Umgangsrecht Alkoholkranker Vater?

Hallo ihr Lieben,

mir fällt das immer noch schwer darüber zu sprechen oder zu schreiben. Deswegen bleibe ich lieber anonym. Ich war mit meinem Mann jetzt fast 10 Jahre zusammen. Wir haben zwei Kinder, die beide noch unter drei sind. Mein Mann hatte schon vor mir mal Probleme mit Alkohol und seine vorherige Beziehung ist wohl auch daran gescheitert. Ich habe ihm damals klipp und klar gesagt, dass ich bei Alkohol sehr empfindlich bin. Er hat seitdem kaum mehr was getrunken außer wir waren mal weg, auf Feiern etc. Das war wirklich in der gesamten Beziehung und Ehe nie wieder Thema. 2020 und 2021 kamen unsere Kinder auf die Welt und knapp zwei Jahre waren wir eine richtige Bilderbuchfamilie. Leider sind dann kurz hintereinander sehr plötzlich sein Bruder und Vater gestorben. Auch das hat er erstmal noch gut verkraftet. Erst letzten Frühling fing es an, dass er sich sehr zurück gezogen hat, er war ständig nur noch gereizt, ist ausschließlich im Homeoffice geblieben. Für mich war das eine unglaublich schwere Zeit. Es war täglich ein Tanz auf rohen Eiern, dass er nicht ausrastert. Mit zwei Kleinkindern im Haushalt nicht einfach. Er war verbal äußerst aggressiv mir gegenüber. Hat mich erniedrigt, hat auf die Kinder eingeredet, dass ich krank wäre etc Eines nachts habe ich dann in seinem Arbeitszimmer leere Weinflaschen gefunden. Tja das häufte sich dann. Letztlich habe ich ihn dann im August hinaus geworfen. Seither ist es ein ewiges Hin und her. Mal meldet er sich, dann wieder zwei Wochen nicht. Teils kam er dann betrunken an, dann har er wieder Phasen, in denen er recht normal erscheint. Ich habe nach der Trennung wirklich so gekämpft, dass ich meinen Kindern ein vernünftiges Leben bieten kann, dass wir drei eine Fakilie sind und ich habe es inzwischen ganz gut geschafft. Aber dieses ständige Hin und Her mit ihm kann ich einfach nicht mehr ertragen. Früher habe ich auf seine gutem Phasen gewartet, inzwischen sind sie mein absoluter Horror. Kaum denke ich wir drei haben es geschafft und sehen ein wenig Licht am Ende des Tunnels, kommt es wieder daher. Seit einer Woche ist wieder so eine gute Phase. Jetzt will wr wieder die Kinder...fixe Termine kann er aber nicht nennen... etc. Mein Anwalt sieht das Recht trocken. Er meint, wenn er es nicht auf die Reihe bekommt, dass er Termine einhält, schreibt er ihm, dass der Umgang erstmal ausgesetzt wird. Tatsächlich wird diese Option immer realer. Ich habe einfach keine Kraft mehr für diese Auf und Abs. Ich fühle mich inzwischen stark genug, dass ich meine Kinder alleine groß ziehe aber dieses hin und her kann ich nicht auch noch bewältigen. Vor allem die Große bekommt das zunehmend auch mit. Gestern habe ich bei einer Suchtveratung für Angehörige angerufen. Der Herr dort hat mir klar und deutlich gesagt, ich solle ihn zum Schutz der Kinder und mir aus unserem Leben verbannen. Die Kinder sind jetzt noch so klein, dass ich sie da noch gut raus bekomme und ich habe noch ein ganzes Leben vor mir... Er sieht keinen Sinn darin, dass wir uns einen uneinsixhtigen Alkoholiker antun. Vermutlich hat er sehr recht aber rechtlich konnte er mir auch nichts sagen. Mein Mann droht mir sofort. Wenn er mir jetzt schreibt, dass er gleich kommt und ich das untersage, wirft er mir sofort vor, dass ich ihm Ungang verwehre. Ich habe Angst, dass er dann klagt und ich am Ende mehr Kontrolle verliere als ich jetzt habe. Ich will meine Kinder auf keinen Fall über Nacht bei ihm lassen müssen. Er schläft durch den vielen Alkoholkonsum wie ein Toter. Er wacht einfach nicht auf, da könnten beide Kinder ihm ins Ohr schreien und er würde nicht wach werden. Im Allgemeinen ist es für mich schwer ihm überhaupt die Kinder alleine zu geben. Ich habe auch überhaupt keinen Einblick mehr in sein Leben seit er weg ist. Er verstrickt sich oft in Widersprüche und lügt sehr viel. Meine Kinder sind einfach noch so klein und komplett auf die Betreuungsperson angewiesen. Seit er jetzt wieder diese gute Phase hat, kann ich vor Sorge kaum schlafen.
Gibt es hier vielleicht Mamas, die ähnliches hinter sich haben und sich von einem Alkoholiker getrennt haben? Wie habt ihr das mit dem Ungang geregelt? Wo bekomme ich Hilfe und Rat, wie ich mich in meiner Situation am besten Verhalte?

