Irgendwas machen wir doch falsch

Ein ungemĂŒtlicher Sonntag und ich habe nichts besseres zu tun, als mich durch urbia durchzulesen 😛

Und im Prinzip haben viele BeitrĂ€ge nur ein Thema "MĂŒtter und/oder VĂ€ter sind am Ende ihrer KrĂ€fte"

Da stellt sich mir doch zwangslÀufig die Frage, was lÀuft da schief?

Ich selbst habe eine erwachsene Tochter aber wenn ich an vergangene Jahre zurĂŒck denke, gab es nicht nur einen Tag, an dem ich am liebsten ohne Mann und Kind nach Neuseeland ausgewandert wĂ€re. Also mir ging's keineswegs besser, als unsere Tochter kleiner war.

Nun bin ich auch keine Erzieherin oder sonst in irgendeiner Art pÀdagogisch ausgebildet aber so wie wir unsere Kinder im Moment aufziehen, kann das offenbar ja irgendwie nicht richtig sein bzw. wir erziehen wider unserer Natur. Das wÀre jetzt meine laienhafte Meinung.

Viele RatschlĂ€ge unserer MĂŒtter und GroßmĂŒtter werden in den Wind geschlagen, mit der BegrĂŒndung, dass diese Ansichten ĂŒberholt sind und man das heute eben nicht mehr so macht. Das mag alles sein, aber wenn die alten Erziehungsmaßnahmen so schrecklich falsch waren, bedeutet das im Umkehrschluss doch, dass die Ă€ltere Generation jetzt grĂ¶ĂŸtenteils einen an der Klatsche haben mĂŒsste. Ich kann jetzt nur fĂŒr meine Familie sprechen aber die scheinen alle relativ normal zu sein.

Insbesondere das Thema "Baby mal schreien lassen oder nicht", da kann ich Auskunft aus erster Hand liefern. Ich wollte neumodisch erziehen und mein Kind natĂŒrlich nicht schreien lassen. Blöderweise hatte ich nach der Geburt einen Reizdarm entwickelt, der mich unfreiwillig lĂ€ngere Zeit am Tage an die Toilette gefesselt hat. Meiner Tochter bliebt manchmal einfach gar nichts anderes ĂŒbrig, als mal zu warten, bis ich fertig war. Sie ist jetzt 21 und hat meiner Meinung nach, keinen Schaden davon getragen.

Klar das ist jetzt nur ein Beispiel. Aber machen sich Eltern vielleicht doch öfters mal zum Sklaven ihres eigenen Kindes? Oder halten zu stark an irgendwelchen Erziehungsratgeber, die praktisch jÀhrlich die Ansichten Àndern? Denn sind wir mal ehrlich, man kann es nur falsch machen.

Die MĂŒtter, die heute ihre Kinder nach den neuesten Erkenntnissen erziehen, werden in 20 Jahren von ihren Töchtern oder Schwiedertöchtern ob ihrer veralteten Ansichten belĂ€chelt werden.

Wie seht ihr das, wieso treibt uns die Aufzucht unserer eigenen Nachkommen an die Grenzen?

LG
Tiffy

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Also erstens: Wieso sollte es in 20 Jahren belĂ€chelt werden? Ich belĂ€chele auch nicht, wir vor 20 Jahren erzogen wurde. Meine Eltern haben es besser gemacht, als meine Großeltern und die haben es besser gemacht als meine Urgroßeltern. In jeder Generation ist die Gewalt in der Erziehung reduziert worden. Das finde ich gut. Aber es ist noch viel Luft nach oben. Ich wĂŒrde mich freuen, wenn meine Kinder es dann in 20 Jahren noch besser machen. Der Weltkrieg und die Nazi-Ideale waren einfach so ungesund fĂŒr die Erziehung, dass es viele Generationen braucht, etwas zu Ă€ndern. Wie es noch weiter zurĂŒck in der Geschichte war, weiß ich nicht. Die Menschheit ist durch viele harte Zeiten gegangen und entsprechend war auch die Erziehung hart.

Mittlerweile wissen wir es tatsĂ€chlich besser, weil es endlich wissenschaftliche Erkenntnisse gibt. Vor hundert Jahren dachte man scheinbar noch, Babys hĂ€tten keine Emotionen und das einzige Ziel ist, die Kindheit ĂŒberhaupt zu ĂŒberleben.

