Verzweifeltes Familienleben

Hallöchen erst einmal,

vorab, ich weiß nicht was ich mir von diesem Post erhoffe. Vielleicht etwas Zuspruch und Aufmunterung.

Als ich mein Kind geboren habe ist so ziemlich alles schief gegangen was schief gehen konnte. Wir hatten keine Zeit für Bonding durch ITS Aufenthalte usw.
Zuhause konnte ich die sehr traumatische Situation kaum annehmen und fiel in eine Wochenbettdepression. Nach ca. 3 Monaten konnte ich so langsam etwas wie Liebe für mein Kind empfinden. Ich war von Anfang an sehr stolz auf es, habe alles so gut es ging für es getan. Aber kuscheln und Nähe viel mir schwer. Ein Kuschel oder tragebaby war es auch nie.

Zur jetzigen Situation (2 Jahre später). Es belastet mich sehr, dass mein Kind sich scheinbar mehr über seine Großeltern freut, als über seine Eltern. Es weint teilweise sogar wenn wir es aus der KITA abholen oder von den Großeltern und beim spielen stören. Gefremdelt hat es als Baby schon, aber selten. Es kommt selten an und möchte mal gekuschelt werden, wenn es sich verletzt geht er auch eher zur Oma und möchte von ihr getröstet werden. Es zerreißt mich sehr. Der Papa und ich haben immer alles getan, der Umgang ist immer liebe und respektvoll. Aber die Launen zerren sehr an den Nerven. Wenn etwas nicht direkt klappt oder es seinen Willen bekommt wird sich hingeworfen und gebrüllt. Wir versuchen dennoch mit Verständnis und Ruhe zu trösten, dennoch ist unsere Geduld auch begrenzt.

Ich habe das Gefühl als Mutter total versagt zu haben. Wie könnte ich unsere Bindung stärken? Ich beginne ab September eine Therapie wegen der Wochenbettdepressionen falls das noch eine Rolle spielt.

Ich bitte um liebe Kommentare, ich bin wirklich sehr verzweifelt 😞

2

Du musst die Bindung nicht stärken, denn sie ist da. Das zeigt dein Kind auch. Es fühlt sich in der Kita wohl. Warum? Weil es Urvertrauen zu euch hat. Ein Kind ohne Vertrauen geht nicht gerne in die Kita. Nicht nach Hause wollen ist normal,wenn man gerade mit etwas beschäftigt ist das Spaß macht. Ich gehe auch nicht gerne heim, wenns grad lustig ist. Du?

Euch Eltern hat euer Kind immer. Die Großeltern nicht. Willst du gelten mach dich selten. Auch das ist normal. Stell dir mal vor euer Kind würde an euch kleben und die Großeltern verweigern. Wäre noch blöder, oder?
Euer Kind ist aufgeschlossen den Großeltern gegenüber. So soll es auch sein. Auch sie sind Bezugspersonen für euer Kind. Es ist total okay, wenn sich euer Kind von ihnen trösten lässt. Es müssen nicht immer die Eltern sein. Ich finde es sogar schön, wenn meine Kinder Leuten vertrauen, die zu meinem engen Umfeld gehören. Im späteren Leben wünscht man seinen Kindern doch auch gute soziale Kontakte. Das ist so wichtig für groß und klein.

Schau, wenn mein Mann abends von der Arbeit kam, war ich total abgeschrieben bei den Kindern. Ist aber auch verständlich. Mich hatten sie den ganzen Tag, ihn nicht.
Dasselbe Spiel bei Besuch. Das ist normal.
Bei uns Erwachsenen ist es doch auch so, dass man sich mehr mit dem Besuch unterhält.
Ich sitze dann auch nicht da und rede nur mit meinem Mann.

1

Du bist ja erst am Anfang des Mutter Daseins.. Das dauert dein ganzes Leben 😇

Geduld brauchst du allerdings, und ein bisschen Konsequenz. Momentan ist grad trotz Phase.. Da musst du einfach durch. Genieß die ruhigen Stunden und spiel mit dem kleinen oder lies ihm was vor 😇

Bindung kommt mit Kommunikation und für einander da sein. Dass du eine unterstützende Oma hast hat doch super. Dann hast du auch Zeit mag für dich.

Kopf hoch du bist sicher keine schlechte Mutter sonst würdest du dir keine Gedanken machen

Lg

3

Hallo,

ich verstehe, dass das ein traumatischer Start für dich war.
Aber mach dir klar: für DICH! Nicht automatisch für dein Kind.

Deshalb darfst du jetzt nach 2 Jahren allmählich aufhören, alle Verhaltensweisen (v.a. die, die du nicht optimal findest ;-) ) auf diesen Start zu schieben. Dafür ist eine Therapie bestimmt hilfreich - super, dass das klappt!

