Papa hat Kind gehauen

Hallo,

ich wende mich an euch, da wir heute morgen eine Situation mit unserem Sohn ( 15 Monate alt ) hatten, die zu akuter Meinungsverschiedenheiten geführt hat.

Vorab. Mein Mann und ich waren uns immer einig gewaltfrei und bedürfnisorientiert orientiert zu erziehen. Mein Mann wurde von seinen Eltern aus Überzeugung geschlagen und möchte es anders machen. Er ist bis jetzt im er ein überaus liebevoller Papa gewesen und liebt sein Kind sehr. Andersrum genauso.

Aktuell ist mein Mann mental sehr labil. Er ist gestresst, wir haben keine Entlastung und kaum Zeit für uns. Wir hatten in 15 Monaten kein einziges mal Paarzeit, außer wenn unser Sohn schläft. Die Nächte sind zur Zeit eine Katastrophe, weil unser Sohn gerade den Kindergartenalltag verarbeitet und sehr damit zu tun hat. Wir sind alle sehr müde und gereizt. Stress auf der Arbeit tut sein übriges.

Unser Sohn testet gerade Grenzen aus. Oft und immer wieder. Ein " Nein " wird überhört, es wird gelacht und die Sache die er macht, wiederholt.

Die Situation heute morgen war folgende :

Im Wohnzimmer haben wir an den Fenstern Plissees. Unser Sohn steigt jedes mal auf die Couch und versucht die Plissees runterzureißen.
Einmal hat er das geschafft und es war ein riesen Aufwand, diese wieder anzubringen.
Er sieht es momentan als eine Art " Spiel ". Er rennt zur Couch, schaut uns an, kichert, schaut wie wir reagieren und steigt blitzschnell auf die Couch und reißt am Plissee rum. Normalerweise sagen wir laut und bestimmt Nein, nehmen ihn runter von der Couch und sagen nochmals NEIN. Manchmal reicht das, manchmal lacht unser Sohn sich dabei Schlapp und versucht an uns vorbeizurennen um nochmal dran zu reißen. Das triggert meinen Mann sehr,; voralllem das ' ins Gesicht lachen '.

Heute morgen war ich also im Schlafzimmer und habe telefoniert und die beiden waren alleine im WZ. Ich hab dann einen Knall gehört und darauf ein tierisches Weinen von unserem Sohn. Ich bin raus und habe gefragt ob er sich wehgetan hat, mein Mann meinte Nein, er hat einen Wutanfall.

Als ich ihn für die Kita angezogen habe, habe ich einen roten Fleck auf der Hand gesehen von unserem Sohn. Dann hab ich die Situation Revue passieren lassen und bin zu meinem Mann und habe ihn gefragt ob er unseren Sohn gehauen hat vorhin. Er meinte ja, da er wieder zum wiederholten mal sein Nein ignorierte und versuchte die Plissees abzureißen. Ich war total sauer, bin zur Kita wortlos los.

Wieder Zuhause habe ich meinen Mann zur Rede gestellt. Was mich stört ist, natürlich 1. dass er gegen unsere Wertevorstellungen gehandelt hat und 2. Dass er das aus Überzeugung gemacht hat. Denn er hat gesagt er findet das in Ordnung; es reicht jetzt nämlich langsam. Unser Sohn akzeptiert unser Nein nicht und unser Mann ist mit seinem Latein am Ende und es triggert ihn, er fühlt sich machtlos und will sich die Macht wieder holen.

...ich bin wütend und enttäuscht. Ich kann das nicht gutheißen. Ich verstehe die Überlastung gerade, aber ich habe trotzdem kein Verständnis für diese Handlung und wiegesagt stört mich am meisten, dass er davon überzeugt ist und kein schlechtes Gewissen hat.

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Auf Idee zu kommen diese Plisees abzunehmen - die hattet ihr nicht? Es ist eure verdammte Pflicht als Eltern das Zuhause kindersicher zu machen. Mit 15 Monaten begreift er noch nicht alles - ihr dagegen schon.