Eltern heutzutage leiden nicht deshalb, weil die Vorstellungen von Erziehung so verkehrt sind, sondern, weil Menschenkinder dafĂŒr gemacht sind, in einem Clan aufzuwachsen. Es ist nicht so gedacht gewesen, dass eine Frau allein rund um die Uhr fĂŒr ein Baby zustĂ€ndig ist. Deshalb mĂŒssen entweder die BedĂŒrfnisse des Kindes oder die der Eltern leiden. Oft entscheidet man sich als Eltern, lieber selbst zurĂŒckzustecken, um den Kindern eine gute Grundlage zu ermöglichen. NatĂŒrlich wird das zum Problem fĂŒr die Eltern.

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Da widersprichst Du Dir aber doch selbst.

Die Kinder sollen am besten im Clan aufwachsen. Und vorher schreibst Du, dass die Àltere Generation zu Gewalt in der Erziehung geneigt hat. Also kennst
Du selbst Gewalt ab aber der Clan kann dann gewaltÀtig erziehen?

Ich selbst war tÀglich bei meiner Oma (1925 geboren), weil meine Mutter gearbeitet hat. Ich habe dort niemals Gewalt erlebt und sie hat ja Krieg und Nazis bewusst miterlebt.
Daher wĂŒrde ich jetzt das Alter nicht mit Gewaltbereitschaft in der Erziehung gleich setzten. Was aber definitiv wahr ist, meine Oma war wesentlich konsequenter als meine Mutter oder ich es gewesen bin.

Der Klassiker "es wird gegessen, was auf den Tisch kommt" 😁 und ja, wenn ich da an so Aktionen meiner Tochter beim Essen zurĂŒck denke, war ich als Kind pflegeleichter.

Bearbeitet von tiffysb
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Ne ich widerspreche mir nicht. Großeltern sind kein Clan. Ich rede von der Steinzeit. Die Probleme fingen soweit ich es herausfinden konnte mit dem Ackerbau und dem entstehen von Siedlungen an. Vorher war wohl auch nur 3-4h Arbeitszeit am Tag ĂŒblich, den Rest der Zeit saß man in der Gruppe zusammen. Vielleicht wurde auch marschiert, dann waren die Traglinge in der Trage. So sind zumindest die Informationen, die ich finden konnte. Das ist ein ganz anderes Umfeld als heutzutage.

Wir haben vermutlich andere Definitionen von Gewalt. Jegliche Strafen fallen fĂŒr mich unter Gewalt. Ein Kind zwingen aufzuessen ebenso. Auch das Kind festhalten, wenn es auf die Straße laufen will, ist Gewalt. Manchmal ist Gewalt nötig. Je weniger nötig ist, desto besser.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich denke uns geht es einfach viel zu gut heute und wir schaffen uns Probleme wo keine sind. Unsere Eltern und Großeltern hatten einfach nicht so viel Zeit wie wir und unsere Kinder es jetzt haben, da konnte nicht immer auf die BedĂŒrfnisse aller eingegangen werden, wir haben es ja scheinbar recht unbeschadet ĂŒberstanden 😎. Ich habe nie irgendwelche Ratgeber gelesen, ich habe rumprobiert was fĂŒr uns passt und teilweise waren es dann die RatschlĂ€ge meiner Mutter auch wenn da andere die HĂ€nde ĂŒber dem Kopf zusammengeschlagen hĂ€tten, bei uns hat es gepasst, also haben wir es so gemacht. Ich finde man sollte mehr auf seine innere Stimme hören als das 100ste Buch zum Thema Erziehung zu lesen, irgendwann ist auch mal gut.
Mir graut aber ehrlich gesagt davor wenn Sohn sich mal fortpflanzen will was er sich da fĂŒr ein Exemplar Frau zulegtđŸ€š. Wenn ich hier so einige BeitrĂ€ge lese hab ich da echt Angst 😬

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Warum hast du Angst vor der Frau, mit der sich dein Sohn freiwillig fortpflanzt?

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Weil ich hier sehr viele BeitrÀge lese wo mir die Haare zu Berge stehen, es aber scheinbar die Meisten richtig so finden.

