Guten Abend,
über Ostern waren wir bei meinen Schwiegereltern. Sie kommen aus Äthiopien. Mein Mann wurde dort geboren, ist aber in Deutschland aufgewachsen.
Ich würde unsere Beziehung als gleichberechtigte Partnerschaft bezeichnen. Wir arbeiten beide, machen beide den Haushalt und kümmern uns beide um unsere Tochter.
Aber wenn wir bei seiner Familie sind, sitzen die Männer am Tisch, während die Frauen in der Küche arbeiten und nach den Kindern schauen. Ich biete immer meine Hilfe an. Oft wird sie abgelehnt. Mein Mann sagt aber, dass ich trotzdem helfen soll, weil es sonst unhöflich wäre.
Ich finde die ganze Situation dort immer ein wenig unangenehm, weil ich immer Angst habe, jemandem auf die Füße zu treten, dass meine Kleidung unangemessen sein könnte, dass mein Mann sich für mich schämt und dass meine Schwiegereltern ein schlechtes Bild von mir haben. Gleichzeitig hasse ich es, mich zu verstellen, weil ich das Gefühl habe, dadurch meine Werte zu verraten.
Auch wird viel auf Amarisch gesprochen, was ich und meine Tochter nicht verstehen.
Wie würdet ihr mit der Situation umgehen?
Ich fühle mich bei meinen Schwiegereltern unwohl
Hallo,
Ich würde so eine Art Mittelweg versuchen.
Soweit ich es verstehe, seid ihr nur ab und zu da? Dann würde ich aus Respekt vor meinem
Mann für ein paar Tage die Arschbacken zusammenkneifen bzw. versuchen, meiner Tochter etwas über die Kultur beizubringen - ich verstehe, warum du sie für dich nicht annehmen willst, würde ich auch nicht. Ich meine eher, die Chance zu nutzen, dass deine Tochter ein bisschen was über die Herkunft ihres Vaters lernt, kann nur eine Bereicherung sein. Und wenn es nur das Erlernen von einigen Wörtern ist, ein wenig Interaktion. Oder Gerichte. Vielleicht verändert das auch etwas die Beziehung zu der Familie wenn sie sehen, dass du dich interessierst und wie gesagt, für deine Tochter ist es nur bereichernd.
Sonst würde ich mich gar nicht verstellen. Ein wenig würde ich mich aus Respekt zurücknehmen, zum Beispiel den Minirock zuhause lassen an den wenigen Tagen (ist nur ein Beispiel!!) und wirklich auch immer noch meine Hilfe anbieten. Das mache ich auch bei meinen deutschen Schwiegereltern. Nie darf ich beim Frühstückstisch helfen, trotzdem frage ich jedes einzelne Mal, ich finde die Geste wichtig. Man versucht sich als Gast ja aus Höflichkeit immer ein wenig anzupassen, egal, woher die Gastgeber kommen, aber komplett verstellen muss man sich nicht, Du bist nun mal so wie du bist und so hat dein Mann dich auch geheiratet.
Ja, vielleicht einmal im Monat, manchmal auch etwas seltener. Sind knapp drei Stunden Fahrt, weshalb Besuche meistens ein Tagesausflug sind und manchmal schlafen wir auch dort.
Ich habe wenige Sätze gelernt. Kann ein ganz kleines bisschen Small Talk führen, aber keinen Gesprächen folgen.
Ich gebe mir schon Mühe. Ich überlege immer vorher, was ich anziehe (nicht zu eng, lang, kein tiefer Ausschnitt) und spreche das auch mit meinem Mann ab. Aber manchmal sagt er mir dann auf der Rückfahrt: "Zieh nächstes mal bitte andere Jeans an. Meine Mutter hat mich darauf angesprochen, dass sie zu eng sind." Oder heute hat er mich während wir dort waren, zur Seite genommen und mich darauf hingewiesen, dass man zwischendurch meinen BH-Träger sieht.
Dadurch werde ich dann irgendwie immer unsicher. Und sonst bin ich gar nicht so.
Ich helfe in der Küche natürlich mit. Aber ich bin nicht so eine gute Köchin wie meine Schwiegermutter und sie lässt mich Sachen machen, schaut mir dabei ganz kritisch über die Schulter und fragt dann nach, ob ich denn zuhause nie Zwiebeln schneiden würde, ob ich für den Reis immer so viel Wasser nehme und es mich gar nicht stört, wenn der matschig wird oder ich soll Kaffee aufgießen, aber der ist grundsätzlich zu wässrig oder zu stark, obwohl ich immer vorher frage, wie viel ich nehmen soll, aber keine richtige Antwort erhalte.
