Zu Schwiegereltern aufs Land ziehen??

Hallo,

ich brauche mal einen Rat zu folgender Situation (das wird jetzt etwas länger).
Mein Mann und ich möchten noch einmal umziehen, bevor unser Kind (aktuell 2,5 Jahre alt) in die Schule kommt. Zurzeit wohnen wir in einem Haus zur Miete, was nicht gerade unser Traumhaus ist und früher oder später hätten wir gerne etwas eigenes. Finanziell ist das momentan aber noch nicht möglich. Nun hat mein Mann vorgeschlagen, dass wir aufs Land zu seinen Eltern ziehen könnten. Er überlegt das anscheinend schon länger, hat aber erst jetzt damit herausgerückt, weil er schon ahnte, dass ich das nicht gut finde.

Da liegt er auch richtig, denn ich möchte weder aufs Land ziehen, noch direkt neben meinen Schwiegereltern wohnen. Wir wohnen zurzeit in einem kleineren Ort nahe der Stadt, in der mein Mann arbeitet, die Schwiegereltern wohnen in einem Dorf 20 km von uns entfernt. Deren Haus ist zweigeteilt, in dem anderen Teil wohnt meine Schwägerin, die aber im Laufe des Jahres ausziehen möchte. Mein Mann schlägt nun vor, dass wir dann dort einziehen. Ich möchte aber nicht direkt neben meinen Schwiegereltern wohnen, auch wenn wir uns gut verstehen. Aber ich würde mir da doch etwas „kontrolliert“ vorkommen und man müsste einiges absprechen, was das Nebeneinanderleben angeht. Das birgt meiner Ansicht nach eine Menge Konfliktpotential, allein schon, dass man Dinge absprechen muss, wie dass man nicht ständig unangemeldet rübergeht etc.

Außerdem fürchte ich, in dem Dorf recht eingeschränkt zu sein. Im Gegensatz zu meinem Mann, der in dem Dorf aufgewachsen ist, bin ich in einer größeren Stadt aufgewachsen und weiß es zu schätzen, Einkaufsmöglichkeiten usw. in erreichbarer Nähe zu haben. Und erreichbar heißt für mich, ohne Auto, da ich nicht Auto fahre (wir haben zwar eins, aber das fährt nur mein Mann). Da wo wir wohnen, erreiche ich alles Nötige zu Fuß, mit dem Rad oder per Bus. In dem Dorf wäre das nicht so, es gibt zwar einen Bus, aber der fährt nicht oft und so ist man für vieles aufs Auto angewiesen, was für mich ein Problem wäre.

Es wäre aber auch nicht alles nachteilig. Sicher hat es auch Vorteile, die Schwiegereltern in der Nähe zu haben, wenn sie mal spontan aufs Kind aufpassen können oder so. Wir hätten einen Garten zur Verfügung, was aktuell nicht der Fall ist. Und es gibt dort immerhin eine Kita und eine Grundschule.

Aber für mich überwiegen irgendwie die negativen Seiten und ich will mir auch nicht einreden, dass ich da meine eigenen Bedürfnisse zurückstecken sollte, weil ein solcher Umzug für mein Kind (und für meinen Mann) gut wäre.

Ich habe mit meinem Mann schon darüber geredet und er versteht mich auch, hofft aber trotzdem, dass ich meine Einstellung noch ändere, weil er eben sehr gerne wieder zurück in sein Dorf möchte.

War jemand schon mal in einer ähnlichen Situation? Seid ihr aufs Land gezogen oder was für eine Lösung habt ihr gefunden?

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Ich habe erst nur die Überschrift gelesen und sofort „Nein, auf gar keinen Fall!!“ gedacht.
Nachdem ich den Beitrag nun gelesen habe und du berechtigte Bedenken hast, bleibe unbedingt beim NEIN. Auch ohne „Konfliktpotenzial“ Kind und den Schwiegereltern würdest du dich dort wohl nie Zuhause fühlen, zu groß ist der Unterschied von der Stadt zum Dorf. Das muss man mögen.

Eure Lösung sehe ich in einem Kompromiss, beispielsweise eine Ortsrandlage einer kleineren Stadt.

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Du hast ein schlechtes Bauchgefühl, du kannst die Punkte jetzt schon benennen, dein Mann berücksichtigt in seiner Überlegung deine Bedürfnisse gar nicht.
Dein Vorteil, dass bedarfsweise die Grosseltern einspringen, wird sich spätestens dann relativieren, wenn Knatsch herrscht, weil sie nicht tun können was und wie sie wollen.
Der Garten zur Mitbenutzung schreit nach Abgrenzungsproblemen und du bist im Dorf dann die sozial isolierte Zugezogene.