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Wir haben eine kindersichere Umgebung Zuhause und müssen so im Alltag nur wenige "Neins" verwenden. Wir wollen unserem Sohn aber durchaus beibringen das es auch Neins gibt, Grenzen gibt und er lernen muss diese zu akzeptieren.

Wir haben auch Gardinen überall zb. Es ist mE keine Lösung, das alles abzunehmen. Wir wohnen ebenerdig und haben bodentiefe Fenster.

Bearbeitet von Ratschlag gesucht
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Wenn dein Mann so dünne Nerven hat, dass er mit dem Grenzentesten nicht klar kommt, sollte der nächste Schritt sein, die Plissees abzumachen.

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Noch eine Stimme für "abmachen".
Unser Sohn ist genau so. Wir haben seit unserem Umzug keine erreichbare Deko, keine Vorhänge und keinen Wohnzimmertisch mehr.
Bodentiefe Fenster haben wir im Erdgeschoss auch.
So langsam bauen wir alles wieder auf und hoffen, dass das Baby alles in Ruhe lässt.
Aber mit 3 Jahren versteht er es nun.

Ich wurde als Kind früher gehauen und ja, mich triggern diese Provokationen auch. Aber ich umarme mein Kind in diesen Situationen (Tipp ist aus dem Forum) und dann baut sich die Wut ab.
Du solltest dringend heute Abend mit deinem Mann reden. Wie war es für ihn, gehauen zu werden?

Roter Fleck ist schon heftig- dann hat er nicht "gepatscht", wie man im forum sagt. Auch patschen ist nicht ok und verboten- aber man muss mal darüber nachdenken, dass er so zugehauen hat, dass das Kind einen roten Fleck hatte. Das ist richtig schlimm!
Ich hätte ehrlich gesagt nun richtig Bauchschmerzen, vor allem da er nicht einsichtig ist, und würde über externe Hilfe nachdenken, bevor sich Schläge als Mittel zur Erziehung etablieren.
Klingt jetzt so, als wären sie für deinen Mann legitim.

Liebe Grüße
Schoko

Bearbeitet von schokofrosch
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Ich will nichts beschönigen oder rechtfertigen: aber meine Töchter haben so empfindliche Haut, die bekommen manchmal rote Flecke, wenn ich sie nur festhalte/hochhebe 😅 und die bleiben 20-30 Minuten.

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Stimmt! So war es bei meiner Tochter auch und ihre Tochter hat dieselbe empfindliche Haut.

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Also - das, was dein Mann getan hat, ist menschlich. Es ist NICHT richtig, keine Frage. Aber menschlich.

Das Verhalten seines Sohnes triggert sein eigenes, inneres Kind und er gibt das weiter, was er in seiner Kindheit erlernt hat, obwohl er es als Kind selbst schrecklich fand.

Was für mich wichtig wäre: dein Mann hat Interesse daran, sich selbst zu reflektieren und zukünftig anders zu handeln.

Er versteht:
- warum er seinen Sohn gehauen hat
- dass das nicht korrekt ist
- dass dieser Impuls seinerseits „falsch“ ist und er bewusst gegen angehen muss
- warum euer Sohn handelt, wie er handelt (er macht es ja eben nicht, um ihn zu ärgern, sondern zum Grenzen testen und das Lachen soll deinen Mann besänftigen, nicht verärgern!)
- schlagen hat in dem Fall KEINEN Lerneffekt

Wenn dein Mann da Interesse hat und anfängt an sich zu arbeiten, würde ich quasi „Gnade vor Recht“ ergehen lassen. Es bleibt bei diesem Ausrutscher seinerseits und wiederholt sich bitte NIE WIEDER!

Ist dein Mann nicht gewillt, würde ich deutlicher werden und Mann und Kind vorerst nicht alleine lassen, keine Sekunde!

