Mutter und Hausfrau - Wer hat es gewagt?

Hallo,

Wir erwarten derzeit unser drittes Kind und haben kürzlich ein Haus geerbt. Eigentlich alles super... allerdings liegt das Haus in einer sehr ländlichen Gegend, die mir kaum/keine Möglichkeiten bietet in meinem ursprünglichen Job weiterzuarbeiten (Naturwissenschaftlerin mit Promotion). Durch den Umzug hätten wir viele Vorteile: großes Grundstück, großes Haus, relativ geringe Nebenkosten, familiäre Unterstützung in unmittelbarer Nachbarschaft, Kita/Schule 5 Gehminuten entfernt. Meinem Mann würde der Umzug sehr zusagen, da er ortsunabhängig arbeiten kann (IT). Die Kinder sind noch "klein genug" für einen Umzug (U6).

Ich (40) zögere jedoch, aufgrund der fehlenden Jobmöglichkeiten für mich. Vor der jetzigen Schwangerschaft habe ich Vollzeit gearbeitet, mit guten Gehalt. In der neuen Wohnsituation würden wir gut von nur einem Einkommen leben können, auch mit drittem Kind.
Allerdings wäre es für mich sehr ungewohnt Hausfrau zu sein. Immer wenn ich darüber nachdenke, schleicht sich bei mir ein ungutes Gefühl der Abhängigkeit ein. Ich kenne in meinem Umfeld keine Frau, die nicht arbeitet. Ich könnte in der ländlichen Gegend zwar z.B. als Lehrerin arbeiten (ich habe eine Einstufung für 4 Kernfächer bekommen). Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich dafür geeignet bin (Typfrage). Es gibt auch Homeoffice-Jobs in meinem Bereich. Die sind aber umkämpft.

Ich bin ein rühriger Mensch und würde wahrscheinlich zig Aufgaben für mich finden (Garten/Haushalt, Buch schreiben, Ballettunterricht geben). Aber andererseits habe ich auch hart für meine Ausbildung gearbeitet und bin irgendwie nur ungern bereit meine Eigenständigkeit aufzugeben.

Puh, lange Rede, kurze Frage: Gibt es vielleicht hier ähnliche "Fälle" wie mich, die sich letztendlich dafür entschieden haben, Hausfrau zu sein, trotz guter Ausbildung/gutem Job? Ich freue mich über jede Antwort!

Lg, NextGenSequence

1

Kannst du in deinem Job problemlos wieder einsteigen, wenn du ein paar Jahre raus bist?

Ansonsten wäre das für mich persönlich keine Option.

Nur wenn du bei einer Trennung absolut abgesichert bist, würde ich diesen Schritt gehen.

VG

11

Unterhalt bekommt sie dann und Rente wir ja geteilt, hälfte des Haus steht ihr zu- ist das nicht genug absicherung?

21

Ne, finde ich nicht.

Ich würde im Trennungsfall zwar auch nicht mehr bekommen.
Aber natürlich ist "Unterhalt, halbe Rente, halbes Haus" kein Vergleich zu einem eigenen (Vollzeit-)Einkommen!

Konkret:
Trennungsunterhalt gibt es nur 3 Jahre.
Haus wird verkauft (oder ist unverkäuflich - ländliche Gegen, womöglich unsaniert...). Aber von einem halben Haus auf dem Land kauft man keine Eigentumswohnung für sich und 3 Kinder in der Stadt, abzüglich Grunderwerbssteuer etc.
- Halbe Rente ist nicht viel, wenn die Ehe auch noch vorzeitig endet.

Nene - finanziell ist das alles keine gute Idee. Außer, sie hat das Haus geerbt und der Mann verdient so viel, dass er eine umfangreiche Rentenversicherung für sie abschließt.

weitere Kommentare laden
2

Könnt ihr das Haus nicht vermieten/verkaufen und dafür ein anderes passenderes Haus suchen? Ich würde es nicht machen, wenn du nicht 100%ig sicher bist, dass du das Leben als Hausfrau so willst.

3

Hmm das ist schwierig, ich selbst bin aus Wahl Hausfrau und Mutter. In meiner ersten ss habe ich wegen Vorgeschichte und Problemen ein BV bekommen und mußte nur liegen mein ältester war nen frühchen aber selbst wenn nicht stand für uns schon immer fest das ich mindestens 3 Jahre zuhause bleibe. Wir haben sehr lange gekämpft für unsere Kinder und wollten sie nicht zu früh von anderen erziehen lassen ( private Einstellung haben nichts gegen Personen die es anders machen ). Für mich war es daher kein Problem von vollzeit Arbeit zu wechseln es war ja der Plan und da meine 3 2015,2016,2017 kommen war der Plan 2020 wieder einige Std die Woche zu Arbeiten, das hat leider nur bedingt geklappt da erst corona da Probleme gemacht hat und dann mein jüngster der Kindergarten hat mich so oft auf der Arbeit angerufen das er geholt werden müßte das es einfach garnicht anders ging.

