Bin überfordert mit dem Kind

Ich bin mit dem 3,5 jährigen überfordert. Ich weiß das es normal ist dass die Autonomiephase anstrengend ist.

Aber ich werde so extrem wütend schreie herum, knalle Türen zu usw.
Die Wut ist extrem schnell da und lässt sich dann nicht mehr stoppen. Es ist als würde da was im Hirn durchbrennen und ein automatisches Wutprogramm startet.

Ich will das nicht. Das ist weder für meinen Sohn, noch für mich mich gesund.

Habt ihr Tipps was ich gegen diese Wut machen kann? Psychotherapie kann ich mir leider nicht leisten (kostet 110€ pro 50 Minuten)

Ich lebe getrennt vom KV. Mein Sohn ist an den Wochenenden wo ich arbeite beim Vater und unter der Woche bis 15 Uhr im Kindergarten.

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Mein erster Gedanke war: du hast selbst als Kind nie gelernt, dass deine Wut anerkennt und deine Bedürfnisse gesehen werden. Und im Laufe des Threads hast du genau das bestätigt.

Fakt ist: du hast als Kind gelernt: Wut ist schlecht. Wenn ich wütend bin, bin ich falsch. Dann werde ich bestraft, ignoriert, angeschrien.

Dieses Muster hat sich nun in dir verfestigt. Wir sind unbewusst so extrem von unseren Erfahrungen, vorrangig die der ersten 6 Lebensjahre, gesteuert, dass wir oft nicht anders können, als genau diese Schemata zu wiederholen.

Ich berate oft Eltern zu genau diesem Thema. Und ja, eigentlich sollltest du in Therapie. Falls das nicht so schnell geht, hier ein paar 1.-Hilfe-tipps:

-schreib mal alles auf, was dir zum Thema Wut in der Kindheit einfällt. Warum warst du wütend, wie wurde darauf reagiert, wie hast du dich dabei gefühlt? Gerade der letzte Punkt ist sehr sehr wichtig, denn genau dieses Gefühl triggert dich wahrscheinlich, weil es wieder hoch kommt, wenn dein Kind wütend ist.

-schreib dir dann auf, was du dir als kind gewünscht hättest. Was wäre schön für dich gewesen beim Thema Wut? Was hat dir gefehlt, was hat dich verletzt und traurig gemacht?

-verzeihe deinen Eltern. Das ist elementar. Sie wussten es nicht besser, haben es selbst als Kind nicht anders erlebt. Man nennt das auch Generationstrauma. Eine Generation trägt solche Themen zur nächsten. DU kannst den Kreislauf unterbrechen. Stell dir dich als Kind vor, nimm dich selbst in den Arm, stell dir vor, dass du selbst genauso mit dir umgehst, wie du es dir von deinen Eltern so sehnsüchtig gewünscht hast. Du kannst dich diesbezüglich mal ins Thema Innere-Kind-Arbeit einlesen. Wünsche deinen Eltern täglich, gerne mehrfach, Frieden und sag ihnen in Gedanken, dass du ihnen verzeihst.

-wenn dein Sohn das nächste mal Wut hat, spüre tief in dich rein. Welche Gefühle kommen hoch? Wie genau fühlt sich das an? So wie in deiner Kindheit? Machtlosigkeit, Ausgeliefertsein, Hilflosigkeit? Und dann handle so, wie du es dir von deinen Eltern gewünscht hättest.

-was ich dir auch empfehle: wenn du Zeit hast und alleine bist: lass diese Wut, die du als Kind hattest und die du spürst, wenn dein Sohn "nicht funktioniert", ganz bewusst kommen. Stell dir entsprechende Situationen vor. Fühl sie ganz bewusst. Und dann atme genau dahin, wo du sie spürst. So tief du kannst. Sie wird sich dann verstärken. Vielleicht musst du weinen, schreien, etwas an die Wand knallen. Völlig egal. Lass es zu. Du hast so viele Gefühle weggedrückt, dass die einfach mal rausmüssen. Mach das, so oft du willst. Bis du das Gefühl hast, es wird leichter.

Es dauert natürlich seine Zeit, und eine Therapie ist wahrscheinlich unumgänglich, aber als 1. Hilfe sollte das alles zumindest mal ein Anfang sein. Wenn du magst, gib mir doch mal Feedback, ob du was mit meinen Tipps anfangen konntest.

Bearbeitet von missbalou
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Sehr schön geschrieben.👍

Ich bedanke mich für Deinen Beitrag.

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Hallo!

Wende dich ans Jugendamt und bitte um Unterstützung.
Vielleicht ist SIT etwas für euch. Systemische interaktionstherapie.

Man braucht kein Angst vorm Jugendamt zu haben. 🙂

Lg

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Oh doch braucht man 👌

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Ich bin Pflegemutter und habe mit mehreren Jugendämtern zusammengearbeitet.

Man bekommt immer Hilfe und Unterstützung.

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Huhu,
also ich hab eine 2 jährige Tochter und sie ist seit ein paar Monaten in einer „anstrengenden“ Phase. Ich bin in der 35. SSW und kam auch an meine Grenzen. Zu meinen „Tipps“:
Selbstreflexion auf der einen Seite und mit dem Thema Autonomiephase - zum Beispiel durch Foren/LEKTÜREN - befassen, auf der anderen.