Meine Tochter wurde übrigens "gebondet" bis zum Umfallen. Wir hatten ein Familienzimmer, indem wir aufgrund von Stillproblemen 10 Tage verbracht haben. Zwei Stillberaterinnen haben sich abwechselnd an uns ausgetobt, es wurde gekuschelt und gestillt bis zum Umfallen. (Auch nicht so richtig normal. Psychisch auch belastend... gelohnt hat sich all der Stress nur, weil ich dann das zweite Kind problemlos stillen konnte.)
Und ein Kuschelkind war diese Tochter auch nie. Im Gegenteil. Außer bei Oma... da bin ich abgemeldet.

Natürlich könnte ich das "Nicht-Kuscheln" jetzt auf Stress in der ersten Lebenswoche schieben. Oder auf eine schwierige Wurzelbehandlung während der Schwangerschaft. Oder auf Handystrahlung, Waschpulver oder, oder...
Oder ich nehme mein Kind so, wie es ist. Und gönne ihr eine tolle Beziehung zu ihrer Oma - ich hatte selbst eine fantastische Oma, deshalb fällt mir das leicht.
Dass sie sich bei mir - und dein Kind sich bei dir - sicher und geborgen fühlt, muss man nicht in Frage stellen. Denn sonst würden sie mehr klammern und sich schwerer trennen.

Mit Kuscheln hat meine übrigens mit 10 Jahren angefangen ;-)
Das könnte am Schulwechsel liegen. Oder am Umzug. Oder am Alter. Aber weißt du was: das ist egal.
Und wenn sie irgendwann wieder damit aufhört, ist auch egal, ob das dann an den Hormonen liegt, an den Freunden oder ...

Ihr müsst jetzt erstmal durch die Trotzphase durch. Da passiert viel Frust beim Kind, weil es sich plötzlich im Kopf viel vorstellen und ausdenken kann, was es aber noch nicht umsetzen oder auch nur erklären kann.
Aber seid euch sicher: da, wo sich das Kind am wohlsten fühlt, benimmt es sich am krassesten daneben. Es hilft, wenn man sich das immer mal wieder klar macht ;-).

LG

4

Das wird heutzutage auch alles etwas gepusht. Mein Kind war zum Glück nicht auf der ITS, Bonding fand statt, konnte mein Kind nach wenigen Tagen lieben und trotzdem verhält es sich ähnlich wie dein Kind. Liebt seine Großeltern und lässt sich da auch gern mal trösten. Das hat doch nur zu bedeuten dass das Kind auch andere Bezugspersonen hat und denen auch vertraut, ist doch supi.
Meine Oma ist vor dem 2 Weltkrieg geboren, beide Eltern waren zu der Zeit im Krieg und sie wuchs als Kind bei einer Nachbarin auf ohne zu wissen ob ihre Eltern je zurück kommen und soll ich was sagen ? Sie hat trotzdem keine Bindungsstörung davon getragen ( auch wenn das alles sicher Spuren hinterlassen hat). Sie hatte ihre Eltern ( die kamen nach dem Krieg nach Hause) trotzdem lieb und hatte ihren Vater auch bis zum Tod gepflegt. Das Leben und Bindung ist nicht nur schwarz/weiß. Auch Adoptivkinder haben ja Bindung obwohl diese wahrscheinlich kein Bonding hatten.

5

Ach du liebe, lass dich mal drücken 🙂
Ich weiß, dass eine wochenbettdepression lange an einem nagen kann, weil ich leider nach der geburt unserer Tochter auch eine hatte.
Ich konnte lange nicht mal sehen, wenn irgendjemand - außer mein mann - unsere kleine auf dem arm hatte. Das hat mich innerlich fast aufgefressen. Ich war ein halbes Jahr in Therapie, ohne die hätte ich es nicht nachhaltig bewältigen können. Es ist der richtige Schritt, dass du wieder in Therapie gehen willst. Denn genau das macht die nicht ausgeheilte wochenbettdepression mit dir. Sie lässt dich völlig irrationale Dinge denken und fühlen.
Ich bin heute so dankbar, dass meine Tochter ein so inniges Verhältnis zu meiner Mutter hat. Meine Mama liebt die kleine abgöttisch und umgekehrt auch. Da bin ich auch oft abgeschrieben, aber das ist völlig oke für mich, mittlerweile. 1. Weil meine Mama eine tolle Oma ist und 2. Weil es für meine Tochter einfach schön ist, dass sie weiß, sie wird von jemandem geliebt, der nicht Mama oder papa ist. Dasselbe bei meinen Schwestern. Wenn dann noch der Cousin und die Cousinen da sind, sind wir völlig abgeschrieben.
Und kuscheln wollte unsere Maus absolut noch nie. 😅 Obwohl wir genügend Zeit fürs bonding hatten.
Ich bin einfach glücklich, wenn ich sehe, dass sie glücklich ist und Spaß hat, und das wirst auch du fühlen, wenn du Zeit zu heilen hattest. 🙂

6

Ich finde es gut, dass du wieder in Therapie gehst. Das ist wohl längst überfällig 😅 oder hattest du damals im Wochenbett psychologische Hilfe?

