Hallo liebe Community, ich habe eine sehr belastende Beziehung zu meinem Bruder und bin gerade sehr ratlos. Mein Bruder wohnt in meinem Elternhaus. Er hat schon lange jegliche Sozialkontakte abgebrochen. Die Gründe waren unterschiedlicher Natur und er war immer unschuldig, wurde nicht verstanden. Er arbeitet im Moment auch nicht. Er stellt hohe Ansprüche an den Job, ich glaube, der muss erst noch gebacken werden. Seit ich mich erinnern kann, steht mein Bruder in Konkurrenz zu mir. Er war ein sehr anstrengendes Kind, brauchte viel Aufmerksamkeit und Bewegung. Die Schule fiel ihm nicht leicht. Er wurde viel mit mir verglichen und tat dies auch selbst. Früher war er sehr selbstbewusst und draufgängerisch, heute ist er introvertiert und zurückgezogen. Er musste einige Niederlagen verkraften und hatte auch nicht immer den Rückhalt meiner Eltern. Meine Mutter war häufig genervt und gestresst von ihm und ließ ihn das zu spüren. Das zieht sich durch sein Leben durch. Er ist nie gut genug für meine Eltern (ich aber auch nicht). Die Erwartungshaltung war immer hoch. Während der Pubertät fing das ganze Hickhack zwischen uns an. Er macht sich einen Spaß daraus mich in den Schulpausen auszuspionieren und meiner Mutter alles mitzuteilen. So wurde sich immer ausgiebig über meine Schwärmereien ausgelassen und lustig gemacht. In meiner Mutter hat er da die perfekte Partnerin dafür gefunden. Es wurde analysiert, was die Jungs taugen oder auch nicht und wie ich mich denn in den und den verlieben kann, denn die taugen ja nichts. Auch meine Freundinnen waren immer nicht recht. Alle wurden kritisiert. Seine Kumpels waren im Gegenzug dazu immer toll. Mein Vater hielt sich immer raus, weil er keinen Stress mit meiner Mutter haben wollte. Ich habe mich immer mehr zurückgezogen. Reden konnte ich mit niemandem zu Hause. Zum Glück haben meine Freundinnen mir Halt gegeben. Die ersten beiden Beziehungen sind an dem Druck zerbrochen. Ich war jung und stand zwischen den Stühlen, war einfach nicht stark genug, versuchte es allen recht zu machen. Mein Bruder ließ auch da spüren, dass ich doch so dumm sei, meine Partner noch dümmer. Meine Mutter war seiner Meinung und meinte eines Tages: Wenn du an Silvester deinen Freund nach Hause bringst, dann gehe ich. Ab da war der Bruch da. Ich bin ausgezogen und habe es mit viel Mühe geschafft, mich mehr und mehr abzugrenzen. Das war sehr hart und ein Auf und Ab. Mit Distanz ging es und als ich Kinder bekam, wurde das Verhältnis zu meinen Eltern viel entspannter. Wir haben viele Dinge aufgearbeitet und waren sogar mehrfach gemeinsam im Urlaub. Nur mit meinen Bruder wird es immer schlimmer. Er kritisiert mich am laufenden Meter. Die Kinder kann ich nicht ordentlich erziehen (er selbst hat keine), das Gemüse pflanze ich nicht ordentlich an, meine Haare sehen furchtbar aus… Nebenbei muss auch immer alles so gemacht werden, wie er will. Sonst gibt es Drama. Er kocht in meinem Elternhaus. Sie müssen zu einer bestimmten Uhrzeit da sein, sonst ist die Hölle los. Warum sie das mit sich machen lassen, weiß ich nicht. Wenn ich ein Beet anlegen will, bietet er mir Hilfe an. Nehme ich sie an, dann legt er fest, wann es losgeht, sonst kommt wieder die Mitleidsschiene und ich höre mir Vorwürfe an: Du hast nie Zeit für mich. Ich