Balanceakt zwischen Kind, Arbeit und Haushalt

Guten Morgen,

meine größte Herausforderung 2023 wird es sein, den Balanceakt zwischen Kind, Arbeit und Haushalt zu finden.

Aktuell befinde ich mich in den letzten Zügen einer Weiterbildung. Unser Kind (3,5 Jahre alt) steht bei einigen Kitas auf der Warteliste und falls er ab August einen Platz hat (was ich sehr stark hoffe), werde ich ab dann arbeiten.

Mein Mann promoviert in Physik. Er geht morgens aus dem Haus und kommt abends wieder. Am Wochenende arbeitet er zuhause an seiner Promotion oder schläft. Er ist IMMER müde. Er hat eine diagnostizierte Depression und PTBS, ist aber nicht mehr in Therapie, weil er (erstens) in der Vergangenheit von Psychiatern dazu gedrängt wurde, Medikamente zu nehmen, was er nicht wollte, (zweitens) laut eigener Aussage keine Zeit und keine Kapazitäten dafür hat und (drittens) weil er aktuell das Gefühl hat, keine Therapie zu benötigen.

Wenn er Zeit mit unserem Kind verbringt, schaut das Kind fern und mein Mann döst daneben. Aktuell sind wir einer Reha-Klinik und obwohl mein Mann mir fast täglich schreibt, wie sehr er uns vermisst, bringt er nicht die Kraft auf, uns zu besuchen.

Dass unser Kind in den zwei Wochen ohne seinen Vater kein einziges mal nach ihm gefragt hat, zeigt ganz gut, wie abwesend er auch im „gemeinsamen“ Alltag zuhause ist.

Wenn ich arbeiten gehe, kann es nicht sein, dass die ganze Care-Arbeit weiterhin an mir hängen bleibt. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass mein Mann irgendwelche Kapazitäten hätte, die ich von ihm einfordern könnte. Schon ohne dass er Verantwortung für unser Kind oder den Haushalt übernimmt, kann er seinen Kopf so gerade über Wasser halten.

Keine Ahnung, was ich mir von diesem Beitrag erhoffe. Das sind einfach Gedanken, die ich mir gerade mache, während unser Kind noch schläft. Vielleicht war oder ist jemand in einer ähnlichen Situation oder hat einen guten Ratschlag?

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Hole dir Hilfe.
Gehe in eine Familienberatungsstelle und erzähle da alles, was du uns hier schreibst.
Dann kann man schauen, was man installieren kann.
Für den Kindergartenplatz, der deinem Kind ja jetzt schon zusteht auf jeden Fall beim Jugendamt melden und dich da mit auf die Liste setzten lassen.

Es gibt Hilfe für dich, du musst sie dir nur abholen 😉.
Alles Gute für Euch.

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Danke für deine Antwort und den Tipp mit der Familienberatungsstelle.

Wegen eines Kitaplatzes steht unser Sohn beim Jugendamt auf der Liste.

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Dieser Balanceakt ist auch mir bekannt, seit ich aus der Elternzeit raus bin (also seit knapp 2 Jahren)
Mein Mann macht sich gerade selbstständig als Psychotherapeut und hat sonst noch weitere Projekte (Vereinsgründung, schreibt sein 2tes Buch). Jedoch hilft er mit - er macht ca. je 30 % Care Arbeit und Haushalt. Anders würde es hier nicht gehen.
Du schreibst, dass dein Mann beim Psychiater war, heisst es dass er stationär behandelt wurde? Vielleicht kommt eher eine Psychotherapie für ihn in Frage? Alternativ zu Medikamenten kann er sich mal seine Nährstoffwerte ansehen, ein Mangel kann oft auch Auslöser für ungesunde körperliche und psychische Zustände sein. Meiner Meinung nach sollte er seine Depression behandeln, von alleine wird sowas nur selten besser. Nicht nur sich selbst, sondern auch dir und eurer Tochter zuliebe.

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Danke für deine Antwort.

Er hat zwei mal eine Therapie angefangen (allerdings waren beide Therapeuten Psychiater und nicht Psychologen). Eine war in einer Praxis, die andere in einer Ambulanz, die an eine Klinik angebunden ist. Er war dort aber nicht stationär.