Zum ersten Tipp: mir ist aufgefallen, dass bei mir die Wut ausgelöst wurde, weil es beispielsweise nicht so lief, wie ich es geplant hab. Oder, weil ich nicht dazugekommen bin, was ich eigentlich vorhatte. Hier Prios setzen und wirklich die Zeit investieren, dem Kind die Zeit zu geben, die es in dem Fall braucht. Weiss nicht, was Beispiele bei dir wären… Ein Beispiel von mir: ich hole sie aus der Kita ab, sie weigert sich zu gehen, brüllte, das man sie km weit hören könnte und dann schlug sie um sich. Habe ihr andere Optionen angeboten, war früher da, sodass sie 20Minuten noch „spielen“ konnte und dann konnte sie entscheiden, wann wir gingen und dann gingen wir.

Zur Lektüre: ich habe mich eingelesen und ein Verständnis dafür entwickelt. Wenn irgendwas ist, mache icv die Augen zu und atme wirklich laut ein und aus und gehe die Gründe der Lektüre durch. Abends reflektiere ich einzelne Situationen und da kommen mir dann Gedanken, wie ich hätte anders reagieren können. So wie es beim nächsten mal ablaufen wird/könnte.

Zudem half mir ein wirklich banaler Satz „für mich ist es ein Tag, für das Kind die Kindheit.“ Möchtest du, dass es so aufwächst und lernt es wäre natürlich? (Nicht als Kritik, ist ein wirklicv komplexes Thema)

Vielleicht hilft es weiter ❤️

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Erstmal kannst du dir sagen, dass dein Kind es nicht macht um dich zu ärgern. Wenn möglich, geh auch aus der Situation und reguliere dich erstmal selbst. Wenn es nicht möglich ist, aus der Situation zu gehen (Öffentlichkeit), dann atme deine Wut weg bis du ruhiger wirst. Das ist dann immerhin sinnvoller als vor ihm so zu agieren.
Die Kinder wissen in dem Alter nicht, wohin mit ihrer Wut und Emotionen und brauchen Erwachsene, die da helfen können das zu regulieren. Du kannst auch da mal reinsehen, falls es dir evtl hilft https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/bildungsbereiche/soziale/EmotionaleEntwicklungvonAnfangan.php

Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit, dass ihr beide euch einen Eimer holt, der ab sofort eurer Wuteimer ist, und da abwechselnd hineinschreit. Oder ins Klo schreien und die Wut runterspülen.

Wenn ihr euch wieder beruhigt habt, zusammen ein Glas Wasser trinken oder schreib auf, was du an deinem Kind liebst und lies es ihm vor, malt zusammen,
kuschelt. Das sind nur 1. Hilfe Ideen und Anregungen fürs erste, die aber oft schon Druck vom Kessel nehmen.

Außerdem hole dir bitte Hilfe, es gibt über Jugendamt, Diakonie, Caritas, Familienstützpunkte o.ä. div. Angebote, z.B. zu psychosozialer Beratung und das kostenlos. Oder frag im Kindergarten nach Adressen und Tipps, wenn ihr (hoffentlich) eine Vertrauensbasis habt. (Jeder vernünftig ausgebildete Erzieher kann dir da schon mal zumindest quasi 1. Hilfe leisten.)
Hilfe zur Erziehung ist eine staatliche Leistung. Keine Scheu! Ich bin selbst Pädagogin und kann nur sagen trau dich Unterstützung/Beratung zu holen.

Kopf hoch und das Thema angehen.#herzlich

Bearbeitet von Inaktiv
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Eine Therapie kostet eigentlich nichts. Du hast ja ganz offensichtlich ein Problem, das bezahlt die Krankenkasse doch dann.
Ich würde tatsächlich nach einem Therapieplatz schauen und versuchen mir Unterstützung bei der Kinderbetreuung zu holen.
Vielleicht gibt es jemanden, der dir das Kind mal ab und zu abnehmen kann, so dass du etwas mehr Ruhe bekommst. Das kann ja auch schon hilfreich sein.

Alles Gute!

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Stimmt, wenn das Thema tiefer gehen und eine Therapie angeraten sein sollte, kann es auch über Arzt laufen. Diese Frage kann z.B. auch im Rahmen der psychosozialen Beratung geklärt werden.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich hatte bis zur Trennung vom KV Therapie und musste diese selbst zahlen. Obwohl ich eine Überweisung aufgrund von Überlastung vom Hausarzt hatte. Die Krankenkasse hat einen Teil davon Rückerstattet (50€) teilweise warte ich immer noch auf das Geld.
Nach der Trennung ist es finanziell nicht mehr drin.