Ich traue meinem Sohn schon zu die hoffentlich Richtige zu finden mit der er eine Familie grĂŒnden will, ich denke trotzdem das Vieles sich erst spĂ€ter herausstellt und ich weiß ehrlich gesagt nicht wie ich dann mit solchen Forderungen umgehen werde, ich hoffe aber das bis dahin noch einige Zeit vergeht. Die Gedanken mache ich mir dann wenn es soweit ist 😇.

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Zum GlĂŒck wird heutzutage so viel anders gemacht als frĂŒher. Woher willst du wissen, dass die Erziehung damals nicht geschadet hat? Schau dir an, wieviele Menschen an Depressionen, Narzissmus oder an anderen psychischen Problemen leiden. Schau dir an, wieviel Hass einige anderen Menschen entgegenbringen, z.B. im Internet. Es gibt mittlerweile so viele Studien, die belegen, wie wichtig eine gute und sichere Bindung fĂŒr die lebenslange Entwicklung ist. Ich denke, die Eltern heutzutage sind viel feinfĂŒhliger auf die BedĂŒrfnisse ihrer Kinder und vielleicht meinen es einige auch zu gut. BedĂŒrfnisorientiert heißt nĂ€mlich ĂŒberhaupt nicht, dass es keine Grenzen geben soll und man machen immer muss , was das Kind will. Ich glaube nicht, dass die Eltern damals schlechtere Menschen waren. Sie wussten es nicht besser. Aber heute kann man sich informieren und muss einen anderen, neuen Erziehungsstil nicht schlechtreden.

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Ich denke man darf hier mehrere Themen nicht miteinander verwechseln.

Ja, es gibt viel Hass. Ich wage zu bestreiten, dass dass nur ein Erziehungsthema ist. In meinem Augen hat das auch viel damit zu tun, dass immer mehr Menschen auf immer weniger Raum leben. Die StĂ€dte platzen aus allen NĂ€hten, es ist hektisch und laut. Unweigerlich fĂŒhrt das zu Konsequenzen, wie Aggressionen anderen gegenĂŒber oder auch psychischen Problemen, wie z.B. Depressionen.

Und nochmal: ich will die heutige Erziehung nicht schlecht reden, aber etwas kann nicht stimmen, wenn die Eltern danach in die Klapse mĂŒssen.

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Mein, natĂŒrlich ist Hass nicht ein reines Erziehungsrhema, aber es spielt doch stark mit rein. Wenn ich mit mir im reinen bin, Menschen und ein gesunde Familie habe, wo ich Geborgenheit, Liebe und Anerkennung erfahren und gelernt habe, muss schon viel passieren, um ein hasserfĂŒllter Mensch zu werden. Deiner Theorie mit dem Platz kann ich nicht zustimmen. Hass und Gewalt gibt es im kleinsten Dorf und auf dem platten Land.

Ich denke auch, dass sich einige Eltern wirklich aufreiben. Versuchen, allen BedĂŒrfnissen gerecht zu werden, vom Kind, Partner, Familie und Umfeld. BedĂŒrfnissorientiert heißt die Balance zu finden zwischen den BedĂŒrfnissen von allen Familienmitgliedern, das ist anstrengend! Aber vielleicht doch besser als, das was man so Klassischerweise unter der herkömmlichen Erziehung versteht

