Hilfe was habe ich nur getan?

Dieses Gefühl überkommt mich in letzter Zeit immer öfter. Ich liebe mein Tochter (16 Monate), aber ich bereue es in letzter Zeit immer mehr, Mutter geworden zu sein. Öfters Google ich nach dem Begriff regretting motherhood, um Geschichten über Gleichgesinnte zu lesen; aber ich fühle mich so alleine…

Irgendwie fehlt mir die 100% Überzeugung, dass es richtig war, ein Kind zu kriegen. Dabei war sie sowas von ein Wunschkind.

Manchmal weiß ich nicht, ob mir das Mama sein an sich schwer fällt oder ich mich mit dem Verhalten / der Art meiner Tochter schwer tue?

Ich ertappe mich immer häufiger dabei, sie mit anderen Kindern zu vergleichen. Sie weint extrem laut, nörgelt viel & ist total auf mich fixiert. Sobald ich kurz aus dem Bett steige, ist die Hölle los. Andere Kinder empfinde ich gefühlt immer als „einfacher“…

Ich fühle mich so schlecht mit diesen Gefühlen. Aber ich komme nicht gegen sie an. Auf ihr weinen & nörgeln reagiere seit ihrer Geburt extrem gereizt.

Heute habe ich einfach nur 30 Minuten geweint, weil ich total überfordert & unglücklich bin. Mein Mann ist da wo er kann. Kita (9-15 Uhr) hat bereits begonnen, aber es wird irgendwie nicht besser.

Ging es jemandem ähnlich? Ich suche bereits eine Familientherapeutin auf. Aber die Ratschläge finde ich irgendwie nicht praktikabel.

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Hey!

"Heute habe ich einfach nur 30 Minuten geweint"

Könnte es auch eine Wochenbettdepression sein? Die können bis zu 2 Jahre nach der Geburt auftreten. Habe ich neulich gelesen.

Liebe Grüße
Schoko

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Hallo du liebe,
Puh, man liest deine Verzweiflung.
Ich möchte mich Schoko anschließen.
Es kann auch eine Wochenbettdepression dahinter stecken.
Hast du einen Hausarzt, zu dem du ein gutes Verhältnis hast? Hattest du im Wochenbett eine hebamme? Vielleicht kannst du die jetzt noch einmal kontaktieren und mit ihr über deine Gefühle und deine Situation sprechen.

Die Reaktionen deine Tochter können daran liegen, dass sie deine Anspannung und Gefühle spürt. Kinder in dem Alter sind noch sehr tief mit den Gefühlen der Eltern verbunden. Das hat in der Steinzeit das Überleben gesichert. Sie spürt also, daß du unsicher bist.
Ich will damit nicht ausschließen oder dir absprechen, dass du nicht tatsächlich in den Begriff der "Regretting Motherhood" fällst.
Aber du sprichst eben doch sehr von sehr viel Liebe zu deinem Kind.
Depression (auch Wochenbettdepression) sind für mich ein bekanntes Thema, also wenn du Fragen hast, kannst du mir gerne schreiben.

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Hallo! Ich fand diese Zeit auch sehr anstrengend mit 16 Monaten. Und es hält auch noch eine Weile an.

Das Kind ist ist nun aber da und daher solltest du mit dem arbeiten was nicht zu ändern ist. Deine Tochter spürt sicher auch, dass sie oftmals nicht willkommen ist bei dir, du genervt oder reserviert bist. Sie hat ein liebendes Umfeld verdient in dem sie willkommen ist. Sie ist noch so klein und abhängig von dir.

Auch wenn's blöd klingt, solltest du versuchen deine Einstellung zu der Situation zu ändern. Am besten mit therapeutischer Hilfe, wenn du es alleine nicht schaffst.

Und noch ein Tipp ist: steigere dich nicht in dieses Thema hinein. Sicher gibt es Regretting Motherhood. Das Internet ist voll mit diesem Thema und es betrifft sicher sehr viel mehr Frauen, als es welche zugeben. Ich hatte diesen Gedanken auch schon in sehr anstrengenden und zehrenden Zeiten. Aber es bringt dich nicht weiter, nützt dir und deiner kleinen Familie nichts, auch wenn es so ist.

