Elternzeit: neidisch auf meinen Mann

Guten Morgen zusammen,

bitte erklärt mich nicht für verrückt, ich hätte es nie gedacht, aber in den letzten Wochen bin ich so neidisch auf meinen Mann, dass er jeden Tag zur Arbeit gehen kann, während ich zuhause bin und unsere 10 Monate alte Tochter betreue.

Wir haben leider erst ab September eine Tagesmutter & bis dahin übernehme ich die Betreuung daheim weiterhin allein, da mein Arbeitgeber mir derzeit keine Stelle anbieten kann.

Und ja. Ich bin total neidisch wenn mein Mann abends nach Hause kommt, sich total auf die Kleine freut, während ich froh bin, sie endlich mal abgeben zu können, nachdem wir 9 Stunden Zeit mit Höhen und Tiefen miteinander verbracht haben.

Mein Mann fragt mich ständig, warum ich abends immer ein Gesicht ziehe & genervt wirke, und ich sage ihm, dass ich durch den Tag immer so platt & frustriert bin.

Irgendwie genieße ich die Zweisamkeit mit meiner Tochter in letzter Zeit eher selten 😕😕😕

Wenn er dann von seinem Tag mit den Kollegen erzählt, merke ich, wie neidisch ich auf ihn bin, dass er den Tag über Zeit mit Erwachsenen und außerhalb der Wohnung verbringen konnte.

Und ja, ich besuche Babykurse, gehe mit der Kleinen und anderen Müttern fast täglich spazieren, und habe sogar eine Nachbarin, die ab und an auf die kleine aufpasst, und dennoch fällt mir die Decke auf den Kopf, in der Zeit, in der wir zu zweit daheim sind.

Umso schlechter fühle ich mich, dass ich Neidgefühle gegen meinen Mann habe, obwohl ich Abwechslung daheim habe & sogar öfters mal „Me Time“ genießen kann.

Geht es jemandem ähnlich? Ich bin total enttäuscht von mir selber, da ich meine Mutterrolle etwas „überschätzt “ hatte und mich irgendwie viel glücklicher gesehen hatte in der Zeit. Dabei sollte ich doch so dankbar sein, wir haben fast zwei Jahre auf die kleine gewartet. :(((

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Diese Gefühle haben viele, meine Frau hatte sie auch, sie konnte nach sechs Monaten zwei Tage pro Woche arbeiten gehen und nach zwölf dann drei. Es gilt halt leider vielfach als Tabu. Aus meiner Sicht wäre es wünschenswert, wenn mehr Paare die Elternaufgaben gleichmässig verteilen würden.

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Danke dass du als Mann deine Sicht teilst. Das tut gut zu lesen. Mein Mann steht da auch zum Glück komplett hinter mir & sieht dass es mir daheim nicht gut geht. Leider leider auch tofal die Ehe darunter da wir kaum noch Zeit für uns haben.

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Und dein Mann kann nicht reduzieren, oder EZ nehmen (und 32 Stunden arbeiten gehen) und du dafür wenigstens einen Tag?

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Ich kann dich gut verstehen. Die ersten 3 Monate mit Baby zu Hause hätte ich nix anderes machen wollen, die nächsten 3 Monate waren okay, aber da kam dann auch das erste Mal der Gedanke auf, dass nur Baby/Mama-Programm den ganzen Tag echt wenig Ausgleich bietet. Ich liebe meinen Job als Mama und meinen Sohn, aber ich gehe persönlich einfach auch nicht allein darin auf, das ist einfach so Typabhängig 🤷

Ich hab dann nach einem halben Jahr mit ein paar Stunden im Home Office wieder gestartet zu arbeiten. War nicht viel, aber für mich goldwert, mich ein paar Stunden mit etwas außerhalb des Baby-Universums zu beschäftigen.

Das macht weder mich noch dich zu einer schlechten Mutter. Unseren Babys geht's gut, wenn's uns Müttern gut geht. Und es ist okay in seiner Mutterrolle völlig aufzublühen, aber es ist genauso okay sein Baby zu lieben und trotzdem das Leben außerhalb der Babybubble zu vermissen.

Fühl dich gedrückt!

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Hi,
ja, kann ich nachvollziehen. Den Neid nicht unbedingt, aber dass dich die Hausfrauen/Mutterrolle nicht komplett erfüllt, durchaus. Es ist halt nicht jederfraus Sache, den Haushalt zu schmeißen und täglich den mehr oder weniger selben Ablauf zu haben. Ich könnte mir vorstellen, wenn es jetzt wärmer wird und man sich auch mal auf Spielplätzen trifft, dass es dann besser wird, so erging es mir zumindest. Letztendlich musst du dir aber klarmachen, dass die Zeitspanne eine recht kurze in eurem gemeinsamen Leben ist und man sie eigentlich genießen sollte.
Was auch mit hineinspielen könnte, falls deine Unzufriedenheit sehr untypisch für dich ist, sind deine Blutwerte. Eisen, Vitamin D, Schilddrüse und so. Wenn da was verrutscht, kann das auch zu depressiven Verstimmungen führen.

vlg tina

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Ich glaube nicht das es einen Grund gibt enttäuscht zu sein. Du wusstest doch nicht wie es sein würde. Die meisten Menschen verklären die frühe (besonders bei der ersten Elternschaft) Elternzeit und stellen es sich Liebe geschwängert vor. Elfen tanzen, Feen singen, Regenbogen überall. Aber was kommt?
Schlafentzug, Schmerzen, Paarprobleme, Überforderung, Ängste, das Gefühl nicht zu reichen, alles falsch zu machen, Sehnsucht nach dem alten und bekannten Leben, das einer ungewissen Zukunft gewichen ist.

