Hallo!
Ich war vor einiger Zeit schon hier aktiv und habe mich neu angemeldet. Vor etwa einem halben Jahr habe ich schon mal zu diesem Thema einen Thread verfasst. Da man nicht verlinken darf, hier nochmal die Kurzfassung:
Vor über 60 Jahren zog meine mittlerweile 90jährige Schwiegermutter in die Stadt meines Schwiegervaters. Vor 13 Jahren sind mein Mann und ich auch hierhergezogen, weil mein Schwiegervater zusehends dement wurde und meine Schwiegermutter mit der Betreuung überfordert war. Wir haben ein Haus ca. 500 m entfernt bezogen. Mittlerweile haben wir zwei Kinder im Alter von 9 und 11 Jahren. Mein Mann und ich sind beide voll berufstätig und haben in den letzten 13 Jahren uns erst um den Schwiegervater gekümmert und später auch um die Schwiegermutter. Ende 2019 kam mein Schwiegervater ins Heim, dann kam Corona, Besuchsverbot u.a. und meine Schwiegermutter, die bis dahin noch echt fit war, hat in dieser Zeit total abgebaut, geistig und körperlich. Vor einem knappen Jahr ist mein Schwiegervater dann verstorben. Seitdem möchte meine Schwiegermutter in ihre Heimatstadt umziehen in eine Seniorenwohnung, da sie hier nichts mehr halte und sie in den 60 Jahren hier nicht heimisch geworden sei. Darum ging es in meinem letzten Thread. Wir hielten das für eine schlechte Idee, weil sie dort niemanden mehr kennt und wir sie auch wegen der Distanz nicht regelmäßig werden besuchen können. Aber da befinden sich die Gräber ihrer Geschwister und sie möchte zurück zu ihren Wurzeln. Na gut, wir akzeptieren ihren Willen.
Das Thema Seniorenwohnung ist jetzt vom Tisch, denn sie hat im Laufe des letzten halben Jahres so gravierend abgebaut, dass an ein Alleinleben nicht mehr zu denken ist. Bis vor zwei Monaten lebte sie noch in ihrer eigenen Wohnung mit Pflegedienst. Das war aber nicht mehr ausreichend, da sie insbesondere nachts oft durch die Gegend geisterte, orientierungslos war und allein deswegen den Notknopf drückte und jedes Mal die Johanniter ausrückten. Es ist klar, dass sie einen Heimplatz benötigt. Da steht sie jetzt bei zwei Heimen in ihrer Heimatstadt auf der Warteliste. Sie hat auch sehr hohe Ansprüche, insbesondere an die Lage des Heims, so dass nur diese beiden in Betracht kommen. Bisher warten wir noch. Seit zwei Monaten wohnt sie jetzt bei uns. Und wir, mein Mann noch mehr als ich, stehen am Rande des Wahnsinns.
Es tut mir so leid, das schreiben zu müssen, aber meine Schwiegermutter treibt uns in den Wahnsinn.
Sie betätigt mittlerweile jede Nacht, manchmal sogar mehrfach, die Hausnotklingel, die sie am Handgelenk trägt. Beispielsweise steht sie nachts aus dem Bett auf und setzt sich im Wohnzimmer in den Sessel, wo sie wieder einschläft. Dann wacht sie auf und weiß nicht, wo sie ist und klingelt. Oder sie kommt aus dem Sessel nicht wieder hoch. Manchmal hat sie Schmerzen und weiß nicht, wo die Schmerztabletten liegen, und und und. Die ganze Familie sitzt dann aufrecht im Bett. Wir sind daher echt schon alle geschlaucht.