Du beschreibst erstmal kein ungewöhnliches Verhalten und es ist durchaus normal und zeugt nicht zwingend von einer schlechten Bindung.

Kinder haben aber auch sehr feine Antennen, euer Kind spürt vielleicht einfach deine Unsicherheit, die Überforderung (?) und dass die Geduld nicht so arg vorhanden ist. Das bedeutet aber NICHT, dass euer Kind dich/euch nicht liebt, das tut es ganz sicher! ❤️

Daher ist es ja gut, dass du es angehst. Und Bindung festigt man ja stetig, das ist nichts, was man einmal macht und wenn man es da „verbockt“ hat (ich möchte damit NICHT sagen, dass du/ihr das habt, nur etwas Druck nehmen), hat man Pech. Es ist ja ein stetiger Prozess, quasi das ganze Leben lang 😊

Wenn du das Gefühl hast, der Anfang lief nicht optimal, dann mach dich deswegen nicht zu sehr verrückt - man kann alles „nachholen“, zu jedem Zeitpunkt!

Kopf hoch. Du bist eine Liebende, sich sorgende Mutter, die versucht sich zu reflektieren und es besser zu machen. Und das ist doch alles, was zählt, du machst es so nämlich genau richtig! 😊

7

Wir hatten einen ähnlichen Start, intensiv eine OP und danach ein paar Wochen in der Kinderklinik, mit mir als Begleitperson.

Ich hatte wohl auch sowas wie eine Wochenbett Depression, aber nie Zeit für eine Therapie oder sowas weil mein Sohn auch ein Schreikind war. Daher bin ich mir auch nicht sicher ob es eine Depression war, oder einfach völlige Erschöpfung.

Er hat sich ganz anders verhalten als dein Kind. Er ging nicht gerne in die Kita, Eingewöhnung war eine Katastrophe. Er klebte an mir. Er kuschelt auch heute noch gerne. Er ist das totale Mama Kind.

Meine Tochter hatte einen normalen Start. Sie ist ganz anders als mein Sohn. Sie kuschelt am liebsten mit Papa, aber ist wesentlich weniger anhänglich oder verschmust wie mein Sohn. Sie ist selbständig. Sie geht gerne in die Kita. Sie ist ein wilder kleiner Freigeist, der niemanden braucht weil er sich selbst genügt.

Kinder haben auch schon ihre ganz eigene Persönlichkeit.

Ich weiß, dass ist alles noch nicht so lange her und der Stachel sitzt tief. Mein Sohn ist schon zehn. Ich finde es gut das du eine Therapie machst, dass tut dir bestimmt gut.

Aber nun ist die Zeit langsam mit Dingen abzuschließen die sich nicht ändern lassen, nach vorne zu schauen und das Leben zu genießen. Zweijährige sind anstrengend, dass sollen sie auch sein dürfen. Du machst dir aber vermutlich einfach zu viele Sorgen, und bist verunsichert. Eine Erziehungsberatung würde dir vielleicht gut tun, ich war auch schon bei einigen. Es gab nicht viel zu optimieren, aber der Zuspruch hat gut getan. So zur überbrücken, manchmal hilft es einfach Feedback von außen zu bekommen das alles gut ist.

Alles gute euch.

9

Mit meiner Großen hatte ich einen super Start. Es war alles echt super.

Trotzdem war sie ein Schreikind, auch heute noch (4,5 Jahre) klebt sie extrem an uns. Sie löst sich schwer von uns, insbesondere von mir. Ausgeprägte Trotzphase, bis heute quasi. 😅

Bei der Kleinen war der Start quasi identisch, sie ist tiefenentspannt (5 Monate) und wir machen eigentlich nichts anders 🤷‍♀️

Motte scheint ein hochsensibles, gefühlsstarkes Kind zu sein und Mäusekind ein regulationsstarkes. Das ist einfach so, das gar nicht zwingend was mit der Geburt zu tun oder dem Wochenbett.

Hochsensibilität ist zudem vererbbar und seit ich mich damit beschäftige, erkenne ich viel davon auch bei mir 😅 und meiner Mutter und Schwester 😂

8

Hey!

Hier ist manches ähnlich. Das Kind will von den Großeltern nicht weg. Aus der Kita manchmal auch nicht. Die Eingewöhnung lief immer zügig.

Wie wäre es, wenn du für euch einen Kurs buchst oder ihr 1x pro Woche schwimmen geht? Dann hättet ihr eine gemeinsame, regelmäßige Aktivität.

Aber so klingt es völlig normal.

Liebe Grüße
Schoko