Obwohl seit mehr als 20 Jahren in Deutschland reden Eltern ständig vom Auswandern - Wie reagieren?

Hallo zusammen,

kurz zu meiner Familiensituation: Ich bin 30, komme ursprünglich aus Russland und lebe seit mehr als 20 Jahren mit meinen Eltern in Deutschland. Ich und meine Brüder haben Abitur gemacht, studiert, gute Jobs. Meine Eltern haben immer gearbeitet, einen Schrebergarten, Auto, Freunde hier.

Seit dem Ukraine Krieg höre ich permanent, wie schlecht es ihnen geht:
- Ständig glauben sie, dass sie diskriminiert werden. Die Lebensmittelpreise machen ihnen Angst.
- Den Flüchtlingen geht es ja so viel besser als uns. Sie bekommen einfach so Geld und wir müssen dafür arbeiten.
- Die Silicon Valley Bank ist pleite gegangen: Pure Panik, weil es eine Weltwirtschaftskrise geben wird.
- Vater wollte nicht an einem Gesundheitskurs auf der Arbeit teilnehmen: "Ich werde jetzt sicher gefeuert!"
- Jüngster Bruder hat schlechte Noten in der Schule: Er wird diskriminiert. Damals war alles besser. Die Jugend von heute ist zu nichts zu gebrauchen und die können auch nichts. Wir damals wurden streng erzogen und die Jugendlichen jetzt haben alle Freiheiten.
- Termin beim Arzt dauert etwas: Das wird immer schlimmer. Bald werden wir nicht mehr behandelt.

Ich kann ewig weiter machen... Heute kam die Aussage, dass sie ja nur darauf warten bis es uns so schlecht geht wie ihnen und wir alle zurück nach Russland auswandern. Ohne uns Kinder würden sie nämlich nicht gehen.
Uns geht es aber super. Klar gibt es Probleme in Deutschland, aber wo gibt es die nicht?

So langsam bin nur noch genervt und versuche den Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Ich werde als ignorant dargestellt und bekomme zu hören, ich werde mich noch umschauen, wenn es auch bald mich betrifft. Was ES ist, kann ich nicht genau sagen. Ich vermute, dass es sich dabei um die allgemeine Unzufriedenheit handelt.

Wer hat auch solche Probleme mit seinen Eltern? Was macht ihr in diesem Fall?

LG

Bearbeitet von KittyGirl
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Naja, die "in Deutschland ist alles so furchtbar!"-Jammerer gibt's ja auch zu hauf ohne Wurzeln in anderen Ländern. Die können dann halt nicht zurück "nach Hause" (wobei es ja durchaus Leute gibt, die sich die DDR zurück wünschen).

Hast Du Deine Eltern mal gefragt, warum sie damals her gekommen sind? Und ob sie wirklich denken, dass in Russland alles besser ist (speziell die wirtschaftliche Situation).

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Schauen deine Eltern viel russisches Fernsehen? Die Schwiegereltern einer freundin stammen aus Russland um schauen viel russisches Fernsehen und an ihnen merkt man deutlich, wie dass russisches Fernsehen, die rhetorik dort, bei ihnen mehr und mehr bewirkt.
Der Schwiegervater geht im Sommer in Rente und dann wollen beide zurück nach Russland. Da wurde es ihnen besser gehen.
Meine Freundin und ihr Mann haben deutlich gemacht, dass sie das nicht wollen und auch nicht nach Russland reisen werden, um sie zu besuchen. Meine Freundin geht inzwischen nicht mehr hin, ihr Mann besucht die Eltern nur alleine, der Sohn (wird 5)hat inzwischen Angst vor den Großeltern.

