Kriege den Alltag nicht in den Griff (Elternzeit mit Kleinkind)

Hallo,

ich bin aktuell in Elternzeit mit meinem Kleinkind und habe das Gefühl den Alltag einfach nicht gut auf die Kette zu kriegen.

Meine Idealvorstellung:
- morgens mit dem Kleinen aufstehen, uns beide anziehen, waschen
- abwechslungsreiches Frühstück
- Einkaufen / Haushalt am Vormittag
- selbstgekochtes Mittagessen
- Mittagsschlaf macht er alleine, ich nutze die Zeit für mich und Papierkram
- nachmittags Spielplatz oder Playdates
- abends Abendessen und Bücher lesen
- die Zeit, wenn er schläft, für mich bzw. uns als Paar nutzen

Und das ist die Realität:
- wir bleiben beide den halben Vormittag im Schlafanzug, ungewaschen
- er bekommt eine Milch, die er eigentlich nicht mehr bräuchte, sondern nur weil:
- Frühstück gibts erst spät und immer dasselbe: Brot. Davon isst er nicht viel, also wieder Getreidebrei zusätzlich
- Haushalt oder Einkaufen geht meist nur minimal, es bleibt dann halt liegen oder mein Mann macht es nach der Arbeit
- Mittagessen meist fertig von HIPP
- Mittagsschlaf machen wir gemeinsam, weil ich so platt bin
- nachmittags Spielplatz klappt immer
- abends klappt es mit ihm auch wie gewünscht
- aber kaum ist er im Bett, versacken wir Eltern vorm TV, was mich echt stört

Was halt dauernd liegen bleibt ist der Papierkram und der Haushalt. Es ist teilweise einfach dreckig bei uns (krümeliger Boden, staubige Regale, Essensreste in der Spüle usw.). Sachen links und rechts wie Geburtstagsgeschenke für Freunde besorgen oder nach einer größeren Wohnung suchen, gehen gar nicht.

Ich kriege es einfach nicht in den Griff und weiß nicht, was ich tun soll. Habe es mit To-do Listen probiert, mit der Fly Lady Methode usw. aber ich halte nix durch.

Bin einfach unzufrieden und würde mich über Tipps freuen!

12

Ganz ehrlich, mit einem Kleinkind ging mir das alles ziemlich am Hintern vorbei. Bis es aber soweit war habe ich mir das Leben unsagbar schwer gemacht.
Ja, diese tollen Vorstellungen, die man so hat und dann kommt das echte Leben. Und die Elternzeit beim ersten Kind wird es nie wieder so geben, man kann sich also aussuchen ob man sie putzend und kochend verbringt oder einfach eine geile Zeit haben möchte. Letzteres bringt die tollen Erinnerungen, ob die Hütte immer geblinkt hat interessiert später niemanden.
Und kein Kleinkind interessiert sich für einen schick gedeckten Frühstückstisch, nach dem Aufwachen ne kuschelige Milch (das mein ich wörtlich, Kind hatte die Pulle morgens sehr lange weil wir dabei einfach gekuschelt haben, sind beides Morgenmuffel) und später ne Stulle, Brei oder Müsli....wer behauptet denn, das das schlimm oder verkehrt ist? Einem Kind ist auch völlig egal, ob Muttern stundenlang kocht oder nen Glas aufmacht....es möchte satt sein, mehr nicht.
Warum hält man nicht pauschal den Einkauf mit Kleinkind minimal und lässt den Mann den großen Einkauf? Dann macht das mit Kidn sogar Spaß.
Überlege dir, was dir im Haushalt wirklich wichtig ist und passe ihn an deine Bedürfnisse an, nicht umgekehrt. Das bedeutete hier: alle Staubfänger flogen raus, Waschbecken und Toilette werden täglich sauber gemacht und jetzt passend zu meiner persönlichen Macke, das ich es hassse morgens in einem Chaos zu stehen...also wurde Küche immer Abends noch schnell (nicht gründlich) gemacht, das sind meisten nur 10 Minuten. Ich habe Abends schnell (nicht gründlich) durchgesaugt und das Spielzeug weggeräumt.
Und ja, oft haben mein Mann und ich händchenhaltend, grunzend und gar auf dem Sofa gelegen....wenn man dann die Flimmerkiste einfach aus lässt, dann hat sogar das was von einem schönen Abend....man wird ja demütig#rofl.
Ach so, Papierkram wurde nur gemacht, wenn das kind außer Reichweite war, also schickte man sich gegenseitig samt Kind mal weg....muß man ja nicht täglich machen.

