Verzweifelt: Taufe und 2 Religionen

Hi Ihr!
Ich Atheistin, röm kath aufgezogen, habe einen Mann geheiratet der orthodox aufgezogen wurde. Er ist Agnostiker.
Er möchte unsere Tochter trotzdem gerne taufen lassen weil man es eben so macht.
Meine Bedingung war dass ich weder Geld noch besonderen Aufwand aufbringen möchte.
Bei uns in der Familie sind Taufen immer aufwendig geplant, es werden schöne Lieder ausgesucht etc. danach die ganze Familie in ein Restaurant zum Essen eingeladen.
Da es mir unglaublich unwichtig ist ist mir das Zuviel Aufwand. Wenn es meinem Mann nicht wichtig wäre dann würde sie von mir nicht getauft werden und dürfte sich später selbst entscheiden. Feste werden beide gefeiert.
Sie wird also orthodox getauft. Das dauert eine halbe Stunde, es wird nur serbisch gesprochen und danach kurz Fotos gemacht und alle gehen wieder heim.
Meine Familie wohnt 2 Stunden entfernt. Die hätten natürlich gerne dass sie katholisch getauft wird aber da es nicht mein Wunsch ist werde ich das nicht umsetzen.
Meine Schwiegerfamilie hat zu ihnen keinen Kontakt und sie haben absolut nichts gemeinsam. Sie haben sich bis jetzt 3x seit 10 Jahren gesehen. Einerseits wäre meine Familie sehr enttäuscht wenn ich sie nicht einladen würde zur Taufe aber andererseits wären sie auch enttäuscht weil das Event ja komplett anders ist als bei uns üblich und für sie mEn komplett unnötig da 2 Stunden anzutanzen für eine halbe Stunde in der sie nichts verstehen.
Die Zeremonie auf deutsch abzuhalten geht anscheinend nicht (obwohl in meiner SS das meine Bedingung war sie orthodox taufen zu lassen und da war es „kein Problem“🙄)
Ich überlege meine Eltern im Glauben zu lassen dass sie einfach nicht getauft ist aber iwie wird es ja trotzdem raus kommen und dann wären sie sicher sauer. Andererseits muss ich seit einem halben Jahr darüber diskutieren wie und wann sie getauft wird, alle wollen das wir ihnen es recht machen und wir wollen einfach nur das es vorbei und erledigt ist. Ich bin innerlich einfach nur mehr gestresst und hab eigentlich gar keine Lust mehr darauf. Also will ich einfach nicht mehr darüber diskutieren. Und das wird aber passieren weil meine Eltern von der Zeremonie enttäuscht sein werden weil sie sich etwas Schöneres für ihre erste Enkelin wünschen. Ich bin einfach so im Zwiespalt und könnte heulen. Dass sie 2 Stunden herfahren um eine halbe Stunde nichts zu verstehen und dann traurig wieder nach Hause zu fahren ist für mich eine furchtbare Vorstellung :(

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Ihr habt euch ja schon entschieden wie das Kind getauft wird. Daran ist nichts zu rütteln. Entweder sind deine Eltern enttäuscht oder seine. Dennoch würde ich die eigene Familie offiziell einladen. Du kannst ihnen doch sagen, dass du dich freust, wenn sie kommen, aber Verständnis hast, wenn ihnen der Aufwand zu groß ist. Auf weitere Diskussionen lässt du dich nicht ein. Ihr habt euch entschieden, so läuft es und es gibt kein „Aber“. Man kann ruhig ein Gespräch auch beenden, wenn der Gesprächspartner solche Entscheidungen nicht akzeptieren möchte.

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Ja wahrscheinlich hast du recht. Lügen möchte ich ja eigentlich ungern…

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Verstehst du denn serbisch?
Für mich wäre es ein Ausschlusskriterium, wenn mein Kind getauft wird und ich verstehe kein Wort.