Mein Rat: deutlich sagen, dass das ihre meinung ist, aber nicht deine. Versuch bei dir zu bleiben und möglichst wenig von ihren Ängsten an dich heran zu lassen. Meiner freundin hilft es sehr, sich mit anderen auszutauschen und zu leben. Sie sagt, sie merkt bei ihren schwiegereltern, wie sehr die in ihrer "russischen blase" sind und eigentlich keine Kontakte zu nicht russischstämmigen Menschen haben. Das machen ihr Mann und sie (sie stammt ursprünglich aus der Republik Moldau) halten das anders, haben viele Kontakte.
Ansonsten sagt ihr Mann immer, es gibt wohl einen russischen Ausspruch, der übersetzt so viel heißt "wie lass uns nicht über Politik streiten". Das sagt er immer, wenn seine Eltern auf entsprechende Themen kommen, um davon abzulenken.

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>>...bekomme zu hören, ich werde mich noch umschauen, wenn es auch bald mich betrifft.<<

Diese Sprüche kenne ich zur Genüge. Ich bin quasi damit aufgewachsen.

Mittlerweile bin ich fast 60 Jahre und warte immer noch auf das, was denn da passieren soll!

Oder besser: Nein! Ich warte nicht mehr (habe ich ehrlicherweise auch nie gemacht)!

Ich habe irgendwann angefangen zu fragen, wann genau das "bald" eintreten wird, schließlich warte ich ja nur schon seit Jahren darauf. Dabei bedeutet "bald" zeitnah. Wann also kann ich denn nun mit "bald" rechnen?

Ich würde dann auch noch fragen, wieso genau der Ersatzplan Deiner Eltern aussieht, sollte es Euch Kindern nicht schlecht gehen. Daß Ihr weiterhin zufrieden bleibt und deshalb überhaupt keinen Grund habt, nach Rußland zu ziehen. Wollen sie dann hier weiter auf ihr eigenes "bald" warten, oder schon mal nach Rußland auswandern, um dem "bald" hier vorsorglich zu entgehen.

Und was das "früher war alles besser" betrifft: In diesem Fall frage ich immer, ob man dann auch auf ärztliche Behandlung "wie früher" wert legt, oder lieber nach dem heutigen Standard. Und noch "früherer" wurden die Zahnbehandlungen beim Schmied durchgeführt. Wer also im "früher" festhängt, soll sich dbzgl. keinen Zwang antun.....

Mittlerweile hat man es aufgegeben, mit mir diskutieren zu wollen..........

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Meine Vermutung, wieso es uns bald schlecht gehen wird: Mein Mann und ich bekommen bald ein Kind, einen Sohn.
Mein Bruder, 16 Jahre alt, hatte schon immer Probleme im Kindergarten und in der Schule. Er ist stur - wenn er keinen Bock auf Religion hat, dann bekommt er eben die 6, ist ihm auch total egal. So war er schon immer. Meine Eltern tun dies aber so ab, als wären alle Lehrer inkompetent. Sie wollen ihn ja nicht verstehen, er ist eben ein bisschen anders.
Und weil ich bald einen Sohn habe gehen sie davon aus, dass ich genau die gleichen Probleme mit Lehrern bekomme wie sie.

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Oh, ist dein Bruder etwas einer dieser lasch erzogenen?

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🙋🏼‍♀️ hallo 🙋🏼‍♀️

Ich habe einen türkischen Migrationshintergrund & viele in meinem Umfeld jammern auch ständig über Deutschland. Die Heimat sei schöner, die Menschen seien freundlicher usw. usw. Für das Leben hier interessieren sie sich nicht wirklich. Nur die Politik vor Ort spielt eine Rolle. Komme mit diesem Menschen überhaupt nicht klar.

Sie „verdienen ihr Brot in Deutschland“, profitieren von allen Vorzügen hier, aber sehen fast nur das Schlechte hier. Finde ich sehr traurig & ganz furchtbar.

Liebe Grüße

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Ja genau! So sehe ich das bei meiner "Sippschaft" auch #rofl
Immer nur am Motzen, aber wenn man mal Zahnschmerzen hat, dann wird sofort der Zahnarzt angerufen. Außerhalb Europas würde man den Zahn ohne Narkose ziehen...

