Was bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf für euch?

Angeregt durch den Thread unten: Was bedeutet es für euch, Familie und Beruf vereinbaren zu können?

Man hört so oft, dass es so sein sollte, aber ich habe festgestellt, dass meine Definition davon in den meisten Berufen eine ziemliche Utopie ist.
Ich wollte einfach mal hören, was ihr euch darunter vorstellt.

Für mich bedeutet es, ohne größere Einschränkungen und ohne abhängig von Familie oder Institutionen zu sein meinen Beruf auszuüben und gleichzeitig den Alltag meines Kindes und meines Mannes begleiten zu können.

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Dass ich die Arbeitszeiten an Kindergarten- oder Schulzeiten anpassen kann und auch eine Möglichkeit finde die Ferienzeit abzudecken (z.B. durch flexibles Home-Office oder Arbeitszeiten)

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Ja, das würde schon "reichen".

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Würde ich auch so unterschreiben, allerdings mit der Ausnahme, dass ich mich nicht verpflichtet fühle den Alltag meines Mannes zu begleiten. Wie meinst du denn das? Im Sinne von Rücken frei halten?

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In erster Linie meine ich damit, dass man gemeinsame Freizeit verbringt. Also, dass ich mehr Zeit mit ihm verbringen möchte, als gemeinsam den Haushalt zu erledigen.

In meiner utopischen Vorstellung haben ja beide Partner einen Beruf, der sich so mit Familie vereinbaren lässt, wie beschrieben.

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In erster Linie sollte es für Vater und Mutter möglich sein, ihr krankes Kind betreuen zu können (Kindskrank zu nehmen), ohne Angst haben zu müssen, ihren Job zu verlieren.
Größere Flexibilität bei Home Office und Arbeitsbeginn wo es möglich ist, als auch den versprochenen Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Man sollte sich nicht bei Dutzenden Kitas bewerben müssen um vielleicht einen Platz zu bekommen. Dazu gehört eine höhere Bezahlung von Erziehern, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Anerkennung für diese Berufsgruppe.

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Ich kann Familie und Beruf insofern gut vereinbaren, weil ich nur wenige Stunden Vormittags pro Woche arbeiten gehe, nicht jeden Tag und die Kinder im Kindergarten und Schule bis 14 Uhr betreut sind.
Wenn ein Kind krank ist, wechseln sich mein Mann und ich mit Kinderkrank ab.
Also es geht, aber sicher nicht einfach, wenn beide Vollzeit arbeiten.

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Im Grunde ist es ähnlich bei mir, nur will ich nicht allein dafür verantwortlich sein, sondern sehe es als gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Das bedeutet natürlich auch, dass ich natürlich auch auf andere Familien/Kinder Rücksicht nehme.

Für mich bedeutet es die Anerkennung von Care-Arbeit als gleichwertig wie Erwerbsarbeit. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein wenn Frau oder Mann eine Zeit/einige Jahre kürzer treten oder sich ganz zurückziehen, um Kinder oder Familienangehörige zu betreuen und eine Selbstverständlichkeit, dass sie auch in qualifizierte Berufe wiederkommen können ohne Nachteile und danach im späteren Alter gute Aufstiegschancen haben. Es sollte keinerlei Gender Pay Gap mehr geben. Alleinerziehende sollten von der Lohnsteuer ganz befreit werden, damit sie die Möglichkeit haben, eventuell weniger zu arbeiten oder ein besseres Leben zu haben. Vielleicht sollte man das für Eltern kleiner Kinder grundsätzlich überdenken. Es sollte selbstverständlich möglich sein, sich zum Beispiel Jobs zu teilen.
Es sollte selbstverständlich möglich sein, dass Kinderbetreuung am Arbeitsplatz organisiert werden kann (meine Mutter hat mal eine Zeit in einer Fabrik gearbeitet und auch da war es damals im Osten möglich, dass wir 2-3 Kinder von Kollegen am Nachmittag da eine Ecke zum Spielen und für Hausaufgaben hatten, das muss nicht auf Büroberufe begrenzt sein. Klar ist das zum Beispiel in einem Labor nicht so easy, aber es geht bei viel mehr Berufen als es praktiziert wird)
Und es sollte selbstverständlich sein, dass Kinder nunmal bei manchen Menschen dazugehören. In welchem Landtag wurde vor zwei Jahren erst eine Mutter mit Baby, eine Abgeordnete, gerügt, weil sie mit schlafendem Baby im Tragetuch zur Arbeit gekommen ist? Warum?

Der Deutsche Bundestag hat übrigens ganze 25 Minuten über dieses Thema debattiert, um 23:32 abends; der Tagesordnungspunkt war so spät auf der Liste.
Bezeichnend.

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Das mit dem Bundestag war erst diese Woche, da finden sich gute Artikel online dazu!

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Danke, den Artikel nehme ich mir mal vor.

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Für mich bedeutet es, flexibel zu sein. Im Homeoffice arbeiten zu können (teilweise) und das auch vermehrt, wenn zb ein Kind krank und daheim ist. Teilzeit zu arbeiten und die Stunden aufstocken zu können wie ich möchte.
Ich bin im öffentlichen Dienst, da geht das zum Glück sehr gut.

