Ihr Lieben,
Ich möchte mir etwas von der Seele schreiben. Das Thema ist super sensibel und heikel, aber ich brauche mal etwas Input von Außen um klarer zu denken.
Es geht um meinen Halbbruder, der mit 13 Jahren wesentlich jünger als ich (32) ist. Unsere Mutter ist leider keine Ansprechpartnerin für mich in der Angelegenheit, denn sie ist mitunter „schuld“ an der Situation oder ist zumindest nicht willig, Hilfe anzunehmen. Unser Verhältnis war schon immer schwierig, meine Kindheit war wegen ihrer Alkoholsucht hart. Aber ich habe damit Frieden geschlossen, wir haben uns in den letzten Jahren angenähert und eine Art freundschaftliches Verhältnis. Ich liebe sie, sie ist meine Mutter und gänzlich aus meinem Leben streichen möchte oder konnte ich bisher nicht.
Eine Beziehung zu meinem Bruder konnte ich bis heute nicht aufbauen. Er leidet an FAS, ADHS, war bislang immer in sich gekehrt und zeigte auch keinerlei Interesse an mir oder am Rest der Familie wie unseren Großeltern (mit denen ich ein sehr inniges Verhältnis habe, sie wissen natürlich um das Verhältnis zu meiner Mutter und meinem Bruder), jeden Besuch verbrachte er von Anfang an in seinem Zimmer, schon seit frühester Kindheit. Für ihn galten und gelten Regeln nicht, Er musste zu den Mahlzeiten nie am Tisch sitzen o.ä. Versteht mich nicht falsch, dass er aufgrund seiner Defizite eine gewisse „Sonderbehandlung“ benötigt ist mir durchaus bewusst. ich spreche aber von gängigen Regeln wie gemeinsame Mahlzeiten, Bettzeiten und Ähnliches…das gab es für ihn nie. In der Schule rebelliert er gegen Lehrer und Mitschüler, wird aggressiv und zum Teil handgreiflich. Auch zu Hause fliegen Gegenstände, Türen, etc., wenn er wütend ist und da er für seine 13 Jahre ordentlich groß und stark ist, passiert das mit enormer Wucht. Von dem was meine Mama ab und an durchblicken lässt, scheint er zwischen „in sich gekehrt“ und „vor Wut schreien und schlagen“ zu schwanken und diese Ausraster triggern schon Kleinigkeiten.
Nun ist es so, dass ich 2 Söhne im Alter von 2,5 und 1 Jahr habe. Bisher hat mein Bruder sich 0,0 für sie interessiert. Nun waren wir zuletzt alle auf einem runden Geburtstag eingeladen und da hat er sich wahnsinnig intensiv mit meinem Großen beschäftigt. Aber es war ganz merkwürdig, denn es war kein normales spielen. Er hat ihn ständig getätschelt und gestreichelt, zwar nur an rücken und Kopf aber es passte so gar nicht zu seinem sonstigen Verhalten. Er hat regelrecht am Großen geklebt, war aber gleichzeitig auch beleidigt und laut wenn mein Sohn nicht „gehorcht“ hat - da ging es um Kleinigkeiten, mein Bruder wollte ihm irgendwas am Spielzeugauto zeigen und mein Sohn mag halt lieber selbst probieren (Autonomiephase halt). Mein Großer war aber zu keinem Zeitpunkt laut, aggressiv oder anderweitig bockig wie es sonst schon mal vorkommt. Nun ja.
Ich kann gar nicht beschreiben, warum mich dieses Bild so störte aber das tat es einfach.
Mein Bruder, der sonst nie interessiert war an seinen Neffen, hat da plötzlich am Großen einen Narren gefressen und hat gar nicht mehr aufgehört, ihn ständig zu tätscheln, war aber gleichzeitig wütend wenn der Große nicht so wollte wie er. Meine Mama fand nichts komisch, sie war wohl froh dass mein Bruder sich mal anders verhielt als sonst. Aber anderen Familienmitgliedern ist es sehr wohl aufgefallen, wie intensiv mein Bruder plötzlich mit dem Großen war und dass das nicht zu seinem üblichen Verhalten oder gar dem Verhalten eines 13jährigen Pubertiers passt. Welcher Teenager kuschelt denn schon so intensiv mit Nichte/Neffe? Und das quasi „aus dem nichts“, wo bisher quasi keinerlei Bindung bestand?
Ich wurde jedenfalls seit diesem „Vorfall“ mehrfach vorsichtig angesprochen, ob mir das aufgefallen sei, wie ich die Situation empfunden hätte, usw. Indirekt wurde meinem 13jährigen Bruder da quasi Pädophilie unterstellt und ich…ja, ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll.
