Vier Töchter, ein Enkelkind, Enttäuschung

Meine langjährige Freundin, die schon 65 ist und ich waren gestern verabredet und hatten einen schönen Tag zusammen.
Wir sprachen auch über die Familie und über unsere Kinder.
Ich erzählte ihr, dass mein Enkel auch schon drei ist und meine Tochter sich keine weiteren Kindee vorstellen kann, aber auch erst 23 ist...
Sie sagte dann, dass das Thema für sie schwierig ist, weil sie sehr enttäuscht ist, dass sie nur ein Enkelkind hat, obwohl sie 4 Töchter hat.
Sie meinte, sie hätte sich immer in einer Schar Enkelkinder gesehen und sie wollte immer eine große Familie, sie hat 4 Kinder und hoffte auch immer auf viele Enkel .
Natürlich weiß sie, dass sie das nicht beeinflussen kann ob und wie viele Enkelkinder kommen..
Ich verstehe sie schon irgendwie, sie fand das Modell Großfamilie schön und sieht es auch ein Stück weit als Ablehnung ihres Lebensstils, dass ihre Töchter das anders machen.
Gerade weil sie 4 Töchter hat, ist sie traurig und sagte, dass sie da auf mehr Nachahmung gehofft hatte, da ihre Kinder auch alle sagen, dass sie ihre Kindheit gut fanden.
Ihre Töchter sind zwischen Mitte 30 und Mitte 40 und das 12 Jährige Enkelkind ist von der jüngsten Töchter und war auch nicht geplant.
Sie sagte, bewusst wollte ihre jüngste Tohter auch kein Kind , hat sich ja bisher auch nicht bewusst für ein weiteres entschieden und sagt auch dass sie keins mehr will, das eine ist groß, sie will ihre Berufstätigkeit nicht unterbrechen , etc.
Die anderen haben entweder gar keinen Partner oder sind mittlerweile auch langsam aus dem Alter raus.
Die Ältere wollte wohl Kinder, hat aber nie den richtigen Mann gefunden und ist jetzt 44.
Die beiden Mittleren wollten wohl nie welche und das enttäuscht meine Freundin besonders.
Sie haben darüber geredet, und die Töchter haben ihr gesagt, dass das nichts mit ihr oder ihrer Mutterrolle zu tun hat.
Könnt ihr das verstehen, kennt ihr solche Konstellationen?

Bearbeitet von Simse
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Vielleicht haben die 4 Töchter in der Familie auch Dinge beobachtet, die sie dazu gebracht haben, davon Abstand zu nehmen:
Die Mutter war vermutlich Hausfrau, hat sich aufgeopfert für die Familie und konnte sich beruflich nicht verwirklichen.
Vielleicht ist die Ehe der Eltern gescheitert oder war nicht gut und die Mutter konnte nicht gehen, weil sie finanziell abhängig war.

Vielleicht haben die Töchter auch gesehen, dass ein Leben wie das der Mutter sehr leer wird, wenn die Kinder flügge sind, weil ihr Fokus nur auf der Kindererziehung und dem Warten auf die Enkelschar lag.

Vielleicht spürten sie die stumme oder ausgesprochene Erwartung der Mutter, sie mögen es bitte genauso machen wie sie selbst, Enkel liefern und wehrten sich dagegen.

Und vielleicht haben sie halt einfach so keine Lust.

An Stelle deiner Freundin würde ich spätestens jetzt meine Erwartungen an meine Kinder hinterfragen und warum ich so extrem darunter leide, wenn sie sie nicht erfüllen.

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"Könnt ihr das verstehen, kennt ihr solche Konstellationen? "

Was verstehen und welche Konstellationen?