Dann kommen von ihr ständig die gleichen Kommentare. Wenn ich morgens mit den Kindern nach unten gehe, ist sie in der Regel schon wach und sitzt im Wohnzimmer. Ich sage dann ganz laut und deutlich in ihre Richtung "Guten Morgen". Die Kinder murmeln eher ein leises "Guten Morgen". Das hört sie aber nicht und beschwert sich anschließend, warum die Kinder denn nicht grüßen. Jeden Morgen fragt sie mich, ob ich heute zur Arbeit ginge. Ja natürlich, ich gehe von montags bis freitags jeden Morgen zur Arbeit. Nur am Wochenende fragt sie, ob ich denn heute gar nicht zur Arbeit ginge. Und es sind noch viele andere total harmlose, aber in der Masse nervige Dinge. Naja, da höre ich drüber hinweg. Aber es sind eben diese Kleinigkeiten, die man ihr ja überhaupt nicht übelnehmen kann. Es ist einfach das Alter. Am meisten nervt mich aber, dass sie ständig singt, wenn ich Klavier spiele. Ich muss aufgrund meines Berufs gelegentlich ein bisschen üben. Das Klavier steht im Wohnzimmer, wo sie sich die meiste Zeit aufhält. Kaum fange ich an, singt oder summt sie irgendetwas. Ich versuche schon, die Zeiten abzupassen, in denen sie nicht im Wohnzimmer ist. Aber das Klavier hört sie erstaunlicherweise auch aus den Nebenräumen und kommt dann dazu und singt. Jetzt sind auch noch Ferien und daher werde ich demnächst fast den ganzen Tag zu Hause sein.
Naja, das sind meine Probleme. Meinen Mann nimmt die Situation noch viel mehr mit. Der ist wirklich kurz vorm Durchdrehen, was das Familienleben natürlich auch nicht einfacher macht.
Es tut mir so wahnsinnig leid, weil ich meine Schwiegermutter eigentlich mag und wir die letzten Jahre echt gut klargekommen sind. Aber das ist jetzt einfach zu viel. Bei uns geht es zur Zeit nur noch drunter und drüber, weil wir alle am Rad drehen.
Vielen Dank fürs Lesen. Falls jemand einen Rat hat, bitte gerne mitteilen. Ansonsten bleibt uns wohl nur noch das Warten auf den Heimplatz.
Liebe Grüße
Das klingt wahnsinnig anstrengend. Einen Rat habe ich nicht, aber einen Arm. Hüpf rauf!
Schnäpschen?
Hey, vielen Dank! ☺
Oh Mensch, ich erinnere mich an deinen ersten Beitrag. Hut ab, was ihr da leistet ist unfassbar belastend und anstrengend.
Mein Rat: Schaut ob es bei euch einen Pflegestützpunkt gibt, die euch beraten und euch unterstützen. Euch stehen meine ich mind. 4 Wochen Kurzzeitpflege/Verhinderungspflege zu. Dann schaut ob ihr einen Platz in einer Tagespflege findet, ggf. nur 2-3x die Woche, so hättet ihr in der Regel von ca. 8:30-16:30 Luft. Möglich ist es auch über einen Pflegedienst stundenweise eine Alltagsbegleitung zu bekommen. Hat deine Schwiegermutter einen Pflegegrad? Wenn nein, unbedingt angehen!
Alles Gute für euch!
Hallo!
Vielen Dank für deine Antwort! Ja, sie hat Pflegegrad 3 bekommen. Pflegestützpunkt habe ich noch gar nicht gehört. Mein Mann hat sich bisher um das ganze Administrative gekümmert. Da gucken wir mal. Kurzzeitpflege haben wir jetzt demnächst für 2 Wochen Urlaub.
Liebe Grüße!
Alte Leute werden halt wieder wie kleine Kinder… so traurig es ist 😅
Ich beantworte meiner 4 jährigen auch täglich gefühlt 100 mal die gleichen Fragen 🤷♀️
Die Oma meines Mannes ist 86 und eigentlich noch echt fit; aber hat auch beginnende Demenz. Die fragt auch oft das Gleiche.
Aber klar, wir wohnen nicht zusammen (bewusst). Also die Omas und wir, meine Tochter wohnt natürlich hier 😅
Ich würde versuchen, mich nicht drüber aufzuregen und es hinzunehmen, so wie man es bei Kindern halt auch macht 🙈😅 und der Zeit entgegen fiebern, wenn sie dann ins Heim geht 🙏
Hallo!