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Hi das kann ich gut verstehen. Nein ich verstehe nichts. Aber wie gesagt, mir ist die Taufe überhaupt nicht wichtig. Klar wäre es mir viel lieber dass alle etwas verstehen aber der Pfarrer spricht anscheinend nur serbisch.
Wie gesagt habe ich auch keine Lust mich da besonders damit auseinanderzusetzen oder zu planen und glaube auch dass die Gebete etc. fast immer auf serbisch sind, könnte mich aber auch irren.
Daher denke ich mir ja ich eher dass ich meine Familie da nicht extra herholen möchte für ein unverständliches Gebet 🤷🏻‍♀️

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Sagt man bei einer Taufe auf serbisch nicht genau das gleiche, was ein deutschsprachiger Pfarrer auf Deutsch sagen würde? Wenn den gläubigen katholischen Eltern die Taufe wichtig ist, wird es sie vielleicht beruhigen, dass die serbisch-orthodoxe Kirche und die katholische Kirche in Kommunion stehen und zwar der Ritus unterschiedlich ist, die vermittelten Glaubensinhalte aber im Wesentlichen die gleichen. Zumindest ist das meine Information, nachdem die katholische Kirche neben meinem Arbeitsplatz auch regelmässig von der serbisch-orthodoxen Gemeinschaft genutzt wird.

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Bevor ihr euch streitet, fragt in der Kirchengemeinde nach, wo es getauft werden soll, ob diese überhaupt ein Kind tauft, wenn BEIDE Eltern nicht in der Kirche sind. (Machen viele nicht). Denn bei der Taufe sagt ihr ja zu, euer Kind den Glauben zu vermitteln.

Meine Option in eurem Fall wäre, dass ihr JETZT noch nicht tauft, sondern euer Kind entscheiden lasst wenn es älter ist Das hat meine Cousine und ihr Mann gemacht (er ist evangl. Pfarrer) bei ihren 4 Kindern. 3 haben sich taufen lassen, eins nicht.

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Hallo,
Solange man orthodox getauft ist, ist das kein Problem. Er ist auch nie offiziell ausgestiegen nur nicht besonders religiös.ja das war mein ursprungsgedanke, mein Mann möchte aber nicht warten 🤷🏻‍♀️

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Warum lädst du dann deine Eltern anschließend nicht noch zu euch zu Kaffee & Kuchen ein oder/ & zum Grillen?
Ist ja kein extra Aufwand, sondern wie bei einem normalen Familienbesuch.

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Das hab ich mir tatsächlich auch schon überlegt, aber ist das nicht unangenehm dann nur meine Seite einzuladen? Und für 50 Leute ist nicht genug Platz wenn ich seine Familie auch einladen würde.

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Ich würde eine offizielle Einladung aussprechen, gegenüber meinen Eltern und ihnen dann sagen, was passieren wird an dem Tag und dass es keine Feier gibt. Und gleichzeitig hinterher schicken, dass du, an ihrer Stelle, nicht kommen würdest, da sich der Aufwand nicht lohnt.

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Danke ihr habt mir echt geholfen :)

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Dein sehr persönlicher Bericht über deine Qualen mit der Frage nach einer Kindstaufe deiner Tochter hat mich sehr berührt und spiegelt die ganze innerliche Zerrissenheit einer "modernen" säkularen Familie wieder.

Ich bin wie du katholisch aufgezogen worden und habe sicherlich eine Überdosis Katholizismus erhalten. Das führte als Gegenreaktion dazu, dass ich nahezu mein gesamtes Leben zu einem vehement antiklerikalen Atheisten wurde. Erst in letzter Zeit hatte ich die Gnade erstmals in meinem Leben zu meinem Glauben zu finden und denke sogar über einen Wiedereintritt in die Kirche nach. Deshalb verfolge ich die innerkirchlichen Diskussionen auch zur Kindstaufe - die wogen wegen der eskalierenden Kirchenaustritte stark hin und her - ziemlich intensiv.

Aus meinem zutiefst persönlichen spirituellen Blickwinkel und in Rückschau auf meinem Weg von der traumatisierenden katholischen Erziehung hin zum Atheismus und dann erstmals zur Gnade und zum für mich unermesslichen Geschenk des persönlichen Glaubens neige ich zu diesen Aussagen:

Ihr solltest euch als Eltern nicht wegen eurer Verwandtschaft verbiegen, sondern zu eurer Haltung stehen. Die Meinung anderer Leute ist nicht der Maßstab.

