Verhalten meines Bruders

Hallo, ich bin mir nicht sicher, ob ich im richtigen Forum bin und was ich eigentlich erwarte...

Mein Bruder hat im Frühjahr die Diagnose Lungenkrebs bekommen, hat seine OP abfesagt, weil es ihm gerade nicht in den Kram passte und wollte an eine andere Klinik. Wenn wir ihn besuchen und gerade ein Termin dort ansteht, wurde dieser entweder verschoben/vorgezogen/abgesagt. Wir wissen also nicht, ob er da wirklich zur Behandlung geht. Es liegen auch keine Terminzettel oder ungewohnte Medis dort rum.

Meine Tochter war jetzt 3 Tage allein bei ihm und er hat sie schon ein wenig "schikaniert". Sie hat zu lange geschlafen, war zu lange am Handy, hat ihr Ladekabel eingezogen usw, sie sollte Sachen wissen, die sie nicht wissen kann, die Antworten bei ihrem Führerscheinprogramm zum Üben waren auch falsch .... nix war richtig. In 3 Tagen war es auch nicht möglich, was zum Mittag für 4 Leute zu kaufen. Und den Termin, ne Oma abzuholen, hab ich dann auch noch drauf bekommen, an sich nicht schlimm, aber die Art und Weise fand ich doof (war morgens schon 100 km gefahren.

Mal dann kann er nicht, ihm geht es nicht gut. Frag ich nach, ist es auch wieder nicht richtig, was ich denn bloß hätte ... mir geht das so an die Nieren im Moment...Frag ich, was in der Klinik gemacht wird - gequatscht und untersucht....der flippt bei jeder Kleinigkeit aus, der hat sich so verändert

Und ich weiß langsam einfach nicht mehr, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll....

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Weißt du in welchem Stadium der Krebs ist? Vielleicht ist dein Bruder einfach von der Diagnose so niedergeschmettert, dass er deshalb gar nicht mehr die OP versuchen möchte.

Wenn der Krebs spät entdeckt wurde liegen die Überlebenschancen ja nicht gut (5 Jahre Überlebensrate bei 20%) Sich da gross wegen seinem Verhalten ärgern oder wundern, dass er sich nach so einer Diagnose verändert hat, ist doch eher verwunderlich.

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Da kann ich mich meiner Vorrednerin nur anschließen.

Wer weiß, was ihm die Ärzte gesagt haben. Wenn er so und so nur noch ne minimale Chance hat, diesen Krebs zu überstehen, denkt er sich vielleicht, sich gar nicht mehr dieser extremen Therapie unterziehen zu wollen.
Und dass sich das an seinem Verhalten bemerkbar macht, das ist auch selbsterklärend.

Informiere dich mal über die verschiedenen Stufen, die der Mensch durchläuft, wenn er weiß, dass er sterben muss.

Alles Gute!

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Es klingt hart, aber wozu OP und Chemo, wenn er vielleicht nur noch kurze Zeit zu leben hat. Ist es wirklich so verwunderlich wie er sich da gerade verhält? Du solltest mehr Verständnis für deinen Bruder aufbringen.

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Dein Bruder hat fucking Krebs. Krebs ist ein Arschloch. Sei für ihn da, hab' Verständnis und versuch die gemeinsame Zeit zu nutzen, die ihr habt. Wenn er dir nicht genau berichten möchte, wie es um ihn steht, ist das seine Sache. Versuch trotzdem, ihn zu stützen und aufzufangen, soweit du das kannst.

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Hey!

Ich sehe es wie die Vorposter:
Er hat Krebs, was für ihn eine unfassbare Belastung sein muss. Ich würde auch davon ausgehen, dass seine Situation ggf aussichtslos ist und deswegen die einst angedachten oder erhofften Maßnahmen doch nicht stattfinden.
In einem späten Krebs-Stadium treten auch Hirnmetastasen auf, die zu Wesens- und Persönlichkeitsveränderungen führen. So würde sich das Verhalten deines Bruders gegenüber deiner Tochter auch erklären.


Vielleicht hilft dir eine Beratungsstelle vor Ort, um dich zu sortieren und dir Ideen zu geben, wie du am besten handeln kannst.

https://www.caritas.de/hilfeundberatung/

Da kannst du als Beratungsschwerpunkt "Krankheit" oder "Sterben und Tod" auswählen.

Liebe Grüße
Schoko

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Weißt du in welchem Stadium er ist? Meine Mutter hat sich charakterlich enorm verändert...es ist fürchterlich.

Hab Verständnis und unterstütze ihn, wie es geht. Auch wenn er sich doof verhält. Und wenn du nicht mehr kannst, kannst du nicht. Dann musst du deine eigenen Grenzen setzen.

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Jeder Mensch geht anders damit um, dass er sterben wird. Ist dir nicht bewusst, dass dein Bruder nicht mehr lange hier sein wird?
Mein Vater hat Krebs. Wir wissen es auch seit dem Frühjahr. Damals sagten ihm die Ärzte, er habe noch ca. 12-24 Monate wenn er die Chemo macht. Tja, 12 Monate sind in nicht allzu langer Zeit rum. Wir haben also nicht mehr lange. Wenn wir im September nächstes Jahr noch einmal seinen Geburtstag feiern, würde ich mich freuen. Ab jetzt ist alles, was wir machen, das letzte Mal.