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Ich muss gerade schmunzeln😉 Da meine 46jĂ€hrige Tochter ihre jetzt 16jĂ€hrige Tochter so ziemlich gleich erzog wie ich sie und aus dieser ein wunderbares junges MĂ€del wurde, scheint es bei uns auch relativ okay gelaufen zu sein. Gut, meine Familie hat unbestritten auch manchmal einen an der Klatsche und es ging jahreweise recht turbulent zu, aber wir nahmen nicht alles so schrecklich ernst und humorlos.
Mir tun junge Frauen heute manchmal echt leid.
Dieser und jener "Experte" sagt dies, der andere jenes, seltsame BĂŒcher gibt es wie Sand am Meer, dazu Hebammen aller Couleur, Kita-Erzieherinnen, Lehrer - und dann noch ein zwei Generationen in der Familie - und die junge Frau mittendrin mit ihrem "High need-Baby/Kleinkind".
Ich habe nie ein Buch gelesen, hatte nur eine Ă€ltere Schwester mit 6 Kindern vor mir, wo ich mir vieles abguckte und spĂ€ter eine wunderbare lebenspraktische Tagesmutter fĂŒr meine Kinder. Passte!
Lustigerweise warfen mir meine Kinder nichts vor - die Einzige, die auf mir rumhackte, war meine Schwiegertochter, als sie schwanger war, vorher auch nicht..Ob sie bei ihrem Sohn jetzt alles richtig macht, weiß ich nicht, da es keinen Kontakt mehr gibt. Es ist mir auch egal.
Ich glaube, jede(!!) Generation machte eben ihre eigenen "Fehler", auch wenn sie nach bestem Gewissen erzog. Ist so, damit muss man leben. Ich kann ja nichts wiederholen, um "besser" zu machen.
Meine spÀter offensichtlichen Fehler hab ich meinen Kindern erklÀrt und mich auch entschuldigt, mehr geht einfach nicht.
LG Moni

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Hallo.

Du hast deinen Beitrag ĂŒber ein Thema verfasst, ĂŒber das ich auch desöfteren nachdenke.

Klar. Jede Generation meint, IHRE Ansichten sind die Richtigen. Alles was vorher war kann somit nur falsch gewesen sein. Zumindest im Groben.

Auch ist es klar, dass Gewalt keine Lösung ist. So war es weder frĂŒher in Ordnung, dass Kinder geschlagen wurden, noch ist es das heute.

Das grĂ¶ĂŸte Problem am "Eltern sind am Ende ihrer KrĂ€fte" ist aber mMn die Tatsache, dass Eltern ihre bedĂŒrfnisorientierte Erziehung etwas zu weit ausdehnen. Das ist bei Babys total in Ordnung. Aber im Laufe der Zeit sollten die Kinder halt lernen, dass man nicht laufend nur auf IHRE BedĂŒfnisse eingehen kann. Auch Eltern und andere Mitmenschen haben BedĂŒrfnisse, die man respektieren muss. Leider finden viele Eltern den Übergang von "bedĂŒrfnisorientiert" zu "Erziehung" nicht oder zu spĂ€t. Somit sind sie irgendwann an einer Stelle, an der Ihnen die eigenen Kinder komplett auf der Nase rumtanzen.
Ich rede jetzt hier nicht von Kindern, die mal bockig sind oder sich nicht so benehmen, wie man es sich an dieser Stelle halt gerne wĂŒnschen wĂŒrde. Teilweise muss man wirklich beobachten, dass Kinder das komplette Familienleben bestimmen und die Eltern tĂ€glich massiv an ihre Grenzen stoßen.

Manchmal wenn ich hier in Urbia querlese wunderts mich nicht, dass Depressionen und Therapien jeglicher Art fĂŒr viele zum gewohnten Alltag gehören. Das war vor einigen Jahren tatsĂ€chlich noch nicht so extrem zu beobachten.

LG

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Ja, da kann ich mich noch sehr gut dran erinnern, auch wenn es schon viele Jahre her ist.

Wann und wie erwischt man den richtigen Zeitpunkt, zwischen "das arme kleine Baby, kann sich doch nicht selbst helfen" und " aus dem Baby wĂŒrde klammheimlich ein Kleinkind, das gelernt hat, wie man Mutti am besten zum springen bewegt" 😁

Aber auch hier habe ich keine Lösung, außer dass ich heute nicht so schnell springen wĂŒrde, wenn ich nochmal ein Kind bekommen wĂŒrde.

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BedĂŒrfnisorientierte Erziehung ist nicht das, was du dir offenbar darunter vorstellst.
Da solltest du dich noch mal besser informieren.

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Ich glaube das Problem ist, dass die Menschen ihre Leichtigkeit verloren haben und nicht mehr nach ihren Instinkten erziehen sondern nur nach BĂŒchern und "Wissenschaft". Es ist gut das sich etwas verĂ€ndert hat, Kinder nicht mehr geschlagen werden und ihnen zugehört wird. Aber viele Themen werden heute zerdenkt, das kann dann schnell depressiv und mĂŒde machen, wenn man nicht immer nur "bedĂŒrfnisorientiert" und nach Bilderbuch erzieht. Den Themen werden manchmal auch zu viel Achtung und Raum geschenkt, man fĂ€hrt z.B. nicht mehr Auto weil das Baby ja im Kindersitz weint, das ist mit "Baby nicht weinen lassen" sicher nicht gemeint, denn wenn man mehrere Kinder hat muss man Termine wahrnehmen.