Danke für den Tipp mit den Nährstoffen.

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Das klingt nicht nach reiner Psychotherapie. Er sollte es mal bei einem Psychologen versuchen.

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Hallo,

da habt ihr aber einiges an Baustellen...

Ich glaube du musst deinem Mann, wenn du es noch willst, die Pistole auf die Brust setzten...

Entweder er kommt in die Gänge und kümmert sich darum, dass er Mental wieder stabiler wird (auf seiner Krankheit ausruhen ist auch bei Depressionen nicht-es muss schon was kommen) oder du solltest dir ernsthaft Gedanken machen, ob die die Partnerschaft so weiterführen möchtest...

Das ist nicht so leicht, ich stecke da auch gerade etwas drin. Allerdings beschäftigt sich mein Mann mit unserem Kind mehr und spielt aktiv mit dem Mäuschen. Aber alles an Haushalt und was jegliche Versorgung von uns allen dreien zu tun hat... Tja, das hängt an mir. Und ich bin da auch echt ausgepowrt und Frage mich, wie das erst werden soll, wenn ich wieder arbeiten muss. Ich komme ja so schon kaum zu was anderem, zumal ich hier noch etwas erschwerte Schlafbedingungen habe 🫣... Ich muss alles erledigen, wenn das Kind wach ist, bzw. mal die Großeltern da sind...

Ich drücke dich unbekannter Weise!!!

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Danke für deine Antwort.

Tatsächlich hat er die zweite Therapie überhaupt erst angefangen, weil ich ihm ein Ultimatum gesetzt habe. Damals war unsere Beziehung nämlich auf Grund seiner Erkrankungen sehr schlecht. Jetzt ist unsere Beziehung meistens harmonisch, solange ich keine Erwartungen an ihn habe.

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Aber das ist doch dann auch keine echte Beziehung... Du kannst doch nicht zu deinen Lasten, weil du keine Erwartungen an ihn stellst, alles stemmen...
Das hat nichts mit echter Harmonie zu tun...

Wie gesagt, ich bin auch in der Zwickmühle....
Ich überlege selber die ganze Zeit, ob ich allein nicht besser dran wäre. Dann müsste ich mich nur ums Kind und mich kümmern und hätte nur unsere Belange zu regeln...

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Ich würde schätzen, dass ca 80% hier in der Lage sind, nur mit dem kleinen Unterschied, dass deren Partner Care Arbeit übernehmen könnten, aber nicht wollen. Dein Mann kann es aus diversen psychischen Gründen ja wirklich nicht.

Wie viele Stunden geht euer Kind dann in die Kita?
Wie viele Stunden wirst du arbeiten?
Habt ihr eventuell genug Geld, dass ihr euch eine Putzhilfe leisten könnt? Und wenn es nur für alle zwei Wochen Grundreinigung ist?
Hast du ein Netzwerk (Freunde / Familie), bei dem das Kind bleiben kann, während du Zeit für dich hast?

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Danke für deine Antwort.

Da wir noch keinen Kitaplatz haben, kann ich die ersten drei Fragen aktuell nicht beantworten. Ich mache mir gerade Gedanken über ungelegte Eier.

Ein Netzwerk habe ich nicht, da wir noch nicht lange hier wohnen.

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Warum kann er den ganzen Tag arbeiten und promovieren, aber zu Hause nichts machen? Finde ich ein wenig eigenartig.

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Weil ihm das die ganze Kraft nimmt. Vor seiner Promotion hat er sich zuhause mehr eingebracht. Aber neben der Arbeit fehlen ihm dafür die Kapazitäten.

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Warum arbeitet er denn Vollzeit 7 Tage die Woche? Ist er Vollzeitangestellt und schreibt die Doktorarbeit zusätzlich?
Normalerweise ist man doch als Wissenschaftler mit 50% angestellt und kümmert sich in den restlichen 50% der Zeit um die Promotion.
Wenn Ersteres der Fall ist plus Familie daheim sollte er auch zugunsten seiner psychischen Gesundheit eine Schraube zurückdrehen. Alles geht nunmal nicht. Ganz ehrlich, dann war es auch reichlich naiv, das Vorhaben überhaupt anzugehen mit dem Wissen, dass der Nachwuchs auch noch da ist.