Klar ist: meine Jungs würde ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen in der Kindheit niemals alleine bei meiner Mutter lassen, auch wenn ich sie liebe. Sprich, sie würden auch niemals alleine ohne meine Aufsichr Kontakt zu meinem Bruder haben. Und ich weiß auch, dass er Schwierigkeiten mit sozialem Verhalten, Aggressivität, etc. hat. Aber muss sein neuerliches Interesse an meinem Ältesten denn unbedingt das „Schlimmste“ bedeuten? Kann man denn bereits so früh gewisse Tendenzen entwickeln?
Ich bin einfach durch den Wind und weiß nicht, ob das einfach viel Wirbel um nichts ist oder ob es berechtigte Sorgen sind. Fakt ist ja, dass es mehreren Personen auffiel und nicht nur mir als Mutter das Interesse und der Körperkontakt einfach ein bisschen drüber waren. Aber ob man deshalb gleich den Teufel an die Wand malen muss? Aber woher sonst kommt denn das plötzliche Interesse? An mir selbst ist er nämlich nach wie vor nicht interessiert und redet keine 3 Worte mit mir.
Wenn dem so wäre und mein Bruder hätte gewisse Tendenzen, dann müssten wir eben damit leben. Er ist ja nicht automatisch ein schlechter Mensch und entwickelt Vorlieben ja nicht aus böser Absicht. Es geht mir aber viel mehr darum, dass diese Vermutung nun irgendwie im Raum steht und keiner weiß so recht, was man noch sagen oder gar tun soll denn mit meiner Mutter kann man darüber nicht sprechen. Ich möchte aber auch keinesfalls böse Gerüchte streuen und hab versucht, mich da diplomatisch rauszuhalten. Da es aber mein Kind war, mit dem mein Bruder so auf Kuschelkurs war, ist das natürlich schwer…
Und mir ist natürlich klar, dass hier keiner von euch eine verlässliche Einschätzung angehen kann, ihr kennt ja weder ihn noch wart ihr in besagter Situation anwesend. Aber alleine das mal loszuwerden und aufzuschreiben hat mir schon etwas geholfen…
Komisches Verhalten von Bruder ggü Neffe
Ich weiß nur, dass in der Pubertät bei FAS Kindern überschießendes Sexualverhalten "normal" ist.
Freunde haben ein solches Kind in Dauerpflegschaft, ähnliches Alter und reichlich Probleme. Ist er in Therapie? Hat er für die Schule eine I-Kraft?
In eurem Fall kommt noch ADHS dazu, ist brisant und er gehört ganz sicher in therapeutische Hände. Bekam er Frühförderung? Wegsehen funktioniert definitiv nicht.
Deine Beschreibungen passen zu dem Jungen meiner Freunde und die sind mit dem Kind in versch. Therapien, bei ihm muss immer ein Erwachsener dabei sein. Das hat wohl weniger mit Pädophilie sondern mit seinem Krankheitsbild zu tun. Aufpassen würde ich ganz sicher.
Leider gibt es bei FAS noch sehr viel Unwissen und Ignoranz, erleben unsere Freunde ständig.
Lies selbst:
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/fetale-alkoholspektrumstoerungen-fasd/auswirkungen/
LG Moni
Vielen Dank für den Link. Vieles wenn nicht gar alles, was dort steht, trifft auf meinen Bruder zu.
Ich weiß leider nicht, ob und wie er therapiert wird. Ich weiß nur, dass er von Seiten der Schule regelmäßig zum Psychologen muss, aber in welchen Abständen oder andere Details dazu weiß ich leider nicht. So detailliert spricht meine Mutter dann leider doch nicht darüber und von mir würde sie sich auch nie Rat in Sachen Erziehung holen.
Wegsehen möchte ich ja keinesfalls. Ich möchte ihn nicht als „Sonderling“ oder gar „schrulligen Onkel“ abstempeln und er darf durchaus Kontakt zu seinen Neffen haben. Aber eben nur unter meiner Aufsicht, nur innerhalb meiner Grenzen bzw. der Grenzen meiner Jungs. Ich möchte ihn weder ausgrenzen noch ablehnen und erst recht keine falschen Gerüchte in die Welt setzen. Er hat es schwer genug und ein solches Gerücht kann einfach noch mehr kaputt machen, auch wenn da ggf gar nichts dran ist. Aber so richtig helfen kann ich ihm ja auch nicht 🤷🏼♀️
Gottseidank hat die Schule ein Auge drauf.
Es ist einfach nur schlimm, wie Kinder von Alkoholikerinnen leiden müssen.
LEIDER besteht die Möglichkeit, dass er kein schrulliger Onkel wird sondern ein gefährlicher. Das sollte seiner Mutter klargemacht werden.
