Umzug nach Österreich mit Kind 10 Jahre

Hallo ihr Lieben,

heute geht es mal nicht um Liebesleben, Partnerschaft oder sonstwas, sondern schlicht und ergreifend um meinen Sohn, 7 Jahre.

Meine Frage steht mehr oder weniger schon im Titel.
Mein Mann und ich planen, mit unserem gemeinsamen Kind (ich habe noch 3 größere aus erster Ehe) in 3 Jahren, wenn der Kleine die Grundschule beendet hat und dann 10 Jahre alt ist, nach Salzburg auszuwandern.
Die Gründe dafür tun jetzt hier im Grunde nichts zur Sache.

Vielmehr geht es mir um die Frage, wie problematisch seht ihr einen Umzug für ein Kind in dem Alter?

Egal mit wem wir uns darüber unterhalten, können eigentlich alle (Freundes-, und Bekanntenkreis) unsere Beweggründe dafür verstehen.

Einzig die Schwiegermutter macht uns ein schlechtes Gewissen.
Unser Kind würde entwurzelt, es sei ganz schlecht für seine Entwicklung, wir täten ihm nichts Gutes usw usw usw

Wie seht ihr das? Habt ihr vll sogar dieselbe Erfahrung bzw einen Umzug mit Kindern hinter Euch?
Wie haben es die Kinder verkraftet?
Erzählt doch mal bitte.

Vielen lieben Dank an alle
Liebe Grüße
Malba

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Als Salzburgerin kann ich dir sagen.. keine Angst, wir beißen nicht :) zur Festspielzeit regen uns die Deutschen auf, die uns die Parkplätze wegschnappen (mit einem Augenzwinkern), in meinem Umfeld habe ich genug Deutsche, die sich super integrieren konnten. Tatsächlich kenne ich aus meiner Studentenzeit in Graz nur einen, der nie gut angekommen ist.. der erzählte immer dass bei ihm in Frankfurt alles besser ist. Sowas kam nicht gut an..
Sonst kann ich euch und eurem Sohn auch nur empfehlen sich in einem Verein anzumelden, das hilft ungemein Anschluss zu finden. Und nicht alles persönlich nehmen. Wiener sudern generell jeden an und in Salzburg ist man schnell mal vom Tourismus genervt (obwohl wir wissen, dass wir finanziell enorm davon profitieren). Wir beschweren uns gerne 😄 hat aber wirklich nichts mit "euch Deutschen" zu tun.

Ps.: ich bin in Deutschland auch schon doof angeredet worden. Dennoch würde mir nicht einfallen alle über einen Kamm zu scheren.

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Vielen lieben Dank auch Dir für Deine Antwort. Ich muss ehrlich sagen, dass mich die Antworten hier insgesamt doch beruhigt und in unserem Vorhaben gestärkt haben.

Die Tipps werden wir beherzigen, es ist ja in unserem Interesse, Fuss zu fassen und uns zu integrieren.

Mit der österreichischen Politik (das wurde hier gefragt), habe ich mich jetzt noch nicht so befasst, aber es ist selbstverständlich, dass man sich mit dem Land befasst, in welches man auswandern möchte.
Wie gesagt, ab nächstem Jahr Frühjahr werde ich anfangen, mir Salzburg und Umgebung anzuschauen und mir erste Eindrücke zu verschaffen.

Aber ich bin inzwischen guter Dinge..
Liebe Grüße und noch einen schönen Abend
Malba

Bearbeitet von malba51976
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Überlegt euch das gut. Salzburg ist zwar eine sehr schöne Stadt, aber sehr voll und es regnet ziemlich häufig.

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Ist jemand von euch Österreicher und sprecht ihr zu Hause auch österreichisches Deutsch (auch den Tonfall)? Wo in Deutschland wohnt ihr jetzt?