Ich habe das Gefühl, dir ist das nicht bewusst. Vermutlich hast du deswegen kein Verständnis für sein Verhalten und forderst von ihm noch, dass er für euch einkauft und die Oma abholt (vielleicht geht es ihm nicht gut und er hat deswegen seine Gründe, warum er das nicht mehr schafft).

Mein Vater schweigt sich aus. Meine Mutter auch. Mir wäre es lieber, wir könnten in der Familie wenigstens ein einziges Mal offen über das Thema reden, dann könnte ich besser damit umgehen. Aber ich kann es nicht ändern. Also leben wir mehr schlecht als recht damit, in der Gewissheit, dass es zu Ende geht. Einmal habe ich mit ihm geschimpft, weil er sich hängen ließ und irgendwie aufgegeben hatte, was gerade meine Mutter sehr belastet. Ansonsten aber kann ich seinen Umgang damit nicht ändern.

Ich vermute, dein Bruder hat aufgegeben und kämpft nicht (mehr?) gegen den Krebs an. Sei dir also im Klaren darüber, dass er nicht mehr lange bei euch ist. Vielleicht kannst du dann einen anderen Umgang mit ihm finden und mehr Verständnis aufbringen.

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Nachtrag: Mein Beitrag ist gar nicht so böse gemeint, wie er vielleicht rüber kommt. Vielleicht ist weiß du auch, dass er sterben wird und verdrängst es bisher.
Nimm dir ein paar Minuten Zeit, verkrieche dich ins Schlafzimmer und realisiere für dich die Situation wie sie ist. Weine wenn dir danach ist. Das tut gut und es wird dir hinterher besser gehen.
Ich bin im Alltag mit zwei kleinen Kindern, Mann, Job und anderen Verpflichtungen sehr eingespannt und habe nicht die Zeit, viel darüber nachzudenken. Ab und zu schreibe ich meine Gedanken auf, auch wenn ich Tagebuch schreiben eigentlich albern finde. Aber es hilft mir die Gedanken loszuwerden, über die ich sonst mit keinem reden kann.

Alles Gute.

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Hallo Springimkreis,

kurz gesagt: Erwarte alles, hoffe viel, fürchte nichts!

längere Version: Dein Bruder hat wie schon geschrieben fucking Krebs! Das hat er sich nicht ausgesucht. Welche Wege er damit gehen will und welche nicht, darf er selbst entscheiden. Das er sich verändert ist doch klar, wer würde das nicht? Möchtest du ihn unterstützen? Dann sei für ihn da, biete offene Ohren an, frag ihn, was er sich wünscht (statt nach meidizinischen Details). Vielleicht gibt es Sachen, die ihr aufgeschoben habt. Unternehmungen, Gespräche, wahtever. Klärt miteinander, was zu klären ist. Vergangenes und Zukünftiges. Das kann viel Unsicherheit und Angst auflösen. Und dann genießt die belibende Zeit als Geschenk.

Kleine Fragen am Rande: Wie at ist deine Tochter? Weiß sie von der Diagnose? Hat sie an sich ein gutes Verhältnis zu ihrem Onkel und besucht ihn regelmäßig? Dass er sich verändert hat und manche ganz normalen Dinge (wie essen) nicht organisiert - ist das so schlimm?

Ich wünsch euch allen viel Kraft und viel Mut, einen guten Weg miteinander zu finden!

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Meine Tochter ist 14 und weiß darüber Bescheid. Wir haben uns alle immer regelmäßig gesehen und sie war zwischendurch immer mal alleine da, auch mal 2 Wochen am Stück. Die beiden waren immer recht eng.
Mir ist durchaus bewusst, das er bald sterben wird. Lieber wäre mir aber mal ne klare Ansage wie ich will keine Behandlung, ich kümmer mich aber schon mal um nen Hospizplatz o.ä.; was passiert mit allem hier, wenn ich nicht kann ( okay, Testament ist vorhanden); mir geht's nicht gut, ich brauche Ruhe.
Essen organisieren kann ich auch, man kann mich dann auch nen Tag vorher anpiepen und ich bring was mit. Mach ich im Normalfall ja sowieso.
Ist ja auch nicht so, als wenn ich sowas nicht schon mal durch hätte. Fragt sich bloß, wie lange ich das alles noch durchhalte.
Aber Danke für die Antworten und Input.

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Wieviel weißt du denn über seine Erkrankung? Grade bei Lungenkrebs sind die Überlebenschancen ja super schlecht. Vielleicht haben die Ärzte ihm eine so schlechte Prognose gegeben, dass er sich die Behandlung nicht mehr antun möchte.

Ich habe das bei meinem Vater erlebt, der hat ab Diagnose noch ein Jahr gelebt. Die Diagnose war ein Zufall, von der Krankheit hatte er nichts gemerkt, aber ab dem Tag wo die Behandlung losging, ging es ihm richtig richtig dreckig. Ich kann jeden verstehen, der sich bei einer schlechten Prognose keine Chemo, Bestrahlung und sonstiges mehr antun möchte.

So eine Situation belastet natürlich enorm. Da ist es nicht verwunderlich, dass er sich verändert.

Von der Krebshilfe z.B. gibt es Beratungsangebote für Angehörige. Vielleicht guckst du mal was es da bei euch gibt.