Antworten dazu gute Impulse für mich selbst bekommen und schätze die Meinungen vieler User hier sehr.
Ich kann überhaupt nicht richtig benennen worum es ganz genau geht.
Meine Mutter ist ein schwieriger Mensch. Ich verbringe trotzdem gerne viel Zeit mit ihr gemeinsam mit meinem Mann und meinen Kindern und natürlich auch mit meinem Vater.
Meine Mutter würde alles für uns machen, ist eine unfassbar tolle Oma und es ist immer lustig wenn wir uns alle zusammen treffen.
Aber wenn ich mit ihr allein bin, was ich vermeide, ist es nicht schön. Bzw. es fing schon an als ich langsam kein Kind mehr war und meine eigenen Wege gehen wollte. Total harmlose Wege. Ich war nie rebellisch.
Sie wollte und will auch immer noch überall mitmischen, mich manipulieren dass ich tue was sie möchte. Sie ruft mich mindestens 1x täglich an und will mich ausquetschen über alles was so passiert. Wenn sie nicht genug Aufmerksamkeit bekommt, ist sie subtil beleidigt und macht einen auf Opfer.
Sie nimmt mir manchmal die Luft zum Atmen. Aber tut vor anderen immer auf locker und unkompliziert. Ich ertrage sie manchmal nicht.
Das klingt sicher verrückt. Aber wie gesagt
mit allen zusammen ist sie normal.
Ich habe wegen ihr schon 2 Therapien gemacht und lasse sie nun schon seit Langen nicht mehr emotional an mich ran.
Ich erzähle ihr nur Oberfläches aus meinem Leben. Vor Jahren wollte ich ein klärendes Gespräch mit ihr und sie ist komplett ausgerastet. Sie hat geheult, geschrien und ist richtig hysterisch geworden. Ich habe nur ganz ruhig das Gespräch gesucht.
Sie reflektiert sich nie. Ich suche immer noch grundsätzlich die Schuld zuerst bei mir. Aber zum Glück nicht was sie betrifft.
Mein Vater ist sehr lieb aber komplett durch die manipuliert. Er hält im Zweifel immer zu ihr. Auch damit habe ich mich abgefunden. Ich bin mir sicher dass sie irgendwie ne Störung hat. Aber sie reflektiert sich nie. Ich habe durch sie auch ne Störung aber ich reflektiere mich ständig und arbeite an mir.
Ich möchte dass meine Kinder immer ein gutes Gefühl haben. Klar streiten wir uns oft. Aber ich bin nie nachtragend, ich ignoriere sie nie und bin stolz wenn sie ihre eigene Meinung gegen mich durchsetzen. Sowas war bei mir nie möglich. Ich habe mich nie getraut was zu sagen wo ich wusste dass sie es nicht gut finden wird, da ich Angst vor ihr hatte.
Inzwischen habe ich keine Angst mehr. Aber es macht mich unfassbar wütend und ich bin gestresst wenn sie wieder mal extrem mies auf irgendwelche Entscheidungen reagiert obwohl ich 38 Jahre alt bin.
Versteht ihr dass ich sie leider manchmal aus Selbstschutz anlüge, obwohl mich das auch stresst, als ihr die Wahrheit zu sagen, weil sie dann tagelang extrem schrecklich zu mir ist?
Wie gesagt, grundsätzlich habe ich inzwischen einen guten Weg gefunden und ich wehre mich. Aber das Lügen finde ich grundsätzlich doof aber bei ihr ist die Wahrheit sagen schlimmer.
Falls eine Lüge rauskommen würde, würde sie nicht überlegen, weshalb ich gelogen habe, sondern sie würde das Opfer spielen. Es ist unfassbar. Ich würde mir das aber nicht gefallen lassen, würde abblocken und nur erwidern dass ich mir bewusst bin gelogen zu haben und es jederzeit wieder machen würde, da ich mich selbst schützen muss.
Sehr wirr alles. Ich weiß garnicht was ich mir genau erhoffe. Einfach vielleicht mal Eure Meinung zum Lügen.