Nun habe ich für August einen Vertrag gehabt da alle dann in der Schule sind was jedoch wieder hinfällig ist da ich unerwartet schwanger bin und gleich wieder nen bv aufgedrückt bekommen habe. Ich habe eine gute Ausbildung habe aber nicht in dem Feld gearbeitet da es mir einfach nicht liegt, ich habe immer gern und mit voller Freude in der Gastronomie gearbeitet Hotel, Restaurant, Service im Casino diese Art von Arbeit liegt mir einfach und ich würde ein Haus auf dem Land lieben, ich bin aber auch jemand der nicht viel braucht ich bin glücklich wenn meine familie glücklich und ist. Ich glaub ich würde nen Garten Pflanzen u.s.w und dann vieleicht ausprobieren ob aushilfslehrer zumindest teilweise oder so was für mich wäre 🤷‍♀️

Ich bin ehrlich gesagt auch so spontan das ich wenns einfach nicht geht auch wieder umziehen würde. Das Leben ist einfach zu kurz dinge zu tun die einem nicht gefallen. Ich würde deine Bedenken auch mit deinem Mann teilen damit du nicht ganz allein in der Situation bist.

Sry sehr lang geworden aber weil ich Hausfrau und Mutter gern bin ist es schwer zu urteilen ich denke ehrlich du solltest das machen was für "dich" richtig ist und egal was alle anderen sagen.

Lg

4

Eine Freundin von mir, Volljuristin und war als Richterin beschäftigt. Hat gekündigt und ist „nur“ Hausfrau, es war ihr Zuviel mit zwei kleinen Kindern (9+5 mittlerweile).

Sie hat in eine vermögende Familie eingeheiratet, der Ehemann arbeitet als Betriebswirt im Controlling und verdient gut und das Haus wurde größtenteils von den Schwiegereltern bezahlt. Die Gegend in der sie leben (Großstadt, gute Wohnlage) besteht aus „Villen“, anders kann man es nicht bezeichnen. Die Kinder haben Tennis Unterricht im Club usw..

Dadurch das sie in einem wohlhabenden Umfeld leben kennt meine Freundin andere Mütter die ebenfalls Hausfrauen sind. Wenn Geld kein Thema ist entscheiden das doch ein paar Familien so.

Ich habe mich einfach nur sehr gewundert, meine Freundin kenne ich aus dem Studium und weiß noch wie hart sie gearbeitet hat für ihr gutes Staatsexamen. Nie, nie hätte ich gedacht das sie freiwillig ihre Karriere auf Eis legt für die Kinder. Aber sie ist so glücklicher.

Das ist natürlich eine sehr persönliche Entscheidung. Ich würde an deiner Stelle das Haus verkaufen. Ich würde nicht darauf verzichten wollen zu arbeiten, auf gar keinen Fall. Mit drei Kindern nicht unbedingt Vollzeit, aber arbeiten bedeutet mir sehr viel. Mehr als ein großes Haus, und viel Zeit für die Kinder. Ich verstehe Frauen die das anders sehen, ganz ehrlich. Aber ich persönlich würde lieber auf viele andere Dinge verzichten, bevor ich auf meine Berufstätigkeit verzichte.

Ich habe meiner Freundin damals geraten sich kein 240 qm Haus für vier Personen zu bauen. Wir leben in 130 qm zu viert. Und das geht, und ist wirklich ausreichend Arbeit mit Garten usw. Lieber habe ich weniger Fläche, die Kinder eben weniger Spielzeug und wir Erwachsenen weniger Kleidung und schnick Schnack und was sich so ansammelt auf so viel Fläche..als mein Leben damit zu verbringen ein riesiges Haus zu pflegen. Das ist einfach wirklich nicht mein Ding.

Für mich klingt es nicht verlockend mit drei kleinen Kindern und Mann in Homeoffice in einem großen Haus in der Pampa zu leben, ohne selbst arbeiten zu gehen. Ich würde auch niemals an einer Schule unterrichten wollen, mein persönlicher beruflicher Alptraum. Ich bin lärmempfindlich.

Aber du musst für dich selbst wissen was sich richtig anfühlt, da sind Menschen sehr unterschiedlich. Meine Freundin hat ihre Entscheidung nicht bereut.

