Hallo.
Ich hatte letztens ein interessantes Gespräch mit einem befreundetem Pärchen. Er sagte, es gibt Sätze aus der Kindheit die einen heute noch ein schlechtes Gefühl geben.
Bei mit ist es:
Stell dich nicht so an.
Also könnte man sich auf der Stelle zusammenreißen und seine angst überwinden.
Und
Hör auf zu heulen.
Furchtbar, auch da die Frage, kann ein Kind so gut seine Emotionen kontrollieren?
Ich denke nicht.
Was ist es bei euch und warum?
Sätze, die euch wahnsinnig machen?
Wer sich ärgert, ärgert sich.
Das sagt mein Papa immer noch. Sicherlich ist es richtig, dass ich mir damit keinen Gefallen tue, wenn ich mich ärgere, aber hilfreich ist dieser Satz nicht.
Gleiches gilt für: Bleib mal locker.
Aaaahhh!!!
„Bleib mal locker!“ „Komm mal runter!“ oder „Schalt mal einen Gang zurück“ bring mich richtig auf die Palme und bewirkt genau das Gegenteil!
Bei mir ist es auch "stell dich nicht so an". Und 30 Jahre später kämpfe ich immernoch mit der inneren Stimme, die mir mit diesem Satz kommt. Eigene Kinder zu haben, hat mir aber sehr geholfen zu verstehen, dass das von meinen Eltern nicht okay war und ich auch mit mir selbst nicht so umgehen sollte. Wenn jemand anderes das sagt, reagiere ich sehr wütend.
Ich finde "Du bist egoistisch" oder "wenn du x nicht machst, bin ich traurig" auch ganz schlimm. Eigentlich alle Sätze, die mit emotionaler Erpressung arbeiten.
Interessant.
Bei mir ist es " Man muss immer sein bestes geben, dann ist es auch nicht so schlimm, wenn es nicht soo gut wird"
Irgendwie auch nett gemeint, aber nein, muss man nicht. Man darf sich auch mal auf Sparflamme durchwurschteln und die Nachmittagssonne genießen. Fällt mir heute noch schwer.
Und " ja, da musst du wissen, ob du das selbst verantworten kannst. Ich kann es dir nicht verbieten, aber gut ist es nicht."
Mein Favorit:
Darüber brauchen wir nicht diskutieren!
"Steiger dich da doch nicht so rein"
Hätte ich jedes Mal, wenn ich diesen Spruch gehört habe, ne Mark bekommen, hätte ich heute nen Haufen Geld. Sorry Mama, ADHS hat mich leider nicht gefragt, ob ich mich "da jetzt reinsteigern" möchte oder halt lieber nicht.
"Du schaffst das"
Und wenn nicht? Ist wahrscheinlich motivierend gemeint. Bei mir löst es nur total Druck aus es schaffen zu müssen.
Oh ja, das kenne ich. Am besten noch zusammen mit „Ich glaube an dich“.
Ja, es ist lieb und motivierend gemeint. Aber mir hält es es auch eher vor Augen wie enttäuscht die Person sein wird, wenn ich es nicht schaffe…
Da fragt man sich aber schon auch, welche Antwort denn gut wäre.
Auf „ahhhh ich habe Angst es zu vergeigen“ ist doch „Ich glaube an dich! Aber wenn es nicht klappt, bin ich genauso für dich da und hab dich „trotzdem“ lieb“ eine sehr feinfühlige Antwort.
Ich fände auch „Ich glaube an dich“ ohne Zusätze gut. Das impliziert doch nur, ich traue dir das theoretisch zu. Da wird nichts negatives gesagt, sondern maximal vom Gegenüber gehört, aus irgendwelchen persönlichen Gründen oder schlechten Erfahrungen heraus.
"Das ist/war nicht schlimm!"
"Nichts passiert."
Doch, für mich vielleicht nämlich schon.
Ja, das macht mich auch richtig wütend, vor allem wenn das einer zu meinem Kind sagt, wenn etwas passiert ist.
Ich merke, dass das ganz oft die Unsicherheit der Leute ist, weil sie etwas falsch gemacht haben, mit dem Weinen oder offensichtlichem Ausdruck von Schmerz nicht zurecht kommen,… Aber das regt mich dann richtig auf, wenn jemand meinem Kind abspricht Schmerzen zu haben. Ist sogar schon passiert obwohl das Kind geblutet hat. Ja nee Leute, ist nichts passiert. Klar doch. Hier fließt Blut. Da sollte ich euch mal sagen „Ist doch gar nichts passiert!“
Bei mir wäre das genau das Gegenteil. Ich habe früher oft Ärger bekommen, wenn mir etwas herunter fiel. Meine Eltern hatten phasenweise wenig Geld und da war eine kaputte Schüssel schon ein Drama. Das Problem war nur, dass mir das immer wieder passierte (auch heute noch - mindestens einmal im Monat fällt mir irgendetwas herunter beim Spülen etc. und geht kaputt) und es dann richtig Ärger gab, was dazu führte, dass ich immer gestresster wurde, wenn ich mal Geschirr in der Hand hatte.
"Ist doch nicht schlimm" wäre dann sehr tröstend gewesen und hätte den Stress minimiert.
Der Satz sagt für mich, dass man sich nicht erschrecken muss, keinen Ärger bekommt, sich nicht schämen muss, nichts Schlimmes gemacht hat (also: nicht die einzige Vase der verstorbenen Urgroßmutter zerdeppert hat) und man sich jetzt wieder etwas entspannen kann.
Ich würde das auch immer sagen, wenn jemandem etwas herunter fiele (auch Essen etc.), um einfach zu signalisieren, dass derjenige sich jetzt nicht schämen oder stressen muss, dass ich ihn dafür nicht verurteile oder, je nach Situation, dass man die Sachen (Essen etc.) auch ersetzen kann.
Andernfalls kann es ja passieren, dass jemandem etwas herunterfällt und der als Erstes panisch um sich schaut, ob er jetzt von allen um ihn herum verurteilt wird, sich total schämt, versucht, aus der Situation zu flüchten etc. "Das ist doch nicht schlimm" ist dann aus meiner Sicht erst mal eine Versicherung, dass ihn hier keiner verurteilt, ich zumindest nicht und er nicht alleine mit dem Missgeschick da steht.
Etwas anderes wäre es natürlich, wenn dem Kind das Lieblingsstofftier vom Schiff ins Wasser fällt oder so. Da muss man nicht sagen "das ist doch nicht schlimm" im Sinne von "heul nicht, war nur ein Stofftier".