Vielen Dank für deine Antwort! Genau, das ist bisher auch meine Strategie. 😅 Mein Mann kann es leider nicht so locker sehen und rastet dann auch schon mal aus. Neulich hatten wir einen Vorfall, oh Mann, da wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. Meine jüngere Tochter hatte eine Freundin zu Besuch, die bei uns auch gegessen hat. Diese Freundin, ein ganz liebes und total höfliches Mädchen, hat Schwiegermutter beim Essen angesprochen. Daraufhin hat sich Schwiegermutter erschreckt und das Besteck fallen lassen. Sie empfand das überraschende Ansprechen aus irgendeinem Grund als Angriff auf ihre Person und schimpfte mit der Freundin, was ihr denn einfalle, sie mitten beim Essen so zu stören. Da ist mein Mann ausgerastet und hat sie vor dem Besuch lautstark zusammengefaltet, was ihr wiederum einfalle, das Besucherkind so anzugehen.🙄 Daran merkt man echt, dass er mit den Nerven völlig durch ist.
Liebe Grüße!
Sucht ihr einen Heimplatz bei euch. Meine Oma hatte beginnende Alzheimer und ich kann eure Belastung total nachvollziehen. Auch habe mit meiner Oma geschimpft, wenn sie wieder unsinnige Dinge gemacht hat. Dass das nicht gut ist, darüber müssen wir gar nicht sprechen, aber für mich war es sehr belastend zu sehen, wie dieser Mensch, der sich früher um mich gekümmert hat, geistig immer mehr abbaut und dumme Dinge tut.
Ihr braucht Entlastung. Wenn es zu Hause mit ambulanten Pflegedienst nicht mehr geht, muss sie ins Heim. Am besten eins vor Ort, in dem ihr sie sehr oft besuchen könnt.
Kümmert euch jetzt um einen Heimplatz, und zwar in eurer Nähe. Wie wollt ihr sonst den Kontakt halten ? Wie weit ist die alte Heimat von eurem jetzigen Wohnort entfernt ?
Wenn der Notfall eintritt und die Oma zB. nach einem Sturz nicht mehr alleine sein kann, braucht ihr von heute auf morgen einen Heimplatz für sie. Da ist keine Zeit für große Ansprüche. Man muss das nehmen, was man kriegt, solange es einigermaßen vertretbar erscheint.
Kümmert euch um die Vollmacht. Habt ihr eine Generalvollmacht für ihre Belange ? Wenn nicht, lasst die Oma entmündigen und beantragt eine Vormundschaft. Das dauert alles lange.
Eines ist gewiss: Es wird jetzt nur noch schlechter und nicht besser.
Jeder muss nun Kompromisse eingehen, auch deine Schwiegermutter. Sie kann nicht ihre Wünsche über euer Wohl stellen.
Vielleicht könnt ihr mit ihr ein Wochenende in der alten Heimat verbringen, damit sie Gräber und wichtige Orte besuchen kann. Vielleicht rückt sich dann auch manches für sie zurecht.
So ein langes Leben abzuschließen und langsam Sterbende zu begleiten, ist wahnsinnig anstrengend.
Viel Kraft !
Hallo! Vielen Dank für deine Antwort! Das sind reine Fahrtzeit 2 Stunden. Allerdings ist auf der Strecke fast immer Stau. Das mit dem Heim in der Heimat ist ihr sehr wichtig. Wir haben uns schon den Mund fusselig geredet. Und sie hat ja noch einen klaren Willen. Aber vielleicht müssen wir wirklich den Radius erweitern. Ich glaube, sie ist von dem Zusammenleben aktuell auch genervt. Vielleicht dringen unsere Argumente jetzt besser durch als damals, bevor sie zu uns gezogen ist. Eine Vollmacht hat mein Mann, soweit ich weiß. Die greift aber erst, wenn der selbstbestimmte Wille nicht mehr vorhanden ist.
Ihr braucht eine Vollmacht, die ab sofort gilt. Sonst könnt ihr im Ernstfall keine Entscheidungen treffen.
Die Formulierungen sind oft zu schwammig, in welchem Fall dann die Verfügung eintreten soll.
