Hallo Zusammen,
vorab schonmal sorry für den langen Text :).
Es gab nie ein gutes Verhältnis zwischen mir und meiner älteren Schwester. Meine Eltern bzw. meine Mutter haben mir immer das Gefühl vermittelt, dass meine Schwester das Wunschkind war. Sie wird für alles bewundert und unterstützt. Meine Schwester und ich sind uns zwar ähnlich, aber in der Persönlichkeit sehr unterschiedlich. Im Grunde habe ich mich tatsächlich nie sehr verbunden mit meiner Familie gefühlt und immer als das schwarze Schaf betrachtet. Quasi, dass ich nie gut genug für meine Familie bin.
Meine Schwester ist vor zwei Jahren schwanger geworden und hat eine Tochter bekommen. Meine Eltern haben sich wirklich sehr gefreut. Ich habe mich natürlich auch für sie gefreut, aber aufgrund unserer persönlichen Distanz, haben wir durch die Geburt nicht wirklich viel mehr Kontakt als vorher.
Ich habe immer das Gefühl, dass meine Mutter einen Keil zwischen uns treibt bzw. dass meine Familie bzw. meiner Schwester mich nicht an allem teilhaben lassen. Manche Informationen erhalte ich erst viel später, weil es nicht in unserem Gruppenfamilienchat geschrieben wird, sondern zwischen meiner Mutter und meiner Schwester persönlich. Ich fühle mich dann vor dem Kopf gestoßen, höre aber auf der anderen Seite dann, dass mich manche Sachen einfach nichts angehen und ich nicht informiert werden brauche.
D.h. ich fühle mich weiterhin nicht integriert, zum Teil unterstütze ich das Verhalten wahrscheinlich auch zum Teil selbst dadurch, dass ich verletzt bin und selber nicht mehr Kontakt suche und mich meiner Familie öffne.
Jetzt ist es so, dass ich in der 6 SWW schwanger bin und ich das freudige Ereignis im Grunde gar nicht meiner Familie mitteilen möchte. Ich habe die Befürchtung, dass dann meinem Kind auch diese "Ablehnung"; die ich immer empfunden habe, entgegen kommt und quasi eine neue zusätzliche Rivalität zwischen meinem Kind und dem Kind meiner Schwester entsteht. Außerdem befürchte ich, dass sich meine Eltern vielleicht gar nicht so für mich freuen können, wie sie es für meine Schwester getan haben.
Es macht mich gerade einfach nur traurig. Denn ich habe in meinem Leben viel erreicht, vielen Problemen getrotzt, habe meinen Weg gefunden, bin auf der Arbeit erfolgreich. Aber ich habe immer diesen Stich im Herzen, wenn es um meine Familie geht, weil es immer etwas gibt was mir das Gefühl gibt, nicht wichtig genug zu sein. Die Selbstzweifel gehen einfach nicht weg.
Ich weiß nicht, wie ich dieses innere Kind in mir vor dem Schmerz den ich immer noch nach der langen Zeit habe, beschützen und stärken kann, damit ich geschützt bin vor jeglichem, was vielleicht gar nicht so gemeint ist und ich einfach nur in den falschen Hals bekomme. Wenn es mir gut geht und ich in meiner inneren Mitte bin, kann ich mich einigermaßen davor schützen, aber an Tagen, die nicht so gut laufen, bin ich immer noch so verletzt wir vor vielen Jahren :(.
Gibt es vielleicht jemanden hier im Forum, dem es genauso ergeht/ergangen ist und der vielleicht einen Tipp hat, wie ich den Fokus mehr auf mich und meine neue Familie bringen und meine eigene Verletzlichkeit reduzieren kann?
Neidisch auf meine Schwester
Lass die ganze Sache erstmal auf dich zukommen. Du weißt nicht wie sich das Ganze entwickeln wird. Dein Text kommt mir sehr bekannt vor. Es gab nie ein gutes Verhältnis zwischen mir und meiner jüngeren Schwester. Sehr verschiedene Persönlichkeiten und es ist sehr viel vorgefallen. Ich hab mich nie so zu meiner Familie verbunden gefühlt und mich immer distanziert. Ich bin dann weit weit weggezogen und mit dieser Distanz ging auch die Integration in die Familie verloren. Meine Schwester blieb in der Nähe wohnen und hat vor 2 Jahren ein Kind bekommen. Die Geburt ihres Kindes hat nicht viel an unserer Situation verändert, hat aber sie und meine Eltern mehr zusammengeschweißt.