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Mein Mann hat damals als 14-Jähriger vom Zahnarzt eine gescheuert bekommen, weil dieser einen Zahn gezogen hat, ohne Narkose, ohne Betäubung, ohne alles und dieser Zahn war halt mit allem drum und dran mega entzündet, also die Schmerzen waren wohl unbeschreiblich und weil mein Mann damals als 14-Jähriger sich vor Schmerzen da gekrümmt hatte, hat er einfach eben eine gescheuert bekommen.
Das muss man sich mal vorstellen, das würde es hier nie, nie geben, aber in anderen Ländern ist das Standard und obwohl viele das wissen, kenne ich leider auch Menschen, die hier alles schlecht reden.
Aber das Geburtsland, wo es keinen Meinungsfreiheit gibt, kein fließend Wasser und Strom ist natürlich um einiges besser 😮‍💨😮‍💨😮‍💨

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:-)
Kommt mir von meinem Opa und meinem Vater bekannt vor. Als der in einem Internetforum mal etwas abfälliges sagte und dementsprechend Feedback bekam, lief er daraufhin drei Tage lang wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Haus und hatte Angst man zeigt ihn an und nimmt ihn anschließend das Haus weg. Totaler Schwarzmaler.

Ehrlich: Versuch nicht dagegen anzukämpfen, sprich dagegen zu diskutieren. Kostet nur Energie und bringt absolut gar nichts. Nimm das gar nicht erst ernst.

Konkret zwei Vorschläge:

Lass es entweder mit einen "jaja" an dir abgleiten, wechsel das Thema, oder geh das nächste Mal wenn ein Besuch ansteht lieber ins Kino.

Oder, mach dir einen Spaß draus.
Ist wieder von "früher" die Rede, setzt einen drauf und red von Zar Ivans Zeiten, Flüchtlinge haben jetzt Anspruch auf einen Ferrari und der Arzt hat keine Zeit? Na denn haben wir doch früher auch nicht gebraucht. Da haben wir Katzenscheiße drauf geschmiert und da waren die Rückenschmerzen weg.

:-)

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Was soll man da sagen.....
Reisende soll man nicht aufhalten.
Wenn sie sich hier so unwohl fühlen, dann müssen sie wohl in das Land ziehen, in dem es ihnen besser geht.
Dasd ihr Kinder nicht mitkommt, muss ihnen halt klar sein.:-(

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Jein, nicht in diesem Ausmaß, aber das die alte Heimat irgendwie glorifiziert wurde, das kenne ich auch.
Meine Eltern haben sie durch Flucht und Vertreibung als Kinder verloren, sie und ihre Familien haben sie also nie freiwillig verlassen. Bei meiner Mutter ging es, sie kam auch aus einer großen Stadt. Mein Vater dagegen ist immer das Dorfkind geblieben, er kam nie wirklich gut an.

Aufgehört hat es erst, nachdem ich mit ihm in seine Heimat reisen konnte, das war ja jahrzehntelang nicht möglich. Da stand er dann in "seinem" kleinen Dorf am Ende der Welt, wo die Zeit offensichtlich stehen geblieben war, und sackte in sich zusammen. Erst da konnte er begreifen, was die Vertreibung 1945 ihm eigentlich für eine tolle Zukunft ermöglicht hat. Im Herzen hat er bis zum Schluß seine Heimat unsagbar vermisst, aber er konnte das "neue" Leben besser annehmen.
Meine Mutter hatte genau das immer gesagt, erst nach der Reise kamen auch ihre Worte bei ihm an.

