Hallo,
Mein Mann ist eigentlich ein guter Vater, versucht sich zu kümmern, wenn es zeitlich passt. Wir haben 2 Kinder (5 und 1). Er hat seit 4 Jahren einen neuen Job in höherer Position. Kids und Haushalt, Termine, etc. übernehme alles ich. Ich bin depressiv, weil bei mir ein Trauma aufgebrochen ist und werde jetzt medikamentös behandelt, dadurch geht es etwas. Arbeite daran einen Therapieplatz zu bekommen. Die Kinder sind recht laut und wild, aber sehr lieb und sozial, Kinder eben. Kann aber eben auch sehr anstrengend sein manchmal. Mein Mann ist sehr gestresst, v.a. wenn in seinen Projekten was nicht läuft. Dann ist er tagelang aggressiv, schreit vor dem Laptop herum oder starrt die ganze Zeit ins Leere und ist nicht ansprechbar. Das belastet mich sehr. Habe ihm schon Literatur zur Resilienz besorgt, werden nicht gelesen. Passionsblütenpillen, werde nicht weiter genommen. Seminare für Führungspersönlichkeiten, zur Resilienz, Rhetorik, etc., wird nicht weiter verfolgt. Er ist lieber depressiv oder rastet aus. Wenn das Problem gelöst ist, ist er wieder der liebste und fröhlichste Mensch. Bin das ständige Auf und Ab langsam leid. Habe Angst, dass die Kinder irgendwann Schaden von seinem Verhalten nehmen könnten oder er auf ein Burnout zusteuert. Er meint, er würde gern in die Heimat ziehen, das würde ihn belasten. Dorthin kann ich nicht zurück, ist Ursprung meines Traumas. Das versteht er eigentlich auch. Habt ihr Tipps, wie ich ihm zu Stabilität verhelfen kann? Klare Ansagen blieben bisher auch ohne Erfolg.
Danke und schönen Sonntag
Tipps gesucht, Vater gestresst vom Job
Solange er keine Hilfe will, kannst du nichts tun. Sinnvoller wäre für ihn wohl auch professionelle Hilfe.
Da ihr beide wohl am Limit kauft, wäre externe Entlastung vllt ebenfalls sinnvoll. Sprich, Putzfrau oder Babysitter, wenn ihr sonst keinen habt.
Beide psychisch angeschlagen ist halt echt schwierig…
Ganz pragmatisch, Job wechseln, weniger Verantwortung, weniger Stress, vielleicht Teilzeit?
Immer nur Wege zum Durchhalten und Bewältigung der Situation sind nicht immer dir beste Idee.
Warum tut er sich das an?
Warum ist er nicht in der Lage für sich selbst einzustehen, und sich selbst zu schützen vor wiederholten Überlastungen mit denen er nicht klar kommt?
Ein Erwachsener Mann sollte wissen wer er ist, was er leisten kann, was ihm entspricht und wo Schluss ist.
Das würde mich am Partner stören wenn er diese Fähigkeit nicht hat, das ist emotional unreif.
Er muss für sich schauen beruflich so zu agieren dass er es dauerhaft durchhalten kann.
Dabei solltest du ihn unterstützen.
Ich denke du solltest dich vorrangig um deine eigene Stabilität kümmern und nicht noch zusätzliche Kraft damit verschwenden, dir seinen Kopf zu zerbrechen.
Ich bin ganz ehrlich, es ist oft schwer, die Arbeit vor der eigenen Haustür zu lassen. Wir alle haben viel um die Ohren, egal in welcher Position. Aber es liegt alleine an uns, das wir da an unserer Selbstbeherrschung arbeiten, das ist einfach unsere verdammte Pflicht gegenüber unseren Liebsten.
Aber was ich absolut nicht dulden würde ist die Tatsache, das Familienmitglieder regelmäßig als Blitzableiter für den eigenen Streß fungieren sollen. Ich würde mir hier schlichtweg solche Ausfälle verbitten, wer rumschreit hat verloren....auf der ganzen Linie. Er verhält sich wie ein Irrer und ihr sollt das ertragen? Nein, so nicht und vor allem nicht zu Hause. Was er in der Firma macht ist sein Problem, aber wenn er sich dort so verhält, dann ist er der Position und dem Job einfach nicht gewachsen.