5

“Aber andererseits habe ich auch hart für meine Ausbildung gearbeitet und bin irgendwie nur ungern bereit meine Eigenständigkeit aufzugeben.”

Und ich kann mir vorstellen, dass dich genau dieser Aspekt - auch wenn du diesen Weg gehen solltest - immer wieder ins Straucheln geraten lassen wird. Ich kann dir 100% nachfühlen.

Ich würde nach einem Kompromiss suchen, bei dem dich ggf. auch dein Mann und die Familie in der Umgebung unterstützen können. Wenn sich in näherer Umgebung nichts findet mit 100% Homeoffice, dann vielleicht Hybrid mit
einem Tag/Woche vor Ort oder Ähnliches?

Ich glaube, es ist totale Typ-Sache. Da muss man auch überhaupt nicht anfangen, sich selbst zu bekriegen, Carearbeit und Erwerbstätigkeit haben objektiv betrachtet aus meiner Sicht denselben Wert. Deshalb darf aber trotzdem jeder einzelne für sich entscheiden, was seinem individuellen SELBSTwert förderlich ist und in welcher Rolle er sich wohl fühlt.

Eigenständigkeit ist das höchste Gut, nicht nur materiell sondern auch hinsichtlich unseres Gefühls nach Selbstwirksamkeit. Wenn eine Frau Zuhause mit ihren Aufgaben, Hobbies etc. das Gefühl hat, selbstwirksam zu sein, ist das großartig (Regelungen zur finanziellen Absicherung setze ich mal voraus). Wenn sie dieses Gefühl aber nicht hat, dann wird dies auch nicht durch ein tolles Haus und andere günstige Lebensfaktoren erzeugt, weil immer ein Puzzleteil fehlt. Das kompensiert man dann durch den Drang nach Wertschätzung von Partner “Siehst du, was ich hier alles für uns mache? Siehst du MICH?”, weil der Selbstwert dann plötzlich nicht mehr in einem selbst entsteht, sondern von äußerlichem Feedback abhängt.

Das alles muss bei dir nicht eintreffen. Es sollen nur Impulse sein. Ich wünsche dir, dass du zu einer guten Entscheidung für DICH kommst. Du gehst nämlich in den ganzen Überlegungen bisher ein bisschen unter.

Alles Liebe!

Bearbeitet von mia.stella
6

Von welchem Zeitraum als Hausfrau reden wir hier? Ein paar Jahre? Bis die Kinder aus dem Haus sind? Oder quasi so lange, wie ihr in dem Haus wohnt, u.U. für immer?

Ein paar Jahre lassen sich eigentlich ganz gut überbrücken. Eventuell eine Weiterbildung dranhängen, um auch in anderen Branchen Fuß fassen zu können, Fernstudium, einfach alles, um die Zeit auch sinnvoll zu nutzen und "Braincare" zu betreiben. Denn das ist häufig ein großes Problem, wenn man Akademiker ist und von 100 auf 0 ausgebremst wird - das Gehirn rebelliert, es möchte Beschäftigung. Schlimmstenfalls riskiert man einen sogenannten Boreout. Wenn man dann ein Ziel hat, fühlt es sich leichter an.

Sollte die ruhende Zeit länger dauern, empfinde ich das als kritisch. Vielleicht arrangiert man sich mit dem Leben als Hausfrau, findet Tätigkeiten und Aufgaben für sich. Aber es kann sein, dass das Gefühl des Verzichts bleibt.

Nicht zu vergessen das Thema Altersvorsorge: Wie habt ihr euch das denn vorgestellt? Schon darüber gesprochen? Wenn nein, würde ich da ganz schnell ansetzen. Es mag ja sein, dass ihr im Moment gut leben könnt, aber wie sieht es später aus? Oder im Fall einer Trennung? Wem gehört das Haus? Steckst du da Geld rein, falls es deinen Mann gehört?

Im absoluten Notfall würde ich zusehen, dass ich zumindest einen kleinen Job bekomme. Was genau hast du denn studiert?

Ich habe einfach das Gefühl, die ganze Geschichte ist nicht zu Ende gedacht, und du ziehst nur aus Rücksicht auf deine Familie mit, bist aber total unglücklich.

38

Also als promovierte Naturwissenschaftlerin weiß ich nicht ob Studium oder Weiterbildung so das richtige ist zur Überbrückung, eher noch die habil, aber das wird auch eher nix werden und selbst wenn sind Professuren ja immernoch wie goldstaub.

