Hallo,
Ich muss mir hier etwas von der Seele schreiben. Ich weiß leider sonst nicht wohin damit. Ich bin eigentlich ein offener Mensch und vertraue mich gerne Freunden oder Familie an. Aber in dieser Sache geht das irgendwie nicht.
Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich eine stille Geburt in der 21. Ssw. Der Abbruch der Schwangerschaft war meine Entscheidung. Meine Tochter hatte einen sehr seltenen Gendefekt, der ihre Lebensqualität stark eingeschränkt und ihr Leben sehr verkürzt hätte (inkl. OPs nach der Geburt usw.).
Ich hatte schon zuvor 2 Fehlgeburten, aber sie waren für mich bei weitem nicht so quälend wie es war diese Entscheidung zu treffen.
Ich habe schon 2 gesunde Kinder, aber dieses Kind war für mich ein unverhofftes Wunder. Ich dachte ich sei schon zu alt, um noch einmal ein Kind zu bekommen (obwohl ich mir schon immer ein 3. Kind gewünscht hatte).
Nach der stillen Geburt war der Kinderwunsch riesengroß. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt schon fast 40 Jahre alt. Vor kurzem versuchten wir erneut schwanger zu werden. Es klappte relativ schnell im 4. ÜZ, aber es endete einer Fehlgeburt in der 10. Ssw. In 3 Monaten werde ich 41 Jahre alt...
Irgendwie bin ich seitdem nicht mehr ich selbst. Der Schmerz über den Tod meiner Tochter wird immer größer. Ich werde immer trauriger, verzweifelter, habe Suizidgedanken. Ich schleppe mich durch die Tage, gehe arbeiten, versorge meine Kinder. Aber ich empfinde keine Freude mehr.
Ich war schon bei 3 Therapeuten, aber ich fühle mich so unverstanden. In der Familie und im Freundeskreis traue ich mich nicht über den Tod meiner Tochter zu reden, schon gar nicht über den erneuten Kinderwunsch. Ich vereinsame immer mehr durch meine Zurückgezogenheit.
Der Einzige, mit dem ich (mittlerweile) reden kann, ist mein Mann. Aber auch wir können nicht komplett unbelastet über die Schwangerschaft und die stille Geburt sprechen. Ich habe das Gefühl, dass mein Mann überfordert mit mir ist und hilflos.
Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll. Ich habe Schwierigkeiten zuzugeben wie schlecht es mir geht. Selbst mein Hausarzt oder Gynäkologe wissen nur wenig davon...
Heute z.B. bin ich wegen Rückenproblemen zu meinem Hausarzt gegangen, mit dem festen Vorsatz ihm von meiner Verfassung zu erzählen. Aber als ich im Behandlungsraum saß, konnte ich einfach nicht darüber sprechen. Er war so gehetzt und der Zeitpunkt kam mir nicht richtig vor. So ergeht es mir jedesmal, beim Gynäkologen, beim Psychologen etc.
Mein Mann meint, ich solle ins Krankenhaus gehen. Aber ich möchte unsere Kinder nicht allein lassen. Nur mit ihnen gelingt es mir noch ein bisschen fröhlich zu sein.
Ich habe Angst, dass es immer so weitergeht. Das die schlimmen Gedanken stärker werden. Weiß jemand einen Rat?
Ich fühle mich so allein
Es tut mir sehr leid, was dir passiert ist. Es ist total verständlich, dass dich das Erlebte sehr belastet.
Du sagst, du hättest gerne mit dem Hausarzt darüber gesprochen.
Ich hatte auch mal massive psychische Probleme und war sicher, dass ich es nicht schaffe, beim HA alles wirklich zu erzählen. Da ist mein Mann mitgegangen, auch mit ins Behandlungszimmer und hat in meinem Namen alles erzählt. Das fand ich sehr hilfreich.
Wäre das für euch vielleicht auch denkbar?