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Mich triggert es auch. Unser Nebenkostüm ist gerade nicht gut. Wir kümmern uns zu wenig um unsere Paarbeziehung und haben wirklich akuten Schlafmangel.
Ich würde auch komplett anders reagieren, wenn mein Mann sagen würde " scheiße, jetzt habe ich das getan was ich niemals tun wollte. Wir müssen dringend diese verdammten Plissees anbringen und ganz ganz dringend übergelegen, wir wir wieder Zeit für uns schaffen, damit wir runterkommen und zukünftig so nicht mehr reagieren. Ich will ihm nicht wehtun, es ärgert mich nur so unglaublich"

Das habe ich gerade nicht gesehen. Die Einsicht fehlt. Aber wir hatten jetzt auch keine Zeit darüber in Ruhe zu reden. Ich denke er ist gerade selbst beschämt und versucht seine Tat zu rechtfertigen damit kein schlechtes Gewissen entsteht. Vllt. denkt er ja gerade selber nochmal darüber nach.

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Ihr habt EIN Kind. Wie kann es sein, dass ihr BEIDE Schlafmangel habt? Quartiert euch wechselseitig aus und schlaft euch in Ruhe aus, wenn das der Grund für deinen Mann ist auszuticken.
Die Gründe die du (du bist die TE, oder?) anführst sind so banal und eigentlich leicht zu beheben, wenn man mal vom Prinzip abweicht. Dein Mann wiederholt aktuell eins zu eins die erlernten Verhaltensweisen aus seiner Kindheit. Sprecht bitte mit jemand professionellen darüber. Das Argument, dass die Plissees aufgrund bodentiefer Fenster dran bleiben müssen ist keines, was man gelten lassen muss. Stellt dann etwas vor die Fenster, arbeitet mit Folie oder zieht euch halt etwas an - ich weiß ja nicht was für euch die Gründe sind, dass sie dran bleiben müssen.

Bearbeitet von KeineAhnung3
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Dass dein Mann einen Schritt zu weit gegangen ist, braucht wohl niemand zu sagen. Schlagen bedeutet, mit seinen elterlichen, erwachsenen geistigen Möglichkeiten am Ende zu sein und die eigene körperliche Überlegenheit zu missbrauchen. Hier sollte dein Mann schleunigst versuchen, an sich und seiner Selbstbeherrschung zu arbeiten. Er ist derjenige, der genug Verbindungen im Gehirn hat, um die Situation zu begreifen, zu analysieren und entsprechend zu handeln. Das Kind versteht bei dem Schlag nur, dass Papa ihm plötzlich mit voller Absicht wehgetan hat. Will dein Mann eurem Sohn das so vermitteln? Ich glaube kaum.

Zu eurem Kind: Der Junge ist 15 Monate alt. Natürlich begreift er noch nicht, warum dieses Wort "Nein" eine so große Bedeutung für euch Eltern hat. Er findet es nur toll, dass er mit seinem Verhalten etwas bei euch auslöst, nämlich helle Aufregung - und vor allem viel, viel Aufmerksamkeit. Ihr könnt euch mit euren Nein's den Mund fusselig schimpfen, das Signal wird dann immer noch nicht wirklich beim Kind ankommen.

In dem Alter half bei uns nur Kind aus der Situation entfernen und ablenken. Sämtliche anderen Ermahnungen oder Geschimpfe wurde mit Lachen und Wiederholung quittiert. Erst jetzt, mit 2 Jahren, merke ich, dass ich mit einem Nein und einem strengen Blick eine Reaktion bei meinen Kindern hervorrufe - sie merken, dass mir ihr Tun nicht gefällt, und wollen mit allen Mitteln, dass ich wieder nett zu ihnen bin. Also tun bzw. unterbinden sie, was ich von ihnen möchte. Dazu mussten sie aber erst mal in der Lage sein, mein Gesprochenes wirklich zu verarbeiten, also die einzelnen Wörter zu kennen. So wie heute morgen: Ich wollte nicht, dass die beiden mit Schuhen aufs Bett klettern. Sprachs, guckte ernst, und keine 5 Sekunden später flogen zwei Paar Schuhe auf den Fußboden.
Unabhängig davon ist das kindliche Gehirn mit 15 Monaten zu einem solchen Querdenken noch gar nicht fähig.