Veränderung kam erst mit meiner eigenen Schwangerschaft und der Geburt meines Kindes dieses Jahr. Auf einmal hatten meine Schwester und ich eine Basis. Wir sprechen jetzt regelmäßig und gehen uns nicht mehr aktiv aus dem Weg. Unser Verhältnis war nie so gut wie jetzt und alle sind wahnsinnig bemüht, dass alles gleichberechtigt abläuft. Das ist unglaublich schwierig durch die räumliche Distanz, meine Eltern können niemals so für meine Tochter da sein, wie sie es für das Kind meiner Schwester sind. Das weiß ich und es tut mir manchmal weh. Aber ich habe das damals so entschieden und habe deshalb keine harten Gefühle gegenüber meiner Schwester.
Ich habe den Verdacht du bist eine stärkere Persönlichkeit als deine Schwester. Du bist erfolgreich im Beruf usw. Vielleicht kompensieren deine Eltern (unbewusst?) etwas bei deiner Schwester?
Es klingt wie ein Teufelskreis, du distanziert dich, deine Familie akzeptiert es und du beschwerst dich, dass du außen vor bist.
Mit deiner Schwangerschaft jetzt auch, du willst es nicht verkünden und beschwerst dich jetzt schon, dass sich wohl keiner freut. Wie denn auch, wenn es keiner weiß? Btw. Wenn sich keiner freut, freut sich auch später keiner. Es ist also kein Vorteil es lange geheim zu halten.
Ich weiß nicht, ob es das trifft, es klingt aber ein wenig danach in deinem Posting.
Es hat einen Grund bzw. sogar Gründe warum sie sich von ihrer Familie distanziert, was sie doch auch verständlich beschrieben hat.
Und was machst du?!Du nennst als erstes sie....
>>>>>>du distanziert dich, deine Familie akzeptiert es und du beschwerst dich, dass du außen vor bist.<<<<<<
Du machst das Opfer zum Täter, wie viele es oft "gerne" machen....
Sie fühlt sich so schon schlecht, fragt nach und bekommt noch einen drauf!
Die TE wird sich wohl schon verdammt oft um ihre Familie bemüht haben und dann sowas.
Etwas warum viele sich nicht trauen den Mund aufzumachen...
Leider gehen solch ungute Familienstrukturen oft von einer zur nächsten Generation über.
Du solltest deine Geschichte dringend psychologisch aufarbeiten, damit sich dein Kind frei von altlasten entwickeln kann. Wenn die Mutter leidet überträgt sich das aufs Kind, egal wie viel oder wenig du darüber sprichst.
Überleg ehrlich ob du das was du dir für dich wünschst auch selber investierst?
Wie reagierst du auf Neuigkeiten? Gibt es einen Grund dir nicht alles zu sagen?
Dazu kann auch zählen das sie von dir nichts wissen...
Da wird viel wahres dran sein, und auch viel „ich bin das arme Opfer“-denken.
Dazu seid ihr meiner Meinung nach in einer Art Teufelskreis. Wenn du da Bewegung rein bekommen möchtest, musst du auch Arbeit da rein stecken und nicht nur lethargisch zu gucken und in einer Opferhaltung stecken.
Wir haben (ich habe zwei Geschwister) auch eine Familienwhatsapp Gruppe. Und sowohl mein Bruder, als auch meine Schwester und ich schreiben da nicht alles rein. Manches geht eben nicht alle was an. So handhabe ich das selber auch. Da jetzt ein „man schließt mich aus“ draus zu machen ist nicht richtig.
Wieviel gehst du denn auf deine Familie zu? Hast du deine Schwester schon mal angesprochen, oder deine Mutter? Nein? Warum denn das nicht?
Was willst du denn nun? Die Schwangerschaft mitteilen? Sollen sie sich freuen, oder nicht? Du drehst dich und windest dich, dass alleine das lesen erdrückt.
