Einsamkeit, Familie und schwanger

Achtung, das ist ein Ausheulpost.

Ich bin aktuell fast in der 19. Woche schwanger und fühle mich teilweise sehr einsam. Ich merke, dass meine Hormone verrückt spielen und das macht das Ganze nicht besser. Mein Partner und ich sind vor 2 Jahren ins Ausland gezogen und lieben es hier. Trotzdem haben wir nicht wirklich Anschluss gefunden, da es in unserer Umgebung kaum gleichaltrige Menschen gibt, eher Ü50.

Zu unseren Familien in DE besteht zwar Kontakt, aber ein enges Verhältnis haben wir beide aus verschiedenen Gründen nicht. Auch der Kontakt zu Freunden ist weniger geworden aber dennoch standhaft geblieben. Nun wo ich schwanger bin, verändert sich dies aber auch. Ich bin die einzige in meinem Freundeskreis, die schon Familie plant. Alle anderen stecken noch in Ausbildung oder Studium, haben gerade frische Beziehungen und denken gar nicht ans Kinder kriegen. Ist ja an sich ganz normal und nicht schlimm, aber ich habe dadurch niemanden zum Austauschen. Für meine "beste Freundin" bin ich jetzt irgendwie auch nur noch schwanger und es ist so als würde es jetzt nichts anderes mehr geben über das sie sich mit mir austauschen kann. So nach dem Motto "Die ist jetzt schwanger, damit hab ich nichts am Hut, also worüber kann ich mit ihr reden? Nichts, also melde ich mich kaum noch".

Ich habe gedacht dass sich meine Familie durch die Schwangerschaft vielleicht mehr für mich und mein Leben interessiert, uns vielleicht mal besuchen kommt und sich anschaut wie wir leben (haben letztes Jahr ein Haus gebaut und sie waren seitdem wir weg sind noch nie hier). Nun machen sie sogar im gleichen Land Urlaub und kommen uns trotzdem nicht besuchen, weil ihnen die Fahrt (3 std) zu lang ist. Wir auf der anderen Seite fliegen regelmäßig nach DE zu Besuch.

Ich weiß, dass sich an der Situation nicht viel ändern wird. Wir haben uns dieses Leben ausgesucht und sind auch an sich glücklich mit der Entscheidung. Trotzdem gibt es viele Tage an denen ich mich einfach total einsam und traurig fühle. Natürlich sind wir diejenigen gewesen die fortgegangen sind, trotzdem finde ich es liegt nicht nur an uns Kontakte zu pflegen. Wir versuchen es, aber es kommt kaum was zurück. Hier Anschluss zu finden ist schwierig. Ich habe immer noch Probleme mit der Sprache, und sowas wie Geburtskurse wo man andere Schwangere kennenlernen könnte gibt es in unserem Umkreis gar nicht (wir leben sehr ländlich). Bevor ich schwanger wurde, habe ich diese Einsamkeit gar nicht so stark empfunden. Ich glaube es ist die erneute Enttäuschung an dem Desinteresse meiner Familie mir gegenüber, welches es schon immer gab, aber ich hoffte es würde sich ändern.

Ich weiß auch gar nicht genau was ich mit diesem Post bezwecken will... Vielleicht gibt es Leute unter euch denen es ähnlich ging als sie schwanger wurden oder ausgewandert sind.

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Guten Morgen,

mir fallen dazu jetzt spontan paar Ideen ein:

- die Zeit während der Schwangerschaft für einen Sprachkurs nutzen (wenn keine Schule in der Nähe online)

- dich online mit anderen Auswanderinnen in deinem Land vernetzen

- vielleicht gibts in eurer Nähe ja doch Angebote/Kurse, wenn auch nicht explizit für Schwangere, aber so könntest du trotzdem Leute kennenlernen

- öfters mit deiner Freundin zuhause telefonieren (meine beste Freundin lebt auch in einer anderen Stadt und wir sehen uns selten, aber durch tägliche Telefonate sind wir uns trotzdem immer ganz nah)

- Entspannungsmethoden (meditieren zb) ausprobieren

- mit deinem Partner über deine Gefühle sprechen

Ich wünsche dir alles Gute 🍀

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Wir sind ebenfalls ausgewandert und haben wenige Jahre später die eigene Familie gegründet.
Davor gab es einen Besuch der einen Seite - quasi erzwungen. Aber wir haben teils monatelang nicht von ihnen gehört wenn wir uns nicht gemeldet haben und man sah sich nur wenn wir die Strecke auf uns genommen haben.

Letzteres hat sich verändert.
Das Interesse der Familie daheim kam - als das Kind auf der Welt war. Da konnten sie plötzlich alle paar Wochen anrücken.
Was… das auch vorher schon belastete Verhältnis nicht besser gemacht hat. Im Gegenteil. Die neue Nähe. Die neuen Rollen und nicht realistische Erwartungen an das erste Enkelkind. Schuss Chef-Attitude des Schwiegervaters.
Hier hat’s massiv geknallt.

Also was die Familie betrifft würde ich vermuten dass sich das auch bei euch noch ändert. Und möchte einfach zu bedenken geben dass Babies wundervoll sind aber keine Beziehungen kitten können….

Freunde, ja, das ändert sich mit Familie. Aber es kommen neue dazu. Ggf findest du einen Rückbildungskurs, Spielgruppe, Babymassage, Babyschwimmen oder etwas in der Art wenn das Kind auf der Welt ist? Expat-Gruppen? Die sind hier ländlich sehr stark. Besser als nix.
Ich habe davor schon hier gearbeitet, lebe städtisch und kann die Sprache, daher war das bei mir nur bedingt das Thema.

