Ihr Lieben,
meine Mutter will uns besuchen kommen. Wir haben ein Kleinkind und ein Baby. Meine Mutter raucht, trinkt gern abends über die Maßen und hält nicht viel von Handhygiene. Darüber hinaus hört sie einfach nicht auf zu Reden und seit mein Vater verstorben ist kann ich sie noch weniger ertragen. Die Umstände seines Todes kann ich ihr auch nicht verzeihen. Der einzige Grund, weswegen ich noch Kontakt zu ihr habe ist Mitleid. Ich quäle mich so um diesen Besuch und weiß einfach nicht was ich tun soll. Augen zu und durch oder absagen? Sie ist sonst Recht allein.. 🙁 Nur im Sommer ist sie nicht allein, weil sie da dauerhaft in ihrer Gartenanlage wohnt. Da meldet sie sich natürlich auch viel weniger.. Was soll ich nur tun. Gibt's hier andere mit schwierigen Verhältnissen zur Mutter, die Tipps für einen guten Mittelweg haben?
Ich will meine Mutter nicht in meinem Leben
Hallo Nimoee,
ein Mittelweg wäre aus meiner Sicht den Kontakt nicht komplett abzubrechen, aber Treffen so zu gestalten, dass du damit gut leben kannst. Konkret würde ich an deiner Stelle den Besuch absagen, wenn er dir solche Bauchscmerzen macht. Notlügen sind gestattet und manchmal sogar besser, Krankheit vorschieben oder Reparaturen in der Wohnung, da fällt dir schon was ein. Vielleicht besucht ihr lieber selbst die Mutter, sucht euch eine Fereinwohnung dort und das am Besten in der wärmeren Jahreszeit, wo ihr in ihrem Garten Zeit mit ihr vergringen könnt und nebenher euer Ding macht.
Du wirst deine Mutter nicht mehr ändern können. Du darfst dich aber abgrenzen und dein eigenes Leben wichtiger nehmen als eine gefühlte Pflicht ihr gegenüber, die es so nicht gibt.
Klar, irgendwie kann ich deine Mutter auch verstehen, die in ihrer Einsamkeit Strohhalme zu greifen sucht. Meistens erntet man das, was man säät. Passt nicht auf jede Situation, will ich auch gar nicht bewerten.
Viel Kraft dir!
Hallo Momsche,
das klingt nach einer guten Idee. Lieben Dank für deine Antwort!
Auch wenn ich mich gegen den Mittelweg und für den kompletten Kontaktabbruch entschieden habe, kann ich vielleicht ein paar Grübelanregungen beisteuern:
- grundsätzlich bist du deiner Mutter das gleiche Maß an Respekt schuldig wie jedem anderen Menschen. Nicht weniger aber auch nicht mehr. Alles darüber hinaus fußt auf Gegenseitigkeit und einer guten Beziehung.
- ich habe mich lang mit dem Gedanken rumgeschlagen, doch zumindest meinem bald kommenden Kind eine Großmutter ermöglichen zu sollen. Meine Psychotherapeutin konnte mich darauf hinweisen, dass das die Sehnsucht nach einer Rolle ist (die Rolle der Oma im Leben des eigenen Kindes bzw. die Rolle der eigenen Mutter) und nicht der Wunsch nach der Person.
Die beiden Punkte haben mir dabei geholfen, meine Bedürfnisse bzw. die meiner (!) Familie in den Vordergrund zu stellen und nur noch Dinge zu tun, die damit im Einklang stehen. Denn dafür bin ich jetzt verantwortlich.
Lieben Dank für deine Antwort. Ja, ich sehne mich auch nach einer liebevollen Mutter und Oma für meine Söhne. Ich musste akzeptieren, dass meine Mutter das nicht leisten kann. Hat dir die Therapie gut geholfen? Ich denke auch darüber nach. Mich belastet die Situation schon sehr und meine Gedanken kreisen viel um meine weniger schöne Kindheit und die schlechte Beziehung zu meiner Mutter..
Ich habe jetzt während der Schwangerschaft erst angefangen, daher kann ich noch keine „Langzeiterfolge“ vorweisen. Aber ja, es geht mir gut! Wichtig ist finde ich, jemanden zu finden, der/die vertrauensvoll mit diesem Mutterthema umgeht. Bei meinen ersten beiden Anläufen bin ich an Frauen geraten, die extrem Partei für meine Mutter ergriffen haben, weil „Müttern zollt man nunmal Respekt und Liebe, egal was sie getan haben“.
Ich habe in meinem Leben mittlerweile tolle Menschen gefunden, die diese Lücken füllen, darunter auch eine „Ersatzomi“ :)
Also ganz ehrlich, ich finde auch du musst gar nichts wenns für dich in so eine Belastung ausartet. Vor allem wenn sie noch bei euch wohnen will/wird, dann raucht und trinkt wie ein Schlot. Ne das brauch ich nicht in meiner Wohnung und würde ich notfalls auch so sagen. Das es so eben bei euch nicht geht.
Ich hab im Übrigen auch seit fast 20 Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern und hatte auch meine Probleme früher.
Ela