Es kommen auch wieder bessere Zeiten, vieles wird leichter, das Kind wird älter und selbständiger.
Die Kleinkindzeit kann wirklich sehr anstrengend sein.

Versuch mal mehr die positiven Dinge zu sehen.
Klar, das Leben ändert sich krass. Nichts ist mehr wie es war und das Ausmaß davon kann man sich vor dem ersten Kind nicht vorstellen, finde ich. Selbst wenn man es sich irgendwie vorgestellt hat, kann es auch immer wieder ganz anders sein in der Realität. Wenn sie so anhänglich sind, kann das auch ganz schön anstrengend sein. Aber die Zeit vergeht so schnell. Irgendwann sind sie groß und die Eltern peinlich.

Versuch die Zeit zu genießen und die schönen Momente, die es hoffentlich bei dir auch gibt, ganz besonders hervorzuheben.

So komme ich jedenfalls ganz gut durch ganz anstrengende Zeiten.

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Auch mein erster Gedanke war (Wochenbett)-Depression.

Aber es ist auch so, dass in unserer Gesellschaft einem immer noch das Mutter-Sein schwer gemacht wird.

Man wird mit so vielen Sachen alleine gelassen.
Viele Frauen geben ihr altes Leben komplett auf, wenn sie ein Kind bekommen.
Es ist ein harter Schnitt im Leben einer Frau. Alles ändert sich.
Soziale Kontakte, Arbeit, Hobbies etc. fallen weg.
Sie verbringen auch sehr viel Zeit alleine mit dem Baby.
Das kann leicht zu Überforderung und Depressionen führen.

Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen, dir Hilfe zu suchen. Bei einem Therapeuten, aber auch in deinem Umfeld.

Was ist mit Eltern / Schwiegereltern / Geschwistern...?
Können die dir vielleicht ein bisschen Unterstützung bieten?

Kann dein Mann das Kind 1-2 die Woche übernehmen, so dass du wieder mehr Zeit für dich hast und vielleicht einem Hobby nachgehen kannst?

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Deine Tochter ist gerade in einem sehr anstrengenden Alter.
Du hast keine Minute für dich, wenn sie wach und zuhause ist.
Verständlich, dass man da an seine Grenzen kommt.

Nimm jede Hilfe an, die du kriegen kannst. Vielleicht könntest du eine Leih-Oma oder eine Schülerin finden, die regelmäßig mit deinem Kind mit Buggy spazieren geht.

Ich kann dir versprechen, es werden bessere Zeiten kommen.
Deine Tochter wird verständiger werden, du kannst richtige Gespräche mit ihr führen. Du kannst später mit ihr coole Ausflüge machen und shoppen gehen, vielleicht ein gemeinsames Hobby betreiben, schöne Urlaube machen.
Deine Tochter wird sicher ein tolles großes Mädchen werden.
Halte durch !

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Vielleicht liegt’s auch am überzogenen Mütterkult in diesem Lande? Vielleicht lässt du den Anspruch einfach mal los, dass Mutterschaft mega glücklich machen muss? Man kann sein Kind trotzdem lieben und guck mal, du scheinst das zu tun, sonst hätteste sie schon längst an der Raststätte ausgegesetzt. Dauernörgelnde Kinder nerven halt und diese totale Fixierung auf Maasaaammmmmaaaaaaa dieser kleinen Stalker kann einen wirklich erdrücken.
Mir hilft es sehr, nicht zusätzlich auch noch ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich mal genervt bin und kein Dr. Oetker-Familienidyll hinbekomme.
Was tust du denn für dich? Also nur für dich? Was macht dich jenseits der Mutterrolle glücklich? Hol dir so viel davon wie es geht in dein Leben zurück. Das Kind geht nicht kaputt davon, wenn mal jemand anderes aufpasst, auch wenn es Zeter und Mordio schreit.
Ich liebe mein Kind und bin dennoch über jedes Stück Selbstständigkeit, das es erlangt, froh. Und ich bin auch sicher, später kein Empty Nest Syndrom zu entwickeln. Und ich finde das total in Ordnung so.