7

Mein Mann könnte Millionen verdienen. Es würde nichts an meinem Selbsterhaltungstrieb ändern.
Während meinen 2 Karenzen war ich quasi Hausfrau und Mutter. Es war sicher schön und anstrengend zu gleich, aber die Erfüllung war es nicht. Ich brauche den Tapetenwechsel zwischen Familie und Arbeit.

8

Ich habe deinen Nick zuerst als „Arbeitnehmerin“ gelesen und musste lachen 😂

Volle Zustimmung, ging mir genauso. Nach 6 Monaten wollte ich zurück, hatte aber auch einen langweiligen Säugling.

10

Abnehmerin ist schon lange Geschichte während Arbeitnehmerin bleibt. Ich hätte wohl langfristig denken sollen was den Nick betrifft😂

9

An deiner Stelle würde ich es ausprobieren. Viel passieren kann ja nicht, wenn ihr es euch finanziell leisten könnt.
Solange die Kinder noch klein sind könnt ihr euch auch relativ stressfrei wieder umentscheiden.
Ich würde zumindest versuchen einen Umbruch zu vermeiden wenn die Kinder im Schulalter sind, also würde ich bis dahin die endgültige Entscheidung treffen.
Dass du hart für deine Ausbildung gearbeitet hast ist wohl wahr aber hat meiner Meinung nach wenig mit der Entscheidung zu tun (auch wenn der Gedanke verständlich ist).
Was bringt dir die Ausbildung wenn du dich jetzt gezwungen fühlst in dem Beruf zu arbeiten obwohl du anders glücklicher wärst? Da hätte dir deine ganze Ausbildung ja mehr geschadet als genutzt.

45

Ich bin ja auch immer fürs ausprobieren, kann aber auch das Gedankenkarussell der TE nachvollziehen.
Ihre Kinder sind noch U6, aber sicherlich nicht mehr lang. Jetzt noch schnell umziehen und im schlimmsten Fall wieder in die Stadt zurückziehen, wenn K1 in die Schule geht, wird schwer möglich sein. Da reden wir ja von (vermutlich) max. 2 - 3 Jahren. So einfach kriegt man am jetzigen Wohnort auch nicht wieder eine Bleibe. Zudem hat sie ja anfangs noch ein Baby. Das Leben als Hausfrau, während alle Kinder zeitweise in Betreuung sind, kann sie also gar nicht testen.

Wenn sie aber einen Umbruch während der Schulzeit vermeiden soll, muss sie sich nun für etwa 16 - 18 Jahre entscheiden. Das finde ich eine Zeitspanne, die weit von "viel passieren kann ja nicht" entfernt ist.

Schwierige Entscheidung.... meine Kinder gingen nicht in die Krippe und obwohl ich felsenfest der Überzeugung war, dass Kinder zu haben, meine Erfüllung sind, ging das ausschließlich Hausfrau und Mutter sein spätestens nach dem 2. Geburtstag deutlich an meine Substanz und ich sehne den Tag der Eingewöhnung im September nach 2 3/4 Jahren herbei.
Die Vorstellung, nicht in die Arbeit zu müssen, die Kinder aber trotzdem in Kindergarten und Schule betreut zu wissen, klingt im ersten Moment traumhaft für mich, aber spätestens nach 2 Monaten würde ich trotzdem wieder auf eigenen Beinen stehen wollen.

12

Hallo,

ich verstehe dein Thema und es gab schon viele gute Antworten.

Ich selbst hätte trotz zwei Studienabschlüssen kein Problem damit, Zuhause zu bleiben, wenn das Geld reichen würde.

Ich habe noch Mal eine andere Perspektive. Ich habe kürzlich einen Artikel darüber gelesen, wie viele Familien mit geerbten Häusern unglücklich werden.
Die beiden größten Probleme seien dabei einmal emotional, man will das Haus nicht an Fremde verkaufen, weil es einem lieben Angehörigen gehörte, der viel Arbeit reingesteckt hat. Zum anderen sind diese Häuser eben oft in Lagen und Orten, in denen heute junge Familien eher nicht wohnen möchten.

Die Empfehlung jedenfalls war, zu reflektieren, ob man das Haus auch nehmen würde, wenn man es ganz normal auf dem Immobilienmarkt gefunden hätte. Oft sei dann Vermieten oder Verkaufen die bessere Alternative.

49

gute Perspektive mit dem Haus.--habe mein Elternhaus verkauft, war emotional sehr hart, aber meine Befürchtung war auch, dass ich darin nicht glücklich werden würde. Jetzt sind neue junge Leute drin, die können es ganz ohne Vorbelastung zu ihrem glücklichen Ort machen.