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Puh, das klingt äußerst anstrengend. Ich bin grade mit dem 2. Kind in Elternzeit. Als der Große vierzehn Monate alt war, ging ich wieder 20 Stunden arbeiten. Ohne Kita. Mein Mann und ich mussten es so organisieren. Mit zwei kam er dann in die Kita, bis 12:30 Uhr. Ich hatte 30 Minuten Fahrtweg, musste mich also sehr beeilen. Wir haben hier keine Großeltern und Freunde haben wir, die ebenfalls arbeiten und Kinder haben. In der Not springen sie ein, aber natürlich nicht regelmäßig. Ohne meinen Mann ginge das hier kaum.
Damit will ich sagen: Dein Mann muss dringend in Behandlung, um mental stabil zu werden und seinen Teil beitragen zu können. Bis er das ist, kannst du eine Familienberatungsstelle aufsuchen. Vielleicht könnt ihr euch eine Haushaltshilfe leisten? Es gibt auch Leihomas, das wäre vielleicht bei der Betreuung praktisch. Lebensmittel liefern lassen, spart den Weg zum Supermarkt. Und für den Notfall solltest du dir Babysitter oder zuverlässige Freunde suchen, die das Kind nehmen können, wenn es mal dringend ist.
Alles Gute!

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Der Zustand Deines Mannes ist ja nicht herbeigelogen und ihr habt Euch trotzdem für ein Kind entscheiden mitten in der noch Ausbildungszeit.
Habt ihr nicht darüber geredet wie sich alles gestalten soll,es muss doch klar gewesen sein,mit dem Sack den er gesundheitlich trägt wird nicht viel möglich sein,erstaunlich das er überhaupt all dies leisten kann.
Zusätzlich scheint ihr umgezogen zu sein.

Was ich aber absolut wichtig finde und dies scheinst du ja mitzuspielen,er MUSS sich behandeln lassen und da wäre ich schon längst weg weil dies eben auch auf deine Kosten geht.

Beim Jugendamt hilft und dies sage ich Dir aus Erfahrung immer auf der Matte zu stehen,die haben Notfallplätze.
Was ist mit einer Tagesmutter?
Einer Kinderfrau die ins Haus komm?
Ich habe in einer schweren Zeit als es meiner Schwiegertochter sehr schlecht ging,einen Monat dort gelebt und geholfen….
Was ist mit euren Eltern?
Leihgroßeltern?
Gibt es an der Uni Deines Mannes eine Kita auch im erweiterten Bereich,da mal erkundigt?

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich bin ungeplant im Studium schwanger geworden, als ich meinen Mann wenige Monate kannte. Er hat mir direkt zu Beginn der Beziehung erzählt, dass er psychische Probleme hat, die er aber damals gut unter Kontrolle hatte. Seine erste Therapie hat er gemacht, bevor wir uns kennengelernt haben.

Ich habe ihm tatsächlich kaum etwas angemerkt.

Kurz nachdem unser Sohn auf der Welt war, hatte er dann einen starken depressiven Schub. Ein Baby mit Herzfehler zu haben, hat ihn sehr stark belastet und alte Wunden aufgerissen. Das Wochenbett war die Hölle für mich, weil es meinen Mann damals plötzlich sehr schlecht ging. Mein Mann hat ungefähr ein halbes Jahr gebraucht, um sich davon mehr oder weniger zu erholen.

Dann lief es eine Zeit lang ganz gut. Bis unser Kind an Krebs erkrankt ist. Das hat meinen Mann psychisch wieder zurückgeworfen. Er hat die zweite Therapie angefangen, weil ich das von ihm verlangt habe.

Finanzielle Probleme und Schwierigkeiten, einen Job zu finden, haben seine psychischen Probleme verstärkt.

Er wollte nicht promovieren, aber hat sich nach einem Jahr erfolgloser Jobsuche und Aushilfsjobs in anderen Bereichen dazu entschieden.

Wir sind für seine Promotion umgezogen.

Außerdem habe ich mein Studium beendet, wir mussten sowieso aus dem Studentenwohnheim ausziehen und die Mieten an unserem alten Wohnort sind unbezahlbar.