Ich kann verstehen, wenn sich jemand dazu entscheidet, kein Kind bekommen zu wollen. Ich kann es vollumfänglich respektieren und akzeptieren.
Meine Tochter ist noch sehr klein, sagt seit Jahren, sie möchte keine Kinder. Das kann sich selbstverständlich immer ändern, sie ist eben noch sehr jung. '
Aber sollte sie wirklich keine Kinder wollen, ist das völlig in Ordnung so. Menschen bekommen Kinder aus egoistischen Gründen, Menschen entscheiden sich gegen Kinder aus egoistischen Gründen.
Das geht andere nix an.
Kinder sind auch nicht dafür da, die Erwartungen der Eltern zu erfüllen. Sie sollen ihr Leben genau so leben (können), wie sie es wollen.

"Gerade weil sie 4 Töchter hat, ist sie traurig und sagte, dass sie da auf mehr Nachahmung gehofft hatte, da ihre Kinder auch alle sagen, dass sie ihre Kindheit gut fanden. "
Das Argument ist sinnfrei. Und wenn ich die tollste, schönste, liebevollste und beste Kindheit hatte, die denkbar ist, kann ICH als Individuum dennoch keinen Kinderwunsch haben.

Deine Freundin sollte aufhören, enttäuscht zu sein und sich freuen, dass ihre Kinder offensichtlich glücklich sind mit ihrem Leben.

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“Das Argument ist sinnfrei. Und wenn ich die tollste, schönste, liebevollste und beste Kindheit hatte, die denkbar ist, kann ICH als Individuum dennoch keinen Kinderwunsch haben.”

Genau. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit, habe trotzdem keinen Kinderwunsch.

Es gibt auch viele Menschen, die eine schlimme Kindheit hatten und sich trotzdem Kinder wünschen.

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Vielleicht kann sich vorstellen Leihoma zu sein, wenn sie gerne Enkelkinder hätte?
Ich finde es komisch, dass sich ihre Töchter bei ihr für ihre Familienplanung rechtfertigen mussten. Kinder bekommt man ja nicht, um potentielle Großeltern glücklich zu machen. Sie werden schon ihre individuellen Gründe haben und das ist gut und richtig und gehört respektiert.

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Ja, das mit der Leih-Oma kam mir auch als Erstes in den Sinn

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es gibt immer mehr junge Menschen, die in diese Welt keine Kinder mehr bekommen. Wir haben ganz viel Enkel, unsere älteste Tochter hat nur einen Sohn , und der ist schon 20, war etwas sehr früh
die 2. hat 3 Kinder
unser Sohn 2 und unser jüngster 1

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Ich kann deine Freundin und ihre Gefühle verstehen ABER: Kinder werden erwachsen und treffen ihre eigenen Entscheidungen und auch wenn es schwer für deine Freundin ist, wird sie damit leben müssen.
Ich denke für ihre älteste Tochter ist es auch nicht einfach kinderlos zu sein obwohl ein Kinderwunsch vorhanden gewesen wäre.

Wir hatten früher einen super lieben älteren (kinderlosen) Nachbarn, der der beste freiwillige Opa war, den man sich nur wünschen kann.
Vielleicht ist das ja eine Option für deine Freundin. Es gibt so viele Familien die gerne eine Oma hätten und leider keine haben. Vielleicht kann sich deine Freundin in die Richtung orientieren oder als Vorleseoma in der Grundschule. Das gab es bei uns und war super schön.