Ja, aufarbeiten wäre nicht schlecht. Und dir Gedanken machen, was du denn nun willst. Und dann komm du mal in Bewegung.
Also ich muss erstmal mein Kompliment aussprechen. Ich finde dich sehr reflektiert und vieles hast du ja schon ganz richtig „analysiert“ (z.B., dass es sich um deine Empfindung handelt und kein objektiver Ist-Zustand ist und du sicher deinen Beitrag leistest). Daher kann ich hier in den Kommentaren viele Vorwürfe gar nicht nachvollziehen.
Ich vermute fast, dass ein Gespräch nichts bringen würde, aber vielleicht irre ich mich. Denn vermutlich würde deine Familie sagen, dass du dir nur alles einbildest.
Mein Rat wäre, dass du es einfach so akzeptierst und Begegnungen so gestaltest, wie es DIR gut tut. Du musst noch gar nicht von deiner Schwangerschaft erzählen, da hast du ja noch Zeit. Bereite dich drauf vor, dass da eventuell weniger Freude herrscht und dass das ok ist und bestenfalls wirst du ja positiv überrascht 😊 wobei vergleiche mit deiner Schwester vermutlich nicht ausbleiben, auch da kannst du dich mental drauf vorbereiten und Grenzen ziehen.
Ich hoffe, du schaffst es, emotional distanziert zu werden, also eben so weit, dass Verletzungen ausbleiben und die Erwartungen so tief sind, dass du eigentlich nur positiv überrascht werden kannst 😊
Alles Gute dir und Glückwünsche zur Schwangerschaft.
Liebe Mommytobe23,
ich bin auch jüngere Schwester und meine Eltern erzählen meiner Schwester auch mehr als mir.
Sie hat auch zuerst Kinder bekommen und was war das für ein Hype um das erste Enkelkind!! Selbstverständlich war meine Schwester viel zu Besuch bei den Eltern während ich arbeitete - also war ich noch mehr "raus" aus dem Informationsfluss. Und hatte auch das Gefühl abgehängt zu sein.
So war es aber nicht bezogen auf meine Person. Aber ein Baby ist halt einfach der Star, die zugehörige Mutter, die in Elternzeit dann mehr Zeit hat auch. Ist ja klar.
ABER: ich war auch aus einigen Verpflichtungen raus, weil meine Schwester eh schon da war und es geregelt hat. Ich hab einige Sorgen nicht mitbekommen und sie hat zT deswegen unruhige Nächte gehabt. Das muss man auch sehen.
Und das war von keinem Böse gemeint und keiner wollte mich ausschließen. Sie war einfach näher dran. Mit mir hat das nichts zu tun.
Nachdem ich schwanger wurde, war ich mehr im Mittelpunkt, neues Baby dann sowieso. Und zwar von Schwester, deren Kids und meinen Eltern. Jetzt, wo die Kinder von uns beiden größer sind, ist es fast ausgeglichen. Wobei ich Vollzeit arbeite und meine Schwester immer noch nicht. Sprich: ich hänge am Informationsfluss weiter hinterher, bekomme aber wie gesagt dafür auch weniger Pflichtaufgaben und bin fein damit. Man mag meine Familie genauso wie die meiner Schwester, auch wenn ich oft höre "oh hast Du das gar nicht mitbekommen". Nö hab ich nicht aber ich weiß es ja jetzt.
Vielleicht bist Du da einfach zu sensibel.
Vielleicht dachtest Du schon als Kind, zurückzustecken. Aber ganz oft ist das nicht so, sondern da paaren sich Eifersüchte aus der Kindheit, die nie aufgearbeitet wurden.
Sei nachsichtiger mit Dir und Deiner Familie. Du hast doch Deinen Mann und bald auch ein Baby. Dann verschiebt sich Dein Fokus eh nochmal.
Die Schwangerschaft würde ich übrigens NICHT per Whatsapp mitteilen. Nimm doch das erste Ultraschallbild und präsentiere es Deinen Eltern wie in der Werbung mit ein paar kleinen Söckchen. Und zeige Deine Freude und Deinen Stolz. Sie werden sich sicher anstecken lassen!!