Ich war beim Jugendamt. Tagesmütter habe ich alle abtelefoniert. In der Unikita stehen wir auch auf der Warteliste. Meine Eltern sind berufstätig, wohnen zwei Stunden entfernt und haben noch jüngere Kinder. Seine Eltern leben in Syrien.

Aktuell ist alles gut machbar, weil ich nur ein Kind habe. Aber wenn ich dann arbeite, denke ich noch mal über den Vorschlag von Leihgroßeltern nach.

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In dem Fall verstehe ich nicht warum er sich in so extremem Umfang in die Promotion reinhängt.

Er hat denke ich die Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter mit 20h/Woche (so ist es in der Regel). Diese bekommt er bezahlt und MUSS er arbeiten. Dazu KANN er nach eigenem Ermessen Zeit in seine Promotion stecken, je nachdem wieviel Zeit ihm Gesundheitszustand und Familie möglich machen. Wenn die Promotion nach Zeit xy nicht durch ist, ist vielleicht die Projektstelle zu Ende oder er bekommt doch eine Weiterfinanzierung. Who Cares?
Er ist in erster Hand "Wissenschaftlicher Mitarbeiter" und sammelt damit Berufserfahrung, mit der er sich ab sofort auch überall wieder neu bewerben kann.
Ich denke du solltest dir das wirklich einfordern!

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Wenn ich mal so direkt sein darf, dein Mann gehört stationär aufgenommen.
Mindestens 6 Monate krankgeschrieben, Pause beim Studium eingelegt. Nach der stationären Therapie soll er seine neu gewonnenen Kraft in seine Familie investieren, um eine Beziehung zu seinem Kind aufzubauen und die Beziehung zu seiner Frau zu retten. Wenn das alles im Lot ist, seine Psyche, seine Familie und deine (!!) Bedürfnisse, und es ist immernoch Energie da, dann kann er weiter promovieren.
Das wären meine Voraussetzungen um noch in dieser Ehe zu bleiben. Man kann nicht auf alle Hochzeiten tanzen und Prioritäten müssen gesetzt werden. Wenn seine Prioritäten bei seiner Karriere liegen und dafür seine Gesundheit und seine Familie den Bach hinunter gehen, dann hat er wohl schon entschieden. Das musst du ihm klar machen.

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Das klingt wirklich kraftraubend!

Dass dein Mann seine Probleme so gar nicht angeht, wäre für mich ein No-Go! Wenn er nur für sich selbst verantwortlich wäre - sein Bier. Ist er aber nicht! Er belastet seine ganze Familie mit seinen Einschränkungen. Manche Menschen brauchen Medikamente, um therapiefähig zu sein, also warum sperrt er sich so? Glaubt er grade wirklich, dass der Zustand aktuell für alle ok ist? Dass sein „Einsatz“ für seine Familie reicht?

Anyway. Es ist ungerecht, wie dein Mann sich verhält, aber seien wir realistisch - er wird auch wenn du arbeitest meine Care-Arbeit oder Mental-Load übernehmen. Also musst du es de facto alleine stemmen!

Tagsüber ist es hier ähnlich, da mein Mann VZ arbeitet, ich hab auf 30 Stunden reduziert. Ich bin dafür zuständig, Motte zur Kita zu bringen, dann zu arbeiten, dann abholen. Wichtig ist ein soziales Netz (wen könntest du fragen, wenn Schließtage sind, Notgruppen, Kindkrank?). Wenn dein Mann da komplett nichts übernimmt, wird es richtig hart, da bin ich ehrlich. Daher ist es sinnvoll jetzt schon zu checken, wie man da am besten im worst-Case agiert, wer eine zuverlässige Stütze ist und wieviele Arbeitsstunden für dich realistisch machbar scheinen. Welche Anforderungen du also an einen möglichen AG hast 😅

Es wird hart, vor allem wenn du eigtl einfach Alleinerziehend bist (aber das nur praktisch, bei der Kitaplatzvergabe werden „echte alleinerziehende“ oft bevorzugt z.B.).

Aber machbar wird es, man muss nur sehr gut strukturiert und organisiert sein und sich Hilfe suchen.

Alles Gute!