Ein kleines Beispiel. Mein Mann hat Ende letzten Jahres seine Schwester für eine Woche besucht. Sie wohnt weiter weg und sie sehen sich sehr selten.
Dies hat meine Mutter zum Ausrasten gebracht mir gegenüber und meinem Mann gegenüber war sie ne ganze Zeit sehr kühl. Sowas geht ihrer Meinung nach nicht. Mich und meine Kinder "alleine" lassen. Es ist dabei egal, ob es für mich völlig ok ist. Angeblich denke ich eigentlich anders. Sowas macht mich unfassbar wütend. Mir wird abgesprochen eine Meinung zu haben.
Ich würde nicht mehr erwähnen wenn er sie irgendwann wieder besucht um mich und uns zu schützen. Würde dann sagen dass er beruflich weg ist. Ich will mir diesen Stress einfach nicht antun. Ich habe genug Stress.
Bitte ratet mir nicht zum Abbruch des Kontakts. Ich habe hier nur die schlimme Seite aufgeschrieben. Inzwischen ist es wirklich zu 95 Prozent gut mit ihr.
Danke fürs Lesen.
Gedanken zur Mutter/Tochter
Hallo Fragezeichen,
wenn 95 % gut sind zwischen dir und deiner Mom ist es in Ordnung. Kleine Reibereien, Mißverständnisse, wahtever - das gibt es immer. Ich vermute allerdings, das da weit mehr im Argen liegt.
Was mir auffällt: Du schreibst, du hast "wegen ihr" Therapien gemacht. In dieser Aussage steckt viel Schuldzuweisung, vielleicht berechtigt, das weiß ich nicht.
Offenbar hast du viel dazu gelernt. Du hast keine Angst mehr. Du hast deinen Weg gefunden. Du wehrst dich. Du läßt deine Mutter emotional nicht an dich ran. (Alles deine Worte.)
Mir scheint, das du das alles versuchst und das ist sehr positiv. Trotzdem gelingt es eben nicht immer. Wenn du keine Angst vor den Reaktionen deiner Mutter hättest, wenn sie emotional überhaupt nicht an dich ran käme, tja, dann wären doch Notlügen gar nicht notwendig?
Ich selbst tendiere in schwierigen Situationen dazu, einfach die Auskunft zu verweigern. Ich muß keine Unwahrheiten sagen, aber auch nicht alles "offen legen". Du entscheidest doch selbst, wer welche Informationen bekommt!
Wenn deine Mutter beleidigt ist - laß sie beleidigt sein. Bleib bei dir.
Ich rate dir nicht zum Kontaktabbruch. Aber dazu, ganz klar zu dir selbst zu stehen. Lauf deiner Mutter nicht hinterher. Sie lernt, dich zu aktzeptieren oder schlimmstenfalls bricht sie von aus den Kontakt ab, dann ist das so.
Vielleicht hast du momentan von ihr schon viel Unterstützung? Glaub mir, du kommst auch ohne diesen Support aus.
Du kennst sicher die weise Geschichte vom Indianer und den zwei Wölfen. Der, den du fütterst... der gewinnt.
Alles Gute dir!
Ganz lieben Dank für Deine Antwort. Ich werde viel drüber nachdenken, was Du geschrieben hast.
>>>Bitte ratet mir nicht zum Abbruch des Kontakts.<<<
Dann musst du weitermachen wie bisher.
Diese "95% alles gut mit Mama" gaukelst du dir selber vor, indem du alles übertünchst, z.B. indem du nicht mit ihr alleine bist.
Die restlichen 5% stressen dich dafür umso mehr, es liest sich fast, als ob du Angst vor ihr hast. Dich nerven die täglichen Telefonate, das "ausquetschen" was bei dir gerade läuft, ihre Einmischung in deine Ehe, in alles, was du machst. Zwei Therapien hat sie dich schon gekostet. Diese Frau hat dich sowas von fest im Griff mit deinen 38! Jahren.
WIE kommst du dabei auf "95% alles gut."?
Wieviel Zeit, Gedanken und Bauchschmerzen kostet dich diese Frau permanent?