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Am besten lässt du den Umgang übers Jugendamt regeln. Ich denke es wird mit dem Alkoholproblem auf begleiteten Umgang hinaus laufen.
Ob er darauf Bock hat? Egal! Hauptsache die Kinder sind geschützt.

Bearbeitet von abnehmerin
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Geht das wirklich?
Wir haben eine ähnliche Situation bei meiner Schwester und das Jugendamt tut nix.
Sie hat jetzt den Umgang auf „du kannst den Sohn sehen, aber nur wenn ich dabei bleibe“ geregelt, aber keinerlei Rechtssicherheit.. das Jugendamt hat es „empfohlen „, aber will nichts schriftliches geben, denn die Entscheidung muss offiziell ein Gericht treffen🙄.
Das Jugendamt hat vorgeschlagen zu begleiten , wäre aber nur 2-3x je einer Stunde und danach wäre der Vater wieder alleine mit Kind.

Wenn du etwas schriftliches hast was das Jugendamt in so einem Fall wirklich tun muss, wäre ich sehr dankbar.

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Etwas schriftliches habe ich nicht, aber eigentlich sollte dem Amt klar sein, dass bei einem Alkoholiker eine Kindeswohlgefährdung vorliegt. Denen würde ich auf die Füße treten, wenn sie der Meinung sind, die Kinder sind beim Ex gut aufgehoben.
Wieso dein Anwalt da nicht interveniert verstehe ich ehrlich gesagt nicht.
Ich würde auch keinem Umgang bei mir zu Hause wollen. Schon gar nicht nach den Vorstellungen deines Ex.
Du bist nicht dazu verpflichtet ihm auf diese Weise den Kontakt zu den Kindern zu ermöglichen. Das würde ich ihm auch so sagen. Will er Kontakt, dann muss er sich ebenselbst beim JA melden.
Für den Umgang bei sich zu Hause braucht er eine tadellose Wohnung.
Da fängt es bei vielen Trinkern schon an.
Oft wird eine Familienhelferin eingesetzt, die ihn und den Zustand der Wohnung beurteilt und beim Besuch der Kinder dabei ist. Also so einfach wie dein Ex es sich vorstellt wird es für ihn nicht.
Ich würde mich auch um die alleinige Obsorge bemühen. Dann bestimmst nämlich du alleine den Aufenthaltsort der Kinder. Sollte er betrunken sein, kannst du die Kinder mitnehmen und bist rechtlich auf der sicheren Seite.

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Vorweg:
Meinen Respekt für seine Stärke, den Schritt der Trennung gegangen zu sein!

Ich habe keinerlei Erfahrung, aber als ich deinen Text gelesen habe, fiel mir noch der Kinderschutzbund ein.
Vielleicht hilft es, dort noch einmal Kontakt aufzunehmen.
Gibt es eine gerichtliche Regelung bzgl des Umgangs?
Hast du schon mal mit dem Jugendamt gesprochen?
Ich würde alles dokumentieren. Kontaktaufnahme, ob er angetrunken wirkte etc.