Hey,
Also zu allererst will ich mal sagen dass deine Beschreibungen wirklich super reflektiert, objektiv und klar sind ☺️
Mit FAS kenne ich mich nicht konkret aus, ich arbeite aber mit Menschen mit diversen Beeinträchtigungen und habe da spontan einen bestimmten Klienten vor Augen.
Selbst ist er sehr leicht reizbar und kann aggressiv, handgreiflich etc werden.
Aber sobald er Kinder sieht, insbesondere Jungs, ist er dermaßen begeistert und interessiert und klebt an einem. Definitiv darf man ihn nicht mit Kindern alleine lassen und muss am besten immer zwischen ihnen stehen. Aber ich möchte nur sagen, dass es in seinem Fall absolut nicht sexuell motiviert ist, viel mehr identifiziert er sich mit dem Kind und will mit ihm befreundet sein (er versteht auch nicht, dass er selbst ein erwachsener Mann ist).
Vielleicht ist diese Perspektive interessant für dich, ich weiß nicht auf welchem Stand dein Bruder geistig ist. Aber vielleicht sieht er sich selbst in deinem Sohn und behandelt ihn so, wie er selbst gerne behandelt worden wäre. Das ist nur eine mögliche Interpretation, lässt sich aus der Ferne natürlich so nicht sagen.
Ich wünsche euch alles gute und bin mir sicher, du sorgst wunderbar für die Sicherheit deiner Kinder 🍀
Ich vermute, dass dein Bruder aufgrund des FAS gar nicht einsichtsfähig ist, wenn er mal was falsch macht. Bei Menschen mit diesem Syndrom ist es ja typisch, dass sie die Schuld nur bei anderen suchen und sich oft ungerecht behandelt und angegriffen fühlen, auch wenn gar nichts war. Es gab mal eine Tiktokerin, die nannte sich SaskiaOtt und die war wirklich oft auf Krawall gebürstet. Da konnte man richtig sehen, was FAS bedeutet, denn sie ist relativ stark eingeschränkt.
Dass dein Bruder auf einmal ganz anders war als sonst, würde ich tatsächlich auf seine Behinderung zurückführen.
Er ist jetzt 13, kommt langsam in die Pubertät, hat aber nicht die geistige Reife eines normalen 13-Jährigen, der, selbst wenn er diese Neigung hat, verstehen würde, dass es falsch ist. FALLS dein Bruder derartige Neigungen entwickeln SOLLTE - und ich sage nicht, dass er es tut - dann wird er nicht einsichtsfähig sein zu erkennen, dass das möglicherweise falsch ist, was er da tun möchte. Das kann er nicht.
Euch bleibt nichts weiter übrig als abzuwarten und euch gegebenenfalls Rat bei seinem behandelnden Arzt zu holen. Die Frage ist, ist deine Mutter dazu in der Lage? Trinkt sie immer noch? Kann sie sich überhaupt angemessen um den Jungen kümmern oder wäre nicht vielleicht eine betreute Wohngruppe für Jugendliche mit Behinderungen besser für ihn?
Denn letztendlich muss dein Bruder auch irgendwie mit seinem Leben klarkommen und jemand muss ihn auf das Leben als Erwachsener adäquat vorbereiten. Vielleicht braucht er auch als Erwachsener noch einen Betreuer. Und ich zweifle daran ehrlichgesagt, ob deine Mutter die richtige für den Job ist…
Nachdenkliche Grüße
Ich glaube nicht, dass meine Mutter überhaupt ansatzweise versteht, was da noch alles auf meinen Bruder zukommt und dass sie ihn adäquat betreuen und auffangen kann. Ja, sie trinkt auch immer noch.
Ich weiß, sie klingt nach einer absoluten Rabenmutter und ja, ihre Mutterrolle hat sie wirklich nicht erfüllt (und ich bin die letzte, die von einer Mutter das aufopferungsvolle Heimchen am Herd erwartet, das bin ich auch nicht) aber sie ist meine Mutter und ich liebe sie einfach trotz allem. Deshalb fällt es mir auch schwer, dieses Thema zu besprechen denn ich weiß, dass sie ihre Fehler nicht sieht und sich erst recht nicht von ihrer eigenen Tochter sagen lässt, was ihr Kind (mein Bruder) braucht und wie man es „besser“ machen könnte.
Bisher konnte ich auch gut mit ihren Fehlern leben, ich hab für mich abgehakt was zwischen uns schief lief und kann mich heute, als Erwachsene und selbst Mutter, selbst reflektieren und distanzieren wenn mich etwas belastet.
