Der Titel ist hässlich und ich mag es eigentlich nicht, Leute als alternativ zu bezeichnen, weil es mittlerweile ziemlich negativ besetzt ist, zumindest in meiner Bubble.
Jetzt haben sich meine Schwiegereltern aufgeregt, dass wir so alternativ wären und sie das überhaupt nicht nachvollziehen können und ob wir nicht ein bisschen so sein könnten, wie der Bruder meines Mannes.
Ich mag unser Leben. Wir haben nicht irre viel Geld, aber ein einigermaßen gutes Auskommen. Können mit dem Russenbulli mit Dachzelt verreisen, was wir viel und gern machen, weil ich möchte, dass wir als Familie viel erleben, da ich oft genug erlebt habe, dass es sehr schnell vorbei sein kann. Da verschwindet auch der Großteil unseres Geldes hin.
Jetzt ist es so, dass wir auf dem Land leben, sehr viel Platz haben und ich angefangen habe, Lebensmittel selbst zu verarbeiten. Mache jetzt also Käse und Schinken selbst, die im Erdkeller reifen können. Koche viel ein, stelle Likör her etc.
Unser Bett ist selbst gebaut, weil wir für die Übergröße (mein Mann ist 2m) nicht so viel Geld ausgeben wollten.
Und so zieht sich das fort.
Mir macht das so Spaß, binde auch die Kinder mit ein. Jetzt haben wir gesagt, dass wir Hühner halten wollen (für Eier und Fleisch), damit die Kinder auch ein Gefühl dafür bekommen, wo alles her kommt. Wir werden deshalb noch lange kein Selbstversorger.
Jetzt behandelt uns die Familie meines Mannes immer wieder von oben herab, weil wir so furchtbar alternativ wären.
Was ich/wir überhaupt nicht so sehen und uns geht es gut und wir werden nichts grundsätzlich ändern.
Jetzt würde mich allerdings mal interessieren, was für euch ein alternatives Leben, eine Alternative Familie ist und auch wie ihr so lebt.
Wo geht es los, dass es ein alternativer Lebensstil ist? Was beinhaltet es? Kommt ihr selbst aus einer alternativen Familie? Macht ihr viel selbst?
All das würde mich interessieren und ich freue mich über eure Meinungen.
Alternativ Leben
Mir würde euer Lebensstil gefallen. Auch wenn ich persönlich nicht so lebe und auch nicht plane, mich in eine solche Richtung zu verändern. Aber selbst wenn mir ein Lebensstil nicht gefällt, kann ich ihn doch tolerieren, respektieren und akzeptieren. Ich muss nicht alles toll finden. Zum Glück würde es mich auch nicht kratzen, was andere von meinem Lebensmodell halten und ich habe den Eindruck, dich beeindruckt das auch nicht besonders. Ich würde der Familie einmalig klar machen, dass ihr euer Leben so lebt, wie ihr es für richtig haltet und ja auch nicht den klimaschädlichen Lebensstil des anderen Familienteils kritisiert, fertig
Ich lächle nur noch und winke, weil sich eine Diskussion mit ihnen überhaupt nicht lohnt.
Naja es weicht vermutlich schon von der Norm ab. Viele können gar keine Hühner halten oder haben einen Erdkeller und selbst auf dem Land macht das ja (inzwischen) nicht mehr die Mehrheit.
Die Frage ist, ob es nun was schlechtes ist, „alternativ“ zu sein? Oder Selbstversorger?
Lass die SE reden. Ich würde mir langfristig echt mehr Akzeptanz der Gesellschaft wünschen. 😅 lasst die Leute doch so leben, wie sie möchten, solang es keinen gefährdet 🤷♀️
Wenn ich was dazu sage, dann auch nur, dass ich ihr gutbürgerliches Leben gar nicht möchte. Mittlerweile verkneife ich mir selbst das.
Dass nicht jeder den Platz dazu hat, dass das auch nicht jeder möchte, ist völlig legitim. Dafür können wir in den Laden gehen.
Ich fühle mich tatsächlich sehr privilegiert, die Möglichkeiten zu haben. Aber es ist halt sehr verschieden, was man als Privileg ansieht.
Mangels Zeit mache ich nicht soviel selber wie ich gerne würde, aber ich koche viel ein (Tomatensoße, Gemüsesuppen....), mache Marmelade selber und hole Honig vom Imker und Eier vom Nachbarn mit freilaufenden Hennen - dito Hühnchen.