Es ist immer so. Ich frage: "Kann ich helfen?" Sie sagt: "Nein, nein, lass nur." Ich sage: "Bist du sicher?" Und sie sagt: "Ja, natürlich, lass nur." Am Anfang bin ich dann sitzen geblieben oder habe mich mit unserer Tochter beschäftigt und mein Mann hat mich danach darauf hingewiesen, wie unhöflich das war. Deshalb gehe ich nach unserem Gespräch immer unaufgefordert mit in die Küche oder komme inzwischen meistens direkt mit, in der Küche mache ich aber gefühlt alles falsch und fühle mich dumm.
Mittlerweile habe ich immer das Gefühl, dort alles falsch zu machen.
Ich finde es auch nervig, dass unsere Tochter dort fernsieht, während ich beschäftigt bin. Fast von Anfang an. Auch als sie zuhause noch gar nichts geguckt hat. Und wenn sie was möchte, bin ich Ansprechpartnerin. Ich bin dort immer angespannt und gestresst, während mein Mann auf dem Sofa oder am Tisch sitzt und sich bedienen lässt.
Was du beschreibst, erinnert mich teilweise an mein arabisches Umfeld, aber ohne die (versteckte?) Kritik der Schwiegermutter.
Ich finde, du wirkst sehr respektvoll. Du nimmst Rücksicht. Vielleicht würde es helfen, ein paar Oberteile und Hosen zu haben, die du immer dort trägst. Dann weißt du schon, dass sie unproblematisch sind und fühlst dich sicherer. Wenn du dich so weit anpassen willst oder du ziehst eine Grenze und sagst dir, du hast ein paar Kriterien, die du beachtest, aber wenn deine Schwiegermutter deine Hose dann trotzdem zu eng findet, stehst du da drüber. In dem Fall würde ich auch noch mal mit deinem Mann darüber sprechen. Wie reagiert er denn, wenn seine Mutter deine Kleidung kritisiert? Hat er mal erwähnt oder hast du mal mitbekommen, dass er dich verteidigt oder stimmt er ihr zu oder nimmt es einfach so hin?
In der Küche könnten dir zwei Strategien helfen. Erstens: Du verweist auf dich selbst und deine eigenen Vorlieben. Der Kaffee ist zu dünn? Ich trinke ihn immer so, aber ich kann dir beim nächsten mal gerne einen stärkeren Kaffee machen. Zweitens: Wenn du unsicher bist, bittest du deine Schwiegermutter darum, dir Sachen zu zeigen.
Wie alt ist eure Tochter?
...
Ich wollte nicht in grau schreiben, aber im Familienforum ist es mir wohl heute nicht anders möglich. Mein Username "ordinary" "wird bereits von einem registrierten Mitglied belegt und kann deshalb nicht verwendet werden."
Meine Familie väterlicherseits kommt aus der Türkei und oft sitzen die Frauen in der Küche, die Männer im Wohnzimmer. Ich finde das nicht sonderlich schlimm. Es ist halt kulturell irgendwie so. Akzeptiere sie doch so, wie sie sind, sei nett und freundlich und dann ist doch alles ok.
Wenn das einfach ein nettes Zusammensitzen in der Küche wäre, auch mit gemeinsamer Arbeit, wäre das ja ok. Aber ich habe oft das Gefühl, alles falsch zu machen und bin angespannt. Ich passe meine Kleidung an, aber mache mir dann trotzdem Gedanken, ob meine Schwiegermutter nicht doch etwas auszusetzen hat.
Dann lass den Stress doch.
Sie leben in deinem Kulturkreis, nicht du in ihrem.
Und dein Mann sollte nicht dich beiseite nehmen und dir sagen was Mutti an deiner Jeans zu meckern hat, sondern er sollte Mutti beiseite nehmen und ihr erklären dass ihr 3 als Familie die hiesige Kultur lebt und du dich völlig okay kleidest und benimmst.
"Wie würdet ihr mit der Situation umgehen?"
Ich hätte schon längst mal die Sprache gelernt. Zumindest die Basics so dass du dich wenigstens ein bisschen einbringen kannst. Es ist übrigens nicht nur bei der Kultur deines Mannes so, dass bei Festen die Frauen in der Küche stehen und die Männer zusammen sitzen. Das geht mir hier bei meiner französischen Verwandtschaft genau gleich. Das hat allerdings nicht mit "Frauen gehören an den Herd zu tun" sondern da sind Tanten, Schwestern, Mütter, Grossmütter die sich selten sehen und dann natürlich zusammen quatschen wollen.
