Ich bin meiner Tochter näher als meinem Sohn

Ich hoffe, ich werde hier gleich nicht gesteinigt. Ich habe große Schwierigkeiten damit, dass ich meiner Tochter irgendwie viel näher bin als meinem Sohn. Meine Tochter ist 7 und mein Sohn 2 Jahre alt. Zur Großen habe ich schon in der Schwangerschaft eine ganz enge Bindung gespürt und auch nach der Geburt war da einfach nur ganz viel Liebe. Ich war total im Babyhimmel! Sie ist ein super freundliches, "einfaches" Kind, aufgrund ihrer Art überall beliebt. Sie ist sehr sportlich, kann sich aber auch hervorragend ruhig beschäftigen, ist sehr sozial und mir vom Charakter grundsätzlich sehr ähnlich. Mein Sohn war von anfang an viel fordernder und schwieriger im Umgang. Das ist auch jetzt noch so. Er ist eher "rabaukig", lässt sich nicht gut regulieren, haut öfter mal zu, rennt draußen dauernd weg, hört grundsätzlich nicht besonders gut. Ehrlich gesagt macht mich dieses Verhalten oft einfach nur ratlos und sauer. Ich sehe seine Stärken (er ist auch sportlich z.B.), aber auch dauernd seine Baustellen.
Ich gebe mir sehr große Mühe, beiden Kindern im Alltag gleichmäßig viel Aufmerksamkeit zu geben. Ich beschäftige mich mit beiden, versuche, ihre Interessen zu fördern und mir niemals anmerken zu lassen, dass ich das Zusammensein mit meiner Tochter oft viel schöner finde, als mit meinem Sohn :-( Das tut mir für meinen Sohn oft so Leid! Ich versuche wirklich, mir nie irgendetwas anmerken zu lassen und beide gleich zu behandeln, wobei ich mit meinem Sohn oft viel mehr schimpfe und ihm mehr verbiete, weil er viel mehr anstellt. Bei meiner Tochter gibt es selten einen Grund zu schimpfen.
Ich denke, dass sein Verhalten (das vielleicht auch in seinem Charakter begründet liegt?) dazu führt, dass ich mich ihm eher nicht so nah fühle. Ich kann mit diesem groben, unsozialen Verhalten gar nichts anfangen und bin davon oft einfach wahnsinnig genervt, besonders, wenn es gegen die Schwester geht, die sich ihm gegenüber wirklich immer sehr fürsorglich und nachsichtig verhält.
Kennt das vielleicht Jemand? Hat hier Jemand noch mehrere Kinder und zu einem eine viel engere Bindung als zum anderen Kind? Ich habe lange gedacht, dass die Bindung zu meinem Sohn bestimmt noch enger wird, dass das einfach noch kommt, aber er ist fast drei und ich empfinde für ihn einfach anders als für meine Tochter.

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Ich finde deine Gedanken merkwürdig. Dein Kind ist mit 2 Jahren ja noch ein Kleinkind, dass die noch kein richtiges Sozialverhalten haben, mal zuhauen etc. ist doch etwas ganz normales. Wenn deine Tochter da anders war dann hast du da einfach ganz großes Glück gehabt, ich würde aber mal sagen das 90 % der Kleinkinder mit 2 Jahren ( Mädchen und Jungen) ungefähr so sind wie dein Sohn, also trotzig, hören nicht etc.
Ich glaube du hast tatsächlich einmal großes Glück mit dem ersten Kind gehabt und hast jetzt zu hohe Erwartungen an dein 2 Kind. Das finde ich schade und traurig, denn wie gesagt, es verhält sich normal und genau so wie fast alle anderen in dem Alter.

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Ich würde dir raten, dass einfach zu akzeptieren und dich zu entspannen. Wenn du so fühlst, dann ist das eben so.
Überlege dir jedoch im Alltag, wie du gelassener und wertschätzender mit ihm umgehen kannst, auch wenn er etwas angestellt hat. 😊Je blöder sich Kinder manchmal verhalten, um so wichtiger ist es, zwar Grenzen zu setzen, aber trotzdem liebevoll zu bleiben. Keine leichte Aufgabe, ich weiß.