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Mein Vorgesetzter findet, es müsse "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" heißen, weil der Beruf natürlich an erster Stelle stehen sollte 🙄

Für mich bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dass ich auch in Teilzeit ein Einkommen habe, mit dem ich notfalls über die Runden käme, dass ich den Umfang meiner Beschäftigung relativ frei wählen kann, dass die Kinderbetreuung im Wesentlichen durch Kita (und später hoffentlich Mittagsbetreuung/Hort) abgedeckt ist und ich auf kurzfristige Ausfälle der Betreuung flexibel reagieren kann (Home-Office oder Überstundenabbau).

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Hallo,

das Problem ist, dass es nie eine vollständige Vereinbarkeit von Familie und Beruf geben wird.

Denn es ist immer auch ein Beruf, diese Vereinbarkeit herzustellen.

Beispiel:
Ein Arbeitnehmer hat Arbeitszeiten, die perfekt in Kindergarten- und Schulzeit-betreuung passen.
Also z.b. Kernarbeitszeit von 8.00-15.00 und dann noch eine Stunde bei freier Zeiteinteilung im Home-Office.

Die Erzieherin, die das Kind ab 7.30 betreut, damit Mama und Papa pünktlich bei der Arbeit sind, muss ihr Kind also um 7.00 in der Schule abgeben, um pünktlich bei der Arbeit zu sein.
...

Außerdem wird es immer Menschen geben, die die Versorgung außerhalb der Kernarbeitszeit sicher stellen.
Und wer betreut deren Kinder?
Und vor allem: in welchem Alter?

Ich kannte eine Familie, deren Kinder nachmittags bei einer Tagesmutter waren, weil die Eltern beide nachmittags gearbeitet haben. Ein super Modell - für wie viel Jahre? Aber während der Schulzeit kann man sein Kind eben nicht bis zur Schlafenszeit wegorganisieren.
Das heißt, man kann schon.
Und es gibt ja auch Internate, die schon Grundschüler nehmen.
Aber Familienleben würde ich das eben nicht mehr nennen, wenn dieses Leben höchstens am Wochenende stattfindet.


Eine gute Vereinbarkeit ist tatsächlich gegeben, wenn zwei Elternteile etwas versetzt aber nicht völlig diametral entgegengesetzt arbeiten können.
Aber das sucht man sich bei der Partnerwahl meist nicht aus.

Aber tatsächlich sehe ich hier die größtmögliche Vereinbarkeit.
Beide arbeiten, beide sind für Haushalt und Kind zuständig. Das Kind kann relativ viel Zeit Zuhause verbringen (was schon mal per se ein Familienleben ausmacht, wenn Traditionen gepflegt werden, das Haus zum spielen und leben eingerichtet ist, nicht nur zum Schlafen). Es bleibt aber gemeinsame Freizeit, in der alle Familienmitglieder aufeinander treffen.

Was Arbeitgeber tun können:

Arbeitszeiten sollten verschiebbar und anpassbar sein.

Arbeitszeiten müssen berechenbar und planbar sein!

Diese "guten" Arbeitszeiten sollten für alle Mitarbeiter gelten. Wenn man anfängt, Eltern eine Extrawurst zu braten ist klar, dass Nicht-Eltern dem Betrieb mehr bringen. Allein das erhöht den Druck auf Eltern - schließlich will man beruflich noch weiter kommen, man steht ja noch nicht kurz vor der Rente.

Auch sollte die Arbeit prinzipiell in der vorgesehenen Zeit machbar sein.
Und es muss genug Puffer eingeplant sein, damit im Fall eines Ausfalls nicht automatisch Kollegen einspringen müssen.
Der wer will die Bedürfnisse eines Kindes gegen die Bedürfnisse eines pflegebedürftigen Angehörigen gegen das Grundbedürfnis nach Pause und Erholung aufrechnen?
Natürlich fallen Eltern mehr aus. Sind aber meist auch in einem engagierten und belastbaren Alter, in dem die Arbeit flott geht.

Also:
Planbare, berechenbare Arbeitszeiten für alle,
die nicht so vollgestopft sind, dass das System zusammenbricht, sobald jemand auch nur eine Stunde früher frei braucht.
Flexibilität in Ort und Zeit bei der Erledigung von Aufgaben.

LG

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Und ein Kindergärtner oder Arzt kann nicht mal eben ins Homeoffice gehen um mal hier mal da ein paar Stunden zu arbeiten, wenn das kranke Kind es gerade zulässt.

Ziemlich gute Zusammenfassung.

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Arbeitszeiten, die zu Schule und Kita passen, gute Bezahlung, kein Problem mit der Kinderbetreuung. Kein Ärger bei Kinderkrank und Unterstützung von der Familie. Also Kinder morgens mitnehmen mittags abholen und nachmittags frei. Kita und Schule kostenfrei. Das wäre ein schöner Traum. Hier, wo ich wohne, leben den tatsächlich einige Frauen.