Hierbei geht es ja dann aber nicht mehr nur um meine Mutter und mich, sondern um meinen Bruder und meine Jungs. Das ist ja eine völlig andere Ebene. Dass ich meine Jungs schütze ist ja gar keine Frage, sie stehen an erster Stelle. Aber wie ich das diplomatisch anstelle ohne meinen Bruder oder meine Mutter vor den Kopf zu stoßen und am besten noch die Situation nutzen kann um meinem Bruder zu helfen…tja, damit bin ich überfragt.
Ich bin gerade entsetzt. dass eine Alkoholikerin, ein offensichtlich ein Kind betreut betreut, noch dazu ein Kind mit besonderen Schwierigkeiten, die schon Menschen ohne Suchterkrankung an ihre Grenzen bringt. Und die ganze Verwandtschaft schaut zu? Ist niemand auf die Idee gekommen, das Jugendamt einzuschalten? Warum unternimmt die Schule nichts? Die Erkrankung des Jungen ist ja bekannt. Ich kann das kaum glauben.
Ich finde es tatsächlich nicht super ungewöhnlich und glaube nicht, dass dein Bruder sexuelles Interesse an deinem Kind hat - aber ich war auch nicht dabei.
Vermutlich lechzt er schon nach Körperkontakt und den braucht ja schon jeder Mensch, gar nicht unbedingt nur Sex. Dein Sohn ist noch ohne Vorurteile, aber „ansprechbar“ und bestenfalls lenkbar. Also ich denke, dein Bruder sah ihn eher wie einen „Teddybär“ oder Puppe. Ich hoffe, man versteht, was ich meine.
Trotzdem ist das Verhalten außerhalb der Norm und zeigt mal wieder deutlich die Defizite deines Bruders. Aber vermutlich kannst du wenig machen. Einfach weil du keine Bindung zu ihm hast. Bestenfalls kannst du dein Kind schützen, wenn ihm was unangenehm ist 😊
Deiner Mutter müsste mal jemand ordentlich ins Gewissen reden. Mit ihrem Verhalten macht sie es noch schwerer für ihren Sohn als es schon ist. Für Menschen wie ihn braucht es einen strukturierten Tagesablauf sowie Therapien.
Wahrscheinlich ist deine Mutter total überfordert gepaart mit einem schlechten Gewissen. Wer wäre es nicht?
Er braucht Menschen, die sich mit seinem Syndrom auskennen und ihn vernünftig begleiten können.
Ich glaube ich könnte nicht tatenlos zusehen, wenn deine Mutter total resistent gegen Hilfe ist. Ich finde es muss etwas passieren bevor etwas passiert.
Und welche Hilfe könnte ich auf die Beine stellen? Hast du Ideen oder Anlaufstellen? Ich bin da völlig überfragt und auch selbst überfordert, das gebe ich offen zu. Außerdem habe ich leider auch selbst die Kapazitäten nicht, um meinen Bruder bspw selbst zu betreuen. Mit 2 Kleinkindern, eins davon chronisch krank, schaffe ich das einfach nicht.
Ich habe meine Mutter noch nie für die Erziehung meines Bruders kritisiert, das mag man mir tatsächlich vorwerfen können. Aber ich hab meine Mutter vor Jahren mal besorgt auf ihren Lebenswandel angesprochen, damals hat sie ihre Ehe nach 1 Jahr beendet und ist Hals über Kopf zu ihrem Neuen gezogen. Da hab ich den Alkoholkonsum, ihre Männergeschichten, etc. mal vorsichtig thematisiert und es endete in einer 2jährigen Funkstille weil sie sich derart auf den Schlips getreten fühlte. Seitdem distanziere ich mich einfach zeitweise, wenn mir etwas gegen den Strich geht anstatt es zu thematisieren. Ich weiß, dass das keine gesunde Kommunikation ist und in meiner eigenen Kernfamilie läuft das auch anders. Aber man stößt auf taube Ohren und ich möchte mir nicht jedes Mal dieses Drama geben, wenn ich etwas kritisiere.
Deshalb die Frage, wie ich wohl helfen könnte, ohne selbst zum Prellbock zu werden. Hab ich versucht, Gesprächsversuche scheitern 🤷🏼♀️
Bürde dir doch nicht auf das du da helfen musst.
Du sagst doch schon selbst, deine Mutter lässt sich in Bezug auf ihren Lebenswandel nichts sagen, und schon gar nicht lässt sie sich in der Erziehung ihres Sohnes von der eigenen Tochter reinreden. So wie du deine Mutter schilderst kannst du das vergessen, und diese Erfahrung hast du ja bereits gemacht.
Es ist nicht deine Aufgabe hier zu helfen. Du hast es versucht, es lief auf Kontaktabbruch hinaus.
Schütze deine Jungs und auch dich, und halt dich einfach so gut wie möglich fern.
Doppelpost
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