spiele keine Rolle in deinem Leben. Das Opfer ist immer er und ich die, die nichts richtig macht. Vor ein paar Wochen kam es zwischen uns zu einem heftigen Streit. Er hatte wieder einen rheumatischen Schub und brauchte Hilfe. Unsere Eltern waren nicht da. Also versuchte ich mein Bestes, natürlich nicht gut genug. So beschimpfte er mich und ließ nicht locker. Mehrfach bat ich ihn aufzuhören. Bin dann einfach gegangen und habe gesagt, dass ich keine Lust mehr auf ihn habe und er mich in Ruhe lassen soll. Das tat er nicht und bombardierte mich mit Anrufen. Mein Mann wiederholte meinen Wunsch, meinem Bruder war es egal. Letztlich stritten die Beiden sich. Mein Bruder machte weiterhin Telefonterror und irgendwann bin ich ans Telefon gegangen. Er weinte und hat gesagt, wie wichtig ich ihm sei und dass er mich nicht verlieren will… dann fing er wieder mit den Vorwürfen an. Ich dachte, dass es damit gegessen sei, bis ich von meiner Mutter am Telefon zusammengestaucht wurde, was ich denn bitte meinem Bruder getan habe. Der sei hier zu Hause völlig aufgelöst und fix und fertig wegen mir. Nach meiner Meinung und Sichtweise wurde nicht einmal gefragt. Das war sehr verletzend für mich. Ein paar Tage später haben wir versucht darüber zu reden, aber es ist einfach sinnlos. Mein Bruder versucht nun meinen Mann schlecht zu machen und bezeichnet mich als Lügnerin, wenn ich die Dinge aus meiner Sicht schildere. Jetzt ist er beleidigt und zieht den Liebesentzug durch. Das stört mich so gar nicht, denn ich bin so sauer auf ihn, dass ich am liebsten gar keinen Kontakt mehr zu ihm hätte. Nun gestaltet sich das als schwierig, weil er nun mal bei unseren Eltern wohnt und es dort keine getrennten Wohnungen gibt. Ich will mich aber auch nicht verbiegen. Meine Eltern sehen die Probleme, aber reagieren nicht wirklich darauf. Ich habe oft Hilfe angeboten. Ich habe das Gefühl sie haben aufgegeben und es ist ihnen zu unbequem. Ich fühle mich immer sehr alleine in den Situationen, weil keiner meiner Eltern hinter mir zu stehen scheint. Den Kontakt zu ihnen will ich aber nicht abbrechen, denn ansonsten verstehen wir uns gut und sie sind ganz tolle Großeltern für unsere Kinder. Jetzt stellt sich mir die Frage, wie es jetzt weitergeht. Sollte ich den Kontakt zu meinem Bruder lieber abbrechen oder vorerst und dann wieder aufnehmen. Wie vermittle ich das meinen Eltern? Wer von euch hat Erfahrungen mit narzisstischen Familienmitgliedern? Habt ihr Tipps für den Umgang? Hilfe holen will er sich ja eh nicht, die Ärzte haben ja seiner Meinung nach nichts drauf.
Entschuldigt den langen Text. Ich bin aber froh, mir das mal alles von der Seele schreiben zu können.
Eure Brauche Rat
Narzisstischer Bruder
Hallöchen erstmal,
dein Bruder und vor allem deine Mutter sind ja ziemlich Schräg drauf. ( Manch einer würde auch sagen Psycho) Ich würde mich klar positionieren. Wenn er dich beleidigt. Einmal klar sagen dass du keine Kommentare möchtest und wenn es dann zu Vorwürfen kommt einfach gehen. Du kannst weder deinen Bruder noch deine Eltern dazu bringen eine Therapie zu machen.( Auch wenn es so klingt als bräuchten die dringend eine.) Wenn du dich als die gute Tochter anbiederst, wird sich sowieso nichts ändern, da dein Bruder/Mutter dich ja gar nicht ernst zu nehmen brauchen.