Ansonsten könntest du dich auch an eine psychiatrische Klinik wenden, die haben normalerweise auch ambulante Sprechstunden.
Wie alt sind deine anderen Kinder?
Das tut mir so leid für dich, es eine stille Geburt muss sehr schwer sein. Mein Mann und ich konnten keine gemeinsamen Kinder bekommen. Ich habe ein erwachsenes Kind. Mein Mann wurde leider nie Vater. Jetzt sind wir bzw. ich mit 49 Jahren zu alt. Anfang des Jahres war ich überraschenderweise für ein paar Wochen schwanger, hat aber nicht gehalten. Die Sehnsucht nach einem gemeinsamen Kind kam schon immer wieder durch. Die hormonelle Belastung durch Fehlgeburten kann unheimlich groß sein. Daher müssen wir uns damit abfinden, in erster Linie bin ich einfach zu alt. Zwischendurch habe ich auch oft keinen Lebenssinn mehr gesehen aber irgendwie habe ich mich bisher immer aufraffen können und tröste mich damit, dass wir vielleicht bald mal ein Enkelkind haben werden. Das kann natürlich auch noch dauern aber die Hoffnung darauf gibt mir Kraft.
Vielleicht kannst du mit anderen Frauen in Kontakt treten, die ähnliche Erfahrungen erleiden mussten? Du schreibst, du hast schon Kinder, könnte es auch für dich ein Trost sein, irgendwann mal Enkelkinder haben zu dürfen?
Ich wünsche dir viel Kraft und alles Liebe.
Mir tut das beim lesen sehr im Herzen weh. Dein Schicksal tut mir sehr sehr leid.
Bitte entschuldige, wenn ich Dir gerade nichts genaues raten kann. Aber ich wollte Dir mein Beileid aussprechen und ich möchte Dir mit auf den Weg geben, niemals Deine Hoffnung zu verlieren, auch nicht die Hoffnung darauf, das alles irgendwann wieder gut wird. Das wird es ganz bestimmt.
Ich hoffe, das Euer kleines Wunder sich doch noch erfüllen mag, wenn nicht heute, dann, wenn Ihr es vielleicht gar nicht mehr erwartet. Das wünsch ich Dir von Herzen.
Alles liebe.
Schreib es kurz auf, geh zum Hausarzt, zeig ihm das. Er kann dich an einen Facharzt überweisen und Medikamente verschreiben, die die notwendige Entlastung bringen damit eine Therapie überhaupt anschlagen kann.
Lass dir helfen, du musst das nicht alleine schaffen!
Alles Gute!
Hallo,
oje das tut mir wirklich leid....
Sprich doch deinen Gynäkologen an.
Ich hatte eine Fachfrau ,Therapeutin für Frauen die Fehlgeburten , Abbrüche ,Totgeburten usw.hatten.
Mir hat diese Frau so sehr geholfen als ich unser zweites Kind verloren habe.Ich war direkt vor und nach der Fehlgeburt bei ihr.
Ich wurde nach der Fehlgeburt nie wieder schwanger und war auch "schon" 39 Jahre und brauchte viel Hilfe damit umgehen zu können "nur" ein Kind zu haben und nicht wieder schwanger zu werden.
Alles Gute!
Es tut mir wahnsinnig leid, was du, was ihr erlebt hast und habt.
Ich glaube, dass du eher bei ebenfalls betroffenen Frauen/Familien Verständnis findest.
Ich kenne mich bei Fehlgeburten nicht gut mit den Vereinen aus, aber vielleicht hat verwaiste Eltern eV da passende Gruppen zu.
Hast du mal über eine Tages klinische Behandlung nachgedacht?
Ich war 2 mal in TK, man ist nicht komplett aus seinem Alltag raus, was ja gerade mit Kindern schwer ist, kann aber therapeutisch voran kommen
Der erste Schritt sollte trotzdem dein HA sein. Vielleicht hilft es dir, zuhause alles auszuschreiben und mit dem Zettel zu deinem Arzt zu gehen, so hast du etwas, auf das du zurückgreifen kannst. Notfalls drückst du ihn den Zettel einfach in die Hand.
