Hallo ihr lieben, ich werde versuchen mich kurz zu fassen und hoffe dass jemand Rat für mich hat.
Ich hatte eine schwierige Kindheit und Jugend mit meinen Eltern. In ganz kurz: mein Vater hat sehr viel Mist gebaut und war uns allen gegenüber in verschiedenen Formen gewalttätig. Ich selber war mit Anfang 20 in Therapie um es zu verarbeiten.
Ich bin inzwischen erwachsen, Abschluss, guten Job, verheiratet und erwarte glücklich mein erstes Kind (28. SSW). Ich habe so gut wie es geht die Vergangenheit hinter mir gelassen.
Meine Mutter is natürlich total ausm Häuschen, was ja schön ist. Aber immer wenn sie in meiner Nähe ist bin ich total genervt von ihr. Bin wieder wie ein Teenager und nur am meckern und hab kein Bock ihr zu helfen wenn sie Hilfe brauch. Sie ist nur lieb zu uns. Etwas hilflos und vergesslich aber sie tut keinem was. Aber irgendwie macht sie mich aggressiv, als würde ich wenn sie da ist wieder in der Vergangenheit sein und nicht atmen können. Gestern haben wir uns gestritten, was auch glaube ich meine Schuld war und ich bin heute nur am heulen und habe keinen Appetit zu essen weil mich die Beziehung so belastet. Ich habe Angst dass mein eigenes Kind mich auch nicht lieben wird. Meine Mutter hat mir sogar als Kontra zu meiner zickigkeit gesagt dass mein Kind sie mehr lieben wird als mich.
Ich kann mich einfach nicht beherrschen wenn sie im gleichen Raum ist, ich versuche reflektiert zu sein aber ich sehe alles an ihr negativ und weiß nicht mehr weiter :( im Nachhinein entschuldige ich mich immer aber es ist anstrengend.
Freue mich über bemutigende Worte.
Sehr schwierige Beziehung zur eigenen Mutter, Sorge über Beziehung zum eignen Kind
Ich glaube, wenn man ein eigenes Kind bekommt, dann denkt man viel über die eigene Kindheit nach. Meine war auch sehr bescheiden, und immer wieder merke ich, dass ich nicht verstehen kann, was uns Kindern angetan wurde.Ich schaue mein drei jahre altes Kind an und weiß, wie mit mir im gleichen Alter umgegangen wurde. Das macht mich traurig und wütend.
Meine Mutter wird nie die Oma sein, bei der das Kind schlafen darf. Meine Mutter wird nie alleine mit dem Kind sein, auch wenn die letzte Gewalt mir gegenüber etliche jahre her ist und sie zum Teil auch einsieht, dass sie Fehler gemacht hat. Ich weiß oder vermute, dass sie überfordert war. Sie hat ihre eigenen Pakete zu tragen und konnte den Kreislauf nicht stoppen, also hat sie ihre Gefühle mit körperlichen Strafen ausgelebt.
Ich denke nicht, dass sie mein Kind schlagen würde, aber es wird keine Chance geben, dass sie es beweisen kann. Der Zug ist einfach abgefahren, war vielleicht nie vorhanden.
Dein Vater war bei euch gewalttätig, deine Mutter hätte aber schützend über euch stehen sollen. Jaja, mir ist bewusst, andere Zeit, kein Geld, vielleicht keine Ausbildung und dann bleibt man bei einem Schläger- für euch Kinder ist es aber trotzdem so, dass sie euch im Stich gelassen hat.
Wenn es dir wichtig ist, dass du ihr gegenüber entspannter auftreten kannst, gerade auch hinsichtlich des Babys, dann würde ich drüber sprechen. Mit einem Therapeuten, deinem Partner, Geschwistern und nicht zuletzt der Mutter selbst. Vielleicht hilft ein gemeinsames Weinen und Entschuldigen.
Das tut mir echt leid zu hören dass es bei euch so abging :( ich selber habe nur emotionale Gewalt erfahren aber habe phasenweise in ständiger Angst um meine Mutter gelebt. Wir haben schon oft drüber gesprochen usw und es war oft Ruhe aber jetzt kam alles wieder hoch (wegen der Schwangerschaft, wie du es sagst). Mein Mann und ich sind auch noch sehr am überlegen ob wir das Kind lange oder überhaupt mit ihr alleine lassen möchten, mal sehen. Eigentlich ist sie ja super lieb, nur halt etwas kindisch und emotional.
Danke dir für deine Worte und alles Gute und viel Erfolg mit deiner Tochter. Du bist die die den Kreislauf stoppt, das ist schonmal ne riesen Sache :)
Wenn man ein Kind bekommt, sieht man seine Kindheit/seine Eltern plötzlich ganz anders, das wird auch noch ein paar Jahre so weitergehen.
Bei dir kommt dazu, dass deine Mutter offensichtlich die Gewalttäter deines Vater akzeptiert hat. Sie hat sich nicht getrennt, sondern ihre Kinder in dieser Situation zurückgelassen.
Ich behaupte, dass da derzeit bei deinem Kontakt mit deiner Mutter auch jedesmal eine Art Traumatisierung stattfindet, du verbindest sie damit. Mir selbst geht es so mit meinem Vater - der hat selbst nichts getan, aber eben "zugeschaut". Damit hat er sich aber objektiv betrachtet zum Mittäter gemacht und das ist etwas, was das Unterbewusstsein kaum verzeihen kann.
Ich würde mir an deiner Stelle sehr überlegen, ob ein (regelmäßiger) Kontakt dir guttut.