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Hier würde ich sehr zustimmen wollen. Mach dir nicht noch mehr Stress als es eh schon ist. Kinder sind extrem anstrengend. Und es kann schon auch sein, dass dir der Charakter deines Kindes oder auch einfach ihr Alter nicht so liegen. Ich bin absolut keine zufriedene Babymama. Ich mag Kinder so ab 2. Nur kommt man um die ersten zwei Jahre nicht so gut herum. Auch merke ich, dass unsere Große und ich charakterlich manchmal nicht so ganz kompatibel sind. Das fühlt sich manchmal doof an - weil wegen Ansprüchen und so - aber eigentlich ist das ja auch nicht so unwahrscheinlich, dass es so ist und ich liebe sie natürlich trotzdem und bin für sie da und kann auch ihre Stärken sehen, trotzdem...

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„ Auf ihr weinen & nörgeln reagiere seit ihrer Geburt extrem gereizt.“

Das kommt mir bekannt vor, wobei unser Baby insgesamt recht friedlich und entspannt war. Ich habe einige Monate Therapie gemacht und herausgefunden, dass der Trigger in meiner eigenen Kindheit liegt - wie so oft. Ich habe einige Methoden gelernt, ruhiger zu bleiben, was meistens geklappt hat. Manchmal nicht, darauf bin ich auch nicht stolz, aber im Großen und Ganzen habe ich mich im Griff. Jetzt ist sie sowieso älter und Weinen/Schreien kommt super selten vor.
Vielleicht hast Du wirklich eine Depression entwickelt. Ich empfehle Dir eine Gesprächstherapie 💚

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Was mir übrigens auch sehr geholfen hat, ist die Erkenntnis und Akzeptanz, dass es völlig NORMAL ist, dass Kinder nicht rund um die Uhr beste Laune haben. Wir Eltern heute haben ein übertriebenes Bedürfnis nach ständiger Perfektion, dazu gehört auch die ewig gute Laune. Wir fühlen uns schuldig und schlecht, wenn das Kind nicht glücklich zu sein scheint. Extreme Gefühle sind aber ganz normal und sollten nicht immer unterdrückt werden. Niemand ist perfekt und vor allem niemand ist ständig happy. Das ist menschlich.

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Du hast schon viele gute Ratschläge bekommen, ich möchte aber auch noch etwas anderes einwerfen. Es gibt einfach Menschen und ja auch Mütter (Vätern wird das ja öfter mal zugestanden) die können mit Babys und Kleinkindern wenig anfangen.
Ich gehöre dazu ich bin keine Babymama - ich hasse die Baby und Kleinkind Zeit! Wenn das Kind dann auch nicht Pflegeleicht ist....puh
Ab dem Alter von 3 Jahren wird es für mich schön!
Ich habe soviel geweint als mein großes Kind klein war. Highneed, anstrengend und kompliziert ohne Ende. Ich fand es schrecklich. Jetzt ist er 3 1/2 und es ist einfach nur toll und ich kann endlich das Mamasein genießen. Es war vorher einfach nur ein durchhalten.
Sollte also nichts ernstes wie eine Wochenbettdepression dahinter stecken kann es auch einfach das sein.

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Mir fallen heute zu sehr zu schnell folgende Begriffe:

- toxisch
- narzistisch-
- regretting motherhood

Es ist okay, wenn man als Mutter Fehler macht und nicht perfekt ist, so lange man das Kind nicht gefährdet. Es ist okay sich vergangene Zeiten von Freiheit und Selbstbestimmung zurückzuholen. Es ist nicht okay ständig sich im Selbstmitleid zu wälzen.

Was brauchst du? Mehr Freiraum? Mehr Unterstützung? Die größte Enttäuschung und der größte Reinfall ist, dass die Mutterschaft nicht rosig und voller Liebe ist, sondern dass man erstmal sich um Wesen kümmern muss, dem es egal ist, wie es dir geht, welches vollkommen abhängig von dir ist.

Wenn es nicht besser wird, dann macht den Rollentausch - der Vater kümmert sich mehr, du kümmerst dich mehr um das Einkommen. Mein Mann arbeitet Teilzeit, ich Vollzeit - früher war es mal umgekehrt. Dieser Rollentausch tut uns allen gut.

Sieh zu, dass du auch Dinge machst, die dich erfüllen...Hobbys, Kontakt zu anderen. Es hilft auch, wenn du dich mit Müttern und Kindern triffst, welche vieles entspannt sehen.