Hallo,
ich habe einen 15 Monate alten Sohn und bin derzeit mit ihm und meinen Eltern in Spanien im Urlaub. Mein Freund ist mit Freunden auf einem JGA für 4 Tage und wird uns dann im Anschluss hier besuchen.
Ich habe in letzter Zeit mich und meine Gefühle häufig hinterfragt - dafür war der Urlaub sehr gut!
Denn irgendwie fühlt es sich nicht „richtig“ an. Ich bin mit 35 Mutter geworden und mein Sohn war ein absolutes Wunschkind - wir sind erst nach 13 ÜZ schwanger geworden und die Freude über die Schwangerschaft war immens!
Nun ja, vor meinem Sohn hatte ich eine gute Stelle, beziehungsweise hatte sehr viele Freiheiten auf der Arbeit und hab mich als akademische Mitarbeiterin sehr erfüllt gefühlt.
Ich war auch in meiner Freizeit (und beruflich) sehr „frei“, bin viel gereist, hatte tolle Kollegen, doch der Wunsch nach einem Kind war sehr groß.
Leider merke ich seit der Geburt meines Kindes, dass mich die Mutter Rolle sehr überfordert, mir fehlt es so sehr an Geduld mit dem kleinen.
Es „stört“ mich, dass er über jede Kleinigkeit meckert, viel weint & ich fühle mich oft überfordert von seinem Verhalten.
Momentan weint er fast alle 5 Minuten wenn er etwas nicht darf. Wirft sich auf den Boden und „trotzt“. Mich nervt dieses Verhalten total.
Und ich stehe da, manchmal total frustriert, wann anders total unempathisch oder distanziert und beobachte wie eine Fremde das Geschehen. Ich habe letztens festgestellt, wie gleichgültig ich einfach neben ihm bin und seine Gefühle nur schwer annehmen kann.
Innerlich frage ich mich in diesen Momenten: War das „das“, wonach ich mich so gesehnt habe?
Ich kann diese Gefühle nicht zuordnen, die ich habe, hier im Urlaub habe ich viel mit meiner Mutter gesprochen. Ihrer Meinung nach bin ich total überfordert, weil ich so „spät“ Mutter geworden bin und eben keine wirkliche Geduldsspanne mehr mitbringe und davor sehr freiheitsliebend/autonom agiert habe.
Ich liebe meinen Kleinen. Aber ich hatte fast in jeder seiner Phase seit seiner Geburt viele traurige Momente & habe das Mamasein sehr angezweifelt.
Ich dachte immer, ich gewöhne mich irgendwann daran, doch jetzt mit 15 Monaten wird es kaum besser, ich bin irgendwie immer noch nicht in meiner Rolle angekommen.
Das ständige Essen auf dem Boden aufsammeln, das ständige aufpassen, wo er hoch krabbelt bzw. hoch läuft, dieses ständige beobachten und aufpassen, das finde ich einfach so lästig😔😔😔😔😔
Und innerlich schäme ich mich so sehr für meine Gefühle, denn ich habe lange auf ihn gewartet.
Habt ihr mir einen Rat?
Ich fühle mich unerfüllt als Mutter
Liebe TE,
Ich kann dir nur empfehlen dich mal in das Thema „regretting motherhood“ einzulesen.
Es gibt mittlerweile viele Bücher dazu! Was ich sagen will.. du bist nicht alleine, es gibt viele Frauen die das Muttersein als negativ erleben.
Fühle dich gedrückt, du bist kein schlechter Mensch weil du empfindest!
Wie habt ihr die Elternzeit aufgeteilt?
An deiner Stelle würde ich möglichst bald wieder Vollzeit arbeiten.
Such dir so schnell wie möglich eine Betreuung für dein Kind und dir einen Job der dir Freude macht. Das wird Vieles leichter machen. Ich war viel entspannter als ich wieder arbeiten durfte das tat uns allen gut.
Vielleicht bist du keine geduldige und begeisterte Babymama, wirst aber mal eine engagierte Schulkind-und Teeniemama.
Das habe ich schon öfters gehört, dass Frauen sich schwer taten mit dem Baby und Kleinkind und nachher mit größeren Kindern doch in ihrer Rolle aufgingen.
Der Anspruch mit Schulkindern ist einfach ein anderer, man kann sinnvolle Gespräche führen und es dreht sich nicht alles um Pipi und Kacka (überspitzt gesagt).
Hallo kauli,
vielleicht ist Emotionelle Erste Hilfe eine Unterstützung für Dich: https://www.emotionelle-erste-hilfe.org/fuer-eltern/
Ich denke, es könnte Dir helfen mit professioneller Unterstützung, z. Bsp. einer Fachkraft für EEH, nach den Hintergründen für Dein Erleben zu forschen.
Alles Gute,
bellagriffin
Ihr habt euch sehr lange auf die Schwangerschaft gefreut, darauf hingearbeitet. Da stellt man sich das Leben als Familie besonders lebhaft vor und überhöht die Vorstellung von der glücklichen Familie. Möglicherweise hast du dir sehr lange alles ganz genau vorgestellt und diese Vorstellung wurde enttäuscht.