Preisfrage: Warum lernt nicht auch die Familie die Sprache des Landes, in dem sie lebt?
So wie ich das verstanden habe, können sie die. Die TE schreibt sie sprechen manchmal untereinander ihre Sprache.
Andere Preisfrage: Warum lernt man nicht die Sprache seines EhePARTNERS?
Wie ich damit umgehen würde? Meinem Mann mitteilen, das Höflichkeit und Respekt keine Einbahnstraßen sind. Die Sache mit dem Helfen handhabe ich bei meiner Schwiegermutter so, dass ich frage, bei Ablehnung der Hilfe dann maximal Geschirr mit in Küche trage oder den Tisch decke etc. Sie würde mich aber nicht permanent kritisieren. Deine Kleidung würde ich ebenfalls nicht groß ändern, du machst dir Gedanken und gut. Und bezüglich der Sprache: wenn wir Gäste haben, die unsere Sprache nicht sprechen, wird eine gesprochen, die ALLE verstehen. Im Zweifel Englisch. Wenn das nicht geht, muss zwischendurch übersetzt werden. Jemanden auszuschließen, indem bewusst eine Sprache gesprochen wird, die derjenige nicht gut beherrscht, finde ich extrem unhöflich. Was sagt denn dein Mann dazu? Das findet er alles ok?
Zu der Sprache: Alle aus meiner Schwiegerfamilie sprechen fließend Deutsch. Ganz, ganz, ganz selten ist mal jemand dabei, bei dem das nicht so ist, aber das ist in den letzten Jahren vielleicht zwei mal vorgekommen.
"Was sagt denn dein Mann dazu? Das findet er alles ok?"
Er schafft es nicht, seinen Eltern die Stirn zu bieten. Ich habe den Eindruck, dass er Angst hat, ihre Erwartungen zu enttäuschen. Er weiß, wie es mir mit den Treffen geht, und bietet deshalb immer eine Art Tausch an: Er übernimmt danach Aufgaben von mir zuhause, ich habe ein Wochenende Kind frei, er bezahlt mir eine Massage oder wir machen eine Aktion, auf die ich mehr Lust habe als er.
"Alle aus meiner Schwiegerfamilie sprechen fließend Deutsch."
Da sollte dann klar sein, welche Sprache gesprochen wird bei Treffen.
Zu dem Rest: ich nehme mal an, dass er noch so erzogen wirde, dass man den Eltern gegenüber Respekt=absolut widerspruchsloses Verhalten zu zeigen hat. Ich kann durchaus verstehen, dass ihm das schwer fällt, da raus zu kommen. Und im Grundsatz scheint er zuhause ja auch anders zu sein. Im Grunde lässt dir das 2 Möglichkeiten: weiter wie bisher, evtl mit der Änderung, dass du nur noch absolut idiotensichere Hilfen machst (falls es das bei deiner SM gibt, manche Menschen haben ja sogar feste Meinungen dazu, wie man Teller stapelt) oder du verlangst von deinem Mann mehr Unterstützung, im Zweifel geht er allein zu den Schwiegers. Ist die Frage, was sich für doch besser anfühlt, das kannst nur du dir beantworten.
Andere Länder, andere Sitten. Das wird für dich doch nichts Neues sein. Du warst doch sicher nicht zum ersten Mal bei den SE.
Mehr als Hilfe anbieten zbw. das tun, was eigentlich eh der Anstand erfordert (Tisch abräumen helfen, Geschirr in Spüler räumen, Tisch abwischen usw.) kannst du nicht. Sie kennen deine Nationalität und die damit einher gehenden Gepflogenheiten.
Und dass sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten kannst du ihnen weder verbieten, noch sollte es dich stören. Wenn sie wollen, dass du sie verstehst, dann müssen sie deutsch mit dir reden.
Würde diese Besuche lockerer sehen.
Hast du nur den Ausgangstext gelesen oder auch den Kommentar der TE direkt unter der ersten Antwort?
Hallo Hausstaubmilbe,
wenn man doch jemanden einläd, der die Sprache nicht kann, gehört es für mich auch zum Anstand deutsch zu sprechen.
Ich kenne solche Situationen nur zu gut und finde es extrem nervig.
Bei uns in der Schwiegerfamilie ist es ähnlich.
Ich habe es einfach bei meinem Mann und seiner Familie angesprochen.
