SE und über den eigenen Schatten springen

Hallo liebe Urbia-Mitglieder

Folgendes. Mein Mann und ich haben ein Baby zusammen (5 Monate alt). Meine SE hat das natürlich total gefreut. Und da es auch das erste in der Familie ist war die Freude umso größer. Das hat mich natürlich auch gefreut, dass sie sich so gefreut haben. Nun ist es aber so, dass ich irgendwie ständig genervt/gereizt bin wenn vor allem SM irgendwas zu meinem Kind sagt oder es anfässt. Ich glaube, es hat damit angefangen dass ich von ihr ab und zu ein paar Sprüche gedrückt bekommen habe. Eigentlich verstehe ich mich gut mit den beiden. Wir hängen jetzt nicht jeden Tag zusammen, aber vor der Schwangerschaft war ich eigentlich immer gerne dort zu Besuch. Nun nervt es mich eigentlich fast nur noch. Ungefragte Ratschläge, auch wenn es vielleicht lieb gemeint ist, Augenbrauen hochziehen wenn man mit so "neumodischen" Erziehungsmethoden nicht einverstanden ist, ständig die Bedürfnisse des Kindes ignorieren Hauptsache man hat sein eigenes Bedürfnis nach Baby sehen gestillt, etc.... das alles regt mich einfach auf.
Wenn mir was nicht passt, dann sage ich was und dann ist auch gut. Aber diese Grundgenervtheit schon bevor es zum Treffen kommt möchte ich nicht mehr. Lässt sich aber auch nicht einfach so ablegen. Ich möchte dass mein Kind ein gutes Verhältnis zu seinen Großeltern hat und daher soll auch ein regelmäßiger Kontakt bestehen. Wir haben jetzt paar mal überlegt, ob wir bei den SE einen Oma-Opa-Tag einmal in der Woche ansprechen sollen. Eigentlich ne tolle Idee, aber irgendwie sträubt sich alles in mir dagegen.
Geht es irgendwem genauso?
Ich weiß, dass vieles total widersprüchlich ist, aber so ist nun momentan meine Gefühlslage und ich würde gerne was dran ändern. Also bitte habt Nachsicht.
Hat jemand Tipps?

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Ich hatte das in der Babyphase auch. Einfach, weil alle sich in der neuen Rolle finden müssen.

Du, dein Mann, aber auch deine Schwiegereltern.
Dazu kommen Hormone, sorgen, Unterschiede in der Erziehung.

Um so älter mein Kind wurde, um so weniger Konflikte gab es. Einfach, weil wir uns alle einlebten in unseren Rollen.

Ich lernte, was mir wichtig ist (Kind nicht schreien lassen, keine verbale und nonverbalen Gewalt), keine emotionale Erpressung oder Erzwungene küsse. Das setzte ich durch.
Aber ich lernte auch vertrauen, dass Unterschiede okay sind und man einfach manche Dinge hören muss, ohne sich kritisiert zu fühlen.

Einen Oma und Opa Tag hat mein Kind seitdem es 4 Jahre alt ist. Früher war es für uns einfach nicht passend.

Oma und Opa lieben unser Kind sehr, mein Kind geniest jede Sekunde mit ihnen und die Konflikte nach der Geburt sind nahezu verschwunden.

Nun folgt ein weiteres Baby und ich bin mir sicher, dass wir uns wieder finden müssen in unseren Rollen. Aber ich habe vertrauen, dass nach den Hormonen Ruhe einkehrt und wir wieder eine tolle Familie sind.

Und wahrscheinlich sind meine Schwiegereltern manchmal genauso genervt von uns, wie wir von ihnen :p trotzdem sind sie die wundervollsten Großeltern, die sich ein Kind wünschen kann.

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Hey danke für deine Antwort!

"Aber ich lernte auch vertrauen, dass Unterschiede okay sind und man einfach manche Dinge hören muss, ohne sich kritisiert zu fühlen."

Ich glaub da ist genau der Punkt. Ich könnte ihnen zurzeit niemals mein Baby alleine anvertrauen. Und ich glaub auch, dass ich mich schnell getriggert fühle wenn SM was sagt. Es fällt mir aber so schwer, das anzulegen... vielleicht sind es ja wirklich noch die Hormone haha

"Einen Oma und Opa Tag hat mein Kind seitdem es 4 Jahre alt ist. Früher war es für uns einfach nicht passend."