Alles Liebe und eine schöne Schwangerschaft!
shealove
Puh, mich hat diese Passage hier ganz schön beschäftigt:
"Ich habe immer das Gefühl, dass meine Mutter einen Keil zwischen uns treibt bzw. dass meine Familie bzw. meiner Schwester mich nicht an allem teilhaben lassen. Manche Informationen erhalte ich erst viel später, weil es nicht in unserem Gruppenfamilienchat geschrieben wird, sondern zwischen meiner Mutter und meiner Schwester persönlich. Ich fühle mich dann vor dem Kopf gestoßen, höre aber auf der anderen Seite dann, dass mich manche Sachen einfach nichts angehen und ich nicht informiert werden brauche."
Darüber habe ich lang nachgegrübelt. Sowohl mein Mann als auch ich haben jeweils ein Geschwister - und wir sond jeweils quasi "deine Schwester". Wir haben auch Kinder, die Geschwister nicht.
Die Geschwister wohnen jeweils etwas weiter weg, wir in der Nähe der Eltern. Das Verhältnis zu den Geschwistern ist freundlich, aber eher distanziert, weil wir auch sehr unterschiedlich sind.
Natürlich haben wir auch Familien-Whats-App-Gruppen. Aber ganz ehrlich: Außer Familientreffen und ab und zu mal ein Urlaubsgruß etc läuft da wenig Kommunikation drüber.
Selbstverständlich besprechen wir viel mit unseren Eltern, ohne dass die Geschwister in "Kopie" sind- warum auch? Genauso muss ich ja auch nicht bei jedem Telefonat meiner Mama mit meinem Bruder danebensitzen, wieso auch? Wir sind 2 Menschen mit 2 Leben und jeder hat die gleiche Mama. Wir freuen uns, wenn wir uns sehen, aber wir haben wenig miteinander zu tun. Warum muss ich sämtliche Infos an eine Gruppe schicken, nur damit Menschen es mitbekommen, die es ja eh weder betrifft noch interessiert? 🧐
Ich wäre ganz offen nie auf die Idee gekommen, dass sich eins unserer Geschwister deshalb Gedanken machen könnte...
Beim Lesen deines Textes habe ich ganz stark das Gefühl, dass du dich mehr und mehr in dieses Gefühl des "Ausgeschlossenseins" hineinsteigerst. Natürlich informiert du deine Eltern und deine Schwester über die Schwangerschaft! Und natürlich nicht nur so "nebenbei" per WhatsApp, sondern richtig. Zu 99% freuen sie sich total. Und falls wirklich die 1% eintreten, bist du danach auch dort wo du jetzt bist- nämlich am hadern und enttäuscht sein. Nur dass du dazu jetzt zu 99% gar keinen Grund hast.
Kennst du das Konzept der "selbsterfüllenden Prophezeiung "? Lies dir das mal durch. Genau das lese ich hier bei dir ganz stark raus.
(Verkürzt: Du hast eine Annahme, hier "meine Eltern mögen mich nicht so wie X." Daraus folgt eine Erwartung für die Zukunft: "bestimmt freuen sie sich nicht über mein Kind, sondern nur über das von X". Und dann ist man von dieser "Prophezeiung" so überzeugt, daß man sich unbewusst genau so verhält, dass sie eintritt: "ich sag es einfach nicht", "ich sage es nur ganz nebenbei und spät" etc... Natürlich merken das die Eltern irgendwann und sind verwirrt, enttäuscht und verärgert. Usw usw... Damit verringert man die Chance eines anderen Szenarios immer weiter, bis man am Ende sagen "kann": "ich wusste es ja gleich, darum hab ich es ja nicht gesagt".)
Und genau das ist eine ziemlich häufige "Psycho-Falle, in die viele Leute immer wieder tappen.
Hinterfrag dich da bitte mal genau- solche Mechanismen können einen verdammt unglücklich machen- immer und immer wieder
Stichworte, falls du nachlesen möchtest:
-selbsterfüllende Prophezeiung
Und
-Paul Watzlawick "Anleitung zum Unglücklichsein" , hier insbesondere "die Geschichte mit dem Hammer".