Sau dumme Frage

Hallo ihr Lieben,

Hab ne sau dumme Frage...
Vorab... bin in einer tollen Familie aufgewachsen und hatte die beste Kindheit. Mir hat an nichts gefehlt. Hab ein sehr sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern.
In meiner Familie ist es allerdings nicht üblich zu sagen ich liebe dich oder vermisse dich wie es beispielsweise in Amerika zum guten Ton gehört.
Wir lieben und und wissen das. Das ist selbstverständlich. Meine Eltern, allen voran mein Vater, würde für mich durchs Feuer gehen. Umarmen tun wir uns, aber die Kommunikation über Gefühle findet so nicht statt.
Nun ist mein Vater 83 Jahre alt und baut halt ab. Seit neuesten schaut er sich Kinderbilder von sich an und schwelgt im der Vergangenheit. Er wird alt.
Nun würde ich ihm gern noch ein paar Worte sagen bevor es zu spät ist, aber ich weiß nicht was und wie... habt ihr Ideen? Ich weiss es ist ne sau dumme Frage...
Mein Vater ist mein Vorbild, wenn er stirbt dann wird es mir den Boden unter den Füßen wegziehen. Er war immer der, der für mich in die Bresche sprang.
Welche Worte kann man wählen die zu unseren Kommunikationsstil passen?

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Nimm ihn in den Arm, schau ihn liebevoll an und sag ihm, dass er der beste Papa ist, den Du Dir wünschen kannst. Auch diese Generation liebt Zuwendung, auch wenn wie es nicht direkt zugeben können, sie sind in einer verdammt harten Zeit aufgewachsen.. Mein Mann war Jahrgang 1936 - er konnte sehr liebevoll sein und es auch ausdrücken, aber auch nicht so, wie die Amis es machen, aber bei denen ist es oft auch sehr oberflächlich gemeint, das darf man nicht unbeachtet lassen.

Wenn Du ihn lieb knuddelst, muss das ja nicht überbetont schwülstig rüberkommen, er merkt dann schon, wie Du es meinst. Über die Wange streicheln darf man auch. Wenn er abwehrt, lach einfach und sag einfach, jetzt tu nicht so borstig, ich weiß doch, dass du lieb bist..
Dir fällt dann schon was ein.
LG Moni

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Hey, vielleicht fällt es dir ja leichter deine ganzen Gefühle und was du ihm so alles schon mal sagen wolltest in einem Brief zu verfassen :)
Vielleicht noch in Kombination mit einem Bilderbuch über eure Familie

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Das Verhältnis zwischen mir und meinem Vater war ähnlich wie es bei dir/euch ist. Er war mein Vertrauter, der Mensch, auf den ich mich immer zu 1000% verlassen konnte, dem ich alles erzählen konnte, der immer für mich da war und mich bedingungslos geliebt hat. Auch, wenn er mir das so nie gesagt hat. Umarmung, ja, am Geburtstag mal. Aber über Gefühle sprechen? Nein, also ... nein.

Er ist vor einigen Jahren noch recht jung (Ende 60) plötzlich verstorben. Es gab keine Anzeichen, ich hatte keine Chance, mich zu verabschieden. Neben allen anderen Frage, die ich mir seit dem immer wieder stelle, war auch die, was ich ihm noch gesagt hätte, hätte ich die Möglichkeit dazu gehabt.

Die Antwort ist ganz simpel: Ich hätte ihm gesagt 'ich liebe dich'. Das habe ich nie und obwohl ich hoffe zu wissen, dass ihm das bewusst war, denke ich, es tut nicht weh, es auszusprechen und gut, es zu hören. Rückblickend finde ich es schade, dass wir uns das nie gesagt haben, obwohl es sicher wichtiger ist, sich geliebt zu fühlen, aber ja, es ist schade.

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Vielleicht redest du mit ihm einfach über früher, darüber, daß du dich an eine schöne Kindheit erinnerst, was dir gefallen hat, wofür du dankbar bist.... ich glaube, auch daß könnte ihm zu verstehen geben, daß du ihn sehr gerne hast.

Meine Eltern sind im ähnlichen Alter, da gibts oder gabs auch nie ein "Ich hab dich lieb" - meine Mutter ist eh extrem schwierig, mein Vater hat mich als Kind öfter mal in den Arm genommen, aber irgendwann hat es aufgehört. Meine Mutter hat mir NIE irgendwelche Zuneigung gezeigt.