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Er sollte seine Kindheit wohl aufarbeiten.

Dass er sich machtlos fühlt und denkt, er bekommt durchs schlagen seine Macht zurück, ist sehr bedenklich. Er wiederholt, was in seiner Kindheit passiert ist..

Schlagen hat keinen Lerneffekt. Keinen Vorteil, er erlangt dadurch keine Macht zurück. Und überhaupt - muss er macht über sein Kind haben? Euer Kind ist eine eigenständige Person. Wofür braucht man da macht?

An dieser Formulierung kann ich mich vermutlich stundenlang aufhängen.

Plissees kann man doch hochziehen. Meine Lösung wäre temporär die Plissees in der Situation so zu ziehen, dass euer Sohn sie nicht mehr erreicht.

Er darf sich auch nicht von dem ins gesicht lachen getriggert fühlen. Ich habe das Gefühl er/ihr wisst nicht, warum Kinder das tun. Er lacht ihm nicht ins Gesicht um ihn zu ärgern. Lest euch da mal ein: https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2015/10/freches-grinsen-oder-lachen-bei-kindern-warum-das-beschwichtigen-statt-provozieren-soll.html?m=1

Es möchte euch damit nicht provozieren. Das müsst ihr lernen..

Bearbeitet von EtoileFilante
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Danke für die Lektüre.

Ich habe ihm das erklärt mit dem Lachen. Hab mich da nämlich auch schon drüber informiert.

Leider geht man ja oft von sich aus ( so entstehen ja Erwartungen ) und mein Mann würde in so einer Situation nur lachen, wenn er sein Gegenüber nicht ernst nimmt.
Obwohl es vermutlich auch Erwachsene gibt die schlichtweg aus Unsicherheit lachen...
Naja, es triggert ihn und was er macht ist seine Macht missbrauchen. Macht hat er ja. Oder besser gesagt er ist unserm Kind nunmehr körperlich überlegen.

Ich habe keine Angst auf Diskussionen mit meinem Kind. Ich traue mir das zu bzw. bin in der Pflicht Regeln zu erklären die hinterfragt werden etc. Wir haben uns fürs Kind entschieden, auch wenn man natürlich oft noch nicht weiß was dahinter steckt und wie anstrengend die Fremdbestimmung sein kann. Man lernt sich ja selbst nochmal völlig neu kennen.

Schlimm ist, dass ich gerade auch total Mitleid für meinen Mann empfinde. Fehlende Empathie in seiner Kindheit und führten wahrscheinlich dazu. Er hat das alles bis jetzt großartig gemacht und wir haben wirklich oft darüber gesprochen was der Unterschied zwischen Angst und Respekt ist. Er hat sich nämlich oft gewundert, wieso er keinen Respekt mehr vor seinem Vater hat. Wir sind das alles durchgegangen und sind dann zum Entschluss gekommen dass er als Kind eben Angst hatte und nie Respekt. Und jetzt, wo er selbst körperlich überlegen ist, ist die Angst weg.

Allem in allem denke ich eine Aufarbeitung seiner Kindheit ist das sinnvollste. Bis jetzt hab ich super viel mit ihm geredet und war ihm eine Stütze. Natürlich komme ich jetzt aber auch an meine Grenzen.

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Natürlich lacht er als ERWACHSENER nicht mehr in solchen Situationen. Erwartet er von einem Kind ein Verhalten eines Erwachsenen?
Also das Argument von sich auf andere zu schließen ist sowas von falsch. Ich hoffe, das hast du ihm verdeutlicht.

Ich würde ihm sagen, dass du das absolut nicht tolerieren kannst. 1. Hat er es bewusst verschwiegen als du beim ersten Mal fragtest, 2. Zeigt er keine Reue.

Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass es sich wiederholen wird. Denn seien wir ehrlich, es wird in absehbarer Zeit nicht besser wie sich euer Kind verhält.

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Puh, nee...geht gar nicht....überhaupt nicht.

Auf der anderen Seite kann es antürlich auch viel Arbeit an sich selber bedeuten, wenn man alte Muster durchbrechen will. Das ist einem manchmal gar nicht im Vorfeld bewußt und dann wird es in stressigen Situationen hochgespült.

Wenn er wirklich hinter seinen Worten stehen würde, dann müsste er zumindest völlig geschockt über seine Handlung sein und sie bereuen. Da das komplett fehlt, wäre ich persönlich an dem ganz deutlichen Punkt, das ich mein Kind um jeden Preis vor einer Wiederholung schützen werde. Oder platt ausgedrückt, das hätte hier mächtig im Karton gerappelt, mit deutlichen Konsequenzen für den schlagenden Part.

Ich selber wurde als Kind auch so bestraft und es war immmer meine größte Angst, das ich unter Streß genauso handeln könnte. Damit habe ich mich aber nicht erst in der Schwangerschaft beschäftigt, sondern schon viele Jahre im Vorfeld. Ich konnte bei Freunden, im Umgang mit deren Kindern, die Alternativen überhaupt erstmal kennenlernen und erleben. Als mein Kind geboren wusste ich, das mich mein späteres 1jähriges Kind nicht angrinst, weil es mich provozieren will. Und wenn ich ehrlich bin, mein Mann hätte mich vor die Tür gesetzt, wenn ich mich nach dem ersten Ausrutscher auch noch im Recht gefühlt hätte. Ich wäre so schnell nicht wieder alleine an unser Kind gekommen, wenn ich da nicht umgehend Wege eingeleitet hätte, damit sich das nicht wiederholen kann.

Die fehlende Reue deines Mannes ist hier wirklich der ganz ernste Knackpunkt an der ganzen Sache. Keiner von uns ist perfekt, aber hier wurde eine Grenze überschritten und ohne Reue sicherlich nicht zum ersten und letzten Mal.

BTW...diese dämlichen Plissees wären hier schon längst abgenommen worden, bis das Kind reifer ist.

Bearbeitet von Butterstulle
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Ich hab volles Verständnis für eure Überlastung, stehe aber voll hinter dir. Für Gewalt gibt es keine Entschuldigung und das war es, was dein Mann da eurem Kind angetan hat. Er hat immerhin so fest geschlagen, dass er einen roten Fleck zurückbehalten hat, du hast es knallen gehört und der kleine weinte. Das hat auch nichts mehr mit diesem oft verharmlosten „Klaps“ zu tun. Und es würde mir außerdem auch bitter aufstoßen, dass dein Mann nicht ehrlich war und alle schuld auf das Kind schiebt. „Er hat einen Wutanfall“ stimmte dann doch gar nicht oder war nur ein Teil der Geschichte, seinen Anteil daran hat er verschwiegen und erst auf dein nachfragen zugegeben. Das geht gar nicht.

Dass dein Mann sich getriggert fühlt durch dieses „ins Gesicht lachen“ kann ich verstehen. Aber gerade er müsste doch wissen, dass Gewalt keine Lösung ist. Er muss dringend Strategien entwickeln, um gewaltfrei damit umzugehen denn die nächste Zeit wird definitiv nicht einfacher sonder wahrscheinlich noch fordernder (Stichwort Autonomiephase).

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Genau das geht mir auch durch den Kopf. Er hat mich einfach angelogen und ich " musste" die Situation selbst analysieren. Das ist für mich auch ein Vertrauensbruch und auch ein Anzeichen dafür, dass er evtl selbst wusste dass das scheiße war oder vor meiner Reaktion Angst hatte.