Ich wünsche dir alles Gute
Was mir gerade noch einfallt:es gibt Hebammen, die sich auf Frauen mit Fehlgeburten spezialisiert haben, aber eine Sterbeamme könnte vielleicht nochmal eine Möglichkeit sein, dass alles was du erlebt hast, zu verarbeiten.
Es tut mir leid zu lesen, was du durchmachst. Es muss eine verdammt harte Zeit sein.
Weißt du denn, was es bei deiner Tochter für dich anders ist, dass du so schlecht darüber reden kannst? Ist es die Schuld, die du empfindest? Oder sogar Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war?
Magst du etwas darüber erzählen, was es war, was bei den Therapeuten schiefgelaufen ist? Warum hattest du dich bei ihnen nicht verstanden gefühlt?
Ich habe selbst zum Glück diese Erfahrungen wie du nicht machen müssen. Ich weiß aber von einem befreundeten Seelsorger, dass er auch Frauen betreut, die sich für einen Abbruch entschieden haben. Er erzählt, dass diese Frau oft das Gefühl haben in der Familie oder Freundeskreis nicht offen trauern können bzw. dürfen, weil sie selbst den Abbruch gewählt haben.
Ich bin kein Psychologe, aber ich glaube, wenn man diese negativen Gefühlen in sich verschließt, diese irgendwann alles überschatten.
Würde dir schreiben helfen? Einen Brief an dich selbst oder einen Journal? Mir hilft Schreiben oft.
Wenn du schon Suizidgedanken hast, ist es höchste Eisenbahn zu handeln!
Wenn du nicht sprechen kannst, kannst du es vllt aufschreiben? Und das dann dem Arzt geben? Dann nimmt er sich eben die Zeit und du hast vllt weniger Hemmungen, das Papier zu reichen, als es selbst akut auszusprechen.
Hat es mit den Therapeuten nicht gepasst? Wieso kamst du dir unverstanden vor? Wäre vllt eine Tagesklinik was?
Ich denke, du brauchst definitiv professionelle Hilfe, dass kann dein Umfeld (Familie, Freunde oder dein Mann) gar nicht abfangen. Höchstens eben, indem sie dir den Rücken frei halten und die Kinder nehmen, damit du Zeit hast, um dich um dich zu kümmern!
Fühl dich gedrückt und alles Gute!
Du Liebe, so gut kann ich dich verstehen! Die ganzen unbedachten Sprüche "du hast doch zwei gesunde Kinder" "sei froh, kein Behindertes zu haben" "in dem Alter", ... Niemand geht in deinen Schuhen.Du trauerst um deine Tochter, obwohl du dich letzlich gegen den Leidensweg entschieden hast - auch das darf sein. Das hast du entschieden. Deine anderen Sternchen haben diese Entscheidung selbst getroffen. Oder das Schicksal, Biologie, wahtever. Wenn ich ganz ehrlich sein darf: Ich glaube nicht, das eine neue Schwangerschaft und im günstigsten Fall ein Kind Heilung bedeutet.
Was ich dir raten würde: Nimm deine Trauer ernst, laß dich darauf ein. Vielleicht helfen dir Rituale. Nimm genau so ernst, was es an guten Dingen in deinem Leben gibt. Die Kinder, die an deiner Seite sind und dich brauchen. Deine Partnerschaft. Deine Freunde. Nicht entweder-oder, sondern wie ein Wandern zwischen Welten, die alle berechtigt sind.
Sebsthilfegruppe kann gut tun, aber vielleicht auch was anderes, was gr nicht auf dein Thema fokussiert ist. Chor, Töpferkurs, Sportgruppe... Du bist nicht allein und du wirst dich vielleicht sogar wundern, wie viel Verständnis dir begegnet. Alles Gtue dir und liebe Grüße!