Dann muss ein Gutachten her , und das dauert.
Wäre deine Schwiegermutter bereit, euch eine Vollmacht ab sofort auszustellen?
Google nach allen Tagespflege Einrichtungen in der Umgebung und telefoniere diese ab. Oft bekommt man sehr kurzfristig noch Probetage und kann dass Angebot nutzen. Trotz Pflegegrad werden einige Kosten auf euch zu kommen da die Pflegeversicherung nicht alles zahlt (Investitionskosten, usw.) aber ich denke wenn ihr durchatmen könnt ist es dass wert. Beginnt mit 3 Tagen in der Woche und evtl hat sie so eine Freude daran dass sie täglich unter der Woche dahin geht und ihr sie nur am Wochenende betreuen müsst. Es gibt Tagespflege Einrichtungen die sind mit einem Seniorenheim verbunden wenn ihr in ein solches kommen solltet kann man sie evtl auch dort mit Probewohnen an dass heim gewöhnen wenn sie sich in der Umgebung der Tagespflege natürlich wohl fühlt.
Oft fürchten sich die Senioren vor dem ersten Besuch in der Tagespflege weil sie denken die werden da wie Kinder behandelt oder in die Ecke gestellt, daher rate ich dir dass ihr euch, wenn ihr eine Tagespflege gefunden habt, sie überzeugt dahin zu gehen. Besprich mit der Tagespflege wie sie mit Gästen umgehen die sich vor dem ersten Mal fürchten.
Alles gute.
Hallo!
Vielen Dank für deine Antwort! Mit Tagespflege haben wir uns noch nicht beschäftigt. Das werden wir mal in Angriff nehmen.
Liebe Grüße!
Okay, es ist, wie es ist.
Gegen die nächtliche Unruhe gibt es Medikamente, denn auch ihr (und sie) müsst ja zur Ruhe kommen.
Der Hausnotruf ist nun mal genau dafür da.
Den Jungs fällt kein Zacken aus der Krone, wenn sie die Oma morgens ganz bewußt laut begrüßen.
Wenn du üben möchtest, dann spiel doch das erste Lied für sie, frag sie welches sie hören möchte....meistens ist dann das Interesse recht fix wieder verloren.
Die Sache mit dem Rückzug in die Heimat.....seid ihr euch sicher, das sie diesen Wunsch wirklich noch hat oder lebt sie durch die Demenz einfach in der Vergangenheit? Meine Oma wollte jeden Tag zur Schule gehen....und jeden Tag konnte man sie nur damit beruhigen, das doch Ferien sind....also ja, ich habe mit Demenz Erfahrung.
Warst du schon einmal auf einer Demenzstation? Sie werden dort nicht lange fackeln und sie entsprechend ruhig stellen, weil einfach nicht genug Personal vorhanden hast. Und wenn dann keiner von euch in der Nähe ist, der da ein Auge drauf hat.....puh, nicht in der heutigen Zeit mit Pflegenotstand, wirklich nicht. Sie wird doch eh nicht mehr alleine auf den Friedhof können, geschweige denn sich um die Gräber ihrer Geschwister kümmern....das ist einfach vorbei. Ein Rückzug würde nur Sinn machen, wenn dort noch Verwandte vor Ort sind und sie in den ganzen 60 Jahren engen (!) Kontakt in die Heimat hatte, also Menschen dort sind, die ein Auge auf sie haben. Meine Oma wollte auch immer in die Heimat....das das aufgrund des eisernen Vorhangs überhaupt nicht möglich war, das begriff sie gar nicht mehr. Ihre Heimat existierte gar nicht mehr....ohne Demenz hätte sie das auch gewusst. Sie wollte immer zum Grab ihrer Großeltern....nach der Wend eerfuhren wir, das der Friedhof schon lange nicht mehr existierte. Für sie war alles so, wie in der Schulzeit....diese Schublade im Kopf war offen, alle anderen geschlossen.