Vielen Dank für deinen Beitrag

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Meine Tochter fand in dem Alter die Bilderrahmen, die über dem Sofa hängen, super interessant. Wollte immer dran rumschieben. Um ehrlich zu sein, ich hatte damals den Gedanken, dass meine Reaktion- egal welche- genau das ist, was sie erreichen will. Und deshalb bin ich aus dem Raum gegangen oder habe gar nicht reagiert. Ich hatte zwar weder Lust, dass sie die Bilder runterreißt, weil sie sich verletzen und die Rahmen beschädigen könnte, aber ich wollte auch keine nennenswerte Reaktion zeigen, damit es kein Spiel wird. Bei ihr, in unserer Situation hat das geklappt.
Bei euch ist meiner Ansicht nach ein Spiel draus geworden. Das man laut "Nein" sagt, und ihn vom Sofa holt etc. ist eine Reaktion, die euer Kind immer wieder erwartet- und immer wieder erfüllt ihr diese Erwartung. In seinem Kopf ist das Ganze also "ich fasse die Plissees an, MaPa sagt ganz oft nein, ich mache es trotzdem und dann holen sie mich vom Sofa"- hier lacht er, natürlich, das ist ein witziges Spiel für ihn!- und versucht es wieder. Er freut sich, weil er gelernt hat, dass da immer die gleiche Reaktion kommt- ein bisschen wie, wenn er hundertmal den Lichtschalter an- und ausschaltet. Er lacht euch nicht ins Gesicht, obwohl ihr "Nein!" gesagt habt. Er lacht, weil es ein Spiel ist. Und er lacht, weil er die ernste Reaktion eurerseits damit abmildern kann- "Ist doch nur Spaß!".
Wie kommt ihr da raus? Plissees abmontieren oder ihn machen lassen, ohne Reaktion, bis er es nicht mehr lustig findet. Was natürlich blöd ist. Und ich meine keinesfalls, das man Kinder alles machen lassen muss. Aber in dem Alter halte ich es für das Beste, entweder die Sachen wegzuräumen, die sie nicht haben sollen, oder eben die Situation nicht zum Spiel eskalieren zu lassen.

Gewalt gegen Kinder geht gar nicht und ich bin auch erschrocken, für wie selbstverständlich dein Mann diese Reaktion hält. Man muss bedenken, dass er selbst mit Gewalt aufgewachsen ist und er dadurch deutlich weniger Chancen im Leben hatte, die richtige Reaktion zu lernen- Gewalt ist da häufig das go-to-Mittel, auch wenn man es nicht möchte. Dabei kann Therapie helfen- die eigene Kindheit aufarbeiten. Dabei können Erziehungsratgeber helfen (Jesper Juul, Nora Imlau). Gespräche und Reflektion genauso. Aber die Einsicht, dass die Gewaltanwendung ein Fehler ist, die muss schon da sein.

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Euer Kind hat ein recht auf gewaltfreie Erziehung! Das steht zum Glück inzwischen sogar im BGB.
Es gibt nichts was die Situation rechtfertigt oder entschuldigt.
Ihr seid die Erwachsenen. Es ist eure Verantwortung, die Situation und die Umgebung so zu gestalten, dass eurer Sohn nicht so weit gehen kann, das am Ende ein Schlag auf die Hand folgt
Wie ihr das in euren Wohnräumen oder eurem Alltag schafft, müsst ihr schauen.
Warum schiebt ihr die Plissees nicht ganz nach oben? Stellt das Sofa anders? Oder nehmt sie erstmal ab?
Auch um zu verhindern, dass euer Kind da nicht mal kopfüber runterfällt.

Das ihr keine Entlastung habt, tut mir leid. Aber, um es mal auszusprechen, ihr habt euch für ein Kind entscheiden. Also lebt auch mit den Konsequenzen, die das mit sich bringt. Und da kann schlagen, weil einer überfordert ist nicht die Lösung sein.