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Ich finde es toll, dass du deinem Vater sagen möchtest, was er dir bedeutet! Das ist so wichtig! Ich habe vor ein paar Wochen meine Mutter, meinen Fels in der Brandung verloren und ich bin so froh, dass ich ihr immer wieder gezeigt und gesagt habe, wie dankbar ich ihr bin und wie sehr ich sie geliebt habe. Das tröstet mich.
Ich habe ihr vor ein paar Jahren ein Fotobuch erstellt, mit alten Kinderfotos von mir und nachgestellten Bildern. Also z. B. ein Foto von mir mit Schnuller und Teddy und daneben eins von meinem Sohn mit Schnuller und demselben Teddy usw. Es war viel Arbeit und hat lange gedauert, aber das Ergebnis ist so gut geworden. Es sind so lustige Bilder. Dazu habe ich auf die erste Seite einen Text mit der Hand geschrieben. Ich habe ihr für die tolle Kindheit, ihr stets offenes Ohr, die viele Unterstützung, die hilfreichen Ratschläge und all die wunderbaren Erlebnisse mit ihr gedankt. Mittlerweile haben wir mit dem Ausräumen ihres Hauses angefangen und dieses Album lag auf ihrem Nachttisch…

Wenn es einem eventuell zu „schnulzig“ sein könnte, es persönlich zu sagen, hilft es vielleicht, es zu schreiben.

Ich wünsche dir noch viele schöne Jahre mit deinen Eltern!

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Ich würde es genau so sagen: "Papa, Du bist mein großes Vorbild, der tollste Mann, den ich kenne (abgesehen vielleicht vom Partner), ich habe mich mein Leben lang sicher gefühlt weil ich wusste, dass Du für mich da bist. Bedingungslos. Danke für die Liebe, die Du mir immer gegeben hast!"

Ich hatte ein ähnliches Gespräch mit meiner Omi. Die war die stärkste und zugleich sanfteste Frau, die man sich vorstellen kat. Ich habe ihr gesagt, wie sehr ich sie bewundere, ihre Kraft, ihre Kinder allein groß zu ziehen (Kriegswitwe) und dass sie mein großes Vorbild ist

Bearbeitet von onthebrightside
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Vielleicht sagst du ihn einfach dass, was du hier geschrieben hast?

"Du bist mein Vorbild und immer für mich in die Bresche gesprungen. Wenn du mal stirbst, wird es mir den Boden unter den Füßen weg ziehen."

Hey, und wenn du ihn sagen willst, dass du ihn liebst- go for it. Es wird bestimmt nicht schaden und lieber sagst du eine Sache zu viel, die du ja aber so meinst, als dass du dich nachher fragst, ob du es mal hättest aussprechen sollen. Aber ich bin mir sicher, dass dein Vater weiß, dass du ihn liebst. Es schwingt so viel Liebe zwischen deinen Zeilen#verliebt

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Ehrliche Worte sind am besten.

Geh in dich und frag dich selbst, welche Dinge möchtest du, dass dein Vater von dir weißt, solange er da ist? Welche Dinge möchtest du ihm gesagt haben?

Und genau diese sagst du ihm auch. Ganz klar und direkt. Das halte ich für den besten und authentischsten Weg.

Wenn du möchtest, kannst du ihm einen Brief dazu schreiben, so kann er diesen immer anschauen, wenn er möchtet.

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Wie wäre es, wenn du ihm das sagst, was du hier geschrieben hast

Übrigens ist deine Frage nicht sau dumm, sondern wirklich traurig.

Wenn mein Kind Fremde nach einer passenden Formulierung fragen muss, weil ich ihm nicht beigebracht habe Gefühle zu äußern, schlimm

Bearbeitet von Whatthefox
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Das kannst Du echt nicht so allgemein sagen, wenn Du keine Erfahrung mit der Kriegs/Nachkriegsgeneration hast. Die haben es von ihren Eltern nicht gelernt und mussten erst selber ein Verhältnis dazu bekommen, überhaupt Gefühle zu äußern. Gefühle zeigen war unmännlich, fertig. Auch mein Vater und mein Mann waren so erzogen, trotzdem waren sie beide sehr liebevolle und herzliche Menschen geworden. Aber das anderen "beibringen" ist nochmal was anderes. Mein Vater strahlte mich sowas von liebevoll an, wenn ich ihn umarmte, knuddelte und ihm seine Lieblingstorte brachte. Er war bedingungslos mein Rückgrat, mein Halt, mein Ein und Alles allein dadurch, wie er war. Ich war 23, als er starb und es riss mir den Boden unter den Füßen weg.
Beigebracht, Gefühle zu äußern, habe ich mir selber, man wuchs rein, in der Schule, durch die sowieso total offenen 70er Jahre - und meinen Kindern konnte ich dann natürlich beibringen, dass man Gefühle äußern darf/soll/kann.
Mein Schwiegersohn ist bei den Großeltern aufgewachsen, dem hat erst meine Tochter vor 20 Jahren beigebracht, dass man Gefühle zeigen darf. Seine Oma liebte er sehr, aber über Gefühle reden wäre auch nie ihr Ding gewesen -gleiche Generation wie mein Vater.
Nicht immer so vorschnell urteilen!!
LG Moni

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Wo urteile ich denn? Es ist meine persönliche Meinung, dass ich es schlimm finde, dass einer Tochter die Fähigkeit nicht mitgegeben wurde, ihre Gefühle zeigen und äußern zu können. Ist doch völlig egal aus welcher Generation jemand kommt, da geht es mir ja nicht ums persönliche, sondern um die Tatsache.
Fänd ich genauso schlimm, wenn mein Kind es in 2046 nicht macht