In den Kirchen - ja sogar zuletzt auch in der katholischen Kirche! - gibt es durchaus kontroverse Diskussionen zur Rechtfertigung und Sinnhaftigkeit der Kindstaufe. Lutheranische Abspaltungen lehnen die Kindstaufe sogar völlig ab und praktizieren nur die Bekenntnistaufe.

Aus meiner eigenen Biographie heraus bin ich der Kindstaufe gegenüber sehr skeptisch, entscheidend ist doch die eigene Glaubenserfahrung und die Möglichkeit, sich mit spirituellen Inhalten befassen zu können und vielleicht auch die Chance zu haben, Glauben zu lernen, denn ja, Glauben kann man auch lernen.

Viel viel wichtiger als die leere Hülse einer Kindstaufe wäre es, wenn ihr eurer heranwachsenden Tochter den möglichen Weg zu ihrer eignen Glaubensfindung nicht verbaut, sondern wenn ihr es eurer Tochter ermöglichen würdet, sich ein eigenes Bild von spirituellen Konzepten zu machen. Ihr könntet ihr etwa den Besuch eines Religionsunterrichts und von kirchlichen Jugendveranstaltungen ermöglichen.

Schön wäre es auch, wenn ihr als Eltern realisieren würdet, dass ein paar platte oberflächliche Bemerkungen der Eltern aus einer unreflektierten atheistisch/agnostischen Ecke bei Kinder großen Einfluss ausüben können und ihnen langfristig großen Schaden bei der Suche nach einer eigenen Spiritualität zufügen kann.

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Sehr schöne Antwort!

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Ich verstehe dieses Nicht beeinflussen wollen. Das ist eigentlich mein Ziel, dass sie sich ihre eigene Meinung bildet. Aber stelle es mir auch unmöglich vor irgendwie. Sie ist j jetzt noch sehr klein aber durch keine Religionsausübung in unserem Haus wird sie ja auch schon irgendwie beeinflusst oder? Klar ich werde jetzt nicht sagen: es gibt keinen Gott es gibt nur die Wissenschaft, oder so ähnlich.. nehme an das meine Eltern auch mal zum Feiertag mit ihr in die Kirche gehen werden wenn sie aufpassen.
Aber so gar keine Beeinflussung ist doch nicht realistisch oder?

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"Er möchte unsere Tochter trotzdem gerne taufen lassen weil man es eben so macht."

Mein Denkanstoß, bevor ich mir über die Familie den Kopf zerbreche, würde genau diese Aussage erstmal eingehend durch uns Eltern geprüft werden.....im Grunde erledigt sich dann auch die Grübelei über die Befindlichkeiten der buckligen Verwandtschaft.

"Weil man das so macht" ist nun wirklich kein Argument, das Kind in die Nähe eines Taufbeckens zu lassen, sondern schlichtweg ein Zeichen, das man überhaupt nicht dahintersteht. Ihr beide seid jetzt Eltern und tragt die Verantwortung für euer Kind...nicht für eure Eltern.

Ich bin so ein Kind, das nur getauft wurde, "weil man das so macht"... ich könnte meinen Eltern dafür heute noch den Kopf abreissen und empfinde es als absolute Frechheit und Ignoranz, das sie sich da anscheinend gar keine Gedanken zu gemacht haben. Unsere Tochter ist gar nicht getauft, das darf sie später schön selber entscheiden....wir zwängen/drängen ihr da sicherlich nichts auf.

Bearbeitet von Butterstulle
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Ich verstehe dich gut, das wäre auch mein Wunsch. „Das man es eben so macht“ ist vll etwas hart ausgedrückt. Er beschreibt es so: ich weiß nicht ob es einen Gott gibt aber falls doch dann ist unsere Tochter wenigstens beschützt weil wir sie taufen liessen.
Er besteht wirklich darauf dass es ihm wichtig ist also möchte ich ihm das auch nicht unbedingt absprechen, da ich mir denke das Religion ansonsten wirklich gar nicht in unserem Leben präsent ist. Kein beten, keine Kirche, keine religiösen Bräuche wie Fasten etc.
da würde ich dann tatsächlich darauf vertrauen dass sie sich ihre eigene Meinung bildet mit der Hilfe von Schule, Umfeld etc. durch uns wird sie da nicht beeinflusst in dem Sinne. Aber ja ich kann es in soweit nachvollziehen dass ich mich jtz um einen Kirchenaustritt kümmern muss und jahrelang unnötig Kirchensteuer bezahlt hab 🙄

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Naja, aus meiner Sicht wird das Kind alleine durch die Taufe schon stark beeinflusst.