Ich erweitere deine Liste noch schnell: dein Mann verschlechtert sich mit dem weiteren Arbeitsweg, der dann auch noch drauf kommt. Sprich Kosten und Zeitaufwand, das Familienauto ist dann bei ihm gebunden.
Entweder du bist dann mit viel Aufwand und unflexibel unterwegs mit ÖPNV oder es braucht ein zweites Auto. Ich denke da vor allem an Termine mit dem Kind, das wird doch jetzt mehr und nicht weniger.

Wenn dein Mann konstruktiv und für alle angenehm nur in das Dorf zurück gewollt hätte, hätte er doch vorher schon mal über Wohnen in einem separaten Haus/Wohnung in dem Ort, aber mindestens zwei Strassen weiter gesprochen.
Das jetzt ist so der klassische Fall von Minimalaufwand für seine Bedürfnisse betrieben.

Bleibt bei dem Ort wo ihr jetzt seid. Das ist schon der Kompromiss von der Lage. Sag das deinem Mann auch genau so.

Raus kommt man aus dem Doppelhaus nur noch mit viel verbrannter Erde und wenn dein Mann nicht mit will du auch nur mit seiner Erlaubnis gemeinsam mit dem Kind.
Eine Freundin lebt noch 16 Jahre unfreiwillig im Dorf ihres Exmannes-sozial isoliert, ohne ihr familiäres/ Freundes-Netzwerk bei Krankheit oder Not am Mann, Alleinerziehend. Die hat sich das auch anders vorgestellt, als sie zu der Schwiegermutter ins Haus gezogen sind.

Bei uns im Ort gibt es den Merksatz, dass die beste Wohnung die ist, die man aus keinem Fenster der (Schwieger-)Eltern sehen kann.

Wirklich, lies die ca 1Mio Beiträge zum Thema zusammen im gleichen Haus durch und tu. es. nicht.

(Ich bin eine der wenigen Glücklichen, die gemeinsam mit Mann aus dem geteilten Haus ausgezogen sind und glaub mir, das hat viel verbrannte Erde hinterlassen. Mann wird nie mehr mit den gleichen Augen auf seine Eltern und Geschwister schauen. Von den Kids und mit ganz zu schweigen. Wären wir nie da gewesen, hätten wir das unser aller Beziehung nie angetan. Klar stehen wir jetzt als Paar noch enger zusammen, aber das hätte gut auch unsere Trennung bedeuten können.)

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<<<Außerdem fürchte ich, in dem Dorf recht eingeschränkt zu sein. Im Gegensatz zu meinem Mann, der in dem Dorf aufgewachsen ist, bin ich in einer größeren Stadt aufgewachsen und weiß es zu schätzen, Einkaufsmöglichkeiten usw. in erreichbarer Nähe zu haben. Und erreichbar heißt für mich, ohne Auto, da ich nicht Auto fahre (wir haben zwar eins, aber das fährt nur mein Mann). Da wo wir wohnen, erreiche ich alles Nötige zu Fuß, mit dem Rad oder per Bus. In dem Dorf wäre das nicht so, es gibt zwar einen Bus, aber der fährt nicht oft und so ist man für vieles aufs Auto angewiesen, was für mich ein Problem wäre.<<<

Liebe TE,

und das was du da geschrieben hast neben dem Wohnen bei den Schwiegereltern ist auch ein Hauptproblem. Für mich wäre es (ich gehe mal davon aus, dass du keinen Führerschein hast, so hört sich das nämlich auch an) dann ein absolutes No-Go
aufs Land zu ziehen, wenn ich so nicht wegkomme. Wie will man zum Kinderarzt kommen? Gibt es dort eine Kita? Man möchte vielleicht auch mal spontan eine Freundin besuchen. Selbst wenn ein Bus dort fährt, ist man stundenlang unterwegs.

Ich wohne auf dem Land. Gut dort gibt es Kita und Grundschule. Wir hatten auch mal eine zeitlang nur ein Auto. Nur was nützte mir damals mein Führerschein, wenn ich dort sehr schlecht wegkam. Mein großer Sohn den konnte ich zur Kita bringen zu Fuss. Ja dann fuhr ich ÖPNV zur Arbeit. Ich war 1,5 Stunden unterwegs hin. Der Rückweg (mein Mann holte das Kind von der Kita ab) holte mein Mann mich auf der Hälfte der Strecke ab. Das konnte er aber nur machen, wenn er Früh oder Nachtschicht hatte. Spätschicht war Fahrgemeinschaft, da hatte ich das Auto. Ab dem zweiten Kind hatte ich ein Auto.
Aber das war alles so umständlich. Für mich war das Zeitverbrennen.