Wenn ich mir also ihre Kindheitserlebnisse anschaue und sie noch leben würden, ja ich könnte mir also sehr gut vorstellen, das auch bei ihnen jetzt alte Ängste wieder hochkommen würden. Schau auf deine Familiengeschichte, wie deine Eltern und Großeltern aufgewachsen sind. Ich weiß aktuell von einer Freundin aus Kasachstan (mit deutschen Wurzeln, sie kam als Baby her), das auch ihre Mutter aktuell wahnsinnige Angst vor erneuter Ausgrenzung hat. Sie ist über 80 und die alten Geschichten kommen alle wieder hoch. Ich denke das ist auch mit ES gemeint. Wie alt sind deine Eltern? Ü50? Auch sie haben das Ende der alten Zeiten noch erlebt.
Eine andere Verwandte von mir (Ü90) hat nie über früher gesprochen, nie über die Flucht, über den Krieg damals....seit einem Jahr kommt bei ihr alles raus, was dort so viele Jahrzehnte verschüttet war. Der Ukraine Krieg triggert sie wahnsinnig, dazu trägt natürlich auch die mediale Präsenz bei. Als das gestern durch die Nachrichten ging, mit der US Drohne und den russischen Kampfjets, hat sie eine Panikattacke bekommen. Sie ist jetzt in der Klinik. Sie hat wahnsinnige Angst vor einem Weltkrieg, das Kind in ihr dreht durch weil die Vergangenheit nie wirklich aufgearbeitet wurde.

Ängste sind häufig irrational, sie vernebeln den Verstand. Ängste können auch auf die nächste Generation übertragen werden. Ich denke, das ist acuh bei deinen vielleicht Eltern der Fall....es geht nicht um Silicon Valley, die Flüchtlinge oder die böse Jugend. Das geht tiefer.

Wenn du wirklich rausfinden willst, was ES sein soll, dann frage sie, versuche es rauszufinden, ändere den Blickwinkel. Diskussionen sind sinnlos.

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Meine Familie (aus Polen) fing auch mit dem gejammer an, aber schon seit 2015...
Plötzlich ist die super konservative Partei in Polen der Heilsbringer und hier alles(!) schlecht.

Natürlich wurde davon geträumt wieder zurück zu wandern. Auch hier wurde das (angeblich) wegen mir aufgeschoben - schön die Verantwortung auf mich schieben.

Aus verschiedenen Gründen, distanzierte ich mich zunächst und brach dann den Kontakt ab. Das ist nun Jahre her und "oh Wunder" sie sind trotzdem nicht ausgewandert, die wirtschaftliche Lage ist dort eben wesentlich angespannter und sie haben es hier deutlich besser. Sie jammern wahrscheinlich immernoch jeden Tag, ich bin froh mir das nicht mehr antun zu müssen. Letztendlich hat man sich in der Opferrolle gesuhlt und ich war dann der emotionalen Mülleimer (wie immer).

Ich kann dir nur raten dich deutlich zu distanzieren und zu bitten die Themen in deiner Anwesenheit zu unterlassen. Klappte bei mir überhaupt nicht - ein versuch ist es sicherlich wert. Die Böse wirst du sowieso sein - da musst du auf durchzug schalten. Mich persönlich hat diese Negativität über Jahre extrem belastet und war durchaus mit ein Faktor den Kotnakt abzubrechen - die Beziehung war dazu noch sehr toxisch und von emotionaler Erpressung geprägt. Kritisierte man was, dann wurde gleich mit dem Tod gedroht, wenn sie mal nicht mehr da sind würde ich es bereuen bla bla bla... Ignorant war ich sowieso und egoistisch usw.

Man muss sich von den Vorwürfen distanzieren und es ignorieren können, sonst belastet es einfach zu sehr. Ich konnte es nicht.

Bearbeitet von SichDistanzieren
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Sorry, wenn es kalt klingt, aber dann würde ich ihnen sagen, dass SIE zurück nach Russland gehen sollen. Ohne euch

Dazu aber anmerken, dass es da wohl auch nicht unbedingt billiger leben lässt. Und Diskriminierung sicher auch kommen kann, da dein Bruder sich nicht fließend russisch spricht, da er hier aufgewachsen ist.

und entschuldige nochmals: Aber deine Eltern sind blauäügig bis "Zum- Geht- Nicht- Mehr"! Einfach dem "neuen" Land (Deutschland) die Schuld zuschieben ist sehr einfach: Sie sollen mal überlegen wem die Welt/Europa zum Teil die hohen Preise zu verdanken hat. Dem Regierungsschef, zu dem sie wieder zurück wollen. Sehr unerwachsen, deine Eltern!

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2 Buchstaben verschluckt! Soll heißen " SichER nicht fließend . . ."