Ihr könnt also nicht davon ausgehen, das dieser Wunsch wirklich real ist. Bringt ihr sie trotzdem dorthin, dann schiebt ihr sie ab und das unter dem Deckmantel "sie will es ja so"...mehr nicht.
Ihr seid vor vielen Jahren dorthin gezogen, um euch um beide zu kümmern.....das war eine bewußte Entscheidung. Ihr habt sie ja sogar, trotz starker Anzeichen, bei euch einziehen lassen. Ja, verdammt es ist anstrengend, man möchte oft schreiend weglaufen, endlich wieder ein normales Leben haben. Kurzzeitpflege, Tagespflege und co ermöglichen heutztage ein wichtiges Durchatmen. Du merkst, ich habe wahnsinnig viel Empathie für deine Schwiegermutter, denn sie kann nichts für ihre Situation, macht euch das Leben doch nicht bewußt schwer. Aber euer Umgang mit der Erkrankung macht es eben auch nicht leichter und ich habe hier einfach das Gefühl, das ihr gar nicht ausreichend informiert seid.
Da es "nur" deine Schwiegermutter ist, kann ich sogar deinen Unwillen verstehen....aber es bringt doch jetzt aktuell überhaupt nichts, sich an Kleinigkeiten hochzuziehen. Ich hab es eben anders erlebt und kennengelernt, das man es sich eben viel leichter machen kann, wenn man mit den Menschen "mitzieht". Meine Oma war eben in ihrer Kindheit udn dazu gehörte, das sie plötzlich beim Arzt Angst vor einer Impfung bekam...wie ein Kind und ja, ich habe ihr dann ein Eis danach versprochen, in der Eisdiele hat sie dem Kellner ihr Pflaster gezeigt und gesagt, das sie das Eis bekommt, weil sie so tapfer war....so what. Oder sie saß im Wartezimmer und fing an Marschlieder zu singen....wohlbemerkt aus dem 1. WK....fehlerfrei. Sie jammerte, das denn ihr Vati jetzt mit einem Bein kein Soldat mehr sein kann. Wurde sie ganz unruhig, dann hat man ihr Aufageben gegeben....sie hat laken mit dem Waschbrett gewaschen, Butter getsampft, das 1x1 aufgesagt, einen Brief aus den Ferien an ihren Lehrer oder die Großeltern geschrieben.
Du ahst jetzt zwei Möglichkeiten, die Zeit ist ja unter eurem Dach für sie begrenzt, nimm sie an oder steigere dich weiter in die Sachen rein, die dich nerven. Letzteres bedeutet eben Streß für euch alle.
Hallo! Vielen Dank für deine Antwort! Ich muss vielleicht nochmal klarstellen, dass sie nicht dement ist. Sie lebt schon bewusst im Hier und Jetzt. Sie hat beispielsweise noch einen Wahnsinnsüberblick über ihre eigenen Finanzen.
Ich habe etwas Erfahrung mit Demenz, weil mein Schwiegervater dement war. Das haben wir 2007 bei unserer Hochzeit erstmals festgestellt. Kurz darauf musste meine Schwiegermutter ins Krankenhaus und da stellte sich heraus, dass er nicht mehr alleine zurecht kam. Da haben wir erstmals für ihn Hilfen vor Ort organisiert und beschlossen, selbst zu ihnen in die Nähe zu ziehen. Wir waren dann erstmal soweit in der Nähe, dass wir problemlos im Notfall vorbeikommen konnten, und haben 2010 das Haus in unmittelbarer Nachbarschaft bezogen. Seitdem waren wir jeden Tag mindestens einmal drüben und haben die Entwicklung mitbekommen. 2019 ging es dann nicht mehr zuhause. Bei meiner Schwiegermutter stellt sich die Situation ganz anders dar. Sie hat einen freien Willen. Sie weiß auch, was auf sie zukommt.
Mit den Schlaftabletten kann man vielleicht nochmal ansprechen beim Arzt. Das weiß ich nicht. Sie nimmt sehr starke Schmerzmittel wegen derer sie ohnehin sehr viel schläft, auch tagsüber. Mir scheint es so, als sei dadurch auch der Tag-Nacht-Rhythmus etwas verlorengegangen. Sie hat ein offenes Bein.