Was ich damit sagen möchte, wenn du keinen Führerschein hast, wird alles viel umständlicher. Und da würde ich auch ansetzten, dass du erstmal hier lieber wohnen bleiben möchtest, da alles fussläufig oder mit dem Bus, Rad erreichbar ist. Und das du dich nicht von anderen Personen (Schwiegermutter muss dich überall hinfahren) abhängig sein möchtest.

LG Hinzwife

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Danke für eure Antworten.
Ja, letztendlich ist das jetzt schon die Kompromisslösung mit dem kleineren Ort, in dem aber noch alles Wichtige ohne Auto erreichbar ist. Selbst hier ist es manchmal schon etwas schwierig, weil der Bus nur alle 30 Minuten fährt. Im Dorf meiner Schwiegereltern fährt der Bus nur einmal die Stunde. Mein Mann sieht das positiv, da der Bus dort früher nur 3x am Tag fuhr. Er macht sich schon Gedanken, wie das Leben da für mich auch ohne Auto funktionieren könnte (ja, ich habe keinen Führerschein), aber mich überzeugt so ein Argument da wenig (was nützt es mir, dass die Busanbindung da früher noch schlechter war).

Ich bin zurzeit auf Jobsuche nach der Elternzeit, da meint er z.B., dass ich gezielt nach einer Stelle mit viel Homeoffice suchen sollte, um nicht jeden Tag auf den Bus angewiesen zu sein. (Wäre in meinem Beruf schon möglich.) Mit dem Fahrrad wäre das auf jeden Fall zu weit, egal, wo sich mein neuer Arbeitgeber dann befindet. Er selbst arbeitet teilweise im Homeoffice, hätte an den anderen Tag aber einen etwas längeren Arbeitsweg als jetzt und würde dafür das Auto benötigen. Letztendlich kann er mir auch nicht erzählen, dass man da längerfristig ohne Auto auskommen kann - die haben da jahrelang zu viert mit vier Autos gewohnt, weil es nötig war. Ein zweites Auto wäre aber ja auch keine Lösung, da ich ja keinen Führerschein habe.

Ja, für unser Kind gäbe es dort Kita, Grundschule und Sportverein, alles fußläufig erreichbar, was bei unserer jetzigen Kita z.B. nicht der Fall ist. Aber um zum Kinderarzt zu kommen, wäre ich auf den Bus angewiesen. Von meinen Schwiegereltern möchte ich mich da ganz sicher nicht fahren lassen müssen, ich möchte unabhängig von A nach B kommen. Sehe aber auch das Problem, wenn das Kind mit zunehmendem Alter mehr zu Freunden oder Aktivitäten außerhalb des Dorfes möchte. Oder auch schon früher, da die Kitakinder auch teilweise aus anderen Dörfern kommen.

Außerdem wünschen wir uns in den nächsten Jahren noch ein zweites Kind, was meine Mobilität dann noch zusätzlich einschränken würde, wenn ich mit fortgeschrittener Schwangerschaft dann nicht mehr Rad fahren kann. Und im ersten Lebensjahr wäre es ja auch kaum möglich, das Kind mit dem Rad zu transportieren. Dann sitze ich nachher nur in dem Dorf rum und bin wahrscheinlich andauernd den (gut gemeinten, aber nervigen) Erziehungsratschlägen meiner Schwiegermutter ausgesetzt.

Wäre alles keine gute Lösung… nur fühlt mein Mann sich mit dem Dorf halt sehr verbunden und auch mit dem Haus, das der Familie schon seit Generationen gehört. Und der Familie wäre es wichtig, dass das Haus weiter von ihrer Familie bewohnt wird. Allein schon, weil man es wegen des gemeinsamen Grundstücks nicht wirklich vermieten könnte, wenn meine Schwägerin da auszieht. Ist also alles sehr kompliziert.

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Also sollt ihr zu Lasten von dir und den Kindern in ein nicht anderweitig vermietbares Haus ziehen, weil die SE jetzt schon wissen, dass ein gemeinsamer Garten mit nicht verwandten Mietern (mit Ansprüchen) nicht geht.

Ha! Der war echt gut. Mit der Argumentation schon dreimal nicht. Man kann übrigens super nen Zaun ziehen oder eine Terasse als Nutzungsgebiet festlegen. Das ginge, wenn man nicht der Chef sein wollte.

Homeoffice für dich ist theoretisch total praktisch… für deinen Mann. Du sitzt dann unfreiwillig daheim fest- auch wenn es SE-Knatsch gibt und ihr den versprochenen gemeinsamen Garten nur benutzen könnt, indem die SE bestimmen was wie wo. Er schränkt sich kaum ein und wofür? Für mal eben am Wochenende nicht 20km fahren? Oder was will er? Abends Grossfamilie spielen? Alles ab sofort zu fünft? Mit den alten Freundem rumziehen? Die du nicht hast wohlgemerkt.
Frag ihn mal, was genau er da kann, das jetzt nicht geht. Würd mich interessieren. Also ausser Mieter ohne Rechte bei den Senioren sein, weil seine Schwester das nicht mehr möchte.