Danke für deinen Rat. Ich war da auch schon am überlegen aber in meinem Fall tut sie mir sehr leid und ich bin ihr einziges Kind. (Schuldgefühle?) Sie ist nicht perfekt aber ich möchte nicht die Person sein die sie dafür "straft". Sie hat auch sehr viel gutes für mich getan. Mit meinem Vater sieht es da allerdings anders aus, der kann mir gestohlen bleiben.
Hey Sandy,
ja, wie andere schon geschrieben haben: wenn man selbst ein Baby bekommt, ploppt die eigene Kindheit wieder auf.
Bei dir war es der Vater, der euch gegenüber gewalttätig war- aber eine Mutter hat es zugelassen und euch nicht geschützt. Vielleicht werden dir ihre Anteile gerade erst bewusst?
"Sie ist nur lieb zu uns. Etwas hilflos und vergesslich aber sie tut keinem was"
Die Aussage, dass dein Baby sie mal mehr lieben wird als dich, weil du zu zickig seist, ist ein starkes Stück und passt nicht so ganz zu "nur lieb". Ich sehe es als eine Form der emotionalen Erpressung, um auf dich einzuwirken, statt das, was zwischen euch steht (das merkt sie durch deine "Zickigkeit"), aufrichtig im Gespräch aus dem Weg zu räumen.
Ich würde einen großen Abstand zu ihr einnehmen und ihre Rolle kritischer reflektieren.
Liebe Grüße
Schoko
Danke für deine Rat Schokofrosch. Das macht schon sehr viel Sinn was du und andere hier schreiben, ihr habt ja recht. Ich werde mir überlegen wie ich damit umgehen werde. Zu meinem Vater und seiner Mutter (meine Oma) habe ich leichter den Kontakt abgebrochen und dass soll immer so bleiben. Aber bei meiner Mutter plagt mich da zu sehr das Gewissen weil wir lange zu zweit durch alle Probleme sind und sie mich bzw mich und meinen Mann noch brauch, und wenn es emotional ist, und wenn es echt nervt. Sie versteht es aber benimmt sich trotzdem etwas kindisch und ich glaube es ist zu spät und nicht meine Aufgabe sie zu zwingen sich zu ändern. Versuche immer noch einen Mittelweg zu finden... Mal schauen. Aber vielen Dank dir!
Das klingt so, als wärst du von ihr emotional abhängig. Hm. Fühltest du dich jemals von ihr geliebt? Meinst du, sie wird in Zukunft nochmal irgendwas gutmachen? Was erwartest du noch von ihr? Liebe? Zuneigung? Oder stellvertretend für dich, soll dein Kind Liebe und Zuneigung erhalten?
"und sie mich bzw mich und meinen Mann noch brauch" dafür tritt sie dich aber ziemlich mit Füßen.
Hallo -- genieße Deine Schwangerschaft und geh positiv in die Zukunft.
wenn der Kontakt Dir nicht gut tut, dann finde einen Weg, das gesund zu reduzieren.
und keine Sorge: du hast selbst in der Hand, wie du mit Deinem Kind umgehst und natürlich wird Dein Kind dich lieben und respektieren, wenn du ein gutes Verhältnis pflegst.
Ich habe ein eher neutrales Verhältnis zu meiner Mutter. Sie zeigt null Interesse an mich und wenn wir uns sehen, fragt sie nur über die Kinder. Sie fehlt mir nicht, wenn wir uns länger nicht sehen.
Trotzdem gehen wir zuhause ganz anders miteinander um, als meine Mutter damals mit mir, also ich noch klein war.
Also keine Sorge..... du gestaltest Dein Familienleben selbst.
Und wenn Dir der Kontakt zu Deiner Mutter nicht gut tut oder in manchen Rahmen nicht gut tut, dann schränke eben ein.
Solche dumme Sprüche gehen gar nicht. -- lass dich von ihr nicht all zu arg einnehmen.
Ich habe z.B. dieses dumm rumsitzen immer gehasst und bin dann eben einmal die Woche mit ihr einkaufen gefahren: dann hatte man was zu tun, - hat sich über "nützliches" unterhalten und sie hat sich nicht vernachlässigt gefühlt. -- Im Supermarkt entstehen nunmal keine tiefgründigen Gespräche und auch kein Streit und so hatte ich das lange gelöst....
Vielleicht bist du auch gerade wegen der Schwangerschft so emotional. Wisse, dass du im ersten halben Jahr Babyzeit noch emotionaler sein wirst und nehme halt Abstand, wo du merkst, das tut jetzt nicht gut....
Das ist echt guter Rat mit dem neutralen Boden bzw der Beschäftigung und der baby Zeit, daran habe ich noch nicht gedacht. Werde ich mir merken, danke! Ich muss auch auf jeden Fall an mir und meiner Geduld arbeiten.
Schön zu hören dass man es wirklich mit den eigenen kindern anders machen kann, ich habe echt Angst dass ich unterbewusst irgendwas weiter übertragen werde was dann nach hinten losgehen wird...
Ein eigenes Kind bringt viel über die eigene Kindheit zum Vorschein. Das kommt vor allem, wenn das Kind dann in die Trotzphase kommt 🙈😂
Dein Baby wird dich natürlich lieben und du wirst auch ziemlich sehr wahrscheinlich die 1. Bezugsperson sein. Das zeigt sich (grade in der Trotzphase) manchmal vor allem darin, dass Mama mehr „mitmachen“ muss, als andere 🥴 aber das ist Zukunftsmusik.
Hast du eine Hebamme? Bei der kannst und „darfst“ du dich ruhig mal „auskotzen“ und über deine Sorgen sprechen. Vielleicht brauchst du „weitere Hilfe“, vielleicht reicht es dir, da mit ihr mal drüber zu reden 😊
Ohje, an die trotzphase möchte ich noch nicht denken 😂
Aber den Rat werde ich mir zu Herzen nehmen. Danke dir :)