Ich sehe es auch eher kritisch. Die österreichische Gesellschaft ist keine sehr offene und es gibt einiges an Feindseligkeiten insbesondere gegenüber Deutschen. Der Durchschnittsösterreicher schätzt Deutsche nämlich nicht. Das wissen viele Deutsche nicht, weil es im Tourismus nicht so offen gezeigt wird, aber schon für deutsche Studierende in Österreich oder deutsche Expats in Österreich ist es oft sehr schwer. Viele finden nie einen Anschluss an die österreichische Gesellschaft.

Woher ich das weiß? Ich bin selbst Österreicherin und habe in Studium und Berufsleben viele Deutsche hier kennen gelernt. In Wien, wo es noch leichter ist als in kleineren Orten. Fast alle hatten Schwierigkeiten, hier wirklich akzeptiert zu werden. Es steht und fällt auch ganz viel mit der Sprache und dem Tonfall: behält dein Sohn seinen bundesdeutschen Tonfall bei, wird er in Österreich nach 1 Sekunde als Deutscher identifiziert und dementsprechend behandelt, also nie ganz dazu gehören.

10 ist auch ein schwieriges Alter, kurz vor der Pubertät, in der Themen wie Anderssein, Außenseitertum, Gruppenzugehörigkeit und Mobbing oft eine große Rolle spielen. Ich würde es mir gut überlegen. Und wenn, dann eher noch nach Salzburg Stadt ziehen als in eine der ländlicheren Regionen dort.

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Also ich als Salzburgerin könnte das so jetzt nicht unterschreiben. Vielleicht liegt es aber auch an der örtlichen Nähe zu Deutschland, dass Deutsche hier für uns nicht Fremde sind, die angefeindet oder ausgeschlossen werden.

LG

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Dem kann ich da ich ebenfalls aus Salzburg bin nur zustimmen! Ich mag Deutschland und werde in ca. 2 Stunden spätestens meinen Partner wecken um eben dort hin zum Einkaufen zu fahren!

Zum Thema Ausgrenzung wegen der Sprache kann ich dir nur folgendes sagen: wir sind eine Patchwork Familie mir 2 Jungs! Kennen gelernt haben wir uns als mein Sohn zweieinhalb war und sein Sohn fünf! Mein Partner, mein Stiefsohn und ich sprechen nur österreichischen Dialekt! Aus irgendeinem Grund sprich mein jetzt fünfzehnjähriger von klein auf nur hochdeutsch! Wir haben keine Ahnung warum! Wenn er heute mit uns im Dialekt spricht klingt das für uns total komisch! Erst recht als er vor 2 Wochen von einer Klassenfahrt nach Wien zurück gekommen ist! Er wurde deswegen nie ausgegrenzt oder ausgelacht obwohl dazu kommt dass er in Stresssituationen manchmal sogar leicht stottert!

Also ganz so hart sind die österreichischen Kinder dann doch nicht! Dein Sohn wird auch hier Freunde finden wenn ihr ihn ein bisschen unterstützt!

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Ich bin in den Sommerferien nach der vierten Klasse umgezogen. Vom Rhein-Main-Gebiet nach Norddeutschland. Weg von den Großeltern und großen Teilen der Familie.

Norddeutschland ist bis heute meine Herzheimat, und wenn ich nördlich von Hannover bin, benutze ich automatisch Wörter wie "Feudel" und "krüsch".

Den Übergang von der Grundschule zur weiterführenden fand ich ideal, da werden ja eh noch mal die Karten neu gemischt.

Bearbeitet von onthebrightside
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Ach witzig, ich lebe seit 13 Jahren in Norddeutschland und kriege bis heute kein "Moin" über die Lippen. Da käme ich mir vor, als würde ich schauspielern. 🙈 Und "krüsch" musste ich googeln. Trotzdem fühle ich mich rundum wohl. 😅

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Wie unterschiedlich das ist. Ich bin 2009 nach Hamburg gezogen und 2013 nach Niedersachsen und fühle mich hier pudelwohl. Moin sage ich auch mal, krüsch jetzt weniger. Mein Favorit ist aber alles mit "tüdel". Ich bin heute tüdelig/ das ist vertüdelt/ Du tüdel :-)

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Wir sind damals in ein anderes Bundesland gezogen. Ich war allerdings 11 und bin 12 geworden. Hat auch geklappt, trotz anderem Dialekt und der Tatsache, dass ich in eine bestehende Klasse kam.