So ein Tag in der Woche, wo wir uns zusammen treffen, wäre glaube auch im Moment einfach nur da um sie glücklich zu machen. Andererseits denke ich mir aber auch, dass sie so eine bessere Bindung zum Kind aufbauen können und diese Chance will ich ihnen nicht verwehren.... sie freuen sich riesig darauf irgendwann (von ihnen aus möglichst bald) aufs Baby aufzupassen. Daher würde ich lieber gerne vorher Tage haben wo ich noch mit von der Partie bin (oder mein Mann oder wir beide). Einfach auch damit ich mehr vertrauen fasse

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Liebe Hmmm,
ich habe keine Kinder, aber ich kann dir etwas zu meiner Großelternbeziehung sagen. Als ich ein Baby und Kleinkind war, habe ich meine Großeltern beiderseits bestimmt seltener als einmal in der Woche gesehen. Trotzdem gibt es niedliche Fotos, wie ich an meinem zweiten Geburtstag meinen Opa knuddele und später sind meine Schwester und ich (so ab ich mit 7 und sie mit 10) mehrmals mit den anderen Großeltern verreist. Als ich 13 war habe ich volle sechs Wochen bei meinen Großeltern verbracht und erinnere mich auch an alleinige Übernachtungsbesuche bei den anderen früher. Ich glaube, dass Schlimmste, was meine Oma gemacht hat, war mich mit 6 Animal Farm schauen zu lassen, weil sie dachte, das ist ein niedlicher Kinderfilm.
Mein Opa hat mich mit seiner Begeisterung für Fussball angesteckt, die bis heute anhält und dass meine Oma mir jeden Morgen zum Frühstück Waffeln, Pfannkuchen oder Rührei gemacht hat, die es zu Hause morgens nicht gab finde ich immer noch total lieb.
Meine Eltern waren sicher auch mal mit ihren Eltern über Kreuz, aber erst im Teenager- und früheren Erwachsenenalter haben sie mit mir darüber gesprochen, dass in ihrer Kindheit auch nicht alles rosig war. Sie haben mir immer das Gefühl vermittelt, dass meine Großeltern gute Menschen sind, die mich lieb haben. Das hat für eine gute Bindung gereicht. Und heute kann ich meine Eltern (die auch nicht alles richtig gemacht haben) mit dem gleichen liebevollen Blick betrachten, weil ich weiß, dass sie mich so gut geliebt und erzogen haben, wie sie konnten und nichts getan haben um mir zu schaden.
Ich verstehe, dass es dir bei einem so kleinen Baby schwer fällt, es anderen zu geben. Und das musst du auch nicht. Aber wenn du es schaffst, dein Kind nicht die Spannungen zwischen dir und deiner Schwiegermutter spüren zu lassen, steht einer guten Bindung -auch mit weniger Zeit- nichts im Weg.

Alles Gute,
Lexi

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Wenn du eine gute Beziehung und Kinderbetreuung anstrebst, dann ist das Einmischen und eine gewisse Übergriffigkeit normal. Das ist der Preis dafür. Du zahlst zwar kein Geld aber Gratis ist es nicht.

Exklusive Zeit mit dem Kind erinnert auch an die eigene Elternschaft. Sie können dann „mit dem Kind machen was sie wollen“. Es abküssen, mit ins Bett nehmen, Fotos machen, Süßigkeiten geben… Niemand hindert sie dann daran und in dem Alter wird das Kind nichts erzählen 🤷🏼‍♀️

Wenn du nicht mal möchtest, dass sie dein Kind anfasst, würde ich es ihr weder mit geben, noch ihr einen festen Tag in der Woche anbieten. Ich würde abwarten, wenn ich mich noch unsicher fühle und nicht weiß wohin die Reise gehen soll.

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Ich glaub ich höre einfach auf mein Bauchgefühl und versuche aber auch offener der ganzen Sache gegenüber zu treten. Meine SE mit Baby alleine lassen kommt momentan noch nicht in Frage. Ein normales Treffen hingegen würde ich aber nicht ausschlagen. Sie sollen ja "ihre Zeit" mit Baby haben.

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Bearbeitet von Hmm
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Eine enge Beziehung entsteht nicht automatisch und auch nicht nur wenn man sich in hoher Frequenz sieht. Es ändert auch nichts an der Intensität wenn du da immer dabei bist. Du brauchst dein Kind nicht wider deinem Bauchgefühl abgeben damit da ein Verhältnis entsteht.