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Besprich das noch mal konkret mit deinem Anwalt.

Natürlich hat er (auch krank) recht auf Umgang. Aber es ist NICHT so, dass er sagen kann „ich komme jetzt, weil ich JETZT Umgang will!“ und wenn du nein sagst, verweigerst du ihn. Das ist rechtlich natürlich nicht so.

Es werden im Zweifel schon Regelungen vorgegeben, an die er sich halten muss. Also eben feste Termine und die darfst du dann nicht verweigern, aber er darf auch nicht einfach spontan kommen.

Da durch seinen Alkoholkonsum ja auch berechtigt der Verdacht der Kindeswohlgefährdung im Raum steht, wundert er mich, dass der Anwalt nicht auch einen betreuten Umgang wenigstens anstrebt. Zur Sicherheit. Das ist zwar keine Lösung auf Dauer (der BU ist schon immer bestrebt, den Elternteil auf alleinigen Umgang vorzubereiten), aber das ist eigtl auch Fachpersonal und wenn der Elternteil sich als unzuverlässig erweist oder zum Beispiel betrunken kommt, können sie bestätigen, dass alleiniger Umgang uU gefährlich sein könnte.

Also, Kinderschutzbund usw sind schon gute Tipps und solltest du vllt kontaktieren. Rechtlich kann aber nur dein Anwalt helfen in Zweifel. Also frag da ganz konkret nach und dass ihr da jetzt irgendwie mal langsam feste Regelungen finden müsst. Also Nägel mit Köpfen machen 😅

Ich wünsche dir, dass du dafür noch die Kraft findest, denn vermutlich dauert trotzdem alles noch und wird nicht leicht. Und du bist bisher schon so stark! Dass das schwer ist, glaube ich. Aber ich wünsche dir, dass du es schaffst 💪

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Vorab: ich weiß es leider auch nicht.

Ich kann nur von mir und meinem Papa berichten, der leider auch viele Jahre alkoholkrank war bis er am Ende auch daran gestorben ist.

Meine Mutter hat sich von ihm getrennt, da war ich 5. Weil er immer mehr getrunken hat. Er war die nächsten fast 20 Jahre bis zu seinem Tod immer wieder auf Entzug und im betreuten Wohnen. Bis er wieder allein lebte und rückfällig wurde und alles wieder von vorne begann. Alkoholismus ist eine Krankheit. Trotzdem war er - abgesehen vom Trinken - ein toller Mensch und ich bin froh, dass meine Mutter den Kontakt immer unterstützt hat und ich eine Beziehung zu ihm haben durfte. Ja, wir haben ihn regelmäßig in seiner Wohngruppe besucht. Als ich noch ein Kind war, war er ansonsten ausschließlich bei uns zu Besuch, alles andere wäre unverantwortlich gewesen. Später haben wir uns dann zu zweit zum Eis essen oder so getroffen. Und ja, Phasen, in denen er rückfällig war und über Wochen kein Kontakt bestand, waren für mich als Kind auch hart. Ihn gar nicht zu kennen wäre aber die schlechtere Alternative gewesen.

Ich will damit nur sagen, überlegt euch, was wirklich Sinn für eure Kinder macht. Du warst mit ihm immerhin 10 Jahre zusammen und ja auch einen Großteil davon glücklich. Es hört sich so an als sei er grundsätzlich - ohne Alkohol - kein schlechter Mensch.
Ich würde schon gucken, dass es auf betreuten Umgang hinausläuft, alles andere wäre erstmal unverantwortlich.

