Hallo,
ich bin gerade ziemlich schockiert über eine Aussage meiner Tochter (fast 7).
Wir haben uns fürs Bett fertig gemacht und sie sagte aus heiterem Himmel zu mir: „Mama, ich hab zu dicke Beine um eine Ballerina zu sein.“ Ich fiel wirklich aus allen Wolken. Sie ist 1,29cm groß und wiegt 23,5kg. Von „zu dick“ kann also keine Rede sein.
Ballett tanzt sie seit ihrem 4. Geburtstag. Jetzt sagt sie mir, sie fühlt sich in der Ballettkleidung unwohl und ihre Beine seien viel zu dick.
Ich selbst bin seit der Pubertät schwer essgestört, zwar normalgewichtig, habe aber immer wieder mit Fressanfällen, emotionalem Essen und einer gestörten Körperwahrnehmung zu tun. Mein Selbstwertgefühl ist wenig ausgeprägt.
Ist mein Kind auf dem Weg, so zu werden wie ich? Woher kommen diese Gedanken? Wie gesagt, von dick oder übergewichtig ist sie weit entfernt… ich mache mir große Sorgen.
„Zu dick fürs Ballett“
Hast du sie denn gefragt, warum sie so denkt?
Ja, aber sie konnte es mir nicht genau sagen. Im Ballettsaal gibt es einen großen Spiegel und wenn sie sich darin sieht, findet sie ihre Beine zu dick.
Hm.mein hase deine Beine sind nicht dick sondern muskulös. Das kommt vom richtigen training und du brauchst das.Hat jemand was zu dir gesagt?
Vielleicht fühlt sie sich in ihrem aktuell Trikot unwohl und vielleicht es, wenn sie neue Kleidung bekommt. Nur als zusätzliche Maßnahme.
Ich war in dem alter auch in einer Tanzgruppe und ich hab mich ähnlich gefühlt.
Die anderen Kinder waren fast nur Haut und Knochen und ich doch etwas fester, dass ist mir erst durch den großen Spiegel so richtig bewusst geworden und ich hab mich unwohl gefühlt obwohl ich wirklich gut war.
Die Komemtare meiner Eltern, wie schön ich doch bin im Vergleich zu den anderen Kindern, die nur "Zahnstocher" als Beine haben, haben es auch nicht unbedingt besser gemacht.
Trotzdem bin ich nicht Essgestört geworden.
Mach dir nicht zuviele Sorgen.
Zwing sie nicht wenn sie kein Balett mehr machen möchte und schenk dem nicht zu viel Bedeutung. Wenn du merkst es betrückt sie noch, kannst du nochmal das Gespräch suchen oder wenn sie von selber nochmal mit dem Thema beginnt. Ich bin sicher du wirst empathisch und ruhig mit ihr darpber sprechen können.
Ich hab dann übrigens zur Hip-Hop-Tanzgruppe gewechselt. Da waren die Mädls vom Körperbau doch eher "sportlicher" gebaut und bunt gemischt und es machte mir auch viel mehr Spaß :)
Mit den Maßen ist das Kind doch schon nur nur Haut und Knochen! Unser Lütte hat die selben und steht deswegen unter ärztlicher Beobachtung!
Lt. Bmi ist sie im idealen Rahmen.
Bei Kindern ändert sich dass doch so schnell.
Man muss Probleme auch nicht künstlich erschaffen.
Mein Sohn ist vom Gewicht deutlich zu leicht.
Aber er ist fit, gesund und man sieht es ihm wirklich nicht an. Wenn ich erzähle, dass er "untergewichtig" ist, schauen uns alle verwirrt an, selbst im Sommer in der Badehose.
Unsre KiÄ ist total entspannt, genau wie ich, weil Körper nunmal verschieden sind.
Ach man, die arme kleine Maus.
Ich würde vielleicht mal mit ihrer Ballettlehrerin (oder -Lehrer) reden. Wenn die eigene Mutter einen „beschwichtigt“ nimmt man das ja als Kind manchmal nicht so ernst, wie von einer anderen Person 😅
Es wäre schade, wenn sie deswegen aufhört (und es ihr sonst Spaß macht!).
Andere Kleidung wäre vielleicht ein guter Punkt. Ansonsten - positive Bestärkungen durch Lehrer:in sind sicher nicht verkehrt.
Vordergründig sollte sie ja tanzen, weil es Spaß macht und das geht mit dünnen, normalen oder auch dicken Beinen.
Ich bin ja z.B. übergewichtig, nicht super sportlich und tänzerisch begabt schon grade gar nicht 😂😂 trotzdem mache ich meinen Kanga (und Tatsache, der große Spiegel nervt mich da auch manchmal, weil man sofort vergleicht 😜) und habe Spaß. Und versuche den Spiegel eben nur dafür zu nutzen, wofür er da hängt - um meine Haltung zu überprüfen bzw. die Lehrerin anzugucken, wie was zu machen ist 😊
Vielleicht kannst du das irgendwie vermitteln 🤷♀️
Wie ist denn eure Ballettschule/die Lehrer dort eingestellt? Eher "alte Schule" oder progressiv?