Bei seiner Rechnung stimmt die Nutzen-Lasten-Verteilung ausschliesslich auf seiner Seite. Mach es nicht!

Ah. Und jetzt noch mal kurz fast forward auf die Sturm und Drang Zeit der Kinder: Mopped und später uraltes Auto, damit sie flexibel sind. Oder eben ihr fahrt, das Kind muss verzichten oder ihr stellt was teureres hin. Das dann gern mal zwei bei mehreren Kindern.

Ich bin beileibe keine Helikoptermom, aber bei unseren gewundenen Strassen, Fahrern, die Tempolimits eher so pro Person nehmen und einem Winter mit gelinde gesagt herausfordernden Strassenverhältnissen, werde ich so lang als möglich wollen, dass die ganz wilde Zeit als Pubertier (das auf dem Dorf praktisch automatisch trinkt und danach noch unterwegs sein muss) nie in die Verlegenheit kommt, das alles gleichzeitig auszuprobieren, bevor es beides etwas im Griff hat und einschätzen kann.

Warum bin ich so pingelig? Ich kenne mehr als ein Dorfkind mit bleibenden Schäden von (Mopped-)Unfällen. Fünf sind alle aus dem gleichen Auto nicht mehr heimgekommen.

Bearbeitet von Neverevernienicht
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Ich verstehe was du meinst, aber ganz ehrlich - auch in der Stadt gibts Unfälle und vermutlich nicht mal ansatzweise weniger. Rein statistisch.

Nicht jeder aufm Dorf trinkt und fährt 😅

Aber es ist absolut ein Argument, dass es nervt, dass man aufm Land schlechter mit den Öffis angebunden ist!

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Ich kann aus eigener Erfahrung auch nur sagen, NEIN.
Wir hatten ein super Verhältnis, aber das, das hat alles kaputt gemacht.
Ich würde es nie nie wieder tun

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Du schreibst Ihr wollt etwas Eigenes. Etwas
Eigenes wäre die Doppelhaushälfte bei den Schwiegereltern nicht, da habt ihr ja nicht mal den Garten für Euch alleine.

Du sitzest da fest und hast noch die Schwiegereltern an der Backe, da könnt Ihr absprechen was Ihr wollt, ob die sich daran halten, steht in den Sternen.

Das Einzide, Führerschein könntest Du machen, da wärst Du generell unabhängiger, das kann nie schaden.

Es gibt Kita und Grundschule, was ist danach?

Hier gibt es genug abschreckende Stories, ich würde es nicht machen.

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Ganz überspitzt gefragt:

Wann und wozu solltest du deine Schwiegereltern als Babysitter benötigen? Du kommst doch alleine gar nicht weg vom Dorf, um etwas zu erledigen / unternehmen.

Hast du denn zumindest einen Führerschein, um doch mobil zu werden?

Ohne Mobilität sehe ich dich auf dem Dorf eingehen und das auch ganz ohne mögliche Schwiegereltern Probleme, die zusätzlich auftreten könnten.

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Dein einziger positiver Aspekt ist der Garten der SE und dass diese als Babysitter fungieren könnten - beides birgt aber Konfliktpotenzial.

Möchten die SE denn Babysitten? Seid ihr euch in Erziehungsansichten einig? Oder sitzt du dann in 2-3 Jahren hier und fragst, was du wegen der übergriffigen Großeltern tun sollst?

Brauchst du überhaupt einen Babysitter? Was wäre mit deinem Job? Oder mit deinen Hobbys oder so? Wenn du kein Auto fährst, bist du auf dem Land (unter Umständen) ja sehr abhängig von jmd, der Auto fährt.

Ich wohne auf dem Land, in der Nähe (nicht neben) den SE bzw. der ganzen Familie und es ist richtig schön hier, ich bereue nichts. Aber bei dir klingt es noch mal völlig anders und ich würde von abraten…

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Neben den Schwiegereltern zu wohnen würde ich persönlich mal als "neutral" bezeichnen, da es Vor- und Nachteile gibt und soooo sehr vom persönlichen Verhältnis und Charakter der beiden Parteien abhängig ist, dass man sich als Aussenstehender da gar kein Urteil erlauben kann. (Ich z.B. würde bedenkenlos neben meine sehr netten Schwiegereltern ziehen. Lieber sogar, als neben meine eigenen Eltern.)

Für mich das Ausschlusskriterium an diesem Plan wäre jedoch, dass dir durch die fehlende Mobilität auf dem Dorf ein riesiges Stück persönliche Freiheit genommen wird. Das könnte ich nicht und das unterschätzt dein Mann, meiner Meinung nach.