Hallo in die Runde!
Ich hab eine Frage an die Auswanderer unter euch, genauer gesagt an diejenigen, die im Ausland Kinder großziehen. Was für Traditionen habt ihr aus Deutschland (bzw eurem deutschsprachigen Heimatland - in Österreich und der Schweiz gibt es ja sehr ähnliche Traditionen/Feiertage) übernommen und an eure Kinder weitergegeben?
Ich wohne selbst im Ausland und bin gerade mit meinem ersten Kind schwanger. Ich würde meinem Kind gerne so viel wie möglich von der deutschen Kultur mitgeben, also zumindest Dinge, die ich aus meiner Kindheit kenne. Manches davon ist sicher leicht umzusetzen (Ostereiersuchen, Adventskalender, Schultüte zur Einschulung usw), anderes dagegen wohl eher nicht (z.B. Fasching/Karneval, Sankt-Martins-Umzug).
Wir haben natürlich noch viel Zeit, bis das bei uns überhaupt aktuell wird, aber ich bin trotzdem neugierig, wie das andere Familien im Ausland machen.
Deutsche Traditionen und Feiertage im Ausland
Hallo
Wie spannend 😊.
Wir taten nichts in Richtung Rituale, als wir im Ausland wohnten. Dort machten wir alles Lokale mit (wovon es genug gab). Was mir selbst teilweise stark fehlte, waren diverse Gerichte - dafür gibt’s im Ausland passende Lokale und man kocht selbst. Auch die Sprache pflegte ich mit den Kindern, indem ich ihnen aus deutschsprachigen Büchern vorlas, deutsche Reime mit ihnen lerne (Backe backe Kuche oä)..
Es gibt Vereine, wo man „mitmischen“ kann - dort kann man die eigenen kulturellen Werte in der Gemeinschaft wiederbeleben wie zB Fondueessen, Nationalfeiertag.. Wenn du dein Kind später in eine German International School schicken würdest, käme dein Kind mehr in den Genuss der deutschsprachigen Traditionen und Werte. In der grösseren Gemeinschaft fällt die Traditionspflege einfacher, da vieles bereits organisiert ist.. In der Familie könnt ihr die Schwerpunkte so legen, wie ihr es für euch wollt.
LG
Hallo, als meine drei klein waren, haben wir einige Jahre in USA und Norwegen gelebt. Da ich wusste, dass wir auch wieder zurückkehren, habe ich die mir wichtigen Feiertage zusätzlich gemacht. Z.B. Nikolaus in Norwegen. Als dann der Große in den Kindergarten dort kam, habe ich schon gemerkt, dass es für ihn verwirrend und komisch ist, als einziger " andere" Feste zusätzlich zu haben und wir haben verstärkt die nationalen Feiertage (17.Mai, Lucia, usw) gefeiert. Nikolaus auch, aber schon mit der Erklärung, dass zu ihm eben auch der kommt, weil den die Omas aus D schicken😉.
Weihnachten war für mich selbst tatsächlich schwierig, weil bei mir eben immer das Christkind kommt und nicht der Santa/Nisse. Davon haben wir aber z.B. den Besuch mitgenommen, Milchreis für das Christkind vor die Tür zu stellen, dort macht man das für den Nisse. Das fand ich total süss.
Es ist eine Gradwanderung denke ich, die man kleinen Kindern vorsichtig nahebringen muss, sie wollen sich ja in die Gemeinschaft vor Ort einfügen und gerade im Kindergarten sind die Feste ja noch immens Thema. Aber letztlich geht es gut. Einfacher ist es, denke ich, wenn mehrere Kinder dieselben Feste und Rituale mitbringen, z.B. bei anderen Glaubensgemeinschaften.
Verbesserung: "den Brauch, Milchreis vor die Tür zustellen"
Hallo,
es geht mehr umzusetzen als du im ersten Moment denkst.
Man kann auch als Auswanderer sein Herkunftsland immer wieder besuchen. Das macht man üblicherweise in Ferienzeiten, zu Feiertagen. Vielleicht kann dein Kind die deutsche Tradition im Ausland nicht erleben, aber du kannst vielleicht irgendwann im Kindergartenalter planen, zu diesem Zeitpunkt nach Deutschland zu fliegen.
Besucht dein Kind später einen deutschen Kindergarten bzw. eine deutsche Schule, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dort all die in Deutschland üblichen Feste auch gefeiert werden.
Ach ja, wir haben einfach alles parallel gemacht. Weihnachten stellte nie ein Problem dar, da es das in dem Land nicht gab (islamisches Land).
In unserer Nähe gibt es leider keine deutschen Kindergärten oder Schulen. In der nächstgrößten Stadt gibt es Kindergärten und Schulen, wo Deutsch als Fremdsprache gelehrt wird, aber das ist ja nicht das gleiche. In der Hauptstadt gibt es zwar eine deutsche Schule, aber nur dafür würden wir nicht umziehen.