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Rovinias Clangedanke gefĂ€llt mir richtig gut, da ist viel Wahres dran. Wie an dem alten "...es braucht ein gangzes Dorf..." In Dorf und Clan leben sehr individuelle Wesen nach ihren jeweiligen BedĂŒrfnissen, aber doch mit einem großen, gemeinsamen Ziel: Überleben, möglichst alle gut. Vielleicht haben wir uns auf etwas zu viel Eiapopeia spezialisiert? Ich habe 4 mittlerweile erwachsene Kinder, die fest im Leben stehen. NatĂŒrlich war ich gefordert. Auch im Job. Der Begriff "Überforderung" war eigentlich nie Bestandteil meines Wortschatzes. WĂŒnschen kann sich jeder, was er will. Nicht jeder Wunsch geht in ErfĂŒllung, nicht jedes BedĂŒrfnis findet Befriedigung. Das ist die ganz normale RealitĂ€t jenseits von Ratgebern.

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Ich denke erstmal muss man unterscheiden:

- MĂŒtter gestresst, weil Kleinkinder daheim: das liegt in der Natur der Sache. Schlafmangel, etc Aber da ging es unseren Eltern glaub nicht besser. Sie vergessen das nur oder das Gehirn beschönigt es halt. Sonst wĂŒrden wohl die wenigstens nach dem ersten Kind noch ein zweites bekommen😅

- Gestresst, weil allg. Kinder: da liegt die BegrĂŒndung meiner Meinung nach nicht im Erziehungsverhalten. Die frĂŒher autoritĂ€r geprĂ€gte Erziehung hat mit Sicherheit bei Einigen Spuren hinterlassen. Anders herum geht aber auch die heute ĂŒber- bedĂŒrfnisorientieret Helikopterei bis zum Studienabschluss mit Sicherheit nicht spurlos an einem vorbei. Aber es sind halt beides Extreme.

Ich glaube der Grund liegt vielmehr daran, dass wir heute anderst als unsere Eltern Zugang zu allen möglichen Geschichten und Schicksalen haben. Instagramm zB macht das Gras bei den anderen ja immer etwas grĂŒner, das setzt viele unter Druck. Oder bestes Beispiel ist hier ja auch Urbia selbst. Da gab es letztens mal einen Beitrag, da wurde einer Alleinerziehenden suggeriert, Eisdiele und Shopping Center seien keine besonderen Unternehmungen. Alle fuhren plötzlich alltĂ€glich ins Shoppimg Center oder mehrmals im Jahr in den Freizeitpark. Liest man das und hadert eh gerade, fĂŒhlt man sich fast schon gezwungen, seinen Kindern das auch zu bieten -> Freizeitstress

Oder die vielen MĂŒtter mit 3/4 Kindern, Hund, 250qm Haus und Hof, VollzeitberufstĂ€rig und wuppen alles easy. Gerne dann noch predigend von AbhĂ€ngigkeit und RentenlĂŒcke. Man könnte denken, das sei normal und man selbst ist das Problem, weil man mit zwei Kindern schon rudertđŸ€·đŸŒâ€â™€ïž

Sowas wurde frĂŒher vlt mal aufm Elternabend geteilt, aber man hat nicht tagtĂ€glich davon gelesen. Es war frĂŒher fast nicht anders möglich als das jmd 3 Jahre daheim bleibt, wenn nicht sogar bis zur Schule. Da hat man gsr nicht den Druck gehabt, wann man „wieder einsteigt“. Man musste es erstmal akteptieren. Das stresst dann schon weniger und das sich rechtfertigen mĂŒssen entfiel auch. Heute hat jeder das GefĂŒhl sich rechtfertigen zu mĂŒssen: wenn man arbeitet, weil man seinen Kinder in die Fremdbetreuung „abschiebt“, wenn nicht oder wenig arbeitet, weil man seine RentenlĂŒcke nicht schließt und abhĂ€ngig ist. Man ist immer im Optimierungszwang. Und das stresst. Das gab es frĂŒher eben nicht.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ja, aber du kannst selbst entscheiden. Will ich mich dafĂŒr rechtfertigen? Muß ich das? Nein? Den Optimierungszwang gab es schon immer. Und es gibt heute immer noch genug Leute, die sich dem nicht unterordnen. Hat alles seinen Preis, ja, aber die Entscheidungen liegen bei dir!