Naja, zu deinem letzten Punkt: Wir versuchen ja die Situation anzunehmen. Das klappt mal besser, mal schlechter. Das Klavier hat jetzt auch erstmal 6 Wochen Ferien 😅. Ich überlege ohnehin, mir noch ein E-Piano für mein Arbeitszimmer zu kaufen. Das kann man immer mal gebrauchen. Tja, die Kinder geben sich zumindest Mühe, das klappt bestimmt mit der Zeit besser. Wir geben uns alle Mühe. 🤷♀️
Weiter oben schreibst Du aber, dass sie nachts den Hausnotruf drückt, weil sie nicht mehr weiß, wo sie ist.
Sie ist also phasenweise zeitlich und räumlich nicht orientiert.
Das sind Anzeichen einer Demenz!
Und das wird nicht besser, glaub mir.
Wir haben das mit meiner Schwiegermutter alles durch.
Anfänglich dachten wir auch eher an Altersstarrsinn und eben ein bisschen schrullige Vergesslichkeit.
Das ging auch lange gut, da die "lichten" Tage Anfangs noch deutlich überwogen.
Aber dann ging es sehr schnell.
Nächtliche Anrufe bei uns, weil sie nicht mehr wusste, wo sie war.
Hinweise der Nachbarn, dass nachts ständig in unterschiedlichen Zimmern das Licht an- und ausgeht (sie geisterte wohl ruhelos durchs Haus).
Sie stand auch schon im Nachthemd mit nem Mantel drüber und einem kleinen Koffer auf der Straße, weil sie in den Luftschutzbunker wollte wegen Fliegeralarm
Essen auf Rädern unangetastet auf dem Tisch (weil sie vergessen hatte zu Essen), etc., etc., etc.
Als sie wegen eines verschleppten Infektes (hat die Schmerzen einfach ignoriert) ins KH musste, wurde uns klar und deutlich gemacht, dass sie nicht mehr alleine bleiben kann und Unterstützung im Alltag durch Pflegedienst/Sozialstation vielleicht noch ein Jahr geht, aber ein Pflegeplatz auf Dauer unausweichlich ist.
Sie kam vom KH sofort in ein Pflegeheim.
Ich erinnere mich an deinen Thread.
Man mag dich echt drücken wenn man das liest. Es klingt so auslaugend.
Was deine Schwiegermutter will ist nicht (zwingend) kompatibel mit dem was geht. Holt euch Beratung. Und Entlastung. Sei es Tagespflege oder Kurzzeitpflege für euch zum Luft holen. Und im Zweifel hat die Einrichtung eben nicht alle Kriterien die sie gern hätte.
Tausendmal das gleiche fragen, singen etc. das kenne ich alles als Kriterien fortschreitender Demenz.
Meine Oma hat bis weit in ihre 80 Singstunden in Altenheimen gemacht. Stell dir ein kleines Weibchen mit Instrument und Verstärker antappeln vor, das eigentlich auch schon Bewohner sein könnte.
Selbst die extrem Dementen haben plötzlich angefangen mitzusingen und kannten alle Texte. Da kam in die, die nur mehr rumsassen plötzlich so viel Leben. Und Freude.
Vielleicht kannst du es für den Moment für dich umdeuten. Du gibst ihr was was ihr gut tut und sie magisch anzieht.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft.
Hallo! Vielen Dank für deine Antwort! ☺
Ich verstehe auch gar nicht, warum mich das so wahnsinnig nervt. Ich denke mir immer, ich bin noch bei der Arbeit, ich brauche Ruhe! Aber im Grunde ist es ja eigentlich nicht so schlimm. Ich muss in der Regel immer nur kurz ein bisschen etwas für mich durchgreifen und durchdenken. Und gezielt mit ihr zusammen singen wäre tatsächlich ja auch eine Idee. Nur leider habe ich da nach der Schule gar keine Lust mehr zu. 🙈 Aber jetzt sind ja Ferien. Das machen wir jetzt mal. 👍
Liebe Grüße!