Vielleicht ist er ja irgendwann bereit für eine Therapie und kann dann trotz allem ein guter Vater sein.
Grüße

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Hallo ich habe mich vor vielen Jahren von meinen alkoholkranken Mann getrennt. Es kommt leider sehr aufs Jugendamt an. An meinen damaligen Wohnort war die Mitarbeiterin der Meinung, dass das Kind damit klar kommt und somit hat er dank Einschätzung des Jugendamtes Umgang bekommen. Als unser Kind dann ca 11 war weigerte es sich weiterhin den Umgang wahrzunehmen und dank eines Wohnortwechsels war ein neues Jugendamt zuständig, dass uns unterstütze und der Umgang war auf Eis gelegt....in der Zeit verlor er dann zum Glück das Interesse. Die Erlebnisse mit dem alkoholkranken Vater und die Eskapaden im Suff haben teilweise zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung und Depressionen beim Kind geführt und wir sind leider noch nicht Mal annähernd am Ziel, dass ein normales Leben wieder möglich ist. Daher würde ich dir raten alle Hilfe ins Boot zu holen die geht, um deine Kinder zu schützen.

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Meinen tiefen Respekt, dass du das mit der Trennung gemacht hast!

Ich arbeite beim Ja in Ö und kann folgendes raten:

-Tagebuch führen: wann hat er sich gemeldet, wie war er drauf, etc. Kurz und knapp alles dokumentieren was von ihm kommt. Ist für eine eventuelle Gerichtsgeschichte sehr wertvoll.
-Kontakte ermöglichen aber für die Kinder muss es sicher sein, das heißt:
- Termine vorgeben und an einem neutralen Ort in der Öffentlichkeit treffen. Zb. jeden zweiten Samstag am Spielplatz im Ort, Voraussetzung: nüchtern.
Hält er sich nicht dran- gehen.
-Beratung für Angehörige in Anspruch nehmen und eine Bestätigung darüber geben lassen.
-Kommunikation mit ihm auf das nötigste beschränken. Er stänkert? Ignorieren aber dokumentieren. Er wirft dir was vor? Soll er doch, nicht rechtfertigen sondern auflaufen lassen. Er will was wissen? Sofern es ihn etwas angeht kurz antworten, wenns ihn nix angeht Ignorieren. Nachrichten am Besten nur 2x wöchentlich lesen.
-Den Kindern erklären was vor sich geht aber möglichst kindgerecht und ggf. mit Hilfe eines Buchs, bestärken dass sie nichts falsches machen, auch wenn der Papa komisch tut.
-Mach dich frei davon zu glauben, dass du das alles immer im Griff hast. Er wird tun was er nicht lassen kann. Wenn es zu Gericht geht dann ist das so. Du kannst aber mit genannten Mitteln gut vorbauen.

Alles Liebe und Gute und viel Erfolg!

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Ein Anwalt kann keine Regelung für euren Umgang festlegen. Dafür ist das Jugendamt oder das Gericht zuständig. Der Anwalt ist dafür da, für dich vor Gericht die dafür notwendigen Anträge stellen.

Zuerst würde ich aber zum Jugendamt gehen. Für solche Fälle, in denen ein Elternteil das Kind nicht alleine sehen sollte, gibt es den hier schon genannten begleiteten Umgang.

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"Gestern habe ich bei einer Suchtveratung für Angehörige angerufen. Der Herr dort hat mir klar und deutlich gesagt, ich solle ihn zum Schutz der Kinder und mir aus unserem Leben verbannen."

Ich wage zu bezweifeln, dass dir tatsächlich dieser Rat dort gegeben wurde.

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Vielleicht schafft er es ja, an den Umgangswochendrn nüchtern zu bleiben? Meine Mutter bekam das bestens hin, als zb eine Austauschschülerin da war, aber kaum war diese abgereist, ging es wieder los (wenn die eigenen kinder das mitkriegten, war es ihr egal).

Und das war krass, sie hat uns zwar nie im Suff geschlagen, Sachen zerstört oder so, aber nachts die Ofentür geöffnet, während wir oben schliefen. Als mein Vater heimkam, schlugen die Flammen einen halben Meter ins Wohnzimmer...

Aber jeder Alkoholiker ist da anders.