Alles gute mit deiner Toxischen Family
Ja, das sind sie zweifelsohne. Die Mischung ist wirklich toxisch. Den Kontakt zu meinem Bruder habe ich schon abgebrochen und bleibe auch dabei. Es geht mir damit viel besser als mit ihm. Traurig, das über seinen Bruder zu schreiben. Ich muss aber auch auf mich achten und dass ich mental gesund bleibe. Das Ganze hat schon viel zu viel Kraft gekostet. Danke dir für deine Antwort.
Wenn mir diese Eltern wichtig sind (nach allem was war und wenn sie jetzt auch nicht zu dir stehen), würde ich nur noch eines tun:
ihnen anbieten, dass wir uns außerhalb treffen.
a) du / die Enkel sind ihnen wichtig
Prima, dann könnt ihr euch weiterhin treffen.
b) sie finden 1000 Ausreden
sie wollen dich/euch NICHT sehen
nur, wenn es bequem bei ihnen zu Hause ist
wenn sie die große Show zwischen den Geschwistern frei ins Haus geliefert bekommen
aber außerhalb ist es zu langweilig?
Dann wäre meine Entscheidung klar.
Was Eltern-Sohn betrifft: raushalten!
Entweder sie genießen die Show, wenn du dich einmischt oder nicht.
Den Ärger hast eh du. Das wäre mir zu stressig.
Wenn sie JETZT resignieren? Sorry, selbst schuld. Die haben eure Kindheit über alles mögliche verbockt. Wenn sie sich jetzt wundern, dir die Schuld geben oder resignieren. Pech gehabt.
Mit dir konnten sie es ja anscheinend aufarbeiten. Also können sie es bei ihm versuchen oder sein lassen. Das ist deren Problem, nicht deines.
Was dich betrifft: raushalten und Treffen außerhalb ermöglichen.
a) sie haben echtes Interesse. Dann wird das auch was. Beziehung ist wichtiger als der Ort.
b) Sie haben kein Interesse. Dann hast du wenigstens eine Antwort.
Eine verdammt schmerzhafte Antwort. Eine, die du dann vermutlich nicht sehen willst. Aber für meinen Seelenfrieden wäre mir das lieber, als dauerhafte Selbstlüge und das Konstrukt aus wer hat wem wie schuld angetan und eigentlich stacheln sie weiter, interessieren sich aber null. Bis auf das Aufgesetzte.
Auch die danke für die Antwort. Du hast mit allem recht. Ich muss mich weiter von ihnen distanzieren. Das fällt mir schwer, aber ich merke, dass es mir erheblich besser geht. Den Kontakt zu meinem Bruder habe ich vollständig abgebrochen und auch kein Bedürfnis, ihn wieder aufzunehmen. Es hat mich viel zu viel Zeit, Energie und Nerven gekostet, die ich jetzt sinnvoller einsetzen kann. Meine Eltern akzeptieren, dass ich meinen Bruder weder sehen noch etwas von ihm hören möchte. Bisher waren sie immer hier bei uns. Ich werde Weihnachten thematisieren müssen. Ich möchte meinen Bruder auch da nicht sehen. Dass meine Mutter sehr manipulativ und wahrscheinlich auch narzisstisch veranlagt ist, ist mir bewusst. Alle Zelte abbrechen ist sehr schwer. Mittlerweile schweigt mein Vater aber nicht mehr nur, sondern steht auch zu mir. Darüber bin ich dankbar und hoffe es bleibt so.
Hey!
Dir sollte klar sein, dass insbesondere das Verhalten deiner Mutter dafür gesorgt hat, dass eure Beziehung so verkorkst ist. Mir scheint es, als wäre sie kein Deut besser als dein Bruder. So, wie sie mit euch umgegangen ist.
Die beiden treiben den Prozess weiter an- wenn du dich daraus lösen möchtest, holen sie dich wieder zurück.