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NatĂŒrlich kann man selbst entscheiden, ob man sich rechtfertigt. Tue ich auch nicht.

Aber wie du schreibst, es hat seinen Preis, und den bezahlt man halt nicht mit Geld. Je nach Charakter verlangt einem das mehr oder weniger ab - es kann also mental stressen.

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Hey!

Ich glaube, es haben sich ein paar Dinge verĂ€ndert, die zu deiner Wahrnehmung fĂŒhren.

Heute ist es einfacher, sich psychologische Hilfe zu holen. Antidepressiva vrrschreibt auch der Hausarzt, wodurch der Zugang einfacher wird.
FrĂŒher war es verpönt, Hilfe zu holen. In meiner Familie wurde bspw schlecht ĂŒber diese Menschen geredet- Probleme löste man mit sich selbst. Oft half Alkohol.

Heute ist die Belastung eine andere, die Lebenserwartung ist höher.
Meine Freundin ist gerade auch in diese "Falle" getappt. Stress im Job, psychisch kranker Mann, ihre Eltern PflegefĂ€lle, sie Einzelkind, daher hĂ€ngt alles an ihr. FrĂŒher starben die Senioren, bevor sie in dieses Alter kamen und gebrechlich wurden. Meine Freundin hat zwei Kinder, die beide viel abverlangen. Eins hat eine ImmunschwĂ€che, der andere Lernschwierigkeiten. Mir schlackerten die Ohren nur vom Zuhören. Wie soll sie daraus kommen? Weder werden ihre Kinder in absehbarer Zeit fit, noch ihr Mann gesund. FĂŒr die Eltern ist sie auch zustĂ€ndig.

Ich habe auch Parallelen zu mir entdeckt. Mein Fazit ist fĂŒr mich, dass ich meine Ressourcen schonen werde. Sonst hĂ€nge ich garantiert auch in 10 Jahren in den Seilen.

Liebe GrĂŒĂŸe
Schoko

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Psychologen gibt es schon einige JĂ€hrchen, genauso wie Antidepressiva.
Und die Zeit, in der die Leute nur 50 Jahre alt wurden liegt weiiiiiit zurĂŒck.

Ich finde, man braucht da zeitlich gar nicht sooo weit ausholen und schon kommt man den Knackpunkt, an dem Familienleben noch anders abgelaufen ist.

Da war es völlig normal, dass sich ein Elternteil (egal ob Vater oder Mutter) mehr um Kinder und HH gekĂŒmmert hat als der andere, der dafĂŒr mehr Stunden gearbeitet hat. Heute werden Hochrechnungen erstellt und ErsatzansprĂŒche durchdacht, nur um "Carearbeit" und "Mental Load" auszugleichen. Es wird viel zu viel wertvolle Zeit zerpflĂŒckt, in der man ĂŒberlegt, ob man nicht vom eigenen Ehepartner ĂŒber den Tisch gezogen wird oder ob man seine Beziehung als "toxisch" bewerten sollte. Gegebenheiten, die frĂŒher zum normalen Familienalltag gehörten werden heute bis ins kleinste Detail aufgerechnet und/oder in Frage gestellt.
Dazu kommen noch Kinder, mit denen man ĂŒberfordert ist und schon sind die Nerven, die jeder nur in begrenzter Anzahl hat, aufgebraucht und man steckt mitten im Burn Out.

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Ja, die gibt es schon lÀnger. Lies nach, welchen Stellenwert psychisch Kranke im 3. Reich hatten und wie mit ihnen umgegangen wurde.
Dieses Bild herrschte in meinem Umfeld- meine Eltern werden den Teufel tun und nur einen Fuß in die Praxis eines Psychologen oder Psychiaters setzen. Dieses Bild hat sich erst in den letzten Jahrzehnten allmĂ€hlich geĂ€ndert.

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