Und schlimm finde hier übrigens immer die Antworten, die einem suggerien, das man ein totaler Versager ist....das war bei dem Thema aber schon immer so. Ich verwette meinen dekadenten Wohlstandshintern dafür, das es mehr Schein als Sein ist, denn im echten Leben brechen die meisten beim Alltag mit Baby/Kleinkind ins Horn, man braucht nur mal an der Oberfläche zu kratzen. Anscheinend ist das aber irgendwie ein tief verwurzeltes Tabuthema, vielleicht auch anerzogen....die wohlgelaunte Hausfrau und Mutter, die alles mit links schafft und abends noch schick und frisch ihren Mann anhimmelt....hat früher schon nicht geklappt, sonst hätte man kein "Frauengold" auf den Markt bringen müssen.

21

Danke! Sehr guter Beitrag!

1

Guten Morgen,

warum kriegst Du es denn nicht hin?
Ich es ein Organisationsproblem? Nimmst Du dir zu viel vor und es passt zeitlich einfach nicht? Oder ist es mehr so ein Disziplinproblem?

Es ist ganz schwierig, dir zu raten.

10

Es ist wohl eher Disziplin. War im Haushalt noch nie diszipliniert, aber jetzt gehts halt so nicht mehr, weil ich mich unwohl und gestresst dadurch fühle.

Die Nächte sind noch kurz und der Kleine räumt alles Aufgeräumte sofort wieder auf. Mal eben Staubsaugen geht auch nur, wenn er nicht da ist, da er am Kabel beißt. 😅

2

Hallo erstmal, vielleicht hast du eine depressive Phase? Oder schlechte Nächte? Ich finde es anstrengend, den ganzen Tag Kinder um mich zu haben. Und wir haben drei. Das letzte sogar kitafrei. Mit dem Essen würde ich mich nicht verrückt machen. Die meisten Kinder essen ständig das Gleiche. Meiner ist 5 und da ist das immer noch so.
Vielleicht könnte dein Mann samstags zum Spielplatz fahren und du machst dann gründlich den Haushalt? Von mir aus auch umgekehrt, ehe die Emanzen schreien. Oder habt ihr Vielleicht Omas und Opas, die in der Hinsicht unterstützen könnten?

5

Habe ein ähnliches Problem mit dem Haushalt.
Bei mir funktioniert es am besten, wenn ich alles was anfällt SOFORT erledige. Dann kommt es gar nicht erst zur großen Unordnung.

Außerdem kann ich den Swiffer empfehlen zum Staub wischen. Bin so ein großer Fan, dass ich auf allen Etagen so ein Ding liegen habe, damit es greifbar ist, wenn ich gerade Zeit habe. Wenn du das regelmäßig ein Mal die Woche machst ist es viel weniger Arbeit, als wenn nach vier Wochen der Staub schon fest ist und du feucht wischen musst. Kann man auch machen, wenn das Kind dabei ist. Einfach ein Mal die Woche mit den Swiffer Raum für Raum reinigen.
Böden saugen mache ich auch so. Manchmal geht halt nur ein Raum an Tag, das ist dann eben so. Habe jeden Tag ein bisschen was zu tun im Haushalt.

Krümel am Esstisch und auf dem Boden mache ich sofort weg, damit man nicht reintritt und sie im Rest vom Haus verteilt.
Ich finde es ist viel mehr Arbeit, wenn sich Sachen ansammeln oder wartet bis es richtig dreckig ist. Dann besser immer nur ein bisschen machen.
Musste mich auch ein bisschen von meinem gewohnten Standard verabschieden. Das gehört mit Kind wohl auch dazu.

Außerdem wohnt dein Mann auch dort. Entweder soll er sich ums putzen kümmern oder um das Kind.

3

Kennst du das "25er-System"?
Du stellst dir einen Timer - 25 Minuten und in diesen 25 Minuten räumst du intensiv auf. Du wirst erstaunt sein, was du alles in 25 Minuten schaffst. Danach sind 10-15 Minuten Pause, dann geht es weiter.
Und ansonsten - aufraffen, so hart es klingt. Steh früh auf (stell dir einen Wecker), wasche dich, mach dich fertig. Dann kommt der Kleine dran. Du brauchst ein System und wenn du das 2-3 Wochen durchziehst, hast du auch ein System drin.

