Vor ein paar Tagen hatte ich im Erziehungsforum einfach Mal gefragt, ob das sinnvoll/noch aktuell ist und ab welchem Alter.
Mich hat das Thema einfach richtig getriggert.
Habe also angefangen zu googlen und auch die Antworten fielen ja eindeutig aus.
Meinen Mann hatte ich so verstanden, als fände er Auszeiten nach dem Schema in Ordnung (war ein Missverständnis, er meinte, dass er unser Kind begleitet aus der Situation nehmen würde und sich mit ihm auf "die Stille Treppe" hocken würde.
Vor dieser Klärung war ich jedenfalls total fertig, habe an unserer Beziehung gezweifelt, an ihm, an mir, einfach an allem.
Im Gespräch bin ich dann zusammengebrochen und habe mir die Augen aus dem Kopf geheult, da plötzlich meine gesamte Kindheit/Teenagerzeit hochkam.
Meine Eltern haben mich IMMER so bestraft oder mich "vor Gericht gestellt" meist nacheinander, Reihenfolge hat variiert.
Oft bin ich mit ignorieren, kurz angebunden sein oder ähnlichem behandelt worden wenn jch nicht so wollte wie sie. Das hat jahrelang, auch was red ich, es funktioniert heute noch 😥
Gleichzeitig ist mir klar geworden, das ich tatsächlich meine Gefühle abschalte bzw. abgeschaltet habe um irgendwie damit klar zu kommen.
Sagt jemand was gegen meine Eltern springe ich sofort in die Bresche, es ist wie ein Automatismus, ich will ihnen noch heute alles Recht machen und mir fällt es schwer ihnen Kontra zu geben. Innerlich habe ich gewütet und sie zum Teufel gewünscht.
Die wenigen Male wo ich mich getraut habe was zu sagen, habe ich mir ne Ohrfeige eingefangen. Meinem Vater habe ich beim letzten Mal entgegengeschrien, dass ich ihn umbringen wenn er das noch mal macht, da war ich vielleicht 12.
Ich weiß dann jetzt wohl warum oder rede ich mir was ein?
Leider habe ich mich meinem Kind gegenüber auch schon ein paar Mal lieblos verhalten, wenigstens ist mir jetzt bewusst wieso und ich kann es in Zukunft besser machen.
So viel zur Selbsterkenntnis.
Die Frage ist, wie gehe ich nun mit diesem Wissen um?
Meine Eltern, tja die wünsche ich tatsächlich grade zum Teufel.
Darf ich damit eigentlich jemanden belästigen oder muss ich das selbst für mich regeln. Schließlich haben Psychologen ja mehr als genug zu tun und ich will da nicht auch noch zu Last fallen.
Rede ich mir vielleicht grade was ein?
Es sind auch noch andere Dinge vorgefallen, z.B. hat meine Mutter meinen Vater immer schlecht geredet und ihn vor mir als Arsch bezeichnet.
Ein Kind (meistens kleine Schwester) war immer top und das andere flop (meistens ich)
Darf man sich damit professionelle Hilfe holen oder ist das reines überdramatisieren?
Zum Thema Stille Treppe und Liebesentzug (lang)
" Schließlich haben Psychologen ja mehr als genug zu tun und ich will da nicht auch noch zu Last fallen."
Wieso? Die verdienen da ihr Geld mit.
Bei Urbia wird nach zwei Wochen Liebeskummer zu "professioneller Unterstützung" geraten. Vielleicht kühlst du erst mal ein bisschen ab und schaust dann, ob das wirklich ein wiederkehrendes und einschränkendes Thema ist.
Man darf sich IMMER psychologische Hilfe holen! In anderen Ländern ist es ganz normal, dass die meisten Leute einen Therapeuten haben.
Aber ansonsten kann ich dir erstmal das Buch "Das Kind in dir muss Heimat finden" vom Stefanie Stahl empfehlen.
In meinen Augen ist wirklich irgendwas mit dir, womit du dich mal befassen solltest. Aber ich bin irgendwie der Meinung, das man nun auch nicht wirklich alles den Eltern in die Schuhe schieben kann.
Wenn ich mich Recht erinnere, hat damals sogar "die Nanny" diese Stille Treppe empfohlen. Was sag ich; populär gemacht.
Im Heimatland der Vater meiner Kinder geht es erzieherisch wirklich (in meinen Augen) heftig zu. Aber da will im Erwachsenenalter niemand es jemanden Recht machen.
Wir sind halt auch ein etwas eigenartiges Völkchen. Ich bin der Meinung, das man auch durch die Struktur der Gesellschaft krank werden kann.
Ja, damals hat sie das empfohlen, heute macht sie es nicht mehr. Finde das wichtig, hinzuzufügen.
Zum Thema professionelle Hilfe, das wird hier immer wieder völlig falsch verstanden.
Man muss damit nicht warten, bis man psychisch so richtig am Ende ist. Man darf da gerne früh hin.
Und es muss ja nicht gleich eine Psychotherapie sein, ein, zwei Gespräche mit einem Psychologen reichen vielleicht erstmal.
Und für sowas gibt es Beratungsstellen, vor Ort, online, telefonisch. Oft völlig kostenlos.
Ich habe damit in unterschiedlichen Bereichen nur gute Erfahrungen gemacht.
Du musst doch nicht jahrelang in Therapie, wenn du das nicht möchtest. Vielleicht würden dir ein paar Sitzungen mit einem Gesprächstherapeuten schon reichen, um dein Selbstwertgefühl aufzubauen und wieder näher zu dir selbst zu finden?
Was Erziehung angeht, kann ich dir den Podcast von der "Super Nanny" höchstpersönlich empfehlen. Nennt sich Familienrat und gibts bei Apple Podcasts und bei mitvergnuegen.com. Ohne "Stille Treppe", dafür bindungs- und beziehungsorientiert.
Wegen einer verqueren Erziehungsansicht die komplette Beziehung infrage stellen ist aber auch einen Tick drüber. Darüber kann man doch gemeinsam sprechen, und wenn beide dafür offen sind, gemeinsam den Horizont erweitern.
Genau dafür sind Psychologen da. Ja, es gibt viel zu wenige, aber eigentlich tut jedem mal ein Gang gut 😅
Wenn du in der Situation gefangen bist, hilft manchmal durchatmen und überlegen „will ich das grade wirklich?“. Zumindest mir 😅 und dann kann ich manchmal doch wieder entspannt sein.
Klar darf man sich da Hilfe holen, die verdienen gutes Geld mit Menschen wie dir und freuen sich über jeden neuen Patienten 🤷.