Denke der Umzug zum Wechsel in eine weiterführende Schule ist optimal.

Letztendlich kommt es sicher auch auf das Kind an, ob es damit Probleme hat oder nicht. Aber ich war / bin z.B. eher zurückhaltend und hab trotzdem schnell Abschluss gefunden..

Wüsste jetzt nicht was da schlecht für die Entwicklung sein soll. Also meiner hats glaube ich nicht geschadet 🙈

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Vielen Dank auch Dir für Deine Antwort.
Unser Kleiner ist Gott sei Dank auch ein offenes Kind, hat vor allem diverse Hobbies, wodurch es vielleicht auch etwas leichter wird, "reinzukommen".

Im Grunde haben wir ja blöderweise 2 Baustellen.
Die eine ist der Umzug an sich, die andere die Sache mit der Deutschenfeindlichkeit in Österreich.

Schwierig...

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Ich bin umgezogen als ich 8 war und ich hatte schon ein paar kleine Schwierigkeiten da die Klasse sich schon kannte und seit dem Kindergarten fest bestand ( Kleinstadt). Aber Weiterführende Schule finde ich auch optimal

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Hey,

wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.

Ich bin selbst Österreicherin und wohne mitten im Dorf. (2000 Einwohner) vor ca 5 Jahren ist ein Deutsches Paar (aus Bayern), er gebürtiger Deutscher, sie Solvenien, zu uns gezogen. Vorerst auf Miete, dann haben sie ein Haus gekauft und renoviert weil sie nicht mehr weg wollen. Die beiden Söhne (10 und 8) sind voll integriert und alle Nachbarn halfen beim Umbau!
Man muss sich ein bisschen an die Gepflogenheiten anpassen, nicht aufdringlich aber halt auch wollen. Von alleine kommen wir Ösis wahrscheinlich nicht 😅👍

Falls euer Sohn Fußball oder Tennis begeistert ist meldet ihn im Verein an, oder bei der Freiwilligen Feuerwehr. Dann kommt der Anschluss quasi von alleine.

Lg

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"Der Anschluss" kommt ganz bestimmt.
Und zwar in Form von Nazi und Hitlersprüchen!

Deutschenfeindlichkeit total.
Hatte oft das Gefühl, dass viele sofort auf Angriff gehen denn "wir wurden von Euch ja überrannt!"

Würde lieber von Hamburg nach Bayern ziehen oder umgekehrt. Hauptsache DE und nicht "die Deutschen in Österreich" sein.

Bearbeitet von Mumofkids2
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Ich frage mich die ganze Zeit schon, warum sind die Österreicher auf uns sauer? Es wsr schließlich ein Ösi, der der halben Welt das Leben zur Hölle machte.

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Die Tante meines Mannes und ihr Sohn ist im selben Alter wie ihr es plant nach Österreich gezogen (sie hatte bis dato eine Fernbeziehung mit einem Österreicher)
Der Sohn ist leider nie dort akzeptiert worden und die Deutschenfeindlichkeit in der Schule war enorm. Kriegt man leider hier so überhaupt nicht mit. Kann also das was eine österreichische Vorschreiberin oben erzählt nur unterschreiben.
Mittlerweile leben sie wieder in Deutschland.

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Das klingt ja leider gar nicht positiv und macht wenig Mut!
Vielen Dank erstmal an alle für die ganzen Antworten.

Das war sehr aufschlussreich.
Schönen Abend noch für alle
Liebe Grüße
Malba

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Dazu muss man aber sagen dass die deutschen nirgendwo in der Welt beliebt sind...