Ja, stimmt, im Kindergartenalter kann man natürlich einfach mal für die deutschen Feiertage nach Deutschland reisen. Wenn die Schule anfängt, wird es dann schwieriger, weil man sich ja dann nach den Ferienzeiten richten muss.
Da sagst du so lässig dass es ja in Ö/CH das gleiche ist. 😂
Mitnichten. Ich habe beim Anblick meines ersten Schmutzlis fast einen Herzkasper bekommen. Der ist signifikant gruseliger als der Knecht Rupprecht.
Wir feiern primär das was hier üblich ist. Und ergänzen das durch einige aber nicht alle deutschen Brauchtümer. St Martin macht hier keiner. Wir rennen nicht als einzige mit der Laterne umher. Wir schnitzen brav Räben wie alle anderen auch. Meine Mutter hat eine Laterne mitgebracht. Mit der wird daheim gespielt.
Es gibt Königskuchen am 6.1.
Die Kids tauschen sich aus. Da ist es wichtig dass alles da ist was sie hier hören.
Zusätzlich kommt bei uns Weihnachten das Christkind für die Geschenke, wir backen exzessiv Plätzchen, das ist hier nicht soooo ein Ding. Palmesel machen wir. Die Palmbrezeln sind dann normale oder ich backe sie selber.
Ist ja schon regional in D unterschiedlich. Knecht Ruprecht wuerde man in Bayern seltsam schauen. Und in Norddeutschland beim Wort Krampus. Zuckertuete wuerde man in Bayern eher mit dem muslimischen Zuckertuetenfest in Verbindung bringen, andere deutsche Regionen meinen damit die Schultuete.
St. Martin machen in der Schweiz nur die Katholiken, in Deutschland wird es vermutlich ähnlich sein. Der Unterschied zwischen einer traditionell katholischen Gegend in der Schweiz und z.B. Bayern dürfte kleiner sein als zwischen einer katholischen und einer reformierten Gegend innerhalb der Schweiz oder zwischen katholischen und evangelischen Gebieten Deutschlands.
Ich persönlich würde ja auch lieber Laternen basteln, mit Räben stelle ich mich immer ziemlich an und staune dann, was andere Eltern so alles hinkriegen...
Bei mir ist es anders herum.
Ich bin Ausländer in Deutschland.
Wir haben entschieden, dass wir am meisten meine Religion sind, deshalb feiern wir die Tage. An den großen Tagen, da gehen unsere Söhne nicht in die Schule. An den anderen Tagen, da gehen sie aber wir feiern danach bei uns.
Wir feiern auch Tage von der Religion von meinem Mann, das ist evangelisch.
Bei uns ist die Religion ganz eng an der Kultur.
Wir haben eine Gemeinde hier in Deutschland gefunden, mit denen feiern wir.
Manchmal zeigen wir auch unseren Nachbarn und den Freunden von unseren Kindern und wir feiern mit ihnen. Das ist auch schön.
Wir haben auch ein Fest, wenn wir uns verkleiden. Dann verkleiden unsere Söhne sich auch. Wenn sie wollen, dann dürfen sie das auch im Kindergarten und in der Schule. Dann erzählen wie von unserem Fest.
Die andere Sichtweise ist natürlich auch interessant. :)
Bräuche lassen sich sicher leichter pflegen, wenn man eine (religiöse) Gemeinde hat, der man sich anschließen kann. Das ist bei uns nicht der Fall, aber ich habe zumindest einige deutsche Freunde hier, von denen zumindest ein gemischtes Pärchen auch Kinder hat. Wir sind also zumindest nicht vollkommen "allein".
Nja... ich lebe seit gut 30 Jahren in Schweden. Die ersten Jahre, und vor allem so lange die Kinder klein waren, habe ich es versucht mit Nikolaus und St. Martin. Gut, Süssigkeiten - da haben die Kinder natürlich nichts dagegen. St.Martin war schon schwieriger. Wir haben tatsächlich einmal einen St. Martins Zug durch die Stockholmer Innenstadt gemacht, zur deutschen Kirche, wo dann Weckmänner ausgeteilt wurden, die irgend jemand gebacken hatte. Da waren genug Leute, die mitmachen wollten und dann musste man das Ganze als Demonstration anmelden. Ostereier haben wir auch versteckt, aber das ist hier auch nicht ganz unbekannt.
Ansonsten unterscheiden sich die Feiertage auch nicht so sehr. Und gerade wenn sie sich nicht so unterscheiden, dann werden eventuelle deutsche Elemente da entweder integriert oder sie fallen weg. Meistens passiert das ganz von allein. Man kann nur das integrieren, was einigermassen passt. Manchmal spürt man einfach den Druck von der Umgebung, also dass die Kinder sagen, es müsse doch so oder so sein - gut, dann versucht man nicht absolut da irgendwas anderes mit rein zu bringen.