Ja, du darfst neidisch sein und traurig und du würdest dich nicht so schlecht fühlen, wenn man darüber offener kommunizieren dürfte. Es ist leider noch immer ein Tabuthema. Noch schlimmer, man setzt es mit Versagen gleich, weil man ein völlig anderes Bild vorgegaukelt bekommt, sowohl von der eigenen Gefühlswelt, als auch von der Familie oder der Gesellschaft.

Wird schon wieder. Gestehe dir ein, dass dir etwas fehlt und sieh dich nicht gleich als schlechte Mutter, sondern als Mensch mit eigenen Bedürfnisse, die momentan nicht alle befriedigt werden, aber das wird schneller kommen, als du momentan glauben willst.
Bis dahin, genieße die Zeit mit der Kleinen, es geht schnell vorbei.

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Wunderschön geschrieben. Das hätte ich in der Schwangerschaft gerne gelesen. Als mentale Vorbereitung.

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Hast du denn nicht die Möglichkeit, zumindest ein paar Stunden die Woche zu arbeiten?
Muss ja nicht in deinem Hauptberuf sein. Kann ja alles mögliche sein.
Während dein Mann zu hause ist, sollte das doch machbar sein. Vielleicht könnte auch er ein paar Stunden kürzen?

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Hallo,

Neidisch war ich nicht, ich wusste aber dass es mir exakt so gehen würde, deshalb haben mein Mann und ich das von Anfang an anders aufgeteilt. Wir haben uns die Elternzeit geteilt, als der Knirps 3 Monate alt war bin ich 15 Stunden die Woche arbeiten gegangen, mein Mann 20. Er morgens, ich nachmittags. Es war ehrlich ein ganz toller Rhythmus, die Arbeitszeiten glitten problemlos ineinander über, so dass wir mittags zusammen essen konnten und ich dann los bin. Jeder hatte also von allem.

Mir ist die Decke bereits nach 3 Monaten auf den Kopf gefallen. Unser Sohn ist jetzt 18 Monate alt, JETZT wäre die Zeit, wo ich sehr gerne wieder mehr mit ihm zu Hause wäre, ich liebe es, dass man jetzt schon so viel mit ihm machen kann. Ich bin ganz einfach keine Babymama.

Enttäuscht musst du darüber nicht sein. Warte mal ab. Als mein Sohn mit 12 Monaten anfing zu laufen, da hat sich bei mir sehr viel verändert und ich genoss die Zeit mit ihm wieder sehr. Da ist jetzt so eine Neugier, so eine Gier nach neuem Wissen, nach mehr. Das ist so toll. Die schlimmsten Monate waren für mich zwischen dem 8. und dem 12. Denn da wollte er ständig so viel, konnte aber noch nicht und die Zeit bis er was Neues lernte zog sich echt. Er wollte beschäftigt werden, aber womit? Ich fand diese Zeit bisher am Anstrengensten. Und da waren die Nächte auch am Schlimmsten. Er war oft total überdreht oder frustriert.

Wir haben übrigens 3.5 Jahre auf den Knirps gewartet, deine Gefühle haben nicht das Geringste mit Undankbarkeit zu tun. :-)

Alles Gute!

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Ich war auch neidisch, die ersten 3 bis 4 Monate gingen noch, dann fing es an. Ich würde mir auch klar machen, dass es nichts Schlechtes ist, wenn das Kind mal von jemand anderem betreut wird. Das schadet dem Kind nicht, es ist ein Mehrwert.

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Also ehrlich: genieße doch die Zeit wo deine Tochter noch so klein ist! Ich habe 2 Töchter - die eine ist 15 und die andere 9 und ich vermisse die Zeit in der sie so klein waren!!! Bei der Großen war ich damals auch total gelangweilt und genervt von diesem "Babykram" und habe die Zeit herbeigesehnt wo sie selbstständiger ist, wir mehr auf Augenhöhe sind und mir nicht mehr am Rockzipfel hängt. Die Zeit kam schneller als gedacht und als es dann soweit war wurde mir klar, dass es diese intensive Mama-Tochter-ZEit in der Form nie mehr geben wird!

Bei meiner jüngeren Tochter habe ich es dann umso mehr genossen und finde es auch jetzt schade, dass sie mich langsam aber sicher zum Zuschauer in ihrem Leben degradiert. Sie will viel lieber mit ihrer Schwester oder ihren Freunden etwas unternehmen oder alleine - seltenst kommt sie und will mit mir was unternehmen. Ich weiß, dass das normal ist und dass sich die Beziehung zwischen Mutter und Tochter halt ändert und man sich ja dennoch nahe stehen kann aber es halt anders ist als vorher. Es ist schön mehr Zeit für sich zu haben, aber genauso schön ist die Zeit mit dem eigenen Kind wenn man für es noch die absolute Nr. 1 ist ;-)

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Ich kann das nachvollziehen. Grade beim 1. Kind ging es mir auch immer mal wieder so, vor allem in anstrengenden Phasen.
Das ist, denke ich, normal. Versuche es aber nicht an deinem Mann auszulassen. Sorge für Entlastung, vor allem, wenn dein Mann da ist. Vielleicht kannst du auch teilweise wieder arbeiten und er reduziert?

Bearbeitet von aprilmama19