Du sollst dich nicht verstellen und er soll es akzeptieren.
Ich frage einmal ob ich helfen soll und wenn es heisst Nein dann ist das so.
Ich stimme Fruehchenomi und Regenschirmle zu.
Ich finde, du machst schon echt viel, passt dich gut an. Das ist auch gut und wichtig. Aber irgendwo istd ann aber auch mal gut.
Dass dein Mann hinterher noch an deiner Kleidung kritisiert, obwohl du schon extra "unauffällige" Sachen anziehst, finde ich nicht in Ordnung. Da sollte er hinter dir stehen.
Ich möchte aber noch einen bisher nicht aufgenommenen Punkt einwerfen:
was ist denn eigentlich mit deiner Tochter? Noch ist sie klein, ein Kind. Aber was ist, wenn sie älter ist? Wie wird dann mit ihr umgegangen? Muss sie sich dann genauso wie du aufs Drahtseil begeben? Immer aufpassen, dass sie ja keine falsche Kleidung anhat? Falsch kocht? Falsch "hilft"? Die Sprache nicht spricht und deshalb ausgeschlossen wird? Wird dein Mann sie dann ebenfalls kritisieren und ihr unhöfliches Verhalten vorwerfen?
Da würde ich mir an deiner Stelle frühzeitig Gedanken machen. Steh für dich ein - und vor allem auch für deine Tochter! Wenn du das jetzt nicht machst, dann wird es in 5 oder 10 Jahren noch schwieriger für deine Tochter.
"was ist denn eigentlich mit deiner Tochter? Noch ist sie klein, ein Kind. Aber was ist, wenn sie älter ist? Wie wird dann mit ihr umgegangen? Muss sie sich dann genauso wie du aufs Drahtseil begeben? Immer aufpassen, dass sie ja keine falsche Kleidung anhat? Falsch kocht? Falsch "hilft"? Die Sprache nicht spricht und deshalb ausgeschlossen wird? Wird dein Mann sie dann ebenfalls kritisieren und ihr unhöfliches Verhalten vorwerfen?"
Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber bisher fühlt sie sich dort sehr wohl, sie ist sehr selbstbewusst dort und ich weiß nicht, ob sich das wirklich ändern wird, wenn sie älter wird. Schließlich sind es Oma und Opa für sie und nicht die Schwiegereltern. Das ist ja eine ganz andere Rolle. Und mein Mann meinte schon öfter, dass sie früher schon als Kind richtig streng zu ihm waren und mit unserer Tochter ganz anders umgehen.
Ehrlich gesagt finde ich, dass dein Mann echt übertreibt. Du bietest Hilfe an, diese wird abgelehnt, du hilfst trotzdem und wirst dann auch noch kritisiert? Da hörts bei mir auf, sorry. Ich an deiner Stelle würde gar nichts mehr tun dort, wenn mein Hilfsangebot abgelehnt wird. Sollte hintenrum über deinen Mann was kommen zwecks unhöflich etc. würde ich einmal ne Ansage machen a la "ich habe Hilfe angeboten, mehrmals, diese wurde abgelehnt. Dann zu sagen, ich sei unhöflich, weil ich nicht helfe, ist unhöflich und eine Frechheit". Ebenso das Thema Kleidung: Du nimmst enorm viel Rücksicht und dann ists immer noch nicht gut genug? Das würde ich mir verbitten, ganz ehrlich. Sollte dein Mann nochmal sowas sagen wie mit der Jeans würde ich sowohl ihm als auch der Schwiegermutter sagen, dass du dich wohlfühlst in der Hose, dass deine Religion diese Kleidung toleriert und wenn sie ein Problem damit haben sollen sie weggucken.
Ich bin wahrlich nicht ausländerfeindlich und akzeptiere sehr wohl andere Religionen, aber dein Mann und deine Schwiegermutter kritisieren dich ohne Ende und das finde ich nicht in Ordnung, denn das gehört in KEINER Religion zum guten Ton. Du nimmst enorm viel Rücksicht und das sollte anerkannt werden. Wenn das wirklich stets und ständig so gehen würde würde ich an deiner Stelle deinen Mann mal fragen, warum er dich überhaupt geheiratet hat... Ich an deiner Stelle würde mir das nicht gefallen lassen und entweder nicht mehr mitgehen oder aber wie gesagt mal eine Ansage machen.
Danke für deine Antwort und die Anregung.
Es sind auch Christen (orthodox), also haben wir im Grunde genommen die gleiche Religion. Aber sie legen sie viel strenger aus.