Wie auch immer, das war ja nicht deine Frage. Wenn das da jetzt so ist, das seine Familie nach der Taufe einfach nach Hause geht und nix weiter stattfindet, dann ist das so udn ich würde sie ziehen lassen. Aber deswegen brauchst du deine Familie nicht auch wegschicken und ich würde sie auch im Vorfeld detailiert aufklären.....passt ihnen das alles nicht, dann würde ich ihnen komplett freistellen, ob sie überhaupt teilnehmen möchten oder nicht. Dein Mann kann ihnen ja Details zur Taufe/Ablauf näher bringen.

Aber ja, ich würde schon deutlich machen, das es jetzt so läuft, wie es läuft und da auch nicht diskutieren.

Ich muß dich jetzt hier leider vom Haken lassen, ich selber könnte meiner Tochter so nicht antun udn es müsste ein anderer Kompromiss gefunden werden. Augen zu und durch kann ich bei zu viel Süßigkeiten anstreben, aber nicht bei einer Taufe. Du gehst da auch nicht wirklich konform mit....

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Wo ist denn das Problem, wenn Du mit der Familie Deines Mannes die Taufe so feierst, wie es dort üblich ist, aber mit Deinen Eltern im Anschluss noch was unternimmst? Sie müssen doch nicht direkt danach "traurig" wieder nach Hause fahren. Wäre ja auch Quatsch bei der Entfernung.

Wenn meine Eltern - auch 1,5 Stunden Fahrt - zu Besuch kommen, dann fahren sie auch nicht direkt nach einer halben Stunde wieder, sondern wir machen entweder noch einen Ausflug oder gehen was essen oder ich backe Kuchen und wir spielen bei uns mit den Kindern. Lass sie doch übers Wochenende zu Besuch kommen und macht es Euch schön - unabhängig von der Taufe.

Und während ihr so nett beim Essen sitzt, kannst Du ihnen ja auch erklären, warum Du Dich so entschieden hast, dass es für Dich keine Bedeutung hat, dass Du auch weiß wie "unschön" die fremdsprachige Zeremonie für sie war.

Außerdem könntest Du ihnen ja auch schon im Vorfeld genau das so erklären und sie selbst entscheiden lassen, ob sie trotzdem dabei sein wollen oder erst danach kommen wollen, um zB einfach das Wochenende mit Euch zu verbringen (egal ob Taufe oder nicht) oder ob sie da gar nicht kommen wollen, weil die orthodoxe Taufe ihnen nicht so wichtig ist.

Was ich nicht tun würde: verschweigen, lügen oder wort- und erklärungslos die Einladung losschicken.

Bearbeitet von lime15
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Hi du! Danke für deine Antwort!
Ja das machen wir sonst auch immer wenn sie zu Besuch kommen. Hab mir dann gedacht es ist komisch wenn ich seine Familie zum Programm nach der Taufe nicht mitnehme aber die wohnen halt auch nur 10 min entfernt und nicht 2 std. Also ist das vielleicht ok?

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Für mich käme eine orthodoxe Taufe und dann noch auf serbisch nicht in Frage.
Aber ich würde auch vorschlagen, so wie meine Vorschreiberin, die Eltern trotzdem übers Wochenende einzuladen und einen Familienbesuch daraus machen. Du musst keine 50 Leute einladen! Sondern nur deine Eltern und allerhöchstens deine Schwiegereltern. Dann könnt ihr entweder zusammen schön Grillen oder ins Restaurant gehen, wobei mir persönlich Grillen lieber wäre, weil einfach ungezwungen. Jeder kann einfach gehen, z.B. falls ein Opa müde wird und sich aufs Sofa oder aufs Gästebett legen und sich ausruhen. Auch deine Tochter muss nicht stundenlang in einem Hochstuhl sitzen oder quengelt rum, sondern kann einfach schön mit ihren Sachen spielen….

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Ja ich fände grillen auch schöner. Danke für deine Antwort. Ja wenn mir Religion oder Taufen wichtig wäre dann würde es auch für mich nicht in Frage kommen.