An deiner Stelle würde ich den Kontakt zu dem Bruder auch einstellen- hat ja keinen Zweck mehr. Aber geh davon aus, dass die Beziehung zu deinen Eltern auch hinüber ist. Deine Mutter erklärt dich dann zum Sündenbock und dein Vater wird mitspielen.
Schau mal hier:
https://www.narzissmus.org/hat-deine-mutter-eine-nps/
Vielleicht passt es ja.
Liebe Grüße
Schoko
Auch dir vielen Dank für deine Antwort. Da hast du völlig recht. Meine Mutter ist auch sehr manipulativ. Die Kombination zwischen meinen Bruder und meiner Mutter ist furchtbar toxisch. Den Kontakt zu meinem Bruder habe ich abgebrochen. Mir geht es besser damit. Leider ist es dennoch sehr anstrengend. Ich habe das Gefühl, dass ich nur am Kämpfen bin.
Noch eine Ergänzung:
das Verhalten des Bruders kann auch seine Art sein, damit umzugehen.
Die EINZIGE - das was dem am ehesten herankommt - Anerkennung der Eltern war/ist: dich fertig zu machen. Sich dir gegenüber sch*** zu verhalten.
Tut er das nicht mehr, verliert er seine Eltern. Dann verliert er den Stellenwert bei seinen Eltern.
Deine Art ist es: es ihnen recht zu machen, Kontakt zu halten, dich in die Inszenierungen (Eltern, Bruder, große Show) einbinden zu lassen - du willst nicht, spielst aber nach deren Regeln weiter mit, mit ihnen "aufarbeiten"
Seine ist es: weiterhin so zu leben, wie er am ehesten irgendwie Anerkennung bekommt. Auf deine Kosten.
Grüße an deine Eltern. Stellen sie die Anerkennung für sein Verhalten ein, hast du Chancen. Heizen sie ihm weiter an; freuen sich ggf. über den Geschwisterkrieg oder versuchen dich immer wieder auf die Showbühne zu ziehen: viel "Spaß".
Dann macht er so lange weiter, wie sie sich darüber freuen
und so lange wie du dich wieder einwickeln lässt.
Hast du es WIRKLICH mit ihnen aufgearbeitet, dann sollte es so sein
- sie halten sich aus dem Geschwisterkrieg raus (wenigstens jetzt)
- treffen sich mit dir außerhalb
- manipulieren dich NICHT zurück auf die Bühne
(der arme Bruder , du machst die Familie kaputt, sei doch auch mal lieb , was auch immer)
ziehen sie dich weiterhin mit rein, jammern dir vor wie sehr sie unter dem Bruder leiden, wollen dass DU die Verantwortung für sein Verhalten übernimmst, verweigern Treffen ohne Bruder (weil das die Familie zerstört) usw.
dann ist da nix aufgearbeitet! Dann ist da nur dich grade so weit eingelullt haben, dass du glaubst du hättest eine Familie/Eltern, grade soweit am Bindfaden, dass du nicht gehst - aber gutgläubig genug bist zu bleiben. Die Wut auf den Bruder lenkt dann von den Machenschaften der Eltern ab. Sie sind die guten armen Opfer von Märthyrren, die unter den bösen Kindern zu leiden haben.... aber sie sind nicht mehr deiner Wut ausgesetzt, weil die richtet sich ja gegen das Objekt Bruder.
Es KANN sein, dass ihr wirklich was aufgearbeitet habt. Dann sollte Grenzen setzen möglich sein und sie akzeptieren, dass das mit dem Bruder und dir nicht mehr zu kitten ist
oder es ist nicht so. Dann kannst du weiter mit der Selbstlüge leben (allerdings auch mit Bruder, weil sie euch beide in dem Punkt dann nicht vom Haken lassen) oder ohne sie extern aufarbeiten und DANN entscheiden, was du daraus machst oder nicht.