Ansonsten geb ich dir in vielen recht. Selbst als Österreicher bleibt man lange der "zurgraste" wenn man nur in ein anderes Bundesland zieht. 😅

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Stimmt so nicht. In arabischen Ländern sind Deutsche nicht unbeliebt.
Von Iren kenne ich auch eher positives Feedback.

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Schade dass du die Gründe nicht nennst die finde ich nämlich das um und auf bei der Sache. Ich bin mit meinen Eltern auch "ausgewandert". Zwar nur in ein anderes Bundesland das war aber mitten während der Schulzeit.

Vor 50 Jahren war das noch relativ easy und entspannt und für uns Kinder keine große Sache.

Wir kamen von der Stadt aufs Land was schon ein Riesenvorteil war.


Anschluss fanden wir schnell trotzdem blieben wir sehr lange die "fremden" obwohl wir auch Österreicher sind.

Stell dich drauf ein dass du zwar freundlich behandelt wirst, aber nie ganz integriert sein wirst.

Wenn ihr gut ausgebildet und auch beruflich gut aufgestellt seid ist es um einiges besser.

Alles gute

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Guten Morgen,

Du..ich wollte aus den Gründen kein Geheimnis machen, dachte einfach, das würde zu weit führen und den Rahmen sprengen, denn der Fokus liegt mir auf den genannten Gründen.

Wir leben im Rhein Main Gebiet, welches sich in den letzten Jahren einfach katastrophal entwickelt hat.
In ganz vielen Bereichen.
Das Niveau sinkt immer mehr, die Kriminalitätsrate steigt etc.
Und wenn jetzt die Frage aufkommt, warum nicht innerhalb von Deutschland umziehen?
Weil wir mit der Politik und vielen sich daraus ergebenden Situationen und Dingen absolut nicht einverstanden sind und unserem Kleinen ein schöneres Umfeld zum Aufwachsen bieten möchten.

Wir sind in der glücklichen Lage, uns das leisten zu können, weil mein Mann eine eigene, gut laufende Firma hat und auch von zuhause aus arbeiten kann (Laptop, Telefon...).

Klar wird er auch pendeln müssen, aber seine Anwesenheit ist nicht jeden Tag zwingend erforderlich.
Will damit sagen, wir bringen quasi Geld mit und liegen dem Österreichischen Staat nicht auf der Tasche.

Vielleicht "besänftigt" das den ein oder anderen ja etwas.

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Helfen könnte euch vielleicht ein bisschen, euch mit den subtilen kulturellen Unterschieden zwischen Deutschland und Österreich zu beschäftigen. Und nochmal spezifisch in Bezug auf die Region, aus der ihr kommt und in die ihr zieht. Ein Bayer ist natürlich sowohl vom Dialekt als auch von der kulturellen Prägung vielen Österreichern, speziell aus den grenznahen Regionen, sehr ähnlich und viel ähnlicher als ein Norddeutscher (letztere werden deshalb auch im Schnitt stärker abgelehnt). Hessen ist schon deutlich weiter weg. Ich hab Freunde aus Hessen, die später nach Niederösterreich (in eine Kleinstadt) gezogen sind, das waren schon deutliche Unterschiede in vielem und ganz besonders in der Sprache (und leider haben sie dafür Ablehnung erfahren).

Die Gründe für die Ablehnung, die ich mitbekommen habe, wenn es welche gibt, haben viel mit diesen Unterschieden zu tun. Auch hier gibt es sicherlich Unterschiede sowohl innerhalb Österreichs als auch innerhalb Deutschlands, aber insgesamt betrachtet, treten viele Deutsche aus österreichischer Sicht zu direkt und forsch auf, sind zu laut und fordernd und wirken damit arrogant und unsympathisch. Konflikte scheinen in Deutschland im Schnitt deutlich direkter angesprochen zu werden, während man in Österreich dabei deutlich indirekter formuliert und trotzdem jeder weiß, was gemeint ist. Usw.

Bearbeitet von Eternal-Hope
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