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Ist bei uns ähnlich von der Konstellation her, aber meine Mutter tickt da komplett anders. Sie wollte Kinder, hat 3 Mädels bekommen und hat aber nie Druck gemacht bzgl Enkel. Meine ältere Schwester wollte nie Kinder, hat einen 20 Jahre älteren Mann geheiratet, lebt ihr Leben und ist allerdings eine mega tolle Oma für ihr 3 Enkelkinder, die Kinder von der Tochter ihres Mannes aus 1. Ehe.
Meine jüngere Schwester hat sich immer etwas bedeckt gehalten bzgl Kinderwunsch, ihr Mann wollte eigentlich schon welche, aber sie haben sich auch beide nie in der "Hausfrauenrolle" gesehen. Jedenfalls hat es wohl bisher nicht geklappt und die beiden haben anscheinend mit dem Thema abgeschlossen, sind beide Ende 30. Also wäre noch etwas Zeit, aber Kinder sind wohl schwer in ihren Lebensstil integrierbar.
Ich dagegen wollte immer Kinder, habe lange nach dem passenden Mann gesucht, dann lange gewartet, das er auch will, dann lange gewartet, das sich was tut, dann Kinderwunschklinik und nun sind wir happy über unser eines Kind, mit 39 und 43 bekommen, wird also wohl auch bei einem bleiben.
Meine Mutter ist schon stolz, dass sie Oma geworden ist, aber sie hat immer gesagt es ist euer Leben und ihr müsst zufrieden sein. Fand ich immer gut, die Einstellung. Meine Schwiegermutter hat auch nie Druck gemacht bei uns, sie hat aber auch schon 3 Enkelkinder von ihrem älteren Sohn.
Die Vorstellung einer großen Familie mit vielen Kindern und Enkelkindern am Tisch zu sitzen, kann ich schon verstehen und fände ich persönlich auch schön, sieht man auch in vielen TV-Serien und stellt sich das immer so harmonisch vor. Immer was los usw. Aber man kann es nicht erzwingen.

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Solange deine Freundin einfach nur für sich enttäuscht ist, ist es in Ordnung. Reibt sie es ihren Töchtern unter die Nase ist es nicht okay. Jeder hat Wünsche.
Ich wünsche mir auch mal Enkelkinder.
Ich stell es mir einfach schön vor.
Bekomme ich keine, dann ist es eben so.
Dann erzähle ich vielleicht auch mal meiner Freundin was ich empfinde.
Meine Kinder "belaste" ich damit nicht.

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Ich kann ihre Enttäuschung verstehen, weil ich in meiner eigenen Lebensplanung Enkelkinder vorgesehen habe und den gleichen Traum habe wie deine Freundin.
Gleichzeitig ist ihre Enttäuschung aber total irrelevant für ihre Kinder, da Kinder nunmal vorallem das Leben der Eltern beeinflussen und sie zudem ja schon eine Enkelin hat, um welche sie sich hoffentlich liebevoll durchgehend kümmert. Wenn ihr das nicht reicht, kann sie sich ja als Leihoma engagieren.

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Hallo,
Wahrscheinlich wäre ich selber später auch enttäuscht falls es keine Enkel geben wird, aber das liegt nunmal nicht in meiner Hand und wichtiger ist es ja eh das das eigene Kind/Kinder glücklich und selbstbestimmt ihr Leben leben können. Traurig wäre ich bestimmt, aber auch das muss vorbei gehen.
Ansonsten kann ich nur spekulieren und nicht genau sagen was ich darüber fühle, weil es eben noch nicht der Fall ist und über ungelegte Eier versuche ich mir keine Gedanken zu machen 😁

Wir haben in der Siedlung eine ältere Dame, sie war immer sehr begeistert wenn sie uns beim Spazieren gehen traf. Sie erzählte dann auch sehr viel und gern und wenn wir Zeit hatten, hab ich auch gern zugehört.
Sie war quasi schockverliebt ins Kind.
Irgendwann erzählte sie warum…
Ihre beiden Töchter sind beide kinderlos (ob gewollt oder nicht kann ich nicht sagen, aber das wäre für mich auch zu privat) und sie wünschte sich so sehr ein Enkel.
Leider ist sie sehr schusselig und verpeilt, ich schätze eventuell das sie dement wird, daher ist die Option Leihomi zu werden nicht mehr da. (Ich habe sie auch länger nicht mehr getroffen, aber sie ist noch da).
Alles in allem darf man traurig sein über das Thema, aber weder sich noch seinen Kindern Vorwürfe machen, weil die eigenen Vorstellungen nicht erreicht werden ☺️