Ich hab es noch versucht mit Schultüte. Aber das war schon ziemlich "anders" . Mein Ältester bekam noch eine - die er natürlich nicht mit in die Schule nehmen konnte. Bei den anderen beiden hab ich das dann nicht mehr gemacht. Das war ihnen sowieso ganz unbekannt. Karneval war auch nie aktuell, weil wir einfach nie zu der Zeit in Deutschland waren, und die Kinder gar keine Vorstellung davon hatten. Es gibt andere Gelegenheiten zum Verkleiden. An Ostern verkleiden sich die Kinder hier als Hexen und klingeln bei Nachbarn und bekommen Süssigkeiten. Inzwischen auch an Haloween. Da hat sich erledigt.
Schön, dass ihr sogar die Möglichkeit hattet, in Schweden an einem St. Martins-Zug teilzunehmen.
Und stimmt schon, dass sich manche Feiertage dann doch wieder etwas ähnlich sind. Ostereier gibt es hier auch, aber die werden nicht versteckt und den Osterhasen kennt man hier generell auch nicht. Aber sowas lässt sich ja gut im eigenen Garten umsetzen.
Wir leben in Spanien und haben so einige deutsche Traditionen uebernommen: Adventskalender, Nikolaus, Ostereier suchen. Weihnachten machen wir einen Mischmasch. Weihnachten feiern wir eher spanisch. Allerdings sind wir oft auch ueber Weihnachten in Deutschland. Dann machen wir es eher deutsch mit echtem Baum und Weihnachtsgans und allem drum und dran. Nur dass bei uns der Weihnachtsmann in der Nacht vom 24. auf den 25. kommt. Wir finden es alle schoener, wenn man morgens aufsteht und die Geschenke liegen unter dem Baum.
In Spanien bringen traditionell die Heiligen drei Koenige am 6.1. die Geschenke. Viele spanische Familien feiern aber inzwischen auch beides und teilen die Geschenke in zwei Portionen auf. So machen wir das auch.
Sankt Martin haben wir nie gefeiert. Da organisiert hier zwar die deutsche Gemeinde einen Umzug, aber da wir nicht glaeubig sind, sind wir da nicht eingebunden.
Ach ja, zur Einschulung hat mein Sohn eine deutsche Schultuete bekommen. Fand er super.
Wir fahren ganz gut mit unserem Traditions-Mischmasch. Mein Sohn findet es auch ganz spannend, dass es bei uns ein paar Traditionen gibt, die die anderen Kinder zuhause nicht haben.
Ja, so einen Mischmasch kann ich mir bei uns auch ganz gut für die Zukunft vorstellen. :) Danke fürs Teilen!
Eigentlich gar keine..... wir haben uns bisher immer an das jeweilige Land 'angepasst'
Mein Essen ist vielleicht etwas deutscher.
Es gibt in vielen Ländern/Städten eine Deutsche Gemeinde, teilweise aber nicht zwingend kirchlich organisiert. Ich war nur für kurze Zeit alleine im Ausland, habe das aber in Irland über die Weihnachtszeit mitbekommen.
In diesen Gemeinden könnt ihr die deutschen Bräuche pflegen, wobei ich zur besseren Integration auch die Feste der Einheimischen feiern würde.
Ja, so etwas in der Art haben wir hier auch - einen deutschen Stammtisch, der sich hin und wieder trifft, und ein deutsches Kulturinstitut, wo aber meines Wissens an deutschen Feiertagen nicht groß etwas organisiert wird.
Die Feste der "Einheimischen" feiern wir sowieso, da mein Mann 100% und ich 50% einheimisch bin. ;)
Soll heißen - ich bin in das Land ausgewandert, aus dem ursprünglich meine Mutter kommt, und mein Mann ist hier aufgewachsen. Integration wird also nicht zum Problem werden.
Mein Mann ist Niederländer, ich Deutsche, wir leben in der Schweiz und das Kind ging in den internationalen Kindergarten. Inzwischen machen wir nur noch die Traditionen mit die wir selbst gut finden, die Spass machen und uns wichtig sind, egal wo sie herkommen.
In einem Jahr kam Sinterklaas am 5.12, der Samichlaus am 6.12, das Christkind am 24.12 und Santa am 18.12 durch den Kamin. Das war dem Kind (und uns) dann doch zu viel. Der Samichlaus mit den gruseligen Schmuzlis wurde aussortiert, Santa mit den Rentieren ist nur noch in der Werbung, Sinterklaas und Christkind durften bleiben.
Die Schultüte war dann nochmal eine andere Geschichte…
Interessante Mischung! Macht eigentlich Sinn, sich das mit der Zeit irgendwie einpendelt.
In meiner Kindheit kam der Nikolaus in den meisten Fällen nachts - da war dann am Morgen Schokolade im Stiefel, wenn diese gut geputzt vor der Tür standen. Kann mir gut vorstellen, das bei meinen Kindern auch so zu handhaben, da hier nämlich der Weihnachtsmann am 24. persönlich vorbeikommt und man für jedes Geschenk etwas machen muss (Gedicht aufsagen oder ähnliches). Wenn davor auch noch der Nikolaus persönlich vorbeikommen würde, wäre das wahrscheinlich doch etwas verwirrend.