Wir haben jedes Jahr Tomaten, Bohnen, Äpfel, verschiedene Beeren und Kräuter, das verarbeite ich regelmäßig damit nix verkommt. Ich hasse Fertigprodukte, TK kaufe ich nur Gemüse, das es momentan nicht frisch gibt.
Ich nähe viel selber statt zu kaufen, und benutze ungern Plastik, wenn es nicht sein muss, lieber Holz oder Glas.
Alternativ ist für mich nicht unbedingt negativ behaftet, es bedeutet für mich eher naturverbunden und nachhaltig.
Ganz ehrlich? Euer Leben würde mir auch gefallen.
Lass die Schwiegerleute reden und Augen rollen, ihr macht das genau richtig für euch!
Zeit ist so ein Faktor, wir gehen ja auch immerhin 72h (mein Mann und ich gemeinsam) arbeiten.
Allerdings habe ich ADHS und das ist in dem Fall eine Superkraft, weil ich alles gleichzeitig machen kann und mich darin verlieren kann. Für mich ist das Käse machen bspw nicht viel Arbeit, für meinen Mann wäre das zu viel. Während ich nebenbei noch das Essen koche. Das kann nicht jeder. Dafür gibt es genügend andere Dinge an denen ich scheitere... Wäsche bspw.
Nähen tu ich derzeit leider nur selten, aber wenn wir was brauchen (bspw ein Vordach fürs Dachzelt), dann könnte ich das. Und ich finde das sehr beruhigend.
Und die Schwiegereltern lasse ich sowieso reden. Ich habe das nur als Einstieg genommen, weil es mich wirklich interessiert.
Früher war das vielleicht mal alternativ, inzwischen finde ich das sehr mainstream. Gerade seit Corona boomt Einkochen, Vorratshaltung und Selbstversorgung.
Alternativ fände ich heute nur noch totale Aussteiger, Leute die ohne fließend Wasser und Strom leben und einige andere, sehr seltene Lebensweisen.
Machen es wirklich so viele selbst?
Klar Instagram und Facebook etc vermitteln einem das. Aber in der realen Welt, zumindest in meiner sieht das dann doch sehr anders aus.
Aber mit deiner Definition von alternativ gehe ich trotzdem fast mit.
Ich empfinde es tatsächlich auch so. Dein Leben ist ziemlich Mainstream. Ein Bus, Hühner halten, Marmelade einkochen etc. Gerade bei meinen jüngeren, weiblichen Mitmenschen wird dies sehr häufig gemacht.
Ich meiner ursprünglichen Heimat (Alpenregion) sind mittlerweile die wild parkenden Busse zum Problem geworden. Regelmässig räumt dort die Polzei Waldwege und scheucht die Wildparker auf die Campingplätze.
Ich selber bin auf einem Bauernhof in recht ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen (die Kinderzahl hat nicht zum Einkommen gepasst). Vieles, was mittlerweile Trend ist, haben wir aus reiner finanzieller Notwendigkeit betrieben. Die Marmelade wurde eingekocht, ein Fass Sauerkraut für den Winter eingelegt, Masthähnchen und Kaninchen gehalten und geschlachtet, Hühner gehalten, die wilden Tauben auf dem Hof geschlachtet (immer noch mein absolutes Lieblingsfleisch, obwohl ich mich als Kind unglaublich dafür geschämt habe) etc. Ohne diese Eigenproduktion hätten meine Eltern die Familie nicht ernähren können. Von daher sehe ich den Trend so ein bisschen zwiespältig - bin zwischen nehmt euch nicht so wichtig, schön, dass ihr die Einfachheit des Lebens entdeckt habt und seid froh, dass ihr dies alles nur zum Spaß macht.
Ich empfinde mittlerweile schon fast den überzeugten Aldikäufer als alternativer als den Marmeladeneinkocher.
Alternativ sind für mich Personen, die ohne Waser und ohne Strom hausen, keinen Job, kein Auto und kein sonstiges brauchen. Ich habe tatsächlich einige Leute in meinem Bekanntenkreis, die stark in Richtung alternativ gehen.
Hallo,
wenn ich die Bedeutung von "alternativ" nachlese, steht da: "zwischen zwei Möglichkeiten die Wahl lassend; eine andere, zweite Möglichkeit darstellend". Also im Wortsinn seid / lebt ihr alternativ.
Vielleicht verbinden Deine Schwiegereltern eure Lebensform eher mit Verzicht, Selbstbeschränkung, Ablehnung der "Norm" und können nicht verstehen / nachvollziehen, wie ihr euch das "antun" könnt?
Lass Dir durch die Kritik nicht Deine Freude an eurem Leben nehmen!