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Hey 💗 danke dir für deine Erfahrungen und Tipps. Es tut gut zu lesen, dass man nicht alleine ist und andere sowas auch erleben.

Ich denke auch dass sobald das Baby da ist die Familie kommt. Zumindest einmal nach der Geburt. Dass sich dann aber grundlegend etwas ändert - daran glaube ich auch nicht mehr… ich muss irgendwie lernen damit umzugehen.

Durch die Schwangerschaft fällt es mir oft schwer mich aus einer Emotion wieder rauszuholen. Macht mich beispielsweise irgendwas wütend, bin ich den GANZEN Tag wütend. So bin ich eigentlich nicht. Ich versuche zu meditieren, zu lesen, mich irgendwie zu entspannen, wenn das nicht hilft die Wut zulassen. Aber es bringt alles nichts. Ich hoffe, das ändert sich bald.

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Ich konnte mich beim zweiten auch heftig in alles reinsteigern. Das gehört dazu fürchte ich.

Man hat so ein Bild von Familie in sich drin. Und wie Oma ind Opa zu sein haben. Und es ist schmerzhaft zu sehen dass die eigene Familie da extrem von abweicht. Mein Mann hatte da einen sehr emotionalen Moment. Die Familie rastete aus als der Grosse dann da war. Stand ständig auf der Matte. Aber er war komplett egal. „Fürs Baby können sie Interesse zeigen. Ich bin (weiter) egal.“ Das hat sehr weh getan.
Kann bei euch mit anfänglicher oder kurzfristiger Euphorie ähnlich laufen - und sich ebenso schnell wieder verwachsen.

Verschwende deine Energie nicht auf Dinge die du nicht ändern kannst.

Da ich anderswo gelesen habe: ländliche Türkei. Au wei. Da spricht halt auch keine Sau englisch. Seufz.
Sprache lernen. ASAP.
Sprache ist der Schlüssel. Die Amis tun das hier nur ungern und leben hier in einer eigenen Expat-Blase. Du kommst ohne Sprache nicht an. Und auch Geburt ist ohne komplizierter. Ich war überrascht als ich das gesehen habe. Grossstadt. International. Aber nein, es klemmte an vielen Details. Allein schon dass die Infoabende halt in Landessprache sind. Sie kamen gar nicht auf einen Infostand wie wir weil viele Kanäle halt nur in Landessprache sind. Bei meinen internationalen Kollegen in Dauerschleife gesehen, dass es selbst mit englisch mitunter komplex wird.
Sprache lernen. Sprache lernen. Sprache lernen. Dann löst sich vieles von selbst.

Bearbeitet von Butterfee
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In welchem Land lebt ihr denn?

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In der Türkei :)

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Hallo,

wir sind zwar nicht ausgewandert, leben durch den Beruf meines Mannes bedingt aber wo anders in Deutschland. Es muss also nicht nur das Ausland sein. Ich kann was du schreibst sehr gut nachvollziehen.

Meine Seite der Familie war auch noch nie hier und wir leben hier schon seit mehr als 4 Jahren. Wir kennen das aber schon von unserem Studium, da ist meine Mutter maximal bei uns vorbei gekommen, weil bekannte von ihr auch in der Nähe gewohnt haben und sie saß dann mit schlechter Laune jedesmal bei uns auf der Couch, weil sie eigentlich in Wirklichkeit zu ihren Freunden wollte.
Seine Seite der Familie kommt nicht, weil sie einfach schon zu alt sind.
Es sind auch immer wir die nach Hause kommen und es wird regelrecht eingeklagt. So nach dem Motto: Wir die Kinder müssten! Was ja auch blödsinn ist.

Das einzige was ich durch zu dem Punkt also schreiben kann, dass es nicht nur das Ausland ist. Auch hier innerhalb Deutschalnds entwickeln sich Freundschaften nur langsam und Familien sind immer noch genauso doof XD. Jetzt da Corona weg ist, habe ich das Gefühl, dass es langsam voran geht mit dem Freundeskreis, wobei es immer noch was anderes ist als Zuhause oder damals während des Studiums.
Deine richtige Babyphase geht ja auch erst richtig los, wenn das Kind da ist. Schau dich mal nach Babykursen, Krabbelgruppen oder ähnlichen um. Da lernt man dann andere Mütter kennen. Spätestens im Kindergarten. ;)

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Fühlt sich echt gut an nicht damit alleine zu sein. Ja klar, sowas kann einem überall passieren, sogar in Deutschland. Das finde ich echt krass dass ihr sogar in 4 Jahren nie Besuch hattet.

Wie hast du gelernt damit umzugehen? Oder macht es dir gar nicht so viel aus?

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Es war ja schon wärend des Studiums mehr oder minder so. Meine Familie war aber noch nie unheimlich herzlich gewesen. Man hat sich mehr oder weniger an alles gewöhnt, auch wenn es unterbewusst natürlich nagt. Machen kann man da nix.
Ich tröste mich immer damit, dass ich es noch viel schlimmer finden würde, wenn ich in direkter Nachbarschaft mit meinen Eltern leben würde. Es würde mich wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben, wenn meine Mutter ständig da wäre. Meine Schwester wohnt etwas weiter weg von ihr und selbst sie beklagt sich, wenn sie einmal im Monat vorbei kommt, weil dass immer zoff oder frust bedeutet.