19

Das ist wirklich ein guter Tipp! Bei mir ergeben sich manchmal über den Tag Verabredungen wie "Kommt doch nach der Kita mal bei uns rum für ein Stündchen" - es ist Wahnsinn, was man in so einem Fall in 20 Minuten geräumt und saubergemacht kriegt, was sonst tagelang aufgeschoben wird #rofl

An die TE: Lad Dir Besuch ein - und dann hetzt Du einmal durch die Wohnung (schiebst rot verschwitzt noch schnell den Staubsauger hinter die Tür, wenn es klingelt, und erwähnst mit Unschuldsblick, dass Du noch gaaaar nicht zum Aufräumen gekommen bist), der Gast sagt dann pflichtgemäß "ach nicht schlimm, bei mir siehts auch so aus, Du wirst mit Kaffee und Freundin belohnt (und hast nebenbei einen halbwegs aufgeräumten Wohnbereich geschaffen ;-) (das war jetzt ein bisschen mit Augenzwinkern gemeint, ich verstehe dich total und habe echt dasselbe Problem wie Du. Das versuche ich gerade tatsächlich mit so einer 25-Minuten-Regel in den Griff zu bekommen, und so überraschende Besuche, die erstmal für Hektik sorgen, helfen mir da irgendwie :-)

29

Ich find das 25er System einfach genial.
Damit habe ich es wirklich geschafft, meinen Haushalt dauerhaft in Ordnung zu haben.
Mittlerweile brauche ich 2 allerhöchstens 3 25er Runden und die Wohnung sieht Tipptopp aus und jeder Raum ist gemacht.

4

Du hast aber auch echt Vorstellungen… 🙈

Ich hab den Mittagsschlaf mit Motte immer genutzt und mich mit hingelegt, der war mir heilig und ich stinkig, wenn’s nicht ging. Ich hab es genossen, morgens gammeln zu können. Haushalt hab ich nebenbei gemacht, aufgeräumt immer sofort, das half echt gut. Also direkt nach dem Frühstück abgeräumt und nicht gewartet, dauert im Zweifel 5 Minuten. Lässt man alles liegen, braucht man am Schluss ne Stunde. Ein Handstaubsauger war praktisch, da konnte ich den Tisch und den Platz am Boden schnell von Krümeln befreien nach dem Essen, ohne dass sich alles im Haus verteilt.

Ich hab halt so nebenbei gemacht, Motte immer irgendwie dabei. Dann ging es halt nicht zum Spielplatz oder es gab nix frisch gekochtes. Ich hab übrigens nur abends gekocht, wenn mein Mann da war und Motte nahm :)

Also Versuch doch einen Mittelweg zu finden. Papierkram macht ihr, wenn dein Mann frei hat und einer das Kind hat und der andere es machen kann.

Me-Time ist wichtig, die würde ich im Alltag so wenig wie möglich streichen 😜

6

wie wär‘s mit ner putzfrau 1x/W? :-)

8

geschirrspüler täglich einräumen usw müsste ja nebenbei einfach machbar sein. aber dreckig, wie du schreibst, wäre es so dann nicht mehr. dass dein mann einkaufen geht finde ich überhaupt nicht schlimm. schreib ihm halt eine einkaufsliste und er soll es nach der arbeit mitbringen. es ist wichtig auch auf sich selbst zu schauen und nicht nur „die perfekte hausfrau“ zu sein.

7

Hi,
es ist natürlich eine Frage, ob es finanziell machbar ist, aber vielleicht würde eine Putzkraft, die alles mal auf Vordermann bringt helfen? Damit ihr nicht den ganzen Berg vor euch habt, sondern quasi zumindest beim Haushalt bei einem neutralen Punkt startet?
Außerdem würde ich an deiner Stelle über eine Fremdbetreuung nachdenken (vielleicht können ja auch Großeltern, Tanten, Onkel, Freunde einspringen). Zumindest mal ab zu am Wochenende, damit ihr kraft sammeln könnt. Meine Mama und schwiegermama gehen mit unserem kleinen Mann (2 Monate) gerne spazieren, in der Zeit kann ich mich um mich, papierkram etc kümmern. Oder einfach mal durchatmen und einen Kaffee trinken 😃 Das habe ich für meine Freundin auch oft gemacht, als ihre Kinder klein waren. Eigentlich mache ich das heute noch obwohl die Kids teenies sind 😃
Haushalt machen mein Mann und ich meistens Abend eine halbe Stunde wenn der kleine schläft gemeinsam.
Ich denke du solltest wirklich überlegen, wie ihr euch Entlastung schaffen könnt 🤗 wenn du nicht mehr das Gefühl hast 1000 Sachen vor dir zu haben, geht es bestimmt schon besser.
LG und alles Gute