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Hallo du,
zunächst mal möchte ich dir sagen, dass Schuldzuweisungen aus meiner Sicht völliger Quatsch sind. Sicher hast du dir Familienleben ganz anders vorgestellt, als es jetzt bei dir stattfindet. Du liebst dein Kind, sonst würdest du ja keinen Rat suchen. Und du hast es nicht verdient, jetzt noch Vorwürfe zu bekommen, echt nicht.
Die Trennung hat eure Situation dolle verändert, das geht weder am Kind noch an dir spurlos vorbei. Ich kenne die Gründe nicht, aber leichtfertig "mal so" wird es ja nicht gewesen sein. Nun mußt du mit deinem Kind sicher Vieles neu organisieren. Vielleicht bist du traurig, unzufrieden, eben nicht wirklich im Reinen mit dir. Das ist niemand ständig.
Zum Thema Psychotherapie kann ich allerdings nicht nachvollziehen, das die kranke Kasse das nicht "automatisch" übernimmt. Bist du privat versichert? Da kenne ich mich nicht aus. Ansonsten läuft es normalerweise so, dass Probetermine über die Verischerungskarte abgerechnet werden und der/ die Therapeut/ in dann bei Bedarf eine längerfristige Therapie beantragt. Das gilt natürlich nicht, wenn die Anbieter der Therapie keine Kassenzulassung haben.
Wende dich doch erst mal an eine Bratungsstelle und laß dir dort erklären, was du für Möglichkeiten hast. Vielleicht wäre auch eine Mutter-Kind-Kur hilfreich?
Als "erste Hilfe" würde ich dir raten, möglichst für dich selbst konkrete Erholungszeiten einzuplanen. Dann ist der Haushalt vielleicht nicht so a la "schöner Wohnen", na und? Plane ein, das dein Kind nicht funktioniert. Dann kommst du vielleicht auch nicht so schnell in die Wut, denn Wut verursacht ja meistens doch die Überraschung, das das Leben ganz als geplant daher kommt.
Ich wünsche dir alles Gute und wenn du magst, darfst du dich mal tröstend umarmen lassen.

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Ich will dich nicht verurteilen. Du schreibst das Kind ist bis 15 h im kiga und am WE teilweise beim KV. Das bedeutet , du betreust deinen Sohn (aus meiner Sicht ) eher wenig.
Könnte es dadurch sein, dass du gar nicht weisst was er will? Hast du einen guten Draht zu ihm? Welche Situationen lassen dich denn so ausflippen?
Ich muss sagen so richtig kann ich das nicht verstehen , dass man so wütend wird, ausser man hat das Kind ständig um sich herum und so kaum Pausen oder man hat sonstige sehr tiefliegende Probleme.
Eine Therapie kannst du dir nicht leisten aber hast du denn ansatzweise eine Ahnung warum du so wütender wirst ? Es gibt vielleicht auch anderen Angebote von denen du gebrauch machen könntest, vielleicht mak bei der elternberatung fragen oder sorgentelefon!!
Alles gute

Bearbeitet von bella.marie
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Ich werde vermutlich so wütend weil ich’s nicht anders gelernt habe.
Mit mir wurde als Kind nur geschrien, „Stell dich nicht so an“ „Reiß dich zusammen“ usw. Meine Wut als Kind wurde sofort abgedreht- „hör auf zu schreien“

Mich lässt ausflippen

Wenn er den Hund nicht in Ruhe lässt
Wenn ich mich zu ihm auf die Couch setze und er auf mir herum hüpft, mich tritt, seine Hände in meine Achseln steckt
Wenn er mich mit Spielzeug abschießt.
Wenn ich ihm sage dass er XY lassen soll und stattdessen XX machen kann und er hört nicht auf.

Spazieren gehen mit ihm ist unmöglich. Er will getragen werden- was ich nicht mehr schaffe. Wenn er nicht bekommt was er will schreit er. Weiter gehen ausgeschlossen.

Wenn ich mich einfach nicht gehört fühle und mir den Mund fusselig rede

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Als Kind nur angeschrien zu werden hinterlässt Spuren. Das weisst du ja. Du kannst es jetzt aber besser machen als deine Eltern.

Ich kann dir den Tipp geben dein Kind besser verstehen zu lernen . Er will beim Spaziergang getragen werden ? WARUM? ist er vielleicht zu müde nach der kita?
Er hüpft auf dir rum? Will er damit deine Nähe haben?

Deine Beispiele sind alle nur aus deiner Sicht gesehen. Aber dein Kind hat Bedürfnisse und die müssen erkannt werden. Damit meine ich nicht, dass er dir Spielzeug anwerfen darf. Aber auch hier… mein Sohn macht das zb nur wenn er entweder müde oder gelangweilt ist. Dann nehme ich das Spielzeit weg und mache was ganz anderes mit ihm.

Vielleicht sind deine Vorstellungen wie sich ein kleines Kind benehmen muss nicht ganz richtig. Viele Dinge sind einfach normal in dem Alter. Je schneller du das akzeptierst desto besser für deine Wut.

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Allerdings muß man auch einer anderen Person mit anderer Position, so fraglich die ist, keinen Durchfall wünschen. Dieses gegenseitige Draufhauen hilft niemandem. Ich willl keine Harmoniesoße kochen, aber aus meiner Sicht ist die Königsdisziplin Sachlichkeit. Danke!

Bearbeitet von momsche
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Sry. Hab’s raus gelöscht.