Als ehemalige Balletttänzerin muss ich leider sagen, dass im Ballett noch immer ein (unterbewusstes) "Belohnungssystem" fürs Dünn-sein gibt. Es gibt immer noch die Vorstellung vom perfekten Körper (keine Kurve, sehr schlank) und gerade in traditionellen Schulen gilt dieses häufig immer noch. Also solltest du deine Tochter auf jeden Fall ernst nehmen.
Was du tun kannst/sollest
-geh mit ihr neue Ballettsachen kaufen, sie sollte sich darin auf jeden Fall wohlfühlen
- mit ihren Lehrern sprechen, sie haben oft mehr Einfluss als Eltern, außerdem können sie die Gruppe sensiblisieren und mehr darauf achten
-zeig ihr Tänzerin in verschiedenen Größen und Körperformen, auf Anhieb fällt mir da Lizzy Howell ein, aber mit ein bisschen googlen finden sich da noch viele andere, damit sie sehen kann dass man keine Size Zero sein muss um wirklich gut tanzen können
Sollte das nichts bringen oder noch schlimmer werden, würde ich tatsächlich mal mit einem Arzt darüber sprechen und ggf. einen Therapeuten aufsuchen.
So, jetzt komme ich endlich dazu, zu antworten - die Tanzschule ist super, ich tanze dort bereits mehrere Jahre (allerdings kein Ballett, kenne aber alle Trainer:innen schon lange). Die Körperformen der Tänzerinnen und Tänzer spielen dort absolut keine Rolle, es gibt dort alle Körperformen.
Vielleicht hat sie von deiner Essstörung mehr mitbekommen, als du denkst. Meine Mutter hatte mich damals mit ihrem Schlankheitsfimmel in eine Essstörung getrieben.
Ich würde mit der Ballettlehrerin mal reden,ob da irgendjemand mal eine dumme Bemerkung hat fallen lassen.
Fühlt sich deine Tochter denn ansonsten wohl dort?
Leider ist es tatsächlich so, dass Kinder von essgestörten Müttern häufiger auch essgestört werden, als Kinder, die keine Essstörung in der Familie haben.
Ich will dir dadurch keinen Druck machen, da kannst du nichts dafür - es ist aber leider statistisch so.
Wie ist denn deine Essstörung jetzt?
Bekommt sie etwas davon mit?
Esst ihr gemeinsam am Tisch?
Isst du alles mit?
Das war auch mein Gedanke.
Liebe TE, hast du deine Probleme jemals selbst therapeutisch aufgearbeitet? Wenn nicht, ist jetzt ein guter Zeitpunkt. Ganz oft gibt man ganz unbewusst Dinge und Verhaltensweisen weiter.
Ich würde zum einen der Ballettschule auf den Zahn fühlen, wie die mit dem Körperwahn umgehen bzw ob der da herrscht, und Kontakt zu psychologin bzw Jugendsozialarbeiterin suchen. In dem Alter ist sowas mit ein paar Tipps oft gut in den Griff zu bekommen. je länger man wartet, umso mehr manifestiert es sich. Und Eltern die selber kein gutes Selbstwertgefühl haben können es oft nicht selber gut vermitteln. Ich kenne das Problem selber .
Alles Gute euch
Im Ballett gibt es nach wie vor das Schönheitsideal, dass man lange, dünne Beine haben und natürlich insgesamt sehr dünn sein muss. Erst letzte Woche habe ich eine Reportage über eine junge Balletttänzerin angeschaut, die mehrfache Weltmeisterin ist, aber nirgends ein Engagement bekommt, weil sie etwas kleiner ist, kürzere Beine hat und sie dadurch diesem elfenhaften Idealbild einer Ballerina nicht entspricht. Sie hat auch erzählt, dass sie negative Rückmeldungen bekam, als sie in der Pubertät Rundungen bekam.
Ballett ist jetzt nicht gerade der Sport, der für ein gesundes Körpergefühl sorgt. Andererseits denke ich nicht, dass deine Tochter professionell trainiert. Oder? Da dürfte die Figur doch kein Thema sein? Außer die Mädchen sprechen untereinander darüber oder sie hat vielleicht selber so eine Ballettreportage gesehen?
Ich würde meine Tochter ernst nehmen und mir darüber sprechen wie ungesund dieses Idealbild in der Ballettwelt ist und dass es Mädchen krank macht, anstatt dass die Freude am Tanz im Mittelpunkt steht.
Ich würde mir ihr ins Gespräch gehen. Da wirst du schon erfahren aus welcher Ecke diese Selbstwahrnehmung kommt.
Viele Grüße