Dein Mann sollte schauen, wie er seine Kindheit auf und verarbeitet. Ihr beide solltet schauen, ob ihr wirklich die gleichen Werte und Überzeugungen habt, was die Erziehung betrifft oder ob dein Mann nur mitgezogen hat, weil du es wolltest. Und am Ende solltest du dir überlegen, was das Umfeld ist, in dem euer Kind aufwachsen soll.
Holt euch ggf professionelle Hilfe. Denn wenn sowas öfter passiert, steht (hoffentlich) irgendwann das Jugendamt vor der Tür.

Abschließend möchte ich sagen, dass es mir nicht darum geht, jetzt noch draufzuhauen, alles was ich geschrieben habe, seine meine ehrliche Meinung und Gedanken dazu. Ihr müsst aus dieser Spirale rauskommen. Meine Mutter wurde als Kind aufs übelste verprügelt und seelisch verletzt. Nicht einmal hat sie uns geschlagen. Weil es ihre Überzeugung war, daß Gewalt niemals ein Weg ist. Ja, sie ist mal ins Badezimmer gegangen, hat sich da eingeschlossen. Einmal hat sie unseren Opa (Vater meines Vaters) angerufen und gebeten zu kommen, weil meine Schwester und ich völlig außer Rand und Band waren. Opa ist mit uns raus. Findet Wege. Das geht. Notfalls mit Hilfe.

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Erstmal großen Respekt an deine Mutter. Ich finde es so bewundernswert, wenn Leute es schaffen, so eine Gewaltspirale zu durchbrechen, ich glaube, das ist nicht leicht, wenn man es selbst nie anders erlebt hat.

Und ich glaube, das ist der entscheidende Punkt hier.

Ihr beide solltet schauen, ob ihr wirklich die gleichen Werte und Überzeugungen habt, was die Erziehung betrifft oder ob dein Mann nur mitgezogen hat, weil du es wolltest.

Ich denke, man merkt erst richtig, was der Vorsatz heißt, ein Kind gewaltfrei zu erziehen, wenn man so richtig herausgefordert wird und das Kind so richtig seinen eigenen Willen hat. Und so richtig gar nicht hört, sich auf den Boden schmeißt und außer Rand und Band ist. Und da vermute ich, dass der Mann zwar theoretisch auch für Gewaltfreiheit ist, aber sich das praktisch nicht klar gemacht hat. Und da ist tatsächlich das Problem, wenn er sich das nicht nochmal neu vornimmt, mit allen Konsequenzen. Wie schön geschrieben, 15 Monate ist noch gar nichts, wenn das Kind 3Jahre alt ist, schlägt es vielleicht die Eltern absichtlich, schmeißt seinen Teller auf den Boden, schreit vorm Eiscafé und malt trotz Verbot die Wand mit Filzstiften an. Da ist so ein bisschen Gardinen-Gezuppel gar nichts. Und noch schwerer, wenn man es nie anders vorgelegt bekommen hat.

Von daher, großen Respekt an deine Mutter!

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Danke für deine Worte!
Es ist ihr nicht immer leicht gefallen. Wir haben vor ein paar Jahren mal drüber gesprochen. Da hat sie erzählt, dass sie auch mal in die Situation kam, in den Impuls unterdrücken musste.
Das erfordert viel Disziplin und Selbstkritik.
Mein Vater war aber auch das genaue Gegenteil. Liebevoll aufgewachsen, wenn auch mit den kriegstraumata der Eltern und Großeltern konfrontiert. Einen Vater gehabt, der Frauen immer als gleichwertig betrachtet (frauenfeindliche Sprüche gab es dort nie bzw wurden von meinem Großvater unterbunden). Mein Vater war ein ruhender Pol. Vielleicht war das genau das Gegengewicht, dass meine Mutter gebraucht hat, um so zu werden.

Wenn man von klein auf mit diesen "Werten" aufwächst, ist es schwer, den Kreislauf zu durchbrechen. Aber ich würde mal behaupten, dass es nie so viele Angebote und Möglichkeiten gab, das anzugehen.