Auch an Dich ein herzliches Dankeschön. Sehr gute Denkanstöße.
Klingt 1:1 nach meiner Mutter. Sehr ermüdend das ganze.
Ich liebe sie von ganzem Herzen, aber ich mag sie menschlich nicht. Macht das Sinn?
Ich würde sagen, es bringt es auf den Punkt. Tut gut dass Du mich verstehst und tut mir leid, dass Du selbiges erleiden musst.
Dass das nur 5% sind, glaube ich dir nicht. Sonst würdest du hier nämlich nicht schreiben, es scheint dich ja doch massiv zu stören!
Es freut mich, dass du scheinbar besser mit deiner Mutter umgehen kannst, als früher und in vielen Dingen „emotionale Distanz“ wahren kannst. Du kannst sie inzwischen anlügen und trotzdem (!) schwingt die Angst mit, was passiert, wenn es auffliegt. Trotzdem beugst du dich, lässt dir deine Meinung ansprechen, telefonierst obwohl du nicht willst und lässt dich emotional erpressen (sonst ist sie beleidigt, rastet aus usw).
Also tanzt du weiter ihren Tanz mit, vllt inzwischen etwas selbstbewusster, aber letztlich ist es ihr Spiel nach ihren Regeln. Bist du zu aufmüpfig oder spurst nicht, ist die Kacke am Dampfen.
Mein Rat: sei konsequent. Du möchtest Kontakt, das ist ok. Aber wenn SIE beleidigt ist, weil du mit 38 entscheidest, dass es ok ist, wenn dein Mann ohne euch weg fährt, ist das IHR Problem. Sobald sie schreit würde ich auflegen/gehen/sie rausschmeißen. Wenn sie dann auf Distanz geht - lass sie. DU hast auch deine Regeln! Ganz klar. Hat sie Interesse, ehrliches Interesse, kommt sie euch entgegen. Ansonsten wird sie eben einsam sein, aber so ein Kontakt tut auf Dauer keinem gut (also wenn ihr euch immer beugt und sie euch manipuliert usw).
Zur Not brauchst du eine 3. Therapie, keine Ahnung. Aber noch hast du deine Grenzen nicht richtig gesetzt und das empfinde ich als sehr wichtig!
Ganz lieben Dank, dass auch Du Dir die Mühe gemacht hast und mir diesen guten Rat gegeben hast. Auf solche Inputs habe ich gehofft.
Hallo,
ich kann dich sehr gut verstehen. Ich bin auch 38 Jahre alt und meine Mutter denkt immer noch, dass ich ein Kind bin und keine Entscheidungen treffen kann.
Ich erzähle ihr auch vieles nicht oder lüge sie manchmal an. Zum Beispiel: Meine Tochter (8) war in den Sommerferien allein auf einem Reiterhof für eine Woche. Meine Mutter würde mir sagen, dass ich die schlechteste und unverantwortlichste Mutter der Welt bin. Man schickt doch ein 8-jähriges Kind nicht für eine Woche auf einen Reiterhof mit Übernachtung. Ich habe ihr erzählt, dass es ein Reiterhof ist, mit dem unsere Schule zusammen arbeitet... dass es ein Ferienangebot von der Schule war und dass einige Mädchen aus der Klasse dabei sind.
Ich werde ab dem nächsten Jahr eine Ausbildung machen und meinen Job kündigen. Ich habe ihr das bereits vor 2 Jahren gesagt. Natürlich unterstützt sie mich nicht. Das ist total lächerlich mit fast 40 irgendwas Neues anzufangen. Außerdem kennt sie mich so gut, dass sie weiß, dass ich es eh nicht machen werde. Tja... ich werde sie dann in Kenntnis setzen, wenn es soweit ist und ich meine Ausbildung anfange.
Meine Kinder (10 und 8,5) fahren manchmal allein von der Schule nach Hause (s-Bahn, 12 Minuten ohne Umsteigen). Wenn sie das wüsste, könnte ich mir jeden Tag etwas anhören.... Also weiß sie es einfach nicht.
LG