Ein Haus mit viel Land zu besitzen, auf dem man Hühner halten, in grösserem Massstab Gemüse anpflanzen und seinen eigenen Käse erzeugen kann, würde ich eher mit grossem Reichtum verbinden, nicht mit Selbstbeschränkung. In meinem Freundeskreis hat niemand ein Haus, schon gar nicht mit viel Land.
Das kommt aber vermutlich einfach auch auf die Gegend an.
Wir haben unser Häuschen für 50k gekauft und nochmal 50k reingesteckt und wohnen sehr viel günstiger als zur Miete. Wir sind hier aber wirklich in the middle of nüscht und wir haben rechtzeitig darüber nachgedacht ein Haus zu kaufen. Selbst hier würde man solch es Haus jetzt nicht mehr bekommen, wenn man überhaupt eins bekommt.
Ich könnte mir mit meiner Familie eine Miete nicht mehr leisten. Hätte man solch ein Haus in der Nähe von München, wäre das anders.
Wir zahlen nur 400 Euro im Monat ab... Das ist mit einer Miete mittlerweile nicht mehr zu vergleichen.
Hallo,
ich finde es toll, dass ihr vieles selbst macht! ☺️
Wir gehen in einigen Dingen alternative Wege, die meine Schwiema nicht gut findet.
Wir sind wie Tag und Nacht.
Mein Sohn wird Zuhause unterrichtet.
Das machen wir nun das 2. Jahr und es läuft sehr gut! Nächstes Schuljahr geht er dann in eine höhere Schule.
Meine Tochter besucht keinen Kindergarten und wird Zuhause betreut.
Ich mache auch einiges selbst (Brot backen, Marmelade, Saft etc).
Mein Mann und ich renovieren schrittweise ein 80 Jahre altes kleines Häuschen, dass in unserem Schrebergarten steht.
In diesem Garten bauen wir auch einiges selber an.
Leider dürfen wir dort keine Hühner halten, sonst hätten wir diese schon längst. Zuhause geht das leider nicht, da wir eine Wohnung mit Balkon haben.
Das vielleicht alternativste an unserem Leben:
Wir wohnen am Land und fahren mitten in eine Kleinstadt zu unserem Schrebergarten. 😉
LG
Dann wohnt ihr aber nicht in Deutschland oder? Wie läuft das sonst mit der Schulpflicht? 🤔
Wir sind aus Österreich.
Hier kann man die Kinder von der Schule abmelden und Zuhause nach Lehrplan unterrichten. Man bekommt die Bücher von der Schule, hat im Jänner/Februar ein Gespräch in der Schule und im Juni hat man eine Externistenprüfung (Jahresstoffprüfungen in jedem Fach).
Was mein Sohn können muss, ist vorgeschrieben. Wie ich es ihm beibringe ist meine Sache. ☺️
LG
Ich bin auch so aufgewachsen wie du es beschreibst und wünsche mir für meine Kinder das gleiche/ lebe es so gut ich kann auch vor.
Nerven tut mich nur, wenn jemand den Konsum anderer schlecht redet. Jeder soll machen, wie er kann und will.
Ich finde euch gar nicht so alternativ. Ist doch super, wenn du so gut kochen kannst und auch genug Stauraum hast. Ist doch super, wenn ihr das Bett selber gebaut habt, vor allem wenn es Spaß macht. Ich hätte es auch so gemacht. Wir haben z.B. unseren Wickeltisch selber gebaut.
Heutzutage ist es sogar sehr schlau bisschen unabhängig zu sein. Wenn es mal einen Lieferengpass oder so gibt, habt ihr noch andere Möglichkeiten. Spätestens dann stehen deine Schwiegereltern vor eurer Türe…
Sehr alternativ finde es ich z.B. wenn jemand in einer Hütte ohne Strom und Wasser im Wald wohnt und sich seine Kleidung komplett selber webt 😅
Dieses Unabhängigkeitsgefühl ist auch ein großer Faktor. Ich habe dadurch und durch viele Erfahrungen, die ich in meinem Leben machen durfte, überhaupt keine Existenzangst.
Sollte es uns wirtschaftlich nicht so gut gehen wie jetzt, dann gibt es schon irgendwie einen Weg.
Sollte mal etwas nicht verfügbar sein, dann wird improvisiert. Was zu essen findet sich immer noch und wenn wir wirklich die (sehr geringen) Raten für unser Haus nicht mehr zahlen könnten, dann haben wir immerhin unseren Bus. Ich hoffe wirklich nicht, dass es dazu kommt, aber es macht mir keine Angst.