9

Ich glaube du brauchst da gar nicht so viel Tipps, sondern vorallem ein "kenne ich auch".
Unser Kind ist jetzt 4 Jahre und es ist alles super im Haushalt, ohne überhaupt groß Zeit zu investieren. Natürlich kann ich aus dieser Position jetzt sagen, dass du wohl einfach faul bist und ne ordentliche Technik brauchst etc. . Ich weiß aber, wie es mit Baby war.
Bei uns wurde es deutlich besser er als wir wieder arbeiten waren. Wir hatten eine Struktur von außen. Wenn man zuhause ist, ist es deutlich schwieriger sich aufzuraffen und man braucht deutlich länger für die einfachsten Aufgaben. Das in der Kombi mit mehr Dreck ist schwierig🙈
Außerdem wurde es deutlich besser als er endlich mal 2 Stunden am Stück schlief und wir nicht panisch ins Bett rannten sobald er seine Augen schloss weil wir wussten dass kurz darauf wieder Gebrüll ist.
Ich würde also sagen kommt Zeit kommt Rat und wenn du arbeiten gehst und der Schlaf besser ist sieht die Welt schon ganz anders aus.

67

Das ist mir auch aufgefallen. Seit ich wieder arbeite, mache ich im Grunde genommen mehr Haushalt als in der Zeit davor. Zum einen weil die Kinder älter geworden sind und sich auch mal 5 Minuten selbst beschäftigen können und ja, definitiv besser schlafen, zum anderen aber, weil ich viel mehr Struktur im Alltag habe.
Die Zeit ist weniger geworden, aber dafür strukturierter: den Tag über arbeiten, abends die Kinder und anschließend bzw. teilweise parallel der Haushalt, bevor gegen 21 Uhr komplett Feierabend ist (wenn nicht noch Papierkram zu erledigen ist).
So mache ich jeden Tag eine halbe Stunde bis Stunde etwas im Haushalt und es sieht eigentlich ganz ok aus. Wirklich perfekt ist es mit kleinen Kindern sowieso nie.


@ TE: ich würde es relaxter sehen. Es kommen wieder Zeiten, in denen der Haushalt besser klappt als jetzt. So lange muss man die Ansprüche ein wenig herunterschrauben und zumindest das Nötigste machen. Krümel oder Essenreste unterm Küchentisch stören mich extrem. Die mache ich ca. einmal täglich abends weg und wische unterm Küchentisch, während mein Mann die Kinder ins Bett bringt. Falls du euer Kind ins Bett bringst, kann dein Mann in der Zeit die Küche sauber machen.

11

Was mir hier nicht ganz klar wird, ist, was Du den ganzen Tag machst. Ich kann Dir nur von mir berichten. Mein Haushalt war lange echt chaotisch. Ich wurde dann allein erziehend mit drei Kindern und musste deutlich mehr arbeiten als vorher. Bei mir klappt es nur dann, wenn ich echt diszipliniert durchziehe. Sprich: Feste Zeiten für den Haushalt. Jeden Tag gleiche Routinen und Samstag wird gründlich geputzt. Anders gehts hier nicht, sonst saufen wir völlig ab. Außerdem hab ich festgestellt, dass kleine Helferlein mir die Freude erhalten. Ich hab einen Saugroboter, der 2 x am Tag im EG fährt (haben aber auch ein paar Haustiere), so ist der Boden schon mal einigermaßen sauber. Außerdem hab ich mir einen Bissell Crosswave erspart und geleistet, das Ding liebe ich, der saugt und wischt ordentlich in einem Arbeitsgang. Auf den freu ich mich tatsächlich immer nach dem Aufräumen.