Ich bin nicht bereit in meinen eigenen vier Wänden so ein Verhalten zu ertragen. Und genau das würde ich ganz deutlich aussprechen.
Ich finde es übrigens ganz schrecklich, da ich davon ausgehe das er über dein Trauma Bescheid weiß, genau dort am Liebsten leben will. Ich wäre zutiefst verletzt und würde mich gar nicht mehr ernst genommen fühlen.
Mein Ansatz wäre also nicht, wie ich ihm helfen kann, das kann sowieso nur jeder für sich selber. Sondern das ich ihm deutlichst klar mache, das es so nicht weiter geht und wenn ER nichts ändert eben ICH meine Konsequenzen zum Wohle der Kinder (und auch meinem) ziehe.
Alles was du bisher versucht hast ist doch aalglatt an ihm abgeprallt, eigentlich hätte ein ganz normales Gespräch nach der ersten "Phase" nachhaltig reichen müssen.
Was arbeitest du selbst? Inwieweit unterstützt du deinen Mann wenn es um das Familieneinkommen geht?
Vielleicht hilft einfach Akzeptanz, dass der Stresslevel momentan sehr hoch ist und die Zuversicht dass es besser wird.
Ansonsten kannst du deinem Mann einen professionellen Business Coach buchen. Dieser hilft Lösungsmöglichkeiten zu finden.
In vielen Familien lastet die finanzielle Hauptlast auf dem Mann. Das ist eine Rolle und Verantwortung, die auch viele Männer nicht mehr wollen.
Ich würde euch raten, euer Leben generell zu überdenken. Muss der hohe Lebensstandard sein? Braucht ihr so viel Geld? Wollt ihr euch vielleicht eine Auszeit vom Alltag nehmen? Ihr müsst ja nicht gleich im Van um die Welt reisen oder frugalistisch leben, aber ich glaube eine Auszeit täte euer Familie gut. Anschließend überlegt, was ihr wirklich vom Leben wollt und ob ihr in die alten Jobs/in euer altes Leben zurückkehrt. Dein Mann ist im Hamsterrad gefangen und traut sich (noch) nicht, abzuspringen.
Bist du noch in Elternzeit, oder könntest du evtl. einen Teil des Familieneinkommens mit hinzuverdienen, damit er vielleicht etwas kürzer treten kann?
LG
Die Situation klingt wirklich belastend für euch beide. Als Partnerin eines Mannes mit Depressionen/Burnout kann ich dir sagen, dass der Druck für Angehörige von psychisch Erkrankten wirklich hoch ist, sowohl das finanzielle, als auch alles andere abzufedern. Ich bin damals selbst in psychotherapeutische Behandlung gegangen, da mich die Situation extrem belastet hat und ich so selber überlastungsgefährdet war. So ergeht es vielen.
Du kannst niemanden zwingen sich Hilfe zu holen, manche müssen erst unten ankommen, leider. Du kannst aber sehrwohl auf einen anständigen Umgang zu Hause bestehen. Mein Partner hat auch versucht seine "Laune" an mir auszulassen. Das hab ich direkt unterbunden. Als Erwachsener muss er sich da ein anderes Outlet suchen. Lass dir das nicht bieten.
Was tatsächlich Sinn machen würde ist, die finanzielle Last zu verringern, so dass für euch beide Zeit und Energie frei wird sich um die Gesundheit zu kümmern. Mein Partner war mehrere Monate krank geschrieben, es war erleichternd für beide zu wissen, dass ich mit meinem Gehalt die Einbußen dadurch abfedern konnte und er sich die Zeit für Gesundheit und Heilung nehmen konnte ohne Existenzsorgen. Da ich nach deiner Erzählung nicht sehe, wo du die Kraft das auszugleichen hernehmen sollst, hilft es nur die Aufgaben tatsächlich zu verringern.
Setzt euch doch zusammen und notiert mal, welche Aufgaben ihr habt und was euch belastet. Dann schaut was man auslagern kann oder einfach ganz streichen.
Was wir in den anstrengensten Zeiten auch gemacht haben, ist abends im Bett gemeinsam meditieren. Händchen halten und gemeinsam "Entspannungsmeditation Waldspaziergang" hören, klingt vielleicht blöd, hat aber geholfen. Einfach akzeptieren, dass es gerade echt zu viel ist, wir das aber gemeinsam durchstehen.
Alles Gute für euch