Wir leben weit weg von jeder Familie. Meine Mutter arbeitet noch. Da sind Monate zwischen den Besuchen. Aber der Grosse vergöttert sie und blieb auch problemlos bei ihr als der kleine Bruder kam.

Zweiter Punkt:
Überleg Mal, ob ihr bestimmte Trigger sanft einbremst. "Mama, ich fände es gut wenn du dich bezüglich Tragetuchkommentaren Marlene ggü mehr zurück nimmst."
Oder einfach auch Mal selbstbewusst und deutlich einen raushauen. Nicht scharf. Aber bestimmt.
"Ja, heute gibt man keinen Honig mehr. Einer der Gründe warum sich die Säuglingssterblichkeit zwischen damals und heute gedrittelt hat."
"Du hast es bei deinen Kindern nach bestem Wissen und Gewissen gemacht und ich halte es genauso."

Sobald du deine Grenzen und die deines Kindes besser gewahrt weisst triggert dich die Frau auch nicht mehr so. Meine Schwiegermutter hat den Grossen bei einem Besuch tagelang ohne Gnade stundenlang überstimuliert. Wir hatten da echt Mühe nachts. Bremsen nicht möglich. Mir ging da damals derart die Galle auf sie. Es wurde erst besser als wir uns so aufgestellt hatten, dass wirklich Schluss war wenn wir Schluss ausgerufen haben.

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Danke für deine Antwort! Ich glaube, ich sollte wirklich öfters was sagen bzw. mehr gerade heraus... Mein Mann meinte das auch schon, aber in dem Moment kann ich das dann irgendwie nicht und will nichts sagen, weil es sonst wie du schon meintest zu "scharf" wird (bin dann wke bereits angesprochen meistens einfach genervt)

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Wenn dir schon die Galle kocht bist du zu spät zur Party. Früher…. viel früher.

Es hilft, wenn du weisst wo es Dir die Zehennägel lupft - und dir ein Paar Sätze zurecht legst.
Eine Grenze ist ein “nein”, und das ist immer ein Akt mit einer “Härte”. Ich setze das in Anführungszeichen, weil du bremst jemanden nicht durch Gedankenübertragung aus, Du stellst ihm einen verbalen Bremsklotz. Der wirkt nur wenn sie das “Stopp” darin versteht. Ohne geht es nicht.
Aber Du darfst als Mensch Grenzen haben. Und ich schreibe hier bewusst nicht als Erwachsener. Auch Kinder haben die. Und für ein so kleines Kind legst Du die Grenzen fest und musst sie auch durchsetzen. Das Kind kann das noch nicht.

Hilde, Dein Kontingent an guten Ratschlägen ist für heut aufgebraucht. ruhiger Ton, grinsen oder ein zwinkern dazu.
Oder auch fachlich auskontern. Ich weiss, hat man früher so gemacht, inzwischen weiss man dass es vor 6 Monaten fürs Kind schlimm ausgehen kann. Wollen wir ja nicht…
Du kannst auch Autoritäten vorschieben.
Die Hebamme lobt explizit dass wir Maja so viel tragen, ist gut für die Hüfte.
Der Kinderarzt empfiehlt das explizit.
Hochgezogene Augenbraue kannst du mit Humor als Curveball spielen. „Wusstest Du nicht? Freundlicher Lacher. Es hat sich viiiiel getan seit Matthias aus den Windeln ist.“

Meine Guteste stürzt sich gern direkt und ohne Warmup aufs Kind. Und nachher heult sie 2 Stunden, weil selbiges sie nur anschreit, weil sie es so verschreckt hat.
Sowas kann man proaktiv managen, direkt wenn die Tür aufgeht.
Er fremdelt stark. Setz Dich bitte aufs Sofa, wir lassen ihn erst mal schauen und ich gebe ihn dir sobald es ohne Geschrei geht. Als Beispiel…. Das würde bei 99% der Schwiegermütter funktionieren. Meine ist da schmerzbefreit, sagt „ja klar“ und keine 5 Sekunden später tatscht sie das Kind an und wundert sich dass es schreit. Aber ich hoffe mal, du hast ein normaleres Exemplar als ich, dann ist das auch ne gute Idee. ;-)