Wir werden aber auch von überall damit konfrontiert, wie erfüllend, glücklich und lustig das Familienleben zu sein hat. Man traut sich gar nicht zu sagen, wenn man überfordert und gestresst ist. Das hieße ja, dass man die Lage nicht im Griff hat.
Ich war mit meinen beiden Großen auf Mutter-Kind Kur und eine Psycholigin dort hat mich sehr geprägt. Sie sagte, dass wir akzeptieren müssen, dass Erziehung und Kinder haben nicht harmonisch sind und das ist völlig normal. Das entspannte Kuscheln am Abend ist eine schöne Vorstellung, aber die Kinder wollen deshalb trotzdem.nicht einfach ins Bett gehen. Sie haben eigene Ideen. Das führt zu einem Interressenskonflikt und der ist selten harmonisch.
Wenn es dir mit der Mutterrolle schlecht geht: du verkörperst mannigfaltigen Rollen. Lebe ein paar davon auch aus. Freundin, Ehefrau, Musikerin, Sportlerin, Tochter, Akademikern was auch immer. Du bist nicht gefangen, sondern hast trotzdem viele Möglichkeiten. Und: dein Kind irgendwann größer, es trifft Freunde, geht in den Kindergarten, die Schule, auf Geburtstage. Das wird dir mehr Zeit verschaffen.
Du bist vielleicht einfach nicht so die Baby- und Kleinkindmama. Ich auch nicht. Bei unserem Sohn tat ich mir das ganze erste Jahr sehr schwer und danach wurde es langsam besser. So ab 1,5 wirklich wesentlich, wobei das auch daran lag, dass schon früh sehr, sehr gut sprechen konnte und ich auch wieder arbeiten war. Unser 2. Kind ist 15 Monate alt und es strengt mich wieder an, aber weniger als beim 1. Mal.
Ich kann dir nur raten, zügig zumindest Teilzeit zu arbeiten, Freunde zu treffen, Hobbys zu pflegen und dann geht es dir besser und du kannst geduldiger sein.
Gestern war ich mit einer Freundin für drei Stunden Kaffee trinken. Das hat mir wieder sehr gut getan.
Ich bin auch spät Mutter geworden, mit 34, wir haben auch 2 Jahre geübt.
Das 1. Jahr mit dem 1. Kind fand ich am anstrengendste von allen - und wir haben danach noch 3 Kinder bekommen.
Ich bin ein analytischer Mensch und habe mir überlegt, dass ich wissen muss, welche Entwicklungsschritte dieses Menschlein jeweils zu bewältigen hat (also seine derzeitige Aufgabe), was ihn gerade frusten könnte und wie ich ihn unterstützen kann, den nächsten Schritt zu bewältigen.
Eigentlich so, als wenn du einen Mitarbeiter hast, der noch nicht sprechen kann, aber eine selbstgestellte Aufgabe hat. Je besser ich verstehe, woran der Mitarbeiter gerade arbeitet (Aufgabe), desto besser kann ich supporten (nicht abnehmen).
Jetzt muss man nur noch wissen, welche Aufgabe gerade "dran" ist und dann mit der Methode "try and Error" Maßnahmen einleiten. Die Aufgaben kann man in entsprechenden Büchern nachlesen.
Mir hat diese Vorstellung geholfen, das Gefühl von Hilflosigkeit, Ausgeliefert sein und Kontrollverlust über mein Leben in den Griff zu kriegen. Und so konnte ich mich auch mehr auf mein Kind einlassen.
Ganz praktisch habe ich eine super Kita gehabt (ab 1 Jahr) und einen freien Abend in der Woche, mein Mann auch. Die Wohnung möglichst kindersicher machen hilft auch. Alles was gut für dich und deine Nerven ist, ist gut für die ganze Familie.
Beim 2. Kind war alles viel einfacher. Ich habe gemerkt, dass ich - ohne das mir das bewusst war - unglaublich viel gelernt hatte. Ganz banale Sachen: der 4monatige zupfte sich am Ohr rum - völlig klar: er ist müde. Hingelegt im richtigen Moment, Kind hat ca. 1 - 2 Minuten genöckelt (und das ist kein Schreien) und ist eingeschlafen. Ich war dann auch viel gelassener, weil ich alles viel besser einordnen konnte. Dadurch war das Kind auch entspannter, das widerum hat mir das gute Gefühl gegeben, es richtig zu machen. Man kommt dann in so eine Erfolgsspirale. Bis zur nächsten Baustelle. Ist eben ein dynamisches System.
Doch, ich würde sagen, man kann Kinder aufziehen durchaus mit der Arbeit vergleichen - nur bist du wahrscheinlich lange nicht mehr in der "Lehrlingsrolle" gewesen wie jetzt.
Ich wünsche euch alles Gute.