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Nein so würde ich das nicht ausdrücken wollen. Aber ich merke schon etwas in der Art wie du es beschreibst. Man könnte meinen, dass die Bindung enger ist oder man sogar mehr Gefühle hat, bei dem Kind wo es einfacher läuft. Das hört sich recht hart an aber letztendlich ist es auch menschlich. Es ist auch nicht so schwarz-weiß. Aber wenn es einfach läuft, fühlt es sich gut an und für einen Moment kann man es damit verwechseln.
Ich bin mir sicher, dass aber auch bei dir die Gefühle zu deinen beiden Kindern gleich stark sind und ihr werdet noch die Chance haben, eine genauso enge Bindung zuspüren. Manchmal muss sie sich vielleicht auch erstmal entwickeln oder freischaufeln.

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Hallo!
Ich habe 4 Kinder und kenne diese Gefühle, allerdings weiß ich auch, dass sich das auch immer wieder verändern kann.
Unser Erster war und ist auch immer ein sehr vernünftiger, verständiger Mensch, der es uns in vielen Dingen sehr einfach gemacht hat. Seine 2 1/2 Jahre später geborene Schwester war und ist einfach wieder ein ganz anderer Typ. Sie war lauter, rebellischen, wilder, trotziger, selbstbewusster. Ich hatte öfter Phasen, in denen wir viel gestritten haben, ich ständig geschimpft habe... Das hat sich aber irgendwann gegeben, vielleicht auch weil wir uns besser aufeinander eingelassen haben. Mittlerweile ist sie 14 und gerade sehr unsicher in vielen. Ich würde ihr wünschen, wieder selbstbewusster zu werden, aber das ist sicher das Alter.
Auf den Dritten mussten wir lange warten, er mochte lange keine Nähe, war sehr zurückhaltend, aber umso mehr habe ich ihn mit Liebe überhäuft ;-). Da war eine ganz besondere Bindung zu ihm, die aber mittlerweile nicht mehr so im Vordergrund steht wie früher. Er ist zurückhaltend und ruht oft in sich, kann aber auch sehr explosiv sein.
Der Vierte kam überraschend zu uns und platzte in unsere Familie. Er ist vom Gemüt ganz offen, wild, laut, sportlich, selbstbewusst. Er nimmt unsere Liebe ganz selbstverständlich und gibt seine Liebe an uns zurück. Das macht dem Umgang mit ihm einfach, was nicht immer bedeutet, dass es keinen Streit gibt, Emotionen gehen auch in andere Richtung. Aber trotzdem finde ich sein Wesen toll.

Es ist doch toll, dass die Kinder so unterschiedlich sind. Ich Vergleiche meine Liebe zu ihnen nicht miteinander und es gibt immer Phasen, in denen ich mehr mit einem Kind aneinander gerate und dann wieder mit einem anderen. Auch die Nähe und Verbundenheit schwankt, in manchen Dingen ist mir eines ähnlich, in anderen ein anderes.

Fast 3 ist einfach auch ein herausforderndes Alter. Und oft ist es zwar schwerer mit einem "aufmüpfigen" Kind, aber für das Leben gewappnet sind diese Kinder vielleicht viel mehr.
Man kann 2 Kinder meiner Meinung nach gar nicht auf die gleiche Art lieben, glaube ich. Setz Dich also nicht selbst so unter Druck.

Viele Grüße
Jujo

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Ich habe zwar "nur" ein Kind, antwortete dir aber trotzdem mal :)
Kann es sein, dass das auch sehr daran liegt, dass deine Tochter und du euch einfach ähnlich seid?
Ich habe hier ein kleines forderndes Chaos-Mädchen, dass uns seit knapp zwei Jahren auf Trapp hält. Mein Freund liebt sie ganz sicher nicht weniger als ich "leidet" aber viel mehr unter der Situation. Er ist introvertiert, ruhig und braucht viel Zeit für sich. Sie und ich sind dagegen voll auf einer Wellenlänge. Da ich auch ziemlich temperamentvoll bin, kann ich ihre Wutanfälle viel besser nachvollziehen und sie stressen mich deutlich weniger, weil mir dieses Gefühl nicht so fremd ist.

LG ZimtBlau

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Ist das nicht ganz normal? Deine Tochter kennst du schon viel länger und mal ganz ehrlich, ich würde die Zeit mit einer Siebenjährigen auch mehr genießen als mit einem Zweijährigen.

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Ich finde das auch jetzt erst mal überhaupt nicht schlimm. Ist doch klar, dass du deine 7-jährige länger und besser kennst, als deinen kleinen Sohn, und mit einer Grundschülerin kann man natürlich auch viel mehr anfangen als mit einem Kind, das noch kaum komplette Sätze von sich geben kann.

Ein bisschen negativ finde ich nur, wie viel du das Verhalten deiner Kinder wertest und bewertest. Also deine Tochter ist brav, ruhig, höflich, freundlich, einfach, und "beliebt" usw. und das ist für dich positiv, dein Sohn ist ein "Rabauke", wild, hört nicht so gut...aber er ist immer noch 2 (!!!) Jahre alt.
Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen. :-)

Versuche mal ein bisschen Abstand von deinen festgefahrenen Bewertungskategorien im Kopf zu gewinnen. Statt rabaukig kann man auch sagen: neugierig, aufgeschlossen, energisch; "lässt sich nicht gut regulieren" er ist halt ein noch sehr kleiner Wirbelwind; statt zu sagen er "rennt weg/hört nicht" und das negativ zu bewerten könntest du auch mal sagen: mein Sohn ist selbstbewusst, er ist interessiert und wissbegierig, er strebt früh schon nach Autonomie.
Schimpfen und verbieten ist auch so eine Sache in der U3 Klasse: manchmal muss es einfach sein, um Gefahr abzuwehren und gewisse Grundregeln zu etablieren die auch wieder Sicherheit garantieren sollen. Aber wie wäre es denn, wenn du in weniger prekären Situationen, in denen es nicht um absolute psychische und physische Sicherheit geht, versuchst nicht zu schimpfen, sondern versuchst seine Aufmerksamkeit umzulenken und ruhig bleibst statt selbst auch aufzubrausen und eine negative Gesamtsituation für euch zu schaffen?

"Ich kann mit diesem groben, unsozialen Verhalten gar nichts anfangen und bin davon oft einfach wahnsinnig genervt, besonders, wenn es gegen die Schwester geht, die sich ihm gegenüber wirklich immer sehr fürsorglich und nachsichtig verhält."

Dein Sohn ist NICHT grob und unsozial, er ist einfach nur noch sehr sehr klein und hat es auch verdient Zeit zu bekommen um in aller Ruhe und für sein Alter angemessen seine Social Skills zu entwickeln.
Das fürsorgliche und nachsichtige der Tochter siehst erstmal DU so. Für deinen Sohn dringt sie vielleicht in seine Sphäre ein, unterbricht (s)ein Spiel, drängt sich zwischen ihn und dich (seine Mama) und er reagiert da drauf. Lass dich mal auf den Perspektivenwechsel ein :-)

Du bist die Mama von *beiden* diesen tollen Kindern, und beide sind toll auf ihre Weise und du darfst natürlich jedes für sich so mögen. Aber hör auf so viel zu bewerten und so viel zu vergleichen, und klammere vor allem nicht so an deiner Erfahrung mit deiner Tochter, sondern mach dich frei für viele neue Erfahrungen mit deinem Sohn.

Bearbeitet von EfeuIvy
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10 Herzen für diese Zusammenfassung #herzlich

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Dein Sohn ist bestimmt nicht unsozial, er ist zwei, er lernt sich und die Welt gerade kennen.

Vielleicht löst du dich von der Vorstellung, dass nur ein Kind, welches deinen Vorstellungen und Wünschen entspricht, ein Kind ist, dem man sich Nahe fühlt. Kinder sind nicht dazu da, unsere Erwartungen zu erfüllen und auch deine Tochter wird nicht immer wie ein Uhrwerk laufen.
Das Beste was wir tun können, ist sie zu unterstützen, zu lieben, für sie da zu sein und sie und ihre Eigenarten zu akzeptieren.

Wir haben 4 Kinder, die alle unterschiedlich sind, aber jedes auf seine Weise großartig. Dennoch hat jedes auch Schwächen, wie wir eben auch.
Schau mit positivem Blick auf den Kleinen und wenn er grob ist, leite ihn an, wie es anders gemacht werden kann. Er hat bestimmt viele tolle Eigenarten, die dir auffallen werden.

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1:1 bei uns 😅..

Ich war brav mein Bruder der schlimme..